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Veröffentlicht am 25.09.2023

Spannender Kopenhagen-Krimi

Glutspur
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Bereits das mystisch gestaltete Cover weckt prickelnde Leselust.
Die ehemalige Polizistin Liv Jensen hat sich in Kopenhagen als Privatdetektivin selbstständig gemacht. Ein Freund aus ihrer Zeit bei der ...

Bereits das mystisch gestaltete Cover weckt prickelnde Leselust.
Die ehemalige Polizistin Liv Jensen hat sich in Kopenhagen als Privatdetektivin selbstständig gemacht. Ein Freund aus ihrer Zeit bei der Polizei bittet sie, im zurückliegenden Mordfall an einem Journalisten Nachforschungen anzustellen. Zufällig hat sie eine Wohnung im Haus von Hannah Leon gemietet, deren Bruder Daniel bei einem Freigang aus dem Gefängnis den Suizid gewählt hat. Beide treffen auf den iranischen Automechaniker Nima Ansari, der in einem weiteren Mordfall an einer Museumsangestellten unter Tatverdacht steht. Liv kommt mit ihren Nachforschungen zunächst kaum voran. Davon lässt sie sich jedoch nicht beirren und verfolgt immer neue Spuren. Bis sich für sie die Frage stellt, ob die drei Opfer, die sich offenbar nicht kannten, doch ein gemeinsames Geheimnis hatten. Die Ermittlungen führen Liv weit zurück in die Geschichte Dänemarks und zu einem düsteren Geheimnis, das sich bis in die Gegenwart auswirkt. Ihre Nachforschungen bringen nicht nur sie in Gefahr, auch Nima kommt dem Täter immer näher.

Vorliegend handelt es sich um den ersten Krimi, den ich von Katrine Engberg gelesen habe und es wird mit Sicherheit nicht mein letzter sein. Die Autorin versteht es von der ersten Seite an Spannung zu erzeugen. Der Leser befindet sich sofort mitten im Geschehen. In den einzelnen Kapiteln kommen die Hauptprotagonisten abwechselnd zu Wort und auch ihr Privatleben kommt nicht zu kurz. Die ehemalige Polizistin Liv ist nicht so resolut, wie sie gerne sein möchte. Das offenbart sich vor allem bei ihren Ermittlungen in Nordjütland, als in ihr sehr unangenehme Erinnerungen an Vorkommnisse in ihrer ehemaligen Dienststelle geweckt werden. Es war spannend, Liv auf ihrer Reise zu begleiten. Hannah, die nach einer gescheiterten Beziehung wieder bei ihrem Vater lebt, versucht ihren Bruder zu verstehen, was ihr nicht gelingt. Sehr berührt hat mich auch das Schicksal des vor brutaler Verfolgung aus dem Iran geflüchteten Nima, der in seiner neuen Heimat nicht richtig ankommt. Alle Handlungsstränge, die zu Beginn der Handlung scheinbar nichts miteinander zu tun haben, fügt die Autorin am Ende gekonnt zusammen. Es war erstaunlich zu lesen, was die Opfer miteinander verband. Katrine Engberg beherrscht es, ihre Leser auch ohne brutale Szenen zu fesseln. Ich vergebe für den Krimi fünf Sterne und spreche eine Kaufempfehlung aus.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.07.2023

Eine deutsch-englische Familiengeschichte

Porträt auf grüner Wandfarbe
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Im Jahr 1992 entdeckt die Übersetzerin Gwen in London Aufzeichnungen der jungen Ella, die in das Deutschland 1911 zurückführen. Anscheinend enthalten die Aufzeichnungen ein Geheimnis, das mit Gwens Großmutter ...

