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Veröffentlicht am 17.11.2016

Traurig

Irgendwann werden wir uns alles erzählen
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Maria liebt Johannes, die erste große Liebe. Maria ist sechzehn und die Mauer ist gerade erst gefallen. Für die Menschen im Osten wird vieles anders, aber zunächst bleibt alles stehen.

Eine trügerische ...

Maria liebt Johannes, die erste große Liebe. Maria ist sechzehn und die Mauer ist gerade erst gefallen. Für die Menschen im Osten wird vieles anders, aber zunächst bleibt alles stehen.

Eine trügerische Ruhe legt sich über das Land und die Menschen, doch in dem Dorf in dem Maria aufwuchs war noch nie besonders viel los.

Dinge, die sie vorher nie tun konnte, Plätze an die sie nie hätte fahren können, sind nun plötzlich ganz nah und trotzdem zieht es sie nicht in die Ferne sondern in die Arme eines anderen Mannes den sie schon lange kennt.

Das Buch spielt im ersten Jahr nach dem Mauerfall, genau genommen bis zur Wiedervereinigung.

Maria ist mehr oder weniger mit Johannes auf den Hof seiner Eltern gezogen, geredet haben sie darüber nicht, aber von den Erwachsenen schneidet auch niemand das Thema an. Maria scheint irgendwie verloren. Sie sucht eine Familie und findet scheinbar Anschluss bei Johannes’ Eltern und auf deren Hof.

Auch als Maria aufhört zur Schule zu gehen, fühlt sich niemand verantwortlich, nicht einmal die eigene Mutter, die Maria noch sporadisch besucht. Der Vater hat sich in die Sowjetunion abgesetzt und wird wieder heiraten – ein Mädchen nur 2 Jahre älter als Maria.

Maria lässt sich treiben, sie hilft an manchen Tagen tüchtig am Hof mit, um an anderen Tagen gänzlich in Büchern zu versinken. Aber auch das kümmert niemanden so wirklich, alle Menschen am Hof haben ihre eigenen Probleme und Geheimnisse.

Auf der Suche nach Anschluss und auch nach dem Vater, den sie nie wirklich hatte, gerät sie an Henner. Dieser hat aber mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen. Langsam kommt Maria, Henner näher. Henner der auf dem benachbarten Hof wohnt und mehr als dreißig Jahre älter ist als sie. Sie beginnen eine seltsame Beziehung, heimlich, sündig und trotz allem fühlt es sich richtig an.

Über das ganze Buch hinweg erhält die Autorin eine seltsame Mischung aus einer melancholischen Melodie und dem Duft von Heu. Was als Jugendbuch beginnt, zeigt schon nach wenigen Kapiteln, dass es das mit absoluter Sicherheit nicht ist, ein schneller Jugendroman.

Die Protagonistin ist auf mehreren Ebenen verloren, um ihre Kindheit betrogen, von den Eltern vernachlässigt sucht sich nach Vorbildfiguren und nach Ansprache, wird aber nur mit der Menschlichkeit und der Fehlbarkeit ihrer Umgebung konfrontiert. Ein Mann der um so viele Jahre älter ist als sie, wird ihr gleichsam zum Geliebten und zur Vaterfigur.

Obwohl schnell deutlich wird, dass Henner das Mädchen vor allem in körperlicher Hinsicht bei weitem überfordert, lässt er nicht ab von ihr, aber nicht aus eigenem ordinären triebhaften Verhalten sondern aus lang angesammelter Verzweiflung und Angst vor der Einsamkeit und dem Alleinsein.

Dieses Buch hat so viele Gefühle in mir ausgelöst, da war alles vorhanden, Wärme, Liebe, Angst, Trauer, Abscheu, Missgunst, Neid, Hoffen und Bangen.

Derzeit mein absoluter Jahresfavorit 2011.

Veröffentlicht am 17.11.2016

Lädt zum Träumen ein

Zeitenzauber
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Als Anna wieder zu sich kommt ist es finstere Nacht und bei genauerer Betrachtung hat sich in Venedig einiges verändert. Sie ist im Jahr 1499 gelandet. Doch noch bevor Anna diesen Schock verdauen kann, ...

