Profilbild von Fernwehwelten

Fernwehwelten

Lesejury Star
offline

Fernwehwelten ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Fernwehwelten über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.11.2022

Ein Roman wie ein Sommertag.

Man vergisst nicht, wie man schwimmt
0

Ein Sommertag, der für den 15-jährigen Pascal genauso beginnt wie jeder andere: Heiß und langweilig. Doch eine einzige Begegnung verändert alles – und zusammen mit dem Zirkusmädchen Jacky stolpern plötzlich ...

Ein Sommertag, der für den 15-jährigen Pascal genauso beginnt wie jeder andere: Heiß und langweilig. Doch eine einzige Begegnung verändert alles – und zusammen mit dem Zirkusmädchen Jacky stolpern plötzlich altbekannte Ängste, neue Abenteuer und lang verschwiegene Wahrheiten in sein Leben.

„Man vergisst nicht, wie man schwimmt“ hält sein Versprechen: Es schnappt sich seine Leserinnen geradewegs aus der Realität des Jahres 2022 und reißt sie mit sich zurück in den letzten Sommer des 20. Jahrhunderts, genauer gesagt zum 31.08.1999. Es ist eine Geschichte, die unter anderem von der Atmosphäre lebt, die sie erschafft. Und auch wenn ich mir an manchen Stellen gewünscht hätte, dass das 90er-Feeling weniger durch Markennamen als das Wecken von Erinnerungen auf Metaebene geschaffen worden wäre, hat es trotzdem funktioniert. Der Schreibstil von Christian Huber lässt einen leicht durch die Geschichte fliegen, treibt seine Leserinnen immer weiter und weiter, von Seite zu Seite, von Kapitel zu Kapitel, von Anfang bis Ende. Für mich ein Buch wie ein perfekter Sommertag: Man will nicht, dass es endet, aber wenn es so weit ist, kann man es akzeptieren, weil man etwas hat, auf das man mit Freude zurückblicken kann.
Was mir teilweise bei den 90er-Anspielungen an Details oder Vielschichtigkeit fehlte, wurde bei der Geschichte des Protagonisten wettgemacht. Früh wird deutlich, dass sich Pascal nicht verlieben darf – und schwimmen geht er auch nicht. Die Fragen nach Ursache und Zusammenhang, haben der mal ruhigeren, mal turbulenteren Geschichte eine allzeit spannende Grundstimmung verpasst. Und am Ende haben mir die Antworten nicht nur Gänsehaut, sondern auch Tränen beschert.
Auch wenn mir die Höhepunkte des Plots dann und wann etwas zu extrem erschienen, hat mich die Kombination aus Pascal, seinem besten Freund Viktor und seiner neuen Bekannten Jacky nie verloren. Ein Coming-Of-Age-Roman über Liebe und Freundschaft, Mut und Angst, Hoffnung und Resignation. Und über Vergänglichkeit – sowie die Bedeutung, die ein einziger Tag für ein ganzes Leben haben kann.

Veröffentlicht am 24.11.2022

Wer hat Lust auf eine Märchenadaption?! :)

Die Herrin des Waldes
0

3,5 Sterne | ➕: Entwicklungen; Fokus auf den Plot | ➖: Vereinzelte unstimmige Aspekte; wenige Details

Die Stiefschwestern Yasha und Daphne kommen nicht gut miteinander aus, doch als ihre Halbschwester ...

3,5 Sterne | ➕: Entwicklungen; Fokus auf den Plot | ➖: Vereinzelte unstimmige Aspekte; wenige Details

Die Stiefschwestern Yasha und Daphne kommen nicht gut miteinander aus, doch als ihre Halbschwester verschwindet, müssen sie zusammenarbeiten. Auf der Suche nach Ida landen sie in einer Version des Märchenwalds, wo der Fluch einer Hexe das Leben aller bedroht…

Der Klappentext von „Die Herrin des Waldes“ hat mich direkt angesprochen. Für Märchenadaptionen bin ich immer gern zu haben und hier hat mich besonders gereizt, dass sich nicht auf ein Märchen beschränkt wurde. Da die Herkunft der einzelnen Aspekte auch nicht immer sofort erklärt wurde, war es zwischendurch sogar eine kleine Ratepartie – man konnte quasi sein Märchenwissen prüfen, was wirklich Spaß gemacht hat. Abgesehen davon hat mir besonders gefallen, wie die Geschichte ihren Lauf genommen hat: Das Buch konnte mich mehrmals überraschen und meine Neugierde sowie Spannung beim Lesen permanent aufrechterhalten. Dass Diversität ohne Betonung darauf eingebaut wurde und zum Beispiel das Thema Liebe nicht viel Raum eingenommen hat, war außerdem eine schöne Abwechslung! Ich konnte mich ganz auf den Plot, die Welt und die Charaktere fokussieren.
Allerdings hätte ich mir gerade bezüglich der letzten beiden Punkte mehr Details gewünscht. Ich fand das geschaffene Grundkonstrukt durchaus gelungen, nur hat es mir persönlich nicht gereicht, um die Geschichte richtig fühlen zu können. Ich konnte die Atmosphäre des Märchenwalds nicht immer greifen und die Handlungen sowie Spannungen der Charaktere erschienen mir manchmal wenig nachvollziehbar. Außerdem sind mir vereinzelt Aspekte ins Auge gestochen, die für mich die Stimmung der Geschichte gestört haben oder mir unschlüssig erschienen.
Ein angenehmer Auftakt, der die Hoffnung schürt, dass im Folgeband bei der Atmosphäre sowie den Charakteren & ihren Dynamiken noch eine kleine Schüppe draufgelegt wird.

