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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.04.2018

Keine einfache Lektüre

Alles was glänzt
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Marie Gamillscheg hat ein ungewöhnliches Buch geschrieben. Die Handlung ist dabei überschaubar - im Mittelpunkt steht der namenlose Ort und seine Bewohner: Eine abgelegene Ortschaft irgendwo zwischen Stillstand ...

Marie Gamillscheg hat ein ungewöhnliches Buch geschrieben. Die Handlung ist dabei überschaubar - im Mittelpunkt steht der namenlose Ort und seine Bewohner: Eine abgelegene Ortschaft irgendwo zwischen Stillstand und Untergang - für mich als Stadtmensch eine fremde Welt. Sowohl der Ort als auch die Menschen blieben für mich dabei aber etwas unscharf: die Größe der Ortschaft und seine genaue Struktur, sowie das Alter der Protagonisten sind unbekannt. Dadurch fiel es mir oft schwer, mir das ganze gut vorstellen zu können.
Somit liegt das Hauptaugenmerk wohl auf der Stimmung, die im Ort herrscht: die Protagonisten stehen auf ihre jeweils eigene Art auf dem Sprung - die eine will weg, der andere soll weggehen, die restlichen Bewohner harren der Dinge und der angekündigten Naturereignisse, die für mich ebenfalls etwas unklar blieben. Warum wird der Ort nicht evakuiert?
Für mich blieb wie gesagt einiges unklar. Das ist vermutlich ein bewusstes Stilmittel der Autorin und bis zu einem gewissen Grad ist es für mich auch in Ordnung, aber hier war es für mich etwas zu viel.

Trotz aller Kritik: es ist ein stimmungsvolles Buch und ich konnte mich in die Protagonisten hineinversetzen, auch wenn sie mir aufgrund der genannten Gründe etwas fremd blieben. Die Stimmung steht hier im Mittelpunkt und wer solche Bücher mag, wird "Alles was glänzt" bestimmt gerne lesen.

Veröffentlicht am 27.03.2018

16 prägende Jahre

Generation Kohl
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16 Jahre war Helmut Kohl Bundeskanzler von Deutschland - eine lange, geschichtsträchtige Zeit, die (mindestens) eine Generation geprägt hat: die Generation Kohl. Eine genaue Definition, wer darunter fällt, ...

16 Jahre war Helmut Kohl Bundeskanzler von Deutschland - eine lange, geschichtsträchtige Zeit, die (mindestens) eine Generation geprägt hat: die Generation Kohl. Eine genaue Definition, wer darunter fällt, gibt es nicht - so kann sich wohl jeder dazu zählen, der das Gefühl hat, dass sein Leben durch die Kanzlerschaft Kohls geprägt wurde.
Andreas Hock selbst ist 1974 geboren und beschreibt seinen ganz persönlichen Blickwinkel auf die Jahre mit Bundeskanzler Helmut Kohls, ordnet das Ganze aber auch in den politischen und geschichtlichen Kontext ein. Geschrieben ist das sehr amüsant und meist gut lesbar.

Der Vergleich zwischen früher und heute geht dabei aber leider oftmals doch sehr in Richtung "früher war alles besser" - die heutige Zeit kommt wirklich schlecht weg - und das ohne wirklich etwas neues aufzudecken. Jajaja, auch mich nervt das Photographieren von Mittagessen, aber ich muss nicht zum xten Mal darüber lesen. Das ist weder originell noch besonders aufgeschlossen. Wer jetzt aber denkt, dass die Kohl-Jahre dementsprechend glorifiziert würden, liegt falsch: die Vergangenheit wird von Andreas Hock differenzierter, wenngleich auch recht wohlwollend dargestellt.

Man sollte nicht zu viel vom Buch erwarten: es ist keine wissenschaftliche Darstellung und wie gesagt finde ich die Vergleiche mit heute nicht gelungen. Wenn man ersteres nicht erwartet und über letzteres hinweg sieht, wird man durchaus gut unterhalten.

Veröffentlicht am 26.03.2018

Interessanter Roman - leider mit Schwächen

Summ, wenn du das Lied nicht kennst
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Beauty und Robin leben beide 1976 in Südafrika, aber da hören die Gemeinsamkeiten der beiden auch schon auf. Unterschiedliches Alter, aber vor allem unterschiedliche Hautfarbe - so ergeben sich zwei grundsätzlich ...