Als Anna wieder zu sich kommt ist es finstere Nacht und bei genauerer Betrachtung hat sich in Venedig einiges verändert. Sie ist im Jahr 1499 gelandet. Doch noch bevor Anna diesen Schock verdauen kann, ist sie schon mitten drin im Abenteuer.

Sebastiano, der Anna in die Gondel zog ist ein Zeitreisender und zunächst wenig interessiert an Anna’s Problemen und vor allem ihrem drängenden Wunsch – wieder nach hause zu kommen. Schon bald aber stellt sich heraus, dass nicht nur Anna Sebastiano braucht sondern auch Sebastiano auf Anna angewiesen ist.

Im finsteren Venedig des 15. Jahrhunderts müssen die beiden so manches gefährliche Abenteuer bestehen und ihre Rückkehr ins Jahr 2009 scheint alles andere als gewiss.

Zeitenzauber ist ein Buch, das sich mühelos in einer fernen Vergangenheit bewegt ohne dabei verstaubt oder langweilig zu wirken.

Eva Völler haucht allen Charakteren glaubwürdig Leben ein und schon bald tauchen die LeserInnen ganz ein in ein längst vergangenes Venedig. Anna ist ein modernes junges Mädchen, das sich in der Vergangenheit nicht unterkriegen lässt und deren Verstand auch nicht vernebelt wenn sie ein ernstes Wort mit ihrem Herzbuben spricht.

Ich habe mich beim Lesen lebhaft an meine beiden Aufenthalte in Venedig erinnert und bin dabei ganz schnell ins Träumen gekommen.

Insgesamt ist Zeitenzauber ein schnell gelesenes Buch, dass zum Lachen bringt aber auch spannend und mitreißend ist.

Veröffentlicht am 17.11.2016

Mutter - Tochter - Beziehung

Morgen bist du noch da
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Lio hat sich von ihrer Mutter gelöst – mehr noch – befreit. Sobald sie volljährig wurde, hat sie Köln und die mütterliche Enge verlassen und sich in Berlin auf eigene Faust durchgeschlagen.

Heute ist ...

Lio hat sich von ihrer Mutter gelöst – mehr noch – befreit. Sobald sie volljährig wurde, hat sie Köln und die mütterliche Enge verlassen und sich in Berlin auf eigene Faust durchgeschlagen.

Heute ist sie 42 und als Künstlerin endlich soweit, dass ihre Werke in namhaften Galerien ausgestellt werden. Zur Präsentation ihres aktuellen Projekts lädt sie ihre Mutter ein, auch weil sie sich mehr als zwei Jahre lang nicht gesehen haben. Vor allem aber weil Lio die Ungewissheit um ihre Herkunft nicht länger erträgt.

Am Morgen vor Ausstellungseröffnung findet Lio heraus, dass sie schwanger ist. Ungewollt. Von einem verheiratetem Mann.

Die Ausstellung ist kontroversiell, Lio ist Feministin und provoziert mit ihrer Kunst. Ihre Mutter scheint vor den Kopf gestoßen, müht sich aber um Harmonie als die beiden Frauen aufeinander treffen. Lio aber ist voller Wut und Ungeduld, wieder konfrontiert sie ihre Mutter mit der Frage nach ihrem Vater. Diese weicht aus, verlässt die Ausstellung. Was Lio nicht weiß, noch auf dem Heimweg erleidet die alte Dame einen Schlaganfall.

Am Krankenbett findet Lio ihre Mutter – der Sprache beraubt. Mit einem Schlag wird ihr bewusst, dass sie beinahe nichts über die Mutter, deren Vergangenheit aber auch kaum etwas über ihre eigene Geschichte weiß und nun womöglich nie erfahren wird. Sie fährt nach Köln um Unterlagen für das Krankenhaus und Kleidung für die Mutter zu holen.

In der engen Mietwohnung angekommen, die ihr 18 Jahre ihres Lebens mehr wie ein Gefängnis schien, beginnt sie nach Hinweisen zu suchen. Lio will endlich Licht in den tiefen Graben bringen, der die Mutter und sie trennt.