Im Jahr 1992 entdeckt die Übersetzerin Gwen in London Aufzeichnungen der jungen Ella, die in das Deutschland 1911 zurückführen. Anscheinend enthalten die Aufzeichnungen ein Geheimnis, das mit Gwens Großmutter sowie Ella zusammenhängt. Die roten Hefte führen Gwen auf eine spannende Zeitreise in die Vergangenheit, in das Schloss Elmau, nach München, Frankfurt, Berlin und Pommern. Die Tagebucheinträge umfassen die Zeit vom ersten über den zweiten Weltkrieg bis hinein in die Gegenwart. Gwen erfährt vieles aber doch nicht alles über Ella und ihre Großmutter  Ilsabé. Gemeinsam mit ihrer Tante Lilly und deren Freundin Lotte begibt sich Gwen auf eine Reise zu den Wurzeln ihrer Familie und einem großen Geheimnis.

Elisabeth Sandmann verwendet in ihrem sorgfältig recherchierten Roman klare Worte und beschreibt eindrucksvoll die Geschichte der beiden Freundinnen Ella und Ilsabé sowie deren Familien. Ella, aus einfachen Verhältnissen stammend, muss sich ihre Stellung im Leben hart erkämpfen. Die Autorin schildert sehr authentisch die Entschlossenheit Ellas ihr Leben zu ändern, was ihr auch gelingt. Im Gegensatz dazu steht die aus reichem, aristokratischen Hause kommende llsabé. Es war interessant zu lesen, wie die beiden ungleichen jungen Frauen Vertrauen und schließlich sogar Freundschaft zueinander fassten. Elisabeth Sandmann beschreibt einfühlsam das wechselhafte Schicksal ihrer Protagonisten, Gefühlsregungen und Geheimnisse kommen dabei nicht zu kurz. Die vielen unterschiedlichen Schauplätze und verschiedenen Zeitebenen steigern die Spannung zusätzlich. Protagonisten wie die willensstarke Ella, die warmherzige Pensionsbesitzerin Josefa und ihren bodenständigen Sohn Korbinian habe ich sofort ins Herz geschlossen. Zusätzlich zeichnet die Autorin eine ganze Reihe vielseitiger Protagonisten. Besonders interessant ist hierbei die Figur Gwen, die nicht nur ihre eigene Familiengeschichte erforscht, sondern aktiv mitgestaltet.
Was für ein faszinierendes Familien- und Zeitporträt, ein Roman der großen Gefühle! Ich vergebe fünf Sterne und spreche eine uneingeschränkte Kaufempfehlung aus.

  • Einzelne Kategorien
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  • Handlung
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Veröffentlicht am 25.05.2023

Vickis großer Traum

Das Mädchen im Zitronenhain
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Vicki wird mit ihrer Mutter und ihrem Bruder im Jahr 1944 aus dem zerbombten München nach Freising evakuiert. Als ihr Vater später aus dem Krieg zurückkehrt, zieht die Familie wieder zurück nach München. ...

Vicki wird mit ihrer Mutter und ihrem Bruder im Jahr 1944 aus dem zerbombten München nach Freising evakuiert. Als ihr Vater später aus dem Krieg zurückkehrt, zieht die Familie wieder zurück nach München. Vicki studiert Kunst und gewinnt 1955 anlässlich eines Kostümwettbewerbs eine Reise an den Gardasee ins Grand Hotel Fasano. Gemeinsam mit Freundin Waltraud begibt sie sich auf die Fahr nach Italien. Die Freundinnen sind vom Gardasee, der herrlichen Landschaft und dem etwas in die Jahre gekommenen Hotel begeistert. Noch mehr fühlt sich Vieki aber vom attraktiven Antonio, dem Sohn des Hotelbesitzers, angezogen. Daraus entwickelt sich in der Folge neben einer großen Liebe ein eifriger Plan.

