Wenn sich Göttinnen gegen Schmach und Unterdrückung auflehnen ...
Persephone: Verdammt mächtig»𝚆𝚊𝚜 𝚏ü𝚛 𝙰𝚋𝚐𝚛ü𝚗𝚍𝚎, 𝚠𝚊𝚜 𝚏ü𝚛 𝚎𝚒𝚗 𝙲𝚑𝚊𝚘𝚜.«
Nachdem Medusa gegen jenes Unrecht, welches ihr zuteilwurde, aufgestanden ist, Gleichgesinnte um sich scharte und die Götterwelt in Schmach verging, in Aufruhr erbebte, ...
»𝚆𝚊𝚜 𝚏ü𝚛 𝙰𝚋𝚐𝚛ü𝚗𝚍𝚎, 𝚠𝚊𝚜 𝚏ü𝚛 𝚎𝚒𝚗 𝙲𝚑𝚊𝚘𝚜.«
Nachdem Medusa gegen jenes Unrecht, welches ihr zuteilwurde, aufgestanden ist, Gleichgesinnte um sich scharte und die Götterwelt in Schmach verging, in Aufruhr erbebte, ist es nun Persephone, die aufbegehrt. Erst ganz leise, unsicher, gebeutelt von Selbstzweifeln und einer Schuld, die ihr Jahrtausendelang eingeflößt wurde, von Schwäche, die nie eine war, wird die einstige Frühlingsgöttin, umarmt vom Beistand verschiedenster Pantheons, unterstützt von unterdrückten Wesen endlich laut …
♡ 𝐏𝐞𝐫𝐬𝐞𝐩𝐡𝐨𝐧𝐞: 𝐕𝐞𝐫𝐝𝐚𝐦𝐦𝐭 𝐦𝐚𝐞𝐜𝐡𝐭𝐢𝐠
Es ist unglaublich, welche Fülle an Mythen, Figuren und Gottheiten Lucia Herbst in ihren Büchern thematisiert, hinterfragt und gekonnt zusammen führt. Das hier aufgeführte Wissen, die Interpretation des Bekannten, die intensive Recherche wecken nicht nur Interesse und Neugier, sondern entfachen auch den verdienten Respekt – für die sorgfältige Arbeit, jene Gedanken und Intentionen, die Herbst dazu brachten, Legenden und Sagen derart aufzugreifen, kritisch zu betrachten; für die (Selbst)liebe, die in der 𝘎𝘳𝘦𝘦𝘬 𝘎𝘰𝘥𝘥𝘦𝘴𝘴𝘦𝘴-Reihe vermittelt wird, hoffentlich bei vielen Menschen für ein Aufwachen sorgt, Halt und das tiefe Gefühl, verstanden zu werden, nicht alleine zu sein schenkt.
Da die schiere Masse an Input ebenso gewaltig ist, wie die Botschaft, verzichte ich auf eine Zusammenfassung der Ereignisse. Lucias Worldbuilding, der Aufbau der Unterwelt sowie die herrschenden Gegebenheiten waren durchdacht und detailliert, klar und modern formuliert. Die Autorin gab „Kore“ nicht nur eine Geschichte, die durch deren Wahrheiten und Erinnerungen greifbar wurde, nicht nur Mut und Erkenntnis, sondern auch schwache, zögernde Momente, realistische Überlegungen. Jahrtausendelange Unterdrückung, bedingt durch ebenso langwierige, konstante Manipulation, Missbrauch von Körper und Geist, geflüsterte Schuldzuweisungen und vernichtete Träume, Freiheitsberaubung und Lügen (…) kann nicht einfach so entkommen, dagegen aufgestanden werden. Umso erfreulicher war es, selbst das kleinste Knacken der Fesseln zu vernehmen, die Zeus und Hades der Göttin aufzwangen. Jedes Erkennen von Wahrheiten – dass TäterInnen auch jene sind, die wegschauen, geschehen lassen; dass Schuld nie bei den Opfern zu suchen ist; dass sich jedeR in seinem/ihrem Tempo befreit, heilt. – war ein inneres Aufjauchzen. Ein Pflaster für die eigenen Wunden.
»𝙴𝚛 𝚠ü𝚛𝚍𝚎 𝚍𝚒𝚌𝚑 𝚕𝚒𝚎𝚋𝚎𝚛 𝚣𝚎𝚛𝚜𝚝ö𝚛𝚎𝚗, 𝚊𝚕𝚜 𝚍𝚒𝚌𝚑 𝚐𝚎𝚑𝚎𝚗 𝚣𝚞 𝚕𝚊𝚜𝚜𝚎𝚗.«
Wie schon der Gorgone stehen der Gebannten verschiedene Gott- und Wesenheiten zur Seite, beeindruckend waren Hels kalte, nüchterne Präsenz und die Wärme Anubis. Immer an Persephones Seite: Zerberus. Mit der weitreichenden Figurenentwicklung gab Lucia ihrem Roman nicht nur Abwechslung und individuelle Sichtweisen, sondern auch Akzeptanz, über die Grenzen und Welten hinaus. Zusätzlich warten Überraschungen und Twists, Spannung und Gefühl. So viel Stärke.
Anhand der herrschenden und bekannten Kräfte – wie bspw. Zeus, Hermes, Eros und Odin – wurde das patriarchalische, festgefahrene System samt Korruption, Erpressung und Gewalt, Eifersucht und Gier dargestellt, begleitet durch weibliche Berechnung.
Mit weitläufigen Legenden und unbekannten Gottheiten, einzelnen Verbindungen bis hin zum Ursprung von allem Sein empfand ich dieses Buch als Bereicherung, als Reise. Gaia, Nyx, der Tartarus und die Hundertarmigen (…), Schmerz und Missachtung, unparteiische Kräfte, Betrug und Bestrafungen (…), das und noch mehr füllen die Seiten, bauen sich auf, geben Kores Kampf einen Rahmen. Freundschaft und wahre Liebe fangen irrtümliche Schuld auf, mit Psyches Hilfe findet die junge Göttin zu sich, findet etwas in sich, was sie zu lange ignorierte, einsperrte: Macht, Wut, Kraft. Erkenntnisse, die weh tun und doch nötig sind, Offenbarungen, die Persephone und Kore endlich zusammen führen, Vergebung – für sich und andere – und Liebe, ohne Angst.
Untermalt mit einer oft düsteren Atmosphäre, Beklemmung und puren Emotionen, vermeintlicher Einsamkeit verläuft Persephones Weg weder gerade noch beständig nach vorn, sondern steht still, schlingert, taumelt zurück. Und dies macht die Greek Goddesses-Reihe so authentisch, realistisch und wahr. Doch Kore findet ihren Platz, ihr Gleichgewicht – und ihre Rache. Steht auf. Für sich, für ein Leben ohne Zwang, eine Liebe auf Augenhöhe. Und für all jene, die in der Unterwelt nach Gerechtigkeit schreien.
𝑯𝒂𝒅𝒆𝒔 & 𝑷𝒆𝒓𝒔𝒆𝒑𝒉𝒐𝒏𝒆: eine toxische Beziehung, (aus)gelebt in Abhängigkeit, Gewalt und Angst. Eine Liebe, die keine war.