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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.01.2018

Liebenswert und lesenswert

Zusammen ist man weniger allein
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Ich habe den Bestseller von Anna Gavalda schon vor ca zehn Jahren gelesen und hatte "Zusammen ist man weniger allein" als gutes Buch in Erinnerung. Jetzt lese ich es nochmals und stelle (wieder) fest, ...

Ich habe den Bestseller von Anna Gavalda schon vor ca zehn Jahren gelesen und hatte "Zusammen ist man weniger allein" als gutes Buch in Erinnerung. Jetzt lese ich es nochmals und stelle (wieder) fest, was für ein liebenswertes, teilweise witziges Buch es doch ist, das vier schrullige, einsame Menschen sehr einfühlsam beschreibt. Erst nach und nach lernen die zwei Frauen und zwei Männer sich kennen, ziehen zusammen und bauen Beziehungen zueinander auf. Die 550 Seiten werden dabei lange Zeit nicht langweilig - nur im letzten Viertel schwächelt es in meinen Augen manchmal ein wenig(!) und hat dann doch ein paar Längen. Ganz kleine Abzüge auch für die extravagante Setzung der Absätze (durch Autorin oder deutschen Verlag?). Sprachlich ist es (im positiven Sinne) besonders und passend. Nur hin und wieder grenzen einige Sätze für mich ans Schwer- bis Unverständliche (durch Autorin oder Übersetzerin?).
Insgesamt ein tolles Buch, das man durchaus mehrmals lesen kann.

Veröffentlicht am 22.01.2018

Die Niederschlagung eines Aufstandes und die Folgen

Menschenwerk
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Han Kan schreibt in "Menschenwerk" über den Aufstand von Gwangju in Südkorea 1980, bei dem für mehr Demokratie demonstriert wurde, und das anschließende Massaker durch das Militär.

Eindringlich wird die ...

Han Kan schreibt in "Menschenwerk" über den Aufstand von Gwangju in Südkorea 1980, bei dem für mehr Demokratie demonstriert wurde, und das anschließende Massaker durch das Militär.

Eindringlich wird die Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt. Obwohl sie alle Opfer sind, haben die verschiedenen Ich-Erzähler den Aufstand, das Massaker und die Zeit danach ganz unterschiedlich erlebt. Somit bekommt man tiefe Einblicke in die komplexen Auswirkungen eines solchen Ereignisses. Die Perspektive der Täter hat mir hierbei nicht gefehlt - ich denke, sie hätte das Buch überfrachtet.

Keine leichte Lektüre, aber durchaus gut lesbar und definitiv lohnend!

Veröffentlicht am 10.01.2018

Ungewöhnliche Jugend in den 1950'er Jahren

Rocket Boys. Roman einer Jugend.
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"Rocket Boys" ist die Autobiographie des NASA-Ingenieurs Homer Hickam, in der er seine Jugendjahre beschreibt. Er, der damals noch Sonny genannt wurde, lebt Ende der 1950'er Jahre mit seiner Familie in ...

"Rocket Boys" ist die Autobiographie des NASA-Ingenieurs Homer Hickam, in der er seine Jugendjahre beschreibt. Er, der damals noch Sonny genannt wurde, lebt Ende der 1950'er Jahre mit seiner Familie in einer Bergwerksstadt in West Virginia. Die Sputnik-Raketen der Sowjetunion und die Raketenforschungen Wernher von Brauns lösen bei Sonny eine Faszination für das Thema aus, das dann zu eigenen Forschungen und Experimenten mit Raketen führt. Zusammen mit seinen Freunden lässt er über 30 Raketen starten.

Neben dem Thema Raketenforschung spielen im Buch auch das Erwachsenwerden, die Familie Sonnys und die Bergwerksstadt Coalwood eine große Rolle. All das wird von Homer Hickam sehr sympathisch und unterhaltsam geschildert. Auch technisch wenig Versierte/Interessierte können der Handlung gut folgen und sich intelligent unterhalten fühlen.

Eine gut lesbare, abwechslungsreiche, vielleicht sogar inspirierende Beschreibung einer ungewöhnlichen Jugend in der amerikanischen Provinz.

Veröffentlicht am 14.12.2017

Portrait einer ungewöhnlichen Betrügerin

Adele Spitzeder
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Das Buch "Adele Spitzeder" von Julian Nebel ist nicht nur die Biographie einer ungewöhnlichen Frau bzw Betrügerin des 19. Jahrhunderts, es zeigt auch auf, wie ein Schneeballsystem funktioniert. Warum fallen ...

Das Buch "Adele Spitzeder" von Julian Nebel ist nicht nur die Biographie einer ungewöhnlichen Frau bzw Betrügerin des 19. Jahrhunderts, es zeigt auch auf, wie ein Schneeballsystem funktioniert. Warum fallen Leute auf Versprechungen rein, bei denen alle Alarmglocken läuten sollten? Auch wenn die Opfer Spitzeders sogenannte 'kleine Leute' waren, wird es nie überheblich. Die unglaubliche Größe und Reichweite, die der Betrug in München und Umland annahm, erstaunt und erklärt gleichzeitig, warum so viele Menschen darauf reingefallen sind. Die in Adele Spitzeder projizierten Hoffnungen der Menschen sind auch heute noch geläufig und so kann das Buch auch als Ratschlag für heutige Zeiten gelesen werden, nie den gesunden Menschenverstand auszuschalten.

Adele Spitzeder war mir vor der Lektüre dieses Portraits unbekannt. Durch die Beschreibung des Buches habe ich eine sehr gute Vorstellung von dieser für ihre Zeit sehr selbstbewussten, aber auch skrupellosen Frau erhalten.
Die Spitzedersche Betrugsmasche wird verständlich und umfassend dargelegt.
Aufgeschrieben wurde das sehr gut lesbar von Julian Nebel, der seine Aussagen durch Quellen bzw. Fußnoten belegt.

Veröffentlicht am 23.10.2017

Gut geschriebene Zukunftsvision

Die Optimierer
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Die Bundesrepublik Europa im Jahr 2052: eine technisierte, vernetzte Realität, in die der Leser mit dem Hauptprotagonisten Samson eintaucht. Ein Leben zwischen Optimalwohlökonomie, bedingungslosem Grundeinkommen, ...

Die Bundesrepublik Europa im Jahr 2052: eine technisierte, vernetzte Realität, in die der Leser mit dem Hauptprotagonisten Samson eintaucht. Ein Leben zwischen Optimalwohlökonomie, bedingungslosem Grundeinkommen, einer Agentur für Lebensberatung und ständiger Überwachung. Samson ist ein enthusiastischer Bürger dieser Welt, der dann aber in einen Abwärtsstrudel gerät, der sein ganzes Leben umkrempelt. Viel mehr möchte ich hier über die Handlung nicht verraten.

Das Leben außerhalb der BEU (der Zusammenschluss einiger weniger europäischer Staaten) wird nur im Nebensatz erwähnt - auch dies wäre sicher spannend, würde aber ein zu großes weiteres Themenfeld öffnen.

Das Buch regt zum Nachdenken an: Wie wird sich unsere aktuelle technisierte, vernetzte Gesellschaft entwickeln? Wo positioniert man sich hierbei selbst? Welche Möglichkeiten für persönliche Entscheidungen gibt es dabei überhaupt noch? Kann es so kommen, wie im Buch beschrieben?

Ein gelungenes Debüt und eine gut geschriebene Zukunftsvision!