Was ist Realität, was Fiktion?
Ein Wort, um dich zu rettenWas treibt einen gefeiert Pulitzerpreisträger dazu, mit gerade mal 35 Jahren seine Autorenkarriere zu beenden und sich auf eine kleine Insel zurückzuziehen? Seit 20 Jahren lebt Nathan Fawles abgeschieden ...
Was treibt einen gefeiert Pulitzerpreisträger dazu, mit gerade mal 35 Jahren seine Autorenkarriere zu beenden und sich auf eine kleine Insel zurückzuziehen? Seit 20 Jahren lebt Nathan Fawles abgeschieden auf der Île Beaumont, ohne Internet und Handy. Gelegentlich läßt er sich im kleinen Örtchen blicken und hält einen Plausch mit den Bewohnern der Mittelmeerinsel. Diese behagliche Ruhe wird durchbrochen, als ein junger Schriftsteller dem Kultautor auf die Pelle rückt und auch vor Einbruch nicht zurückschreckt. Als die Journalistin Mathilde Monney auf der Insel eintrifft und dann auch noch eine Leiche gefunden wird, holt Fawles die Vergangenheit wieder ein.
Guillaume Musso gehört zu den erfolgreichsten Autoren Frankreichs. Dies war mein erster Roman von ihm. Das Buch las sich sehr gut, es ist flott geschrieben. Die Figur des einsamen Schriftstellers hat mir gefallen und war auch glaubwürdig dargestellt. Mathilde hingegen war mir zu konstruiert und mit dem jungen Schriftsteller Raphaël, der einen Großteil der Geschichte erzählt, konnte ich kaum etwas anfangen. Seine Figur war für mich extrem naiv und überzeichnet. Aber vielleicht war das auch gewollt. Musso spielt nämlich in diesem Roman mit dem Schriftstellerdasein, mit dem Schreibvorgang, ja mit dem Text selbst und das beginnt schon mit der Widmung. Es gibt Zeitungsberichte, einen Roman im Roman, der quasi seine eigene Geschichte erzählt und einen Epilog, in den Musso sich selbst in die Handlung hineinschreibt.
Da passt ein Zitat aus dem Buchdeckel wunderbar, Musso sagt: "Wenn ich schreibe, bin ich so sehr von meinen Figuren eingenommen, dass ich darüber fast vergesse, mein eigenes Leben zu leben. Und dieser innere Kampf zwischen Fiktion und Realität findet sich dann in meinen Romanen wieder ..."
Und so bleibt es den Lesenden am Ende nicht erspart, nochmal genau zu überlegen, was da eigentlich alles passiert ist. Gerade zum Schluss kommt es wirklich arg dicke. Insgesamt hat mich der Roman gut unterhalten, es war für mich nicht alles stimmig, aber durchaus spannend.