Veröffentlicht am 24.11.2022

Eine gefühlvolle und interessante Geschichte!

Was du nicht erwartest
0

Nik ist Autist, Mai kämpft mit ihrer Magersucht. Sie begegnen sich in einer Klinik, die sie beide nicht freiwillig besuchen. Aus den Fremden wird ein ungleiches Duo, das es schafft, dem ungeliebten Ort ...

Nik ist Autist, Mai kämpft mit ihrer Magersucht. Sie begegnen sich in einer Klinik, die sie beide nicht freiwillig besuchen. Aus den Fremden wird ein ungleiches Duo, das es schafft, dem ungeliebten Ort zu entkommen – und eine Reise zu beginnen, die ihnen mehr abverlangt, als sie zunächst vermuten.
Mit „Was du nicht erwartest“ habe ich mich zum ersten Mal seit Langem wieder außerhalb meiner gewohnten Pfade bewegt. Es handelt sich um ein realistisches Jugendbuch, das trotz der schwerwiegenden Themen vom Stil her etwas jünger war, als ich es sonst inzwischen gewohnt bin. Und ganz ehrlich? Selten passte ein Titel so gut zu der Geschichte wie hier.
Ich persönlich kann nicht beurteilen, wie realitätsnah die Beschreibungen von Autismus und Magersucht sind, aber zumindest kann ich euch versichern, dass sie mir passend erschienen. Da die Kapitel sowohl aus Mais als auch aus Niks Sicht geschrieben wurden, gewinnt man direkt zwei verschiedene Blickwinkel auf die jeweiligen Verhaltensweisen. Wie nehmen sie sich selbst wahr – und wie der oder die andere? Eine interessante Spirale, die einen immer tiefer in die Seiten zieht.
Besonders gefallen hat mir der Twist, mit dem der Autor die Grenzen zwischen Fiktion und Realität verschwimmen lässt – worüber ich hier aber nicht zu viel verraten möchte.
Tatsache ist jedoch auch, dass mich persönlich „Was du nicht erwartest“ nicht gänzlich überzeugen konnte. Der Schreibstil führt einen leicht durch die Geschichte und berichtet einfühlsam von den Erlebnissen. Trotzdem habe ich festgestellt, dass es mir persönlich etwas „zu“ jung war. Ein sehr subjektiver Kritikpunkt, bei dem es mir gerade deshalb auch schwerfällt, ihn anzuführen. Jedoch habe ich gemerkt, dass ich gerne noch tiefer in verschiedene Punkte eingetaucht wäre, weil in meinen Augen nicht alles immer gänzlich greifbar war. Es bleibt aber eine Empfehlung für Fans von feinfühligen Jugendromanen und hätte mir in früheren Jahren wohl noch besser gefallen.

Veröffentlicht am 18.09.2022

Schöne, leichte Unterhaltung mit ein paar Schwachstellen

Sisters of the Sword - Wie zwei Schneiden einer Klinge
0

3,5 Sterne | Pluspunkte: Kurzweiliger und temporeicher Stil; interessante Protagonistin | Minuspunkte: Unnatürliche Dialoge; Repetitiv; Wenig Worldbuilding
Ziva ist berühmt dafür, magische Waffen zu schmieden. ...