Der Roman ist aus zwei Perspektiven erzählt. Kapitelweise wechseln sich Lio’s Erlebnisse mit denen eines Mädchens und später Frau ab, die in den Wirren während und nach dem 2. Weltkrieg aufwächst. Während Lio immer weiter in ihre unbekannte Vergangenheit vordringt, erfahren die LeserInnen auch mehr über das Schicksal des Mädchens und schließlich verweben sich die Geschichten der beiden Frauen auf untrennbare Weise.

Ich habe „Morgen bist du noch da“ in wenigen Tagen durch gehabt, es war ein Buch, dass mich nicht mehr losließ, trotzdem musste ich an manchen Stelle inne halten und mit dem Lesen aufhören. Abgründe menschlicher Traumata taten sich vor mir auf.

Ich habe oft auch an einige meiner Verwandten gedacht, die den zweiten Weltkrieg mit erlebt haben und mir davon erzählten. Von EDIT (05.01.12) dem Juden, den sie im Heustadl versteckt hielten, von der Angst, die meine Großmutter vor den Russen hatte, die ihren späteren Mann ins Exil in die Gefangenschaft schickten. Ein Krieg bringt immer nur Verlierer hervor. (Habe noch mal bei meiner Mutter nachgefragt, es war ein Jude der einige Zeit bei meiner Familie unterkam)

Ich hatte mir eine gänzlich andere Geschichte nach der Leseprobe erwartet und war sehr positiv überrascht, denn ich rechnete eher mit einer seichten Frauengeschichte. Genau das Gegenteil war der Fall – komplex und schonungslos zeigt die Autorin wie menschliche Fehler und Schwächen andere verletzen, dass einmal getroffene Entscheidungen weitreichende, manchmal sogar unwiderrufliche Folgen haben können und zeichnet dabei lebendige und glaubwürdige Charaktere, dies gelingt ihr vor allem weil sie auf eine typische Täter/Opfer Verteilung verzichtet.

Das vielleicht zu warme, harmonische Ende sei verziehen, es versöhnt ein wenig mit dem tragischen Schicksal aller Beteiligten.

Für mich ein absoluter Goldgriff!

Veröffentlicht am 17.11.2016

Was für ein Buch!

Elbenthal-Saga Die Hüterin Midgards
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In der Nacht ihres 17. Geburtstages gerät Svenyas’ Leben aus den Fugen. Seit drei Jahren lebt sie auf den Straßen Dresdens. Anstatt sich mit einer Nacht mit Dach über dem Kopf in einem Hotelzimmer zu belohnen, ...

In der Nacht ihres 17. Geburtstages gerät Svenyas’ Leben aus den Fugen. Seit drei Jahren lebt sie auf den Straßen Dresdens. Anstatt sich mit einer Nacht mit Dach über dem Kopf in einem Hotelzimmer zu belohnen, findet sich Svenya auf der Flucht vor einem überdimensionalen Wolf wieder. Kaum glaubt sie, das Tier abgehängt zu haben tauchen vor ihr weitere seltsame Wesen auf – Elben, Mannwölfe. Sie alle scheinen ein starkes Interesse an Svenya zu haben und sie nennen sie „Schwanenprinzessin“.

Um sie herum entbrennt ein wilder Kampf voller Magie, doch Svenya hat keine Lust darauf zu warten, wie der Kampf ausgeht und welcher Seite sie in die Hände fällt. Sie nimmt erneut die Beine in die Hand und flieht.

Laurin – ein Dunkelelb heftet sich an ihre Fersen, mit knapper Not entgeht sie ihm, nur um dem Lichtelb Hagen und seinen Leuten schließlich in die Hände zu fallen.

Hagen bringt sie in eine Feste unter den Straßen von Dresden. Er erklärt ihr, dass die letzten Lichtelben sich dort in Stellung gebracht haben um die Welt der Menschen – „Midgard“ vor den Dunkelelben zu schützen. Außerdem ist Svenya die Auserwählte, die Hüterin Midgards.

