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Veröffentlicht am 11.02.2023

Menschen mit besonderen Merkmalen als Attraktionen

Zirkus der Wunder
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Was waren das früher für Zeiten gewesen! Wies ein Mensch früher äußerlich etwas außergewöhnliche Merkmale, wie körperliche Einschränkungen, roten Augen oder sehr starken Haarwuchs auf, wurden diese zu ...

Was waren das früher für Zeiten gewesen! Wies ein Mensch früher äußerlich etwas außergewöhnliche Merkmale, wie körperliche Einschränkungen, roten Augen oder sehr starken Haarwuchs auf, wurden diese zu „Attraktionen“ erklärt. Möglichkeiten diese Attraktionen zu präsentieren waren die widerlichen Menschenschauen oder die Darbietung in einem Zirkus. Die Autorin schildert sehr bildgewaltig, aber auch unverblümt das Verhalten der Menschen in dieser Zeit. Der Zirkus der Wunder ist auch ein Zirkus von Trauer und Hoffnung.

In der Romanhandlung geht es um die junge Nell, welche aufgrund sehr vieler Muttermale von ihrem Vater als „Attraktion“ an den dubiosen und brutalen Zirkusinhaber Jasper verkauft wird. Dort soll sie eine der Hauptdarstellerinnen in „Jasper Jupiters Zirkus der Wunder“ werden. Jasper hat große Pläne und hofft nach vielen Stationen auf dem Land endlich in London den Durchbruch zu schaffen. Dabei ist ihm jedes Mittel recht. Wird es Nell gelingen den Spagat zwischen Schicksal und Hoffnung zu schaffen?

Die Hauptdarstellerin ist eine sehr schüchterne ängstliche Person. Ihr Hauptbeziehungspunkt ist ihr Bruder Charlie und sie ist das Opfer ihres Vaters. Doch entwickelt sich Nell im Laufe der Erzählung und erlangt mehr Selbstbewusstsein und Eigenverantwortung. Neben ihrem Bruder Charlie sind der Zirkusinhaber Jasper, sowie sein Bruder Toby als bedeutsame Nebencharaktere zu nennen. Jasper ist der Antiheld und ich entwickelte einen großen Groll auf seine narzisstische und Lebewesen feindliche Art. Toby ist der schüchterne grobmotorische Bruder, welcher unter Jasper leidet. Doch seine Liebe zu Nell gibt ihm Hoffnung aus dessen Schatten zu treten.

Die Handlung spielt im viktorianischen England im Jahr 1866 und ist somit sehr gut zeitlich einordbar. Lediglich am Ende des Romans erfolgt ein Zeitsprung, welcher aber keine Probleme für das Gesamtverständnis bringt. Der Schreibstil der Autorin ist episch, bildhaft und sehr gut lesbar. Die Übersetzung in das Deutsche ist sehr gut und lesefreundlich gelungen. Das unverblümte Darstellen des damaligen gesellschaftlichen Verständnisses gegenüber Menschen, welche nicht in die Norm gepasst haben, hat mir sehr gut gefallen. Die Grausamkeiten auch gegenüber den Tieren, welche oft nicht artgerecht gehalten wurden, empfand ich als Tierfreund schade, aber sehr real dargestellt. Tierschutz war damals kein großes Thema. Das Fazit ist positiv. Eine schöne, aber auch tragisch untermalte Geschichte über das Verhalten und Denken der Menschen haben mich sehr nachdenklich werden lassen. Ein Zirkus der Wunder welcher manchmal Träume, aber auch hin und wieder Schicksale verbirgt, welche die Zuschauer nicht wahrhaben wollen.

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Veröffentlicht am 11.02.2023

Weihnachten bei den Wunderfrauen

Die Wunderfrauen
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Die Wunderfrauen sind älter geworden, aber kein bisschen leiser und sie stehen immer noch füreinander ein. Auch der Weihnachtsroman um die Wunderfrauen konnte mich wieder überzeugen, allerdings ist es ...

Die Wunderfrauen sind älter geworden, aber kein bisschen leiser und sie stehen immer noch füreinander ein. Auch der Weihnachtsroman um die Wunderfrauen konnte mich wieder überzeugen, allerdings ist es ratsam, dass man die anderen Teile der Reihe gelesen hat, um die Rückblenden besser einordnen zu können.

