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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.05.2021

Auf Fakten basierender Kriminalroman

Die Krieger
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Der Berliner Nick Marzek geht in den 80iger Jahren als Kommissar in München, um dort einen Neuanfang zu wagen. Ausgerüstet mit Pager und Stadtplan, versucht er einen Fall aufzuklären und dabei zu verstehen, ...

Der Berliner Nick Marzek geht in den 80iger Jahren als Kommissar in München, um dort einen Neuanfang zu wagen. Ausgerüstet mit Pager und Stadtplan, versucht er einen Fall aufzuklären und dabei zu verstehen, wie München „funktioniert“. Zwischen Brandanschlag im Rotlichtmilieu, einer zusammengeschlagenen Nutte, dem Fund einer abgetrennten Hand und einem zunächst offensichtlich als Selbstmord erscheinenden Fall springt die Handlung zunächst hin und her. Maurer versteht es, den Worten Bilder zu geben und das Umfeld der Geschichte erlebbar zu machen. Unterschwelliger Humor rundet die Schilderungen stilistisch ab. Dies war mein Eindruck auf den ersten Seiten des Buches und wirkte spannend auf mich.

Ziemlich bald führen Spuren nach Italien, die Kommissar Marzek dann vor Ort recherchierten soll. An verschiedenen Schauplätzen ähnlicher Verbrechen der Gruppe LUDWIG sammelt der Kommissar gemeinsam mit der italienischen Putzfrau des Kommissariats, die mangels Alternativen als Übersetzerin fungiert, weitere Informationen. Dabei trifft er auf einige italienische Kollegen, mal auch auf einen Journalisten, der nah an den Geschehnissen war. Die unterschiedlichen Schilderungen der Fälle lesen sich sehr sachlich, dies ist wohl dem realen Hintergrund der Story geschuldet.

Interessant ist der Bezug dieser in den achtziger Jahren angesiedelten Kriminalgeschichte zu heute. Leider wiederholen sich ähnliche rechtspolitische Aktionen aktuell wieder. Die teils dokumentarische Form der Schilderung der Aktenlage macht es schwierig, sich wirklich für den Roman zu begeistern. Dadurch verliert das Buch im großen Mittelteil an Spannung, es wird zäh. Beinahe hätte ich das Buch nicht mehr zu Ende gelesen. Gegen Schluss gewinnt das Buch wieder, empfehlen kann ich den Roman nur den Lesern, die auch Interesse an akribischer Polizeiarbeit haben. Kein einfaches Buch nach einer guten Idee, welches etwas an Durchhaltungsvermögen abverlangt.

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Veröffentlicht am 27.05.2021

Arachaisch

Der Abstinent
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Bisher kannte ich noch kein Buch von Ian McGuire. Das Buch hat mich aufgrund der Epoche, in der die Handlung angesiedelt ist, interessiert. Die politischen Konflikte zwischen England und Irland mit der ...

Bisher kannte ich noch kein Buch von Ian McGuire. Das Buch hat mich aufgrund der Epoche, in der die Handlung angesiedelt ist, interessiert. Die politischen Konflikte zwischen England und Irland mit der irischen Unabhängigkeitsbewegung und dem gescheiteren Aufstand der Fenier, aus der später heraus die IRA entstand, bieten genügend Zündstoff für einen spannenden Roman.

Mit den Hauptprotagonisten, dem Iren James O’Connor, der nach dem Tod seiner Frau dem Alkohol verfallen war und dem amerikanischen Kriegsveteranen mit irische Wurzeln Stephen Doyle, stehen sich zwei unerbittliche Kontrahenten gegenüber, die sich letztendlich einen Überlebenskampf liefern.

Beim Lesen war ich zwiegespalten: Der Roman spielt in einer sehr interessanten geschichtlichen Epoche, die damaligen Lebensbedingungen und die Charaktere der Gegner sind gut herausgearbeitet. Der ganz eigene Sprachstil passt zu den Figuren, beeindruckt und lässt einige Bilder im Kopfkino entstehen. Einige Passagen empfand ich als unnötige Längen, die mich fast haben verzweifeln lassen, so dass ich geneigt war, mittendrin das Buch wegzulegen. Da mich die Geschichte jedoch interessiert hatte, bin ich bis zum Schluss drangeblieben. Ob es sich gelohnt hat, muss jedoch jede Bücherratte für sich entscheiden, für geschichtliche Interessierte ist das Buch lesenswert.

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Veröffentlicht am 02.10.2021

Erster Roman einer Starnbergkrimireihe

Verspielte Träume
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Erster Roman einer Starnbergkrimireihe und letzter Fall für Kommissar Leutenbauer. Gemeinsam mit dem jungen Kollegen Maximilian Wagner ermittelt Leutenbauer in der reichen Starnberger Gesellschaft, um ...

Erster Roman einer Starnbergkrimireihe und letzter Fall für Kommissar Leutenbauer. Gemeinsam mit dem jungen Kollegen Maximilian Wagner ermittelt Leutenbauer in der reichen Starnberger Gesellschaft, um einen Mord an einem Amtsrichter aufzuklären. Dabei stoßen die Ermittler auf alte Geschichten, in die auch der Richter verwickelt war.
Mit dem Schreibstil von Günter Reiß wurde ich nicht warm. Die Handlung wurde erzählt, ohne dabei richtige Spannung aufzubauen. Ich konnte zu den Protagonisten keinen Bezug herstellen, die Figuren blieben für mich farblos und fremd. Auch die Beschreibung der Beziehungen zueinander, auch wie sich Leutenbauer zunächst seinem neuen Assistenten gegenüber verhält, fand ich nicht beonders gelungen. Der Fall selbst war gut konstruiert und das Ende plausibel.

