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Veröffentlicht am 08.11.2023

Was für eine großartige Story!

A Breath of Winter
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Ich bin so unglaublich … begeistert, gehypt, fasziniert von diesem Buch, dass ich gar nicht weiß, was ich sagen soll, außer: lest es. Hört es. Kauft und verschenkt es!

„𝐀 𝐁𝐫𝐞𝐚𝐭𝐡 𝐨𝐟 𝐖𝐢𝐧𝐭𝐞𝐫“ : High-Romantasy ...

Ich bin so unglaublich … begeistert, gehypt, fasziniert von diesem Buch, dass ich gar nicht weiß, was ich sagen soll, außer: lest es. Hört es. Kauft und verschenkt es!

„𝐀 𝐁𝐫𝐞𝐚𝐭𝐡 𝐨𝐟 𝐖𝐢𝐧𝐭𝐞𝐫“ : High-Romantasy mit Einflüssen der nordischen Mythologie.

Carina Schnell kreierte eine Welt, die von verschiedensten Wesenheiten bewohnt wird, in der der Glaube an Magie unerschütterlich ist – jedoch auch die Bedrohung durch dunkle Kreaturen real.
In diesem nordischen, rauen Setting steht die Wilde Jagd im Fokus, der sich Smilla unbedingt anschließen will – denn gemeinsam mit dem gefürchteten Kriegertrupp rechnet sich die Hexe die besten Chancen aus, schnell an ihre Rache zu gelangen.
Doch der Gejagte scheint ein Mythos, immer ