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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.09.2019

behaglich mit Spannung

Leichenschmaus im Herrenhaus (Bee Merryweather ermittelt 2)
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Ein wunderbarer, typischer Roman um Bee Merryweather, die als eine Miss Marple über Leichen stolpert und sich am Ende mal wieder in Lebensgefahr begibt.
Insgesamt ein harmloses Lesevergnügen, "cosy Krimi" ...

Ein wunderbarer, typischer Roman um Bee Merryweather, die als eine Miss Marple über Leichen stolpert und sich am Ende mal wieder in Lebensgefahr begibt.
Insgesamt ein harmloses Lesevergnügen, "cosy Krimi" - man liest behaglich, die Geschichte ist witzig, charmant und spannend genug, um dranbleiben zu wollen und gleichzeitig ideal für die schummrigen Stunden vor dem Zubettgehen.
Nette Figuren, manche etwas skurril, manche boshaft-freundlich, alle kann ich mir bildlich vorstellen und dieser schaurig-schöne Witwensitz am Ende des Parks ist ein Clou. Ebenso die aufkeimenden Beziehungen zwischen einigen langjährigen Dorfbewohnern, dem im Dienst Pilcher lesenden Dorfpolizisten und einigen anderen.

Gerne noch einen Roman von der Sorte

Veröffentlicht am 31.08.2019

Eindringlich

Der Himmel über Manhattan
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Ein fulminanter Roman über Liebe, Verlust, schwierige Familienverhältnisse und das Durchhalten. Alles spielt 1965 in New York. Alles dreht sich darum, wie man aus den Herausforderungen der Vergangenheit ...

Ein fulminanter Roman über Liebe, Verlust, schwierige Familienverhältnisse und das Durchhalten. Alles spielt 1965 in New York. Alles dreht sich darum, wie man aus den Herausforderungen der Vergangenheit genügend lernen kann, um gegen familiäre, zukünftige Probleme zu bestehen. Alleine dieser Ansatz ist schon respektabel, denn die Autorin setzte willensstarke Figuren ein.

Zwischen Gourmet-Tempel & Vergangenheit

Als ich den Klappentext las, dachte ich, ich hätte eine unseelig, dicke Schnulze erwischt. Tatsächlich ist die Geschichte unglaublich vielschichtig, dabei so verfasst, dass ich in ihr komplett versinken konnte. Da ist einerseits das Restaurant von Peter Rashkin, ein Gourmet-Tempel. Benannt nach seiner Frau, die in einem Konzentrationslager im Zweiten Weltkrieg ums Leben kam. Er selbst überlebte, spricht nicht über seine Vergangenheit. Dazu kommt irgendwann June, hübsch, nett und sie zieht ihn fast magisch an. Eigentlich eine Konstellation, wie sie so überhaupt nicht zusammen passt. Und Jenna Blum nimmt die knapp zwanzig Jahre zurückliegende Vergangenheit des Zweiten Weltkriegs mit hinein. Sie erörtert dessen Auswirkungen auf Familien und einzelne Menschen direkt und offen. Auch den Vietnamkrieg samt des Einsatzes von "Agent Orange" bringt sie mit zur Sprache. Lebensmittelknappheit, Hunger in der Vergangenheit versus Menschen, die freiwillig in den Städten der U.S.A. hungern, um schlank zu bleiben. Blum bringt Gegensätze in ihren Roman ein, wie ich es so noch nicht gelesen habe.

Veröffentlicht am 22.08.2019

Bodenständig

Bella Stella
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Essen hält Leib und Seele zusammen

Das gilt für diesen Roman bestimmt. Denn in Holstein beginnt alles in der Gutsküche, auch Stella lernte dort kochen. Lorenzo kocht ebenfalls gerne und ersinnt ständig ...

Essen hält Leib und Seele zusammen

Das gilt für diesen Roman bestimmt. Denn in Holstein beginnt alles in der Gutsküche, auch Stella lernte dort kochen. Lorenzo kocht ebenfalls gerne und ersinnt ständig neue Gerichte. Beiden zu eigen ist es aus wenig viel Leckeres zu zaubern. Zum Einen gab es damals kaum vernünftige Zutaten, zum anderen kommt gerade die italienische Küche mit wenigen, guten Zutaten aus. Beides vermengt sich so allmählich in diesem Lebensmittelgeschäft Anfang der Zwanziger Jahre.

Liebe geht durch den Magen

Gilt für vieles in diesem Roman. Aber in ganz unterschiedlichen Facetten. So wird aus der grauen Maus Stella ein ansehnlicher Schwan und aus dem verträumten Lorenzo ein kreativer Koch. Auch die anderen Nachbarn haben es zeitweise in sich und bieten einen Mikrokosmos, der zugleich viele gesellschaftliche Themen abbildet. Übrigens sind viele von ihnen heute immer noch aktuell.  Grundsätzlich bleibt die Geschichte bodenständig und gleichzeitig multikulturell. Migranten gab es immer schon und vieles von dem, was sie mitbrachten, veränderte vor Ort etwas. In diesem Fall dreht es sich ums Essen, aber auch um Gemeinsamkeiten und Offenheit.