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Veröffentlicht am 01.05.2023

Ein Sommerroman, aus dem man mehr hätte machen können.

Sylt oder Süßes
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Doreen, Chefin der Hamburger Dependance einer renommierten Hotelkette, wird von ihrem Vorgesetzten nach Sylt geschickt, um dort die Dauerbewohner eines Campingplatzes umzusiedeln. Auf dem Platz soll ein ...

Doreen, Chefin der Hamburger Dependance einer renommierten Hotelkette, wird von ihrem Vorgesetzten nach Sylt geschickt, um dort die Dauerbewohner eines Campingplatzes umzusiedeln. Auf dem Platz soll ein Luxus-Resort errichtet werden. Nur hat die körper- und gesundheitsbewusste Doreen nicht damit gerechnet, dass die Campingplatzcrew und einige Aktivisten des Sylter Heimatschutzes ihr auf die Schliche kommen. Erschwert wird ihr Auftrag dadurch, dass sie das Leben wieder neu entdeckt, anfängt sich wohl zu fühlen und sich verliebt.
Der ca. 250 Seiten umfassende Roman liest sich schnell weg und wirkte auf mich wie eine Auftragsarbeit, die schnell erledigt werden musste.
Die Geschichte wird dominiert von Schilderungen über Doreens Alltag, wie sie sich spärlich, kalorienbewusst und gesund ernährt und was sie alles an sportlichen Aktivitäten treibt, um die wenigen Kalorien, die sie zu sich nimmt, wieder abzutrainieren. Betont wird auch ihr Hang zum Luxus, denn dass sie sich dies alles leisten kann hat sie ihrem beruflichen Ehrgeiz und Engagement zu verdanken. Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden, aber beide Aspekte füllen von den Buchseiten bald die Hälfte, so dass für die eigentliche Handlung nicht mehr viel übrigbleibt. Leider führt dies auch dazu, dass die übrigen Charaktere nur oberflächlich gezeichnet wurden. Identifizieren konnte ich mich nicht keinem der Protagonisten. Der gesellschaftskritische Aspekt taucht zwar auf, hätte jedoch etwas mehr Wertigkeit verdient, auch bei einem sogenannten Glücksroman. Immerhin erinnert sich Doreen daran, welche Werte sie einst von ihrer Mutter vermittelt bekam.
Ein Buch, welches man lesen kann, aber nicht muss. So viel versäumt man nicht, ein Buch unter vielen.

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Veröffentlicht am 18.01.2023

Anders, als erwartet

Frankie
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Frank, 14 Jahre alt, lebt mit seiner Mutter in Wien. Mit seinem Vater hat er kaum Kontakt. Seine Welt und seine täglichen Rituale geraten durcheinander, als sein Großvater nach 18 Jahren aus dem Gefängnis ...

Frank, 14 Jahre alt, lebt mit seiner Mutter in Wien. Mit seinem Vater hat er kaum Kontakt. Seine Welt und seine täglichen Rituale geraten durcheinander, als sein Großvater nach 18 Jahren aus dem Gefängnis entlassen wird. Ein herrischer, gewaltbereiter und gelegentlich fürsorglicher Mann, der Frank zu dessen Ärger mit Frankie (mit „ä“) anspricht. Frank ist gleichermaßen fasziniert und abgestoßen von ihm und schließt sich seinem Großvater an, bis es zu einem Showdown kommt.
Es geht um eine Generationengeschichte, um die Anziehungskraft, die Böses ausüben kann – besonders, wenn ein junger Mensch damit konfrontiert wird und er mit keinem anderen Menschen so richtig über diese Faszination, und was das mit ihm macht, sprechen kann. Frank macht viel mit sich selbst aus. Als ausgesprochene Road-Novel, wie angepriesen, würde ich den Roman nicht beschreiben. Einige Elemente sind zwar eindeutig vorhanden, aber dazu ist die gemeinsame Fahrt zu kurz und es fehlt an weiteren Handlungssträngen. Eher könnte es ein Auftakt zu einer Road-Novel werden.
Das Buch wird aus der Sicht von Frank erzählt und ich hatte den Eindruck, dass Frank dies irgendwann als Teil seiner Lebensgeschichte, seiner Memoiren, aufschrieb. Nur wann er alles niedergeschrieben haben soll, das bleibt letztendlich unausgesprochen.
Ich habe eine Weile gebraucht, bis ich mit der Geschichte und der Sprache warm wurde. Und als ich dann einigermaßen warm geworden war, da war auch die Story schon zu Ende erzählt. Ein Gutes hatte es, denn sonst hätte ich das Buch wohl abgebrochen. Vieles blieb ungeklärt bei dem offenen Ende. Auf mich wirkte das Buch unfertig, denn am Ende des Romans würde es doch eigentlich erst richtig losgehen mit Franks Leben, so mein Empfinden. Vielleicht habe ich es auch nicht verstanden. Der Roman lässt mich unzufrieden zurück.

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