Beauty und Robin leben beide 1976 in Südafrika, aber da hören die Gemeinsamkeiten der beiden auch schon auf. Unterschiedliches Alter, aber vor allem unterschiedliche Hautfarbe - so ergeben sich zwei grundsätzlich unterschiedliche Lebensrealitäten. Die junge weiße Robin wächst behütet auf und übernimmt unbewusst das rassistische Verhalten ihres Umfeldes. Die schwarze Lehrerin und Mutter Beauty kennt dagegen die andere Seite des Apartheid-Regimes in Südafrika: Unterdrückung, Ungerechtigkeit und Gewalt. Durch Zufall treffen die beiden zusammen und verändern die Weltsicht des jeweils anderen.

Die Geschichte der Beziehung der beiden zueinander war laut Autorin der Ausgangspunkt dieser Geschichte. Hinzu kommen der Umgang mit Trauer bei Robin und ihrer Tante, die Suche nach Beautys Tochter und einige Nebendarsteller mit unterschiedlichen Hintergrundgeschichten. So ergibt sich ein intensiver Einblick in das Leben in Südafrika während des Apartheid-Regimes, der für mich berührend, oftmals schockierend und auch erkenntnisreich war.
Allerdings: bis kurz vor Ende konnte ich die sich oftmals gar nicht kindlich benehmende 10-jährige Robin und das Kaleidoskop an Nebendarstellern noch als literarische Verdichtung akzeptieren, aber dann wurde es am Schluss stellenweise fast schon absurd. Positiv ausgedrückt könnte man das Beschriebene wohl als Hommage der Autorin an Romane über Kinder-Detektive, wie die Fünf Freunde-Bücher, sehen, die Robin auch gerne liest. Für mich war das aber etwas viel und hat den grundsätzlich positiven Eindruck dieses Romans leicht getrübt.

Ein Roman mit spannendem, bewegendem Thema und sympathischen Protagonisten, der aber etwas über das Ziel hinaus schießt.

Das Buch hat einen verhältnismäßig umfangreichen Anhang, den man sich gerne auch schon während der Lektüre des Romans anschauen kann.

Veröffentlicht am 27.02.2018

Das Leben, Baseball und der Tod

Ein Gesicht in der Menge
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Wenn man den Klappentext liest, kommt man wohl nicht auf die Idee, dass dieses Buch nur knapp 50 großzügig gesetzte Textseiten umfasst. Auf diesen wenigen Seiten schaut der verwitwete Rentner Dean Evers ...

Wenn man den Klappentext liest, kommt man wohl nicht auf die Idee, dass dieses Buch nur knapp 50 großzügig gesetzte Textseiten umfasst. Auf diesen wenigen Seiten schaut der verwitwete Rentner Dean Evers vorwiegend Baseball im Fernsehen, hat dabei Visionen und reflektiert sein Leben.
Für mich hatte das Buch etwas zu viele Bezüge zum Baseball. Auch wenn ich dem Text folgen konnte ohne Interesse für oder Ahnung von Baseball zu haben, gab es doch Stellen, an denen ich kurz hängen geblieben bin. Ich gehe auch davon aus, dass ich einige Anspielungen nicht verstanden habe. Etwas schade.
Ansonsten war es eine Geschichte ohne allzu viele Überraschungen, aus der man vielleicht das hier herauslesen kann, wenn man möchte: behandle deine Mitmenschen beizeiten gut.
Es ist kein literarisches Meisterwerk, aber auch nicht schlecht.

Veröffentlicht am 22.01.2018

Interessante Auseinandersetzung mit dem Thema Depression

Mängelexemplar
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Titel und Cover machten mich neugierig, die Beschreibung schreckte mich eher ab - ich wollte eigentlich nichts über Depressionen lesen, hab dem Buch dann aber doch eine Chance gegeben. Es war ok. Das Buch ...

Titel und Cover machten mich neugierig, die Beschreibung schreckte mich eher ab - ich wollte eigentlich nichts über Depressionen lesen, hab dem Buch dann aber doch eine Chance gegeben. Es war ok. Das Buch liest sich sehr locker und flüssig, es wird nie schwermütig. Meiner Einschätzung nach trifft Sarah Kuttner genau den optimalen Grad zwischen Leichtigkeit und ernsthafter Auseinandersetzung mit dem Thema Depression. Dafür dass es garnicht mein bevorzugtes Thema war, habe ich das Buch recht schnell und ohne mich zu 'quälen' gelesen. So ganz rund fand ich die Geschichte insgesamt nicht, aber für Leute, die direkt oder indirekt von Depressionen betroffen sind, ist das 'Mängelexemplar' sicher lesenswert.