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Veröffentlicht am 10.03.2022

Ein römisches Mädchen in Germanien

Octavia, Tochter Roms – Gefahr in Germanien (Octavia, Tochter Roms 1)
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Es ist das Jahr 9 n.Chr. und die elfjährige Octavia folgt ihrem Vater, einem römischen Legionär, nach Germanien. Im Lager hat sie bereits von den wilden Barbarenhorden gehört. Durch unglückliche Zustände ...

Es ist das Jahr 9 n.Chr. und die elfjährige Octavia folgt ihrem Vater, einem römischen Legionär, nach Germanien. Im Lager hat sie bereits von den wilden Barbarenhorden gehört. Durch unglückliche Zustände gerät Octavia plötzlich in den Verdacht, eine germanische Spionin zu sein, und muss fliehen, und zwar ausgerechnet in ein germanisches Dorf. Octavia findet sich nun zwischen den Fronten: Auf der einen Seite die römischen Legionen unter Statthalter Varus, auf der anderen Seite die gar nicht so barbarischen Germanen, nicht zu vergessen der geheimnisvolle Arminius, der eigene Pläne zu verfolgen scheint. Und dabei will Octavia doch eigentlich nur ihren Vater aus der römischen Gefangenschaft retten und mit ihm zurück nach Rom fliehen, um das Rätsel um ihre verschwundene Mutter zu lösen…

Die Schlacht im Teutoburger Wald bzw. Varusschlacht kennt man aus dem Geschichts- oder Lateinunterricht, aber hier werden die Geschehnisse drumherum durch die Augen des unerschrockenen und einfallsreichen Mädchens Octavia lebendig. Die Geschichte ist in rasantem Tempo erzählt mit vielen aufregenden, actionreichen Szenen und gleichzeitig mit viel Witz. Meine Highlights waren da der dichtende Amandus sowie die als Germanen verkleideten Germanen!

Dennoch werden auch ernste und durchaus aktuelle Themen angesprochen wie Vorurteile gegenüber Fremden und auch der Umgang zwischen unterschiedlichen Völkern: Feindliche Eroberung und Aufzwingen der eigenen Kultur oder friedliches Nebeneinanderleben in gegenseitigem Respekt? Außerdem wird das Thema Gleichberechtigung der Geschlechter immer wieder aufgegriffen, jedoch nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, sondern mit einem Augenzwinkern. Besonders gut gefallen hat mir deshalb auch, dass Tobias Goldfarb mit seiner Octavia eine mutige weibliche Heldin geschaffen hat. Ihr zur Seite steht ihr germanischer Freund Odo, so dass dieses Buch in seinem außergewöhnlichen Setting gleichermaßen für Mädchen und Jungen Identifikationsmöglichkeiten bietet.

Das Buch bildet den ersten Band einer Buchreihe.

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Veröffentlicht am 08.03.2022

Unheimliche Vorkommnisse im düsteren Wald

Die Herberge im Wald
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Für mich war dies der erste Tante-Frieda-Krimi, und so bin ich beherzt mitten in die Geschichte gesprungen, was aber gar kein Problem war.

Lena übernimmt aushilfsweise für einen Bekannten die Leitung ...

Für mich war dies der erste Tante-Frieda-Krimi, und so bin ich beherzt mitten in die Geschichte gesprungen, was aber gar kein Problem war.

Lena übernimmt aushilfsweise für einen Bekannten die Leitung der „Waldliebe“, einer Herberge mitten im Wald. Nicht nur die neuen Aufgaben als Herbergsmutter für eine ganze Schulklasse fordern Lena alles ab, zusätzlich geschehen noch unerklärliche Dinge. Anfangs sind es nur Klopfgeräusche im Keller, dann dreht plötzlich jemand das Wasser ab und manipuliert die Außenbeleuchtung. Da trägt es auch nicht gerade zur Beruhigung bei, dass in der Gegend kürzlich ein toter Lehrer aufgefunden wurde. Als es ihr alles zu viel wird, kann es nur eine Lösung geben: Tante Frieda muss helfen! Die patente Dame übernimmt das Küchenzepter und hilft Lena, den Laden zu schmeißen. Doch dann verschwindet ein weiterer Lehrer und wird tot gefunden, und auch die unheimlichen Vorgänge rund um die Herberge ängstigen die Frauen immer mehr.