3,5 Sterne | Pluspunkte: Kurzweiliger und temporeicher Stil; interessante Protagonistin | Minuspunkte: Unnatürliche Dialoge; Repetitiv; Wenig Worldbuilding
Ziva ist berühmt dafür, magische Waffen zu schmieden. Als sie ein Schwert für eine Kriegsherrin erschafft und feststellt, dass dessen Magie eine zu große Gefahr innewohnt, flieht sie zusammen mit ihrer Schwester sowie einem Söldner und einem Studenten der Magie vor dem Übel, das sie selbst ins Leben gerufen hat.
„Sisters of the Sword“ war für mich ein zweischneidiges Schwert (höhö). Was mir unheimlich gut gefallen hat, war Ziva als Protagonistin: Sie leidet unter sozialen Ängsten, was sie für mich zu einer außergewöhnlichen Protagonistin gemacht hat. Dem Thema wurde meiner Meinung nach Raum gegeben, ohne es überzustrapazieren. Ich hätte mir allerdings gewünscht, dass auch die Nebencharaktere etwas mehr Platz für sich bekommen hätten, sie kamen mir nämlich bis zum Ende ein wenig blass vor. Gefühlt hätte es da mehr Potenzial gegeben – hoffen wir mal auf Band 2!
Der Schreibstil Levensellers ist einfach mit einer Prise Humor, sodass ich ohne Probleme durch die temporeiche Handlung fliegen konnte. Was erstmal positiv klingt und auch war, sorgte aber gleichzeitig dafür, dass dem Buch etwas Komplexität fehlte. Für ein High-Fantasy-Buch enthielt es schon fast erschreckend wenig Worldbuilding. Auch über das Magiesystem habe ich kaum etwas erfahren, obwohl es durch den Magiestudenten eine Steilvorlage gab. Des Weiteren empfand ich die Dialoge leider größtenteils als etwas platt und unnatürlich. Dort fehlte mir ein Teil der Glaubhaftigkeit, die ich bei Zivas Charakter so geliebt habe.
Nun noch kurz zur Handlung: Spannung kam durchaus auf und mein Interesse war permanent vorhanden. Allerdings waren einige Geschehnisse doch etwas repetitiv, in Grundzügen schien immer wieder dasselbe zu geschehen.
Alles in allem: Eine Geschichte, die von ihrem Tempo und dem angenehmen Schreibstil lebt. Es hapert etwas an der Komplexität, aber es macht Spaß und kann definitiv als leichte und kurzweilige Unterhaltung dienen!

Veröffentlicht am 09.04.2022

Ordentliche Startschwierigkeiten, die sich fürs Ende lohnen!

Das Reich der Schatten, Band 1: Her Wish So Dark (High Romantasy von der SPIEGEL-Bestsellerautorin von "One True Queen")
0

Die beiden "One True Queen"-Bände habe ich damals jeweils kurz nach Erscheinungstermin gelesen und geliebt, weshalb klar war, dass ich auch an "Her Wish So Dark" nicht vorbeikommen werde. Allerdings muss ...

Die beiden "One True Queen"-Bände habe ich damals jeweils kurz nach Erscheinungstermin gelesen und geliebt, weshalb klar war, dass ich auch an "Her Wish So Dark" nicht vorbeikommen werde. Allerdings muss ich gestehen, dass dieses Buch mich nicht ganz so leichtfertig begeistern konnte, wie gehofft...

Vielleicht erstmal das Positive: Jennifer Benkaus Schreibstil ist genauso bildhaft wie eh und je. Allein um das Land Nemija zu entdecken, lohnt es sich schon, dieses Buch zu lesen. Es ist einfach beeindruckend, was sich die Autorin erneut hat einfallen lassen - und wie sie diese Ideen zu Papier gebracht hat. Interessant und fantastisch, wie ich es mir von einer High-Fantasy-Welt wünsche. Aber leider hatte ich trotzdem einige Startschwierigkeiten mit dem Buch und brauchte eine ganze Weile, um reinzukommen. Verstärkt lag das wohl daran, wie langsam die Handlung selbst nur an Tempo gewann. Obwohl immer wieder in der Theorie spannende Dinge geschahen, konnten mich die ersten 3/4 des Buchs einfach nicht mitreißen. Die Protagonist*innen begeben sich auf eine Reise und diese Reise fühlte sich für mich an wie am Telefon in einer Warteschlange herumzudümpeln. Irgendwie catchten mich die hier auftretenden Probleme kaum, weil ich permanent nur darauf wartete, dass endlich der geplante Weg final beschritten wurde und etwas Neues beginnen würde. Und liebe Leute, als dieser Moment dann endlich kam - WOW. Just ab der Sekunde schien die Spannungskurve in die Höhe zu springen, riss den gesamten Plot mit sich und ließ ihn zu einer Achterbahn der Gefühle mutieren. Mal mehr und mal weniger erwartete Wendungen, die fesselnd erzählt wurden und garniert waren mit anderweitigen Entwicklungen und Verstrickungen der Charaktere, die sich sehen lassen können. Während ich vor allem in der ersten Hälfte des Buchs noch gehadert hatte, ob ich Band 2 lesen möchte, war mir am Ende von Band 1 klar: Ich habe gar keine andere Wahl. Ich brauche Band 2!

Abschließend also trotz der Startschwierigkeiten 3,5 Sterne!