Kurz vor Weihnachten ist bei den Wunderfrauen wieder allerhand los, diesmal wollen sie sich auf dem Hof von Luise und Marie treffen. Helga und Annabel machen sich somit auf den Weg an den Starnberger See. Luise hat sich mit ihrer Tochter gestritten und ist folglich nicht so in Weihnachtsstimmung. Ihre Tochter plant Weihnachten mit ihrer Familie in Berlin zu feiern, dabei ist sie doch hochschwanger und Luise hätte ihre Familie lieber um sich.

Annabel ist die Wunderfrau, die mich in diesem Band am meisten überrascht hat. Sie kommt mit einem sehr großen kriminellen Gespür-Sinn daher und ist maßgeblich an der Verhaftung eines Verbrechers beteiligt. Insgesamt ist der Roman recht kurzweilig, auch die Rückblenden in die Vergangenheit der Wunderfrauen ist gut gemacht, sodass man ich gerne an die vorherigen Bände erinnert.

Der Schreibstil der Autorin ist gewohnt flüssig, diesmal etwas mehr erzählend, teilweise hätte ich mir aktiver Szenen gewünscht und mehr Dialoge, um die Handlung lebendiger zu halten.

Der Aufbau ist wie bereits erwähnt nicht stringent und erfordert so eine hohe Aufmerksamkeit von der Leserschaft, um die einzelnen Passagen richtig einzuordnen. Eine Jahreszahl ist dabei dem Kapitel vorangestellt, allerdings gibt es auch zeitliche Brüche. Zudem wird der Roman wieder, wie auch die vorhergehenden abwechselnd aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Die Männer kommen in diesem Roman sehr kurz und fast ausschließlich als Nebenfiguren vor.

Insgesamt fand ich es nett zu erfahren, was aus den vier Freundinnen geworden ist, aber der Sprung in die 90er Jahre ist doch sehr groß und das Flair der vergangenen Bücher kam leider nicht auf.

Ein Abschluss- bzw. Ergänzungsband der nun den Kreis zur nächsten Generation schlägt. Für mich heißt es nun Abschied nehmen von Luise, Marie, Helga und Annabel. Ich freue mich auf die neue Reihe von Stephanie Schuster, welche März 2023 im Fischer Verlag erscheint. Diesmal spielt die Reihe auf zwei Zeitebenen und ich bin gespannt, was die Autorin aus dem Thema „Natur“ gemacht hat.

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Veröffentlicht am 11.02.2023

Ballard trifft den legendären Harry Bosch

Red Eye / Night Team
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Wer die Serie „Bosch“ auf Amazon kennt und liebt, wird auch mit diesem Fall zufrieden sein. Die direkte unkomplizierte Darstellung der Polizeiarbeit im sonnigen Kalifornien hat mir kurze Lesestunden beschert. ...

Wer die Serie „Bosch“ auf Amazon kennt und liebt, wird auch mit diesem Fall zufrieden sein. Die direkte unkomplizierte Darstellung der Polizeiarbeit im sonnigen Kalifornien hat mir kurze Lesestunden beschert. In der Geschichte geht es um die junge Polizistin Renée Ballard, welche in der Late-Show, der Nachtschicht des LAPD arbeitet. Sie wird dabei öfters für wenig spannende Delikte angerufen. Eines Abends trifft sie auf den legendären Ermittler Harry Bosch, welcher sich über eine nicht zurückgegebene „Tür-Karte des Polizeipräsidiums“ Eintritt in das Polizeigebäude verschafft hat. Bosch ist nicht mehr im Dienst, sondern arbeitet nebenberuflich für die San Fernando Police im Valley außerhalb der Stadt. Dabei wird Renée Ballard durch ein Gespräch mit Bosch auf einen Fall aufmerksam welcher bereits 9 Jahre zurückliegt. Bosch ist durch persönliche Verwicklungen an dem Fall interessiert. Die Frau, welche in diesem Fall ihre Tochter verloren hat, lebt bei Bosch zur Trauerbewältigung was für einige Verwirrungen sorgt. Ballard und Bosch vereinbaren eine Zusammenarbeit, welche sich gerade für Ballard nicht einfach gestaltet. Werden es Ballard und Bosch schaffen die Täterin oder den Täter zu stellen?