Ich mag Geschichten mit Lokalkolorit, und davon hat dieser Krimi in Hanau und im Taunus reichlich zu bieten. Die Figuren sind echte Charakter mit Tiefe, gerade Tante Frieda ist ein echtes Unikat. Auch der Humor kommt trotz allem Schrecken nicht zu kurz; Lenas Odyssee im Wald mit ganz speziellen Wegweisern brachte mich laut zum Lachen.

Die Handlung springt zwischen den Geschehnissen in der „Waldliebe“ und den Polizeikommissaren in Hanau hin und her, was für kurzweilige Abschnitte sorgt. Im Verlauf des Buchs nimmt die Handlung immer mehr an Fahrt auf und wird zum Ende hin hochgradig spannend. Durch die rätselhaften Vorkommnisse in und um die Herberge wird eine unheimliche Atmosphäre erzeugt, die für Hochspannung sorgt, ehe es zur Auflösung der tragischen Ereignisse kommt.

Ein liebevolles Schmankerl sind auf jeden Fall die Rezepte von Tante Frieda im Anhang.

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Veröffentlicht am 07.03.2022

Fantastischer Ausflug nach Fabula

Fabula - Das Portal der dreizehn Reiche
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Ein ungewöhnlicher Baum mitten im Central Park, eine geheimnisvolle Stimme und ein seltsames, kleines Wesen – und schon steht die Welt der Zwillinge Charlotte und Will Kopf! Plötzlich ist nichts mehr wie ...

Ein ungewöhnlicher Baum mitten im Central Park, eine geheimnisvolle Stimme und ein seltsames, kleines Wesen – und schon steht die Welt der Zwillinge Charlotte und Will Kopf! Plötzlich ist nichts mehr wie es einmal war: Ihre Mutter wird von dunklen Wesen entführt und sie selbst gelangen durch ein Portal in die fantastische Welt von Fabula.

Hier kann nun Akram El-Bahay sein großes Talent ausleben, indem er diese Welt und ihre Bewohner so liebevoll und fantasievoll mit allen Sinnen schildert, dass Fabula zu prächtigem Leben erwacht. Viele Elemente sind bereits aus anderen Geschichten bekannt, doch der Autor schafft es, ihnen einen ganz eigenen, überraschenden Charakter zu verleihen. Andere Wesen und Gestalten erfindet er mit unnachahmlichem Ideenreichtum und Detailverliebtheit – dies ist ein besonderes Talent von Akram El-Bahay. Dazu kommen dunkle Geheimnisse, eine Vergangenheit im Nebel und eine große Gefahr für die fantastische Welt, und da ist die tatkräftige Hilfe der Zwillinge gefragt.

Ihren ganz besonderen Charme erhält die Erzählung durch viel Humor, der sich trotz aller Bedrohungen durch das ganze Buch zieht. Besonders gut gefielen mir die actionreichen Szenen im Schlund, aber auch die Running Gags waren mein persönliches Highlight. Eine so fantastische Geschichte verdient ein ebensolches Ende, und dieser Wunsch wurde leider nur eingeschränkt erfüllt. Das Ende fügt vieles zusammen, lässt jedoch auch einiges offen. Daher liegt der Verdacht nahe, dass ein Folgeband für endgültige Auflösung sorgen könnte.

Fazit: Akram El-Bahay ist ein außergewöhnlicher Erzähler, dem es gelingt, nur durch die Kraft seiner Worte ganze Welten zu erschaffen.

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Veröffentlicht am 19.02.2022

Urkomisches Damen-Ermittlerteam

Mrs Potts' Mordclub und der tote Nachbar
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Wir alle lieben die Klassiker der englischen Krimis von Agatha Christie, die sich aber heutzutage schon ein ganz klein wenig angestaubt lesen. Viel frischen Wind bringt Judith Potts mit ihrem ...

