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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.09.2021

Eine Mücke in Bernstein

Fast hell
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Alexander Osang erzählt die Geschichte von Uwe, den er für ein Interview auf eine Schiffsreise nach Sankt Petersburg begleitet hat, und streift dabei immer wieder seine eigenen Erinnerungen.
Einiges davon ...

Alexander Osang erzählt die Geschichte von Uwe, den er für ein Interview auf eine Schiffsreise nach Sankt Petersburg begleitet hat, und streift dabei immer wieder seine eigenen Erinnerungen.
Einiges davon kam mir sehr bekannt vor, hatte er doch die Suche nach einer angeblichen Stasivergangenheit bereits im Roman „Die Nachrichten“ verarbeitet. Anderes wirkte diffus im Wirrwarr der Anekdoten.
Gut gefallen hat mir die Auseinandersetzung mit der ostdeutschen Identität, die an vielen Stellen ihre speziellen Spuren hinterlassen hat und ihn einer aussterbenden Art zuordnet. „Eine Mücke in Bernstein, ein Mauerstückchen in einer Vitrine, von dem irgendwann niemand mehr wusste, was es eigentlich war und warum er es solange aufgehoben hatte.“
Osang kann schreiben, klare Sache. Hätte er weniger Abzweigungen vom Haupthandlungsstrang eingebaut, hätte ich das Buch wohl noch etwas mehr genossen.

Veröffentlicht am 22.08.2021

Familientragödie

Die Überlebenden
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Drei Brüder kehren an das Haus am See zurück, in dem sie ihre Kindheit verbracht haben, weil ihre Mutter gestorben ist. Eine Familientragödie drängt sich durch ihr Schweigen an die Oberfläche. „Es ist, ...

Drei Brüder kehren an das Haus am See zurück, in dem sie ihre Kindheit verbracht haben, weil ihre Mutter gestorben ist. Eine Familientragödie drängt sich durch ihr Schweigen an die Oberfläche. „Es ist, als würde ein Teil von mir sagen, dass ich zu Hause bin. Und ein anderer Teil brüllt: Lauf weg!“
Die Handlung wird in zwei Zeitebenen erzählt, die sich - eine vorwärts, eine rückwärts - aufeinander zubewegen. Wir lernen die Familie in kleinen Episoden kennen, die zwischen Harmonie und Grausamkeit schwanken.
Ich weiß die besondere Machart zu schätzen, konnte die Sprache aber weniger als erwartet genießen. Zudem wirkte so mancher Erzählstrang auf mich verwirrend, was das Eintauchen in die Geschichte erschwerte; auch die Charaktere blieben mir relativ fremd. Dadurch wurde mein Lesevergnügen etwas getrübt.

Veröffentlicht am 24.07.2021

Pascal und Picasso

Fälschung à la Provence
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In “Fälschung à la Provence”, seinem dritten Fall, beschäftigt sich Pascal Chevrier mit Morden in der Kunstszene. Die Spur führt von der Picasso-Ausstellung über die Galeristen der Gegend.
Das Schöne an ...

In “Fälschung à la Provence”, seinem dritten Fall, beschäftigt sich Pascal Chevrier mit Morden in der Kunstszene. Die Spur führt von der Picasso-Ausstellung über die Galeristen der Gegend.
Das Schöne an dieser Reihe ist, dass sich auch das Umfeld des Polizisten weiterentwickelt und wir alte Bekannte, wie den grummeligen Bürgermeister, die charmante Polizistin und die Tochter wiedertreffen. Man könnte dieses Mal fast behaupten, dass das Drumherum mehr Raum einnimmt als der eigentliche Fall, so viele Restaurantbesuche wie hier erwähnt werden. “Pascal freute sich auf eine Stunde, in der es nicht mehr um grausame Mordwaffen ging, sondern um Trüffel und um das gute Leben in der Provence.”
Mir gefallen der Schreibstil und atmosphärische Vermittlung der südfranzösischen Lebensart. Allerdings lässt dieser Teil etwas von der Originalität seiner Vorgänger missen und konnte mich mit der Auflösung nicht vollends überzeugen. Ich hoffe, die Fortsetzung renkt mein kleines Störgefühl wieder ein.

Veröffentlicht am 04.07.2021

Fünf Freundinnen

Heldinnen werden wir dennoch sein
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Vier (von ursprünglich fünf) Freundinnen erinnern sich an ihre gemeinsame Jugend Anfang der 80er Jahre, während sie mit dem Tod eines Freundes und ihren alltäglichen Problemen beschäftigt sind.
Der Buchanfang ...

Vier (von ursprünglich fünf) Freundinnen erinnern sich an ihre gemeinsame Jugend Anfang der 80er Jahre, während sie mit dem Tod eines Freundes und ihren alltäglichen Problemen beschäftigt sind.
Der Buchanfang mit der Einführung so vieler Figuren samt ihrer Familien ist etwas überwältigend. Hilfreich sind dabei die verschiedenen Blickwinkel pro Kapitel. So unterschiedlich die Frauen auch sind, sie haben die typischen Sorgen der heutigen Gesellschaft, wie Ehescheidung, Figurverlieren nach dem Kinderkriegen, Existenzängste. Ihre Erinnerungen bilden den Gegenpol mit jugendlichem Leichtsinn, Liebeleien und den Ansichten der damaligen Zeit, z.B. gegenüber Homosexuellen.
Die Beschreibungen der Frauen und der Gegend am Niederrhein sind gut getroffen, die verarbeiteten Themen relevant. Für mein Empfinden waren manche Dialoge zu unrealistisch und die im ganzen Roman angestrebte Erklärung für die Gründe eines Selbstmords nicht ausreichend nachvollziehbar. Vermutlich hätte es dem Buch gutgetan, wenn weniger Themen, diese aber ausführlicher behandelt worden wären.

Veröffentlicht am 26.06.2021

Serienmörder in Düsseldorf

Der Vampir vom Niederrhein - Peter Kürten
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„Der Vampir vom Niederrhein“ ist ein auf einer wahren Begebenheit basierender Kriminalroman um den Serienmörder Peter Kürten, der in den Jahren 1929 und 1930 in Düsseldorf sein Unwesen trieb und von Polizei ...

„Der Vampir vom Niederrhein“ ist ein auf einer wahren Begebenheit basierender Kriminalroman um den Serienmörder Peter Kürten, der in den Jahren 1929 und 1930 in Düsseldorf sein Unwesen trieb und von Polizei und Journalisten gejagt wurde.
„‚In 100 Jahren werden sie im Rheinland noch vom Vampir von Düsseldorf reden‘, prophezeite Marlene. ‚Und du wirst als Journalist in die Geschichte eingehen, der ihm den Namen gegeben hat.‘“ Nun, ich hatte vorher noch nicht davon gehört, aber es ist durchaus spannend, bekannte Orte als tatsächliche Tatorte wiederzuerkennen und von diesem Kriminalfall zu lesen, der die ganze Welt beschäftigt hat.
Die Vorstellung des blutrünstigen Täters, der monatelang vor Polizei und Journalisten verborgen blieb, während er weiter zuschlug, ist erschreckend. Interessant fand ich auch die Darstellung der Zeit, von Arbeitslosigkeit und Wünschen der Menschen bis hin zu den Methoden, die mal aktuell (Bürgerwehren), mal antiquiert (ein extra Postamt für die Berichterstattung ausländischer Reporter) anmuten. In jedem Fall lohnt sich die Lektüre, um in die Stadtgeschichte Düsseldorfs einzutauchen.