Renée Ballard ist eine selbstbewusste Frau, welche ihren eigenen Berufs- und Lebensweg geht. Sie weiß sich in der Männerwelt zu behaupten und hat eine sehr harte und manchmal unnahbare Außenwirkung auf Männer. Sie liebt es in Freiheit mit ihrem Hund zu leben und hat eine Affäre mit einem Surflehrer. Harry Bosch ist ein Typ mit Ecken und Kanten. Er war in seiner Zeit beim LAPD sehr angesehen und ist gerade wegen seiner oft unorthodoxen Arbeitsweise sehr bekannt. Bosch hat eine Tochter, welche weitestgehend selbständig lebt. Bosch arbeitet sehr akribisch und ist mit seiner Arbeit verheiratet. Aber er hat auch einen pathetischen Gerechtigkeitssinn, welcher ihn oft in Probleme bringt.

Der Aufbau der Story ist sehr stringent und wird nicht durch Zeitsprünge unterbrochen. Der Schreibstil des Autors ist flüssig, dialogorientiert und gut lesbar. Die Übersetzung in das Deutsche ist sehr leserfreundlich gelungen. Die Spannung der Handlung wird immer wieder gut unterbrochen und findet erst am Ende eine Auflösung. Gerade die auftauchenden Nebengeschichten tragen zur zusätzlichen kurzfristigen Spannung bei. Ich hätte mir aber noch mehr Handlungstiefe in manchen Passagen gewünscht. In einigen Teilen sind mir Tatbestände zu oberflächlich behandelt worden. Der Krimi richtet sich an alle Freunde von spannenden Geschichten und Anhänger von amerikanischen Storys. Das Fazit ist aber positiv. Spannend und sehr amerikanisch ist dieser Roman für kurzweilige Lesestunden und Anhänger der Figur Harry Bosch bestens geeignet.

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Veröffentlicht am 11.02.2023

Eiskalter Krimi

Eisflut 1784
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Ein harter Winter lässt das Rheinland erfrieren. Mit der Kälte der Temperaturen wird auch die Kälte der Menschen untereinander in diesem Roman sehr deutlich beschrieben. Sehr düster, spannend und historisch, ...

Ein harter Winter lässt das Rheinland erfrieren. Mit der Kälte der Temperaturen wird auch die Kälte der Menschen untereinander in diesem Roman sehr deutlich beschrieben. Sehr düster, spannend und historisch, nah an dem damaligen Lebens- und Brauchtumsverhältnissen, weiß dieser Roman die Leser zu fesseln.

In der Geschichte geht es um den Amtmann Henrik Venray, welcher in der Umgebung von Cöln auf eine Leiche stößt. Diese Leiche ist sehr entstellt worden, da Henrik als Amtmann standesrechtlich sowohl Polizeibeamter als auch Richter in einer Person ist, macht er sich auf die Suche nach den möglichen Tätern. Dabei macht er auch Bekanntschaft mit der Apothekerwitwe Anna-Maria Scheidt, welche sich gegen das Standesdenken der damaligen Zeit zu Wehr setzt. Im Laufe der Ermittlungen stößt Venray auf sehr interessante Entdeckungen und begibt sich in große Gefahr. Alsbald gibt es Hinweise, dass die vielen Eis- und Schneemassen zu schmelzen beginnen. Wird es Venray schaffen das Verbrechen aufzuklären oder wird die Natur alles zunichtemachen?

Der Hauptprotagonist ist ein sehr gebildeter und kampferprobter Mann und weiß seine Stellung in der Gesellschaft oft geschickt einzusetzen. Trotz allem ist er sich seiner Rolle bewusst. Er versucht Unrecht aufzuklären, was in einer Zeit wo Recht und Ordnung mehr an die jeweilige Stellung der Person, als an die Beweise geknüpft werden sehr schwierig ist. Als weitere wichtige Personen in dem Krimi sind neben der Apothekerwitwe Anna-Maria Scheidt, Niklas ein heimatloser 10-jähriger Junge, Johann Nepomuk Dupois, ein mächtiger Papiermanufakturbesitzer, Margot-Caroline Dupois seine Tochter und Hans Dupois sein Sohn zu nennen. Gerade Margot-Caroline macht im Laufe der Erzählung eine Wandlung durch was mir gut gefallen hat. Anna-Maria Scheidt ist für die damalige Zeit eine sehr selbstbewusste eigenständige Persönlichkeit und der Kampf gegen das damalige Standesdenken treibt sie sehr an.