Wir alle lieben die Klassiker der englischen Krimis von Agatha Christie, die sich aber heutzutage schon ein ganz klein wenig angestaubt lesen. Viel frischen Wind bringt Judith Potts mit ihrem Mordclub mit: Als ihr Nachbar ermordet wird, ermittelt die exzentrische Kreuzworträtsel-Autorin, die einem guten Scotch nicht abgeneigt ist, auf eigene Faust und macht dabei Bekanntschaft mit der unsicheren Pfarrersfrau Becks und der resoluten Hundesitterin Suzie. Aus der anfangs unmöglich erscheinenden Kombination von Persönlichkeiten erwächst im Laufe der Geschichte eine wunderbare Frauenfreundschaft.

Das Buch ist modern geschrieben, verfügt aber dennoch über reichlich englisches Lokalkolorit und jede Menge Charme. Die Heldinnen des Krimis sind liebenswert skurrile Persönlichkeiten, die man rasch ins Herz schließt. Der Kriminalfall selbst ist spannend erzählt, schließlich geht es um nicht weniger als Mord, und die mit unkonventionellen Methoden ermittelnden Damen geraten immer wieder in die unglaublichsten Situationen. Beim Lesen musste ich an so mancher Stelle nicht nur schmunzeln, sondern herzhaft lachen! Dennoch leisten die drei Damen wertvolle Detektivarbeit und bringen nach und nach Licht in die rätselhafte Angelegenheit, ehe es am Ende eine handfeste Überraschung gibt.

Der Kriminalroman bietet englisches Flair, viel Humor, eine spannende Geschichte und liebenswerte Protagonistinnen.

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Veröffentlicht am 15.02.2022

"Ich finde, ich weiß doch, was Ironie heißt"

Meine kleine Welt
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Eine hervorragende Sammlung von Anekdoten rund um das Familienleben, durchzogen von manchmal gar nicht so feiner, sondern ganz schön heftiger Ironie.

Die größte Schwäche dieses Buches ist zugleich seine ...

Eine hervorragende Sammlung von Anekdoten rund um das Familienleben, durchzogen von manchmal gar nicht so feiner, sondern ganz schön heftiger Ironie.

Die größte Schwäche dieses Buches ist zugleich seine größte Stärke: Es ist kein durchgehender Roman, sondern eine Sammlung kleiner Anekdoten, die teilweise bereits als Kolumnen in der Zeitung veröffentlicht waren. Dadurch kommt kein rechter Lesefluss zustande, obwohl man bereits nach einigen Geschichten die Personen zu kennen glaubt und gerne flüssiger und mehr über sie lesen möchte. Andererseits ermöglicht die gewählte Buchform, dieses bei jeder Gelegenheit auch nur kurz zur Hand zu nehmen. Und jeder Anekdote ist ihre eigene Pointe vergönnt. Dieses hohe Level wäre bei einer durchgehenden Geschichte gar nicht zu halten gewesen. Daher springt der Leser von Schenkelklopfer zu Kopfschüttler und darf sich zu jeder einzelnen Anekdote sein eigenes Urteil bilden, was dem Gesamtbild des Buches nur zuträglich ist.

Generell muss man sich als Leser dem durchaus eigenwilligen und von Ironie geprägten Humor von Ewald Arenz öffnen, um sich auf die Geschichten einlassen zu können. Ich selbst habe mich und meine Familie erschreckenderweise an einigen Stellen wiedererkannt, und mich hat die tröstende Erkenntnis ereilt, wie ähnlich sich alle 13-jährigen Töchter der Welt doch sind. Familie lässt sich eben manchmal nur mit Humor ertragen, der je nach Situation rabenschwarz sein kann und darf.

Mir persönlich gefällt der Humor von Ewald Arenz ausgesprochen gut. Ich gestehe hiermit, beim „Naturkino“ schallend gelacht zu haben. Und ich liebe die Verweise auf Marc-Uwe Kling und Arenz´ Buch „Alte Sorten“ im Kapitel „Herr von Ribbeck im Garten-Center“.

Für mich eine klare Leseempfehlung an alle Freunde der Ironie, denn ich kann Ewald Arenz uneingeschränkt recht geben, wenn er konstatiert: „Ich finde, ich weiß doch, was Ironie heißt.“

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