Bereits das wunderbar gestaltete Cover versprüht mediterranes Flair und Lebenslust.
Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft, der Leser kann sofort in das Geschehen eintauchen. Antonia Brauer hat liebenswerte, überzeugende Charaktere dargestellt. Das Buch ist in zwei Erzählstränge gegliedert, Vergangenheit und Gegenwart wechseln einander ab. Der Beginn spiegelt das Grauen des zweiten Weltkrieges wider, sowie die Evakuierung Vickis, ihrer Mutter sowie ihres Bruders nach Freising. Schnell freunden sich die Geschwister mit anderen Kindern an und sind eifrig bestrebt, ihre Mutter bei der Beschaffung von Nahrungsmitteln zu unterstützen. Trotz des Ernstes der Situation sorgten die lustigen Einfälle und Streiche der Kinder bei mir für ein Schmunzeln. Die Autorin zeichnet nebenbei auch ein Gesellschaftsbild der späten 1950er Jahre, als Vicki sowie ihre Mutter sich dem Willen des Vaters unterordneten. Vor allem Vicki gelang es aber, dies mitunter zu umgehen.
Die Reise Vickis und Waltrauds an den Gardasee weckte Sehnsucht auf diese wunderbare Landschaft. Als Vicki dann Antonio kennen und lieben lernt, rundet dies die Erzählung gekonnt ab. Antonia Brauer hat die idyllische Atmosphäre des Gardasees geschickt mit dem Schicksal Viktorias verknüpft. Zudem ist der Roman einer wahren Geschichte nachempfunden, mit sehr emotionalen Worten. Es handelt sich keineswegs um einen einfachen Liebesroman, sondern um eine Geschichte, die durchaus zum Nachdenken über das Leben anregt. Ich vergebe für das Buch fünf Sterne und spreche eine Kaufempfehlung aus.

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Veröffentlicht am 15.05.2023

Weitreichende Folgen einer Erfindung

Das Licht im Rücken
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Wetzlar, im Jahr 1914, in den optischen Leitz-Werken entwickelt der Erfinder Oskar Barnack einen neuen, handlichen Fotoapparat. Die Leica erlangt schnell in der ganzen Welt Bekanntheit. Unter dem Sohn ...

Wetzlar, im Jahr 1914, in den optischen Leitz-Werken entwickelt der Erfinder Oskar Barnack einen neuen, handlichen Fotoapparat. Die Leica erlangt schnell in der ganzen Welt Bekanntheit. Unter dem Sohn des Werkgründers Ernst Leitz schreitet die Produktion der Kamera schnell voran. Die nächste Generation ist bereit, das Unternehmen zu führen. Dabei werden die Söhne der Tochter Elsie vorgezogen, obwohl diese Betriebswirtschaft studiert hat. Dann übernehmen in Deutschland die Nationalsozialisten die Macht und dem Demokraten Ernst Leitz droht die Enteignung. Es ist Elsie, die sich mit Mut dem unmenschlichen System entgegenstellt und dabei ihr Leben riskiert. Auch Dana und Milan, Kinder eines jüdischen Ladenbesitzers, dessen Geschäft geplündert wurde, sind in Lebensgefahr. Elsie und die Geschwister kennen sich, werden ihre Schicksale von der Leica mit bestimmt?

Sandra Lüpkes hat die historischen Gegebenheiten zu ihrem neuen Roman umfassend und detailgenau recherchiert, was sich in den Zeilen des Buches widerspiegelt. Mit ihrem flüssigen Schreibstil zieht die Autorin den Leser sofort in Bann. Sie hat ihre Erzählung in der hessischen Stadt Wetzlar angesiedelt, in der Zeit vor dem ersten bis nach dem zweiten Weltkrieg. Breiten Raum nimmt die Entwicklung einer neuen Kamera, der Leica, ein. Der Leser erfährt dabei einige technische Eigenschaften. Sandra Lüpkes hat vor allem mit Elsie, ihrem Vater Ernst, aber auch Mitarbeitern der Leica-Werke starke, entschlossene Charaktere geschaffen, die für ihre Ziele kämpfen. Das trifft besonders auf die Zeit des Nationalsozialismus zu. Ernst Leitz bleibt menschlich und stellt jüdische Mitarbeiter ein. Elsie hilft verfolgten Juden aktiv, stellt sich den Nazis entgegen und gerät in Gestapo-Haft. Ihre langjährige Freundin Julie hingegen wird in dieser Zeit zur Verräterin. Die Autorin hat ihre Figuren sehr authentisch dargestellt. Sie orientiert sich an realen Fakten und historischen Personen. Ernst Leitz, Tochter Elsie, weitere Familienangehörige sowie Julie haben tatsächlich gelebt. Fiktiv in die Erzählung wurde die jüdische Familie Gabriel und ihr Haus der Präsente eingeflochten. Das weitere Schicksal der Geschwister Dana und Milan hat die Entwicklung der Leica zu einem großen Teil bestimmt. Auch die in dieser Zeit geltenden gesellschaftlichen Normen fließen in den Roman ein. Obwohl Elsie ein volkswirtschaftliches und juristisches Studium erfolgreich abgeschlossen hat, bleibt ihr die Führung des Familienunternehmens verwehrt. Ihre Brüder werden ihr vorgezogen. Die Kapitel des Buches sind zu besseren Orientierung mit Jahreszahlen versehen. Ich vergebe für diesen fesselnden Roman fünf Sterne und spreche eine Kaufempfehlung aus.

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Veröffentlicht am 30.04.2023

Rosinenbomber über Berlin

Die Kinder der Luftbrücke
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Das schön gestaltete Cover mit den beiden begeisterten Kindern im Vordergrund stimmt perfekt auf das Buch ein.
Nora muss ihre Kinder Veronika und Jörg im Westteil Berlins im Jahr 1948 alleine versorgen, ...

Das schön gestaltete Cover mit den beiden begeisterten Kindern im Vordergrund stimmt perfekt auf das Buch ein.
Nora muss ihre Kinder Veronika und Jörg im Westteil Berlins im Jahr 1948 alleine versorgen, was zunehmend immer schwieriger wird. Die nötigsten Lebensmittel sind kaum zu bekommen, von Süßigkeiten können die Kinder nur träumen. Der Mann von Nora ist im Krieg vermisst, Mutter Else und Schwester Hanna leben mit in ihrer Wohnung. Dann findet Nora überraschend eine Stelle als Übersetzerin bei der US-Air Force. Kurz darauf wird Westberlin von den Sowjets abgeriegelt und die Versorgungslage verschärft sich nochmals drastisch. Als Antwort errichten die Alliierten eine Luftbrücke und versorgen die Westberliner auf diesem Wege mit dem Notwendigsten. Dabei lernt Nora den amerikanischen Piloten Matthew kennen und lieben.

Der neue Roman Juliana Weinbergs spielt im Berlin des Jahres 1948, zur Zeit der Blockade und der Luftbrücke. Sie zeichnet mit ihrer Erzählung ein bewegendes Zeitporträt. Das Buch hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt. Der Schreibstil ist flüssig, die Protagonisten sind sehr authentisch. Die Autorin spiegelt die dramatische Situation der Menschen zu dieser Zeit eindringlich wider. Ich konnte die Erleichterung Noras nachempfinden, als sie ihre neue Stelle antritt und wieder Geld verdient. Zudem findet sie unter ihren Kolleginnen mit Ella eine wahre Freundin. Leider bekommt sie die Feindschaft einer anderen Kollegin zu spüren, die ihre Beziehung zu Matthew mit Neid und Intrigen verfolgt. Auch Noras Mutter Else ist anfangs von der Beziehung ihrer Tochter zu dem amerikanischen Piloten nicht begeistert. Erst als sie ihn persönlich kennenlernt, ändert sie ihre Meinung. Noras liebenswerten, lebhaften Sohn Jörg habe ich sofort ins Herz geschlossen. Seine Freude einen Rosinenbomber aufzufangen, war spürbar. Dabei handelte es von den Piloten selbst gefertigte kleine, mit Süßigkeiten gefüllte Fallschirme. Für die an Entbehrungen gewöhnten Kinder Westberlins eine große Freude und sehr berührend von der Autorin beschrieben. Spürbar wird der Konflikt, in den Nora durch ihre Liebe zu Matthew gerät. Einerseits sind da ihr vermisster Mann und die Kinder. Andererseits liebt sie Matthew mehr als ihren sehr viel älteren Mann. Juliana Weinberg hat eine zu Herzen gehende Liebesgeschichte vor historischem Hintergrund geschaffen. Sie überzeugt durch ihre emotionale, bildhafte Erzählweise. Ich vergebe für das Buch fünf Sterne und spreche eine unbedingte Kaufempfehlung aus.

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