Die Story ist in Köln und den angrenzenden Ortschaften des Jahres 1784 angesiedelt und demnach für die Leser gut nachvollziehbar. Die Sprache des Romans ist flüssig, historisch dem damaligen Sprachgebrauch gut angepasst und dialogorientiert. Gerade die sehr direkte und oft unverblümte Art passt meiner Meinung nach gut zu diesem zeitgeschichtlichen Kriminalroman. Auch die damaligen Nöte der Menschen mit ihrer Umwelt und den sehr schlechten Lebensverhältnissen werden gut dargestellt. Die Spannung der Erzählung entwickelt sich stetig und der Erzählfluss ist nicht durch kurzfristige Belanglosigkeiten unterbrochen. Auch war ich von der Umsetzung einer historischen Tatsache wie der Flut, eingebettet in eine fiktive Geschichte, sehr angetan gewesen. Das Fazit ist sehr positiv. Dramatisch und spannend erzählt taucht die Leserschaft ein in eine harte damalige Zeit und kann selbst entscheiden, ob es sich um einen Krimi oder ein Drama handelt. In jedem Fall lohnt es sich zu diesem Buch zu greifen.

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Veröffentlicht am 11.02.2023

Wohlfühlatmosphäre garantiert

Winterzauber in den Dünen
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Felicitas Kind hat einen wunderbaren Wohlfühlroman geschrieben, der die Advents- und Weihnachtsstimmung gut einfängt und dazu noch die Sehnsucht nach der Nordsee weckt.

Anja, eine junge Witwe, macht sich ...

Felicitas Kind hat einen wunderbaren Wohlfühlroman geschrieben, der die Advents- und Weihnachtsstimmung gut einfängt und dazu noch die Sehnsucht nach der Nordsee weckt.

Anja, eine junge Witwe, macht sich auf nach Juist, um dort die letzten Tage des Jahres zu verbringen. Sie trauert noch sehr um ihren verstorbenen Mann und nur die kleine Mieke schafft es sie aus ihrem Schneckenhaus herauszuholen. Die Unbeschwertheit und die Lebensfreude des kleinen Mädchens sind einfach ansteckend und lassen Anja ihren Kummer vergessen und neue Kraft finden.

So kommt es, dass sie ihrer Jugendliebe Thomas nach etlichen Jahren schreibt. Er ist Lehrer mit Leib und Seele, hat eine Scheidung hinter sich und muss miterleben, wie seine Söhne ihren eigenen Weg gehen und Weihnachten nicht mehr mit dem Vater verbringen wollen.

Für mich waren die feinfühligen und tiefsinnigen Nachrichten, die die beiden sich geschrieben haben, das absolute Highlight. Sehr gut führen uns die Autorinnen aber vor Augen, dass wir Menschen manchmal zu viel in eine Nachricht hineininterpretieren, als die Dinge offen anzusprechen. Aber am Ende siegt die Ehrlichkeit und die Offenheit.

Teilweise hätte ich mir noch ein wenig mehr Tiefe in der Handlung gewünscht, die Szenen waren doch sehr austauch- und vorhersehbar. Des Weiteren hätte ich mir eine tiefere charakterliche Darstellung zweier wichtiger Nebenfiguren gewünscht. Aber dies sind auch schon meine Kritikpunkte. Die Schauplätze sind gut beschrieben und auch die Eigenheiten des Schwarzwalds und von Juist kommen gut zum Tragen.

Der Aufbau des Romans ist stringent, kleinere Zeitsprünge sind vorhanden, diese fallen aber nicht weiter ins Gewicht. Der Schreibstil der Autorinnen ist angenehm zu lesen und man merkt keine Brüche. Auch für die geübten Vielleser ist ein Wechsel der Schriftstellerinnen innerhalb des Buches nicht zu erkennen. Hier waren wahrlich Profis am Werk.

Ein Roman für alle, die gerne heimelige Wohlfühlgeschichten lesen und sich zudem an die Nordsee träumen würden. Wer zusätzlich noch offen für die kleinen Wunder des Alltags ist, wird diesen Roman sicherlich mögen. Für mich ein schöner Roman, um mich auf die Advents- und Weihnachtszeit einzustimmen.

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