Veröffentlicht am 14.08.2019

Vielschichtig mit starken Persönlichkeiten

Find mich da, wo Liebe ist
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Ein Roman um die Liebe und vor allem um eine Frau, Grace, die sich selbst findet. Er fängt angenehm an, der Roman. Man lernt Grace und David kennen, sie ledig und seit Jahrzehnten mit ihm zusammen. Er ...

Ein Roman um die Liebe und vor allem um eine Frau, Grace, die sich selbst findet. Er fängt angenehm an, der Roman. Man lernt Grace und David kennen, sie ledig und seit Jahrzehnten mit ihm zusammen. Er verheiratet und ab und zu seit zwanzig Jahren mit Grace liiert. Die Autorin schleicht sich an die kernigen Themen behutsam ran. Es ist zunächst keine einfach zu lesende Geschichte. Und sie ist weit vielschichtiger als gedacht. Das lässt Harris immer wieder einfließen:

Persönlichkeiten begleiten Grace

Neben Grace gibt es noch die begabte Nadia und Mr. Williams. Grace ist Instrumentenbauerin und hat vorher etwas ganz anderes gelernt, dass sie perfekt beherrscht. Aber auch das ist mit einem Makel behaftet. Zumindest glaubt sie das, denn sie nimmt die Worte, mit denen ihr Ausbilder sie damals entlassen hat, immer noch ernst. In der Perspektive früherer Kollegen waren sie nie wahr. Aber, und das merkt man rasch, sie trägt seither eine spezielle Blockade mit sich herum. Welche und wie sie gelöst wird, erfährt man so nach und nach. Harris schürft ihre Figur förmlich frei. Schicht um Schicht erfährt man wie Grace tickt und was sie charakterlich und beruflich ausmacht. Das ist sehr ansprechend und lädt zum Versinken in die Geschichte ein. 

Die quirlige Nadia spielt Geige, hilft in Grace Laden aus und spart nicht mit ihren Kommentaren über den Lebensstil, vor allem diese Affäre mit David. Mr. Williams ist erst eine schwache und später eine starke Nebenfigur. Er wuchs mir richtig ans Leserinnenherz Er ist sozusagen der Retter in der Not, aber nicht nur. 

Veröffentlicht am 20.07.2019

Packend und stark

Das goldene Palais
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Die Familie Goldbaum erinnert irgendwie an die Rothschilds Der Roman beginnt stark, es werden besonders die Hauptfigur Greta, aber auch ihr Bruder Otto und späterer Gatte Albert beleuchtet. Größtenteils ...

Die Familie Goldbaum erinnert irgendwie an die Rothschilds Der Roman beginnt stark, es werden besonders die Hauptfigur Greta, aber auch ihr Bruder Otto und späterer Gatte Albert beleuchtet. Größtenteils dreht es sich um das Bankhaus, das nur deswegen so groß ist, weil die verschiedenen Zweige der Familie so vernetzt mit- und untereinander sind. Mit beleuchtet wird ab dem zweiten Drittel zunehmen die unterschwellige Position als jüdisches Bankhaus. Dabei kommen auch historische Fakten auf den Tisch, immer wieder wie nebenbei unterfüttern sie die Story.

Stark besonders in den ersten zwei Dritteln des Buches, danach nimmt der Erste Weltkrieg gefühlt das Heft in die Hand. Und man verliert Greta ein wenig aus dem Blick. Abgesehen davon erscheinen die zuletzt beschriebenen Ereignisse eher trivial. Denn alles andere wird blass und davon profitiert der Roman an sich überhaupt nicht. Das Ende kommt ziemlich abrupt und ist zwar verständlich und anrührend. Es bleibt eine kleine Leere bei mir zurück und die Frage, ob es das jetzt war oder ob noch ein zweiter Teil folgen wird?

Der Schreibstil ist hervorragend von Anfang bis Ende. Der Erzählstil ist locker, lässt Lesenden genügend Raum, um selbst mitzudenken und verzichtet auf überflüssiges Geschwurbel. Ich konnte mir die Personen gut vor dem inneren Auge vorstellen ebenso ihre Handlungsweisen. Es gibt immer Unterschiede, je nachdem welcher Familienzweig gerade besucht wird - ob in Wien, Paris oder London - jedes Mal fließt das typische des jeweiligen Landes mit hinein. Sei es im Umgang mit Juden speziell oder von der Lebensart her. Das macht diesen Roman neben der eigenwilligen Hauptperson Greta sehr besonders.