Svenya glaubt Hagen kein Wort, vielmehr glaubt sie pervertierten Neureichen in die Hände gefallen zu sein und sucht erneut ihr Heil in der Flucht. Doch aus der unterirdischen Festung kann sie so leicht nicht entfliehen und Hagen demonstriert ihr bildhaft ihre eigenen neugewonnen Kräfte.

Svenya ist also eine Elbenprinzessin, ihre Kräfte sind mit ihrem 17. Geburtstag erwacht und mangels vieler Optionen fügt sich Svenya zunächst in ihr Schicksal und bleibt bei den Elben.

Diese beginnen sogleich mit Svenya’s Ausbildung zur Hüterin und spornen sie ehrgeizig zu Höchstleistungen an.

Doch genau wie Svenya’s Vergangenheit, liegt ihre Zukunft im Dunklen. Ihre neu erwachten Kräfte sind ihr fremd, die Aussicht auf ein ewiges Leben erschreckend und die Erwartungen, die das Volk der Lichtelben in sie setzen erdrückend.

Ich bin mit wenigen Erwartungen an dieses Buch herangegangen. Umso mehr überraschten mich die Wendungen der Geschichte, die Komplexität der Charaktere und die stimmige Welt in der sie sich bewegen.

Svenya auserwählt oder nicht, dringt in eine ihr völlig fremde Gesellschaft ein und wo ihr an der Oberfläche Respekt und Ehrerbietung entgegengebracht wird, brodeln im Verborgenen Neid und Geringschätzung.

Sie ist ein Fremdkörper unter den Elben und es war erfrischend und glaubwürdig Svenya an den elbischen Anforderungen scheitern zu sehen

Doch Svenya findet zu sich und damit auch zu ihrer Kraft und dass weniger aufgrund der Tatsache, dass sie die Auserwählte ist, sondern weil sie aus ihren Fehlern lernt und beginnt an sich selbst zu glauben.

Packend von der ersten bis zu letzten Seite! Ich mochte das Buch schließlich gar nicht aus der Hand legen und hoffe die Wartezeit bis zu Teil 2 ist nicht all zu lang.

Veröffentlicht am 17.11.2016

Zurück ins Jugendalter

Mücke im März
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Und hier meine schriftliche Meinung:
Mücke ist 15 und zum ersten Mal verliebt. Zuhause erzählt sie davon zunächst nichts, denn ihr Vater hat genug Sorgen mit der Demenzerkrankung ihrer Mutter und ihr kleiner ...

Und hier meine schriftliche Meinung:
Mücke ist 15 und zum ersten Mal verliebt. Zuhause erzählt sie davon zunächst nichts, denn ihr Vater hat genug Sorgen mit der Demenzerkrankung ihrer Mutter und ihr kleiner Bruder Jan kommt als Gesprächspartner noch nicht in Frage.

Mücke hält den Kopf oben, sie lernt für die Schule, gibt sich locker und lustig unter Freundinnen, kommt Yurik langsam näher – aber in ihrem Herzen wird ihr immer schwerer zu Mute.

Sie denkt oft an die Mutter und wie sie vor ihrer Erkankung war, an die Gespräche, an die Streits die sie geführt haben und je mehr Mücke darüber nachdenkt um so einsamer fühlt sie sich.

„Mücke im März“ ist ein Jugendroman, der tiefsinnig ist ohne zu beschweren, der leichtfüßig ist, ohne oberflächlich zu sein. Eine Geschichte, die tief bewegt und berührt ohne traurig zu machen. Melancholie weicht Hoffnung und das macht das Lesegefühl ganz besonders.

Die Charaktere verhalten sich „echt“, Mücke ist fünfzehn und hat nicht nur mit ihrem Umfeld sondern vor allem mit sich selbst und dem Wirrwarr ihrer Gefühle zu kämpfen. Genauso wie Yurik, ist sie manchmal unsicher, zornig, wütend, romantisch, verletzlich – und nicht selten alles zusammen.

Ich habe mich während des Lesens lebhaft an meine Schulzeit erinnert, an meine erste Liebe, ich hatte sogar plötzlich den Duft des Sommers 1995 in der Nase.

Ein wunderschönes Buch – nicht nur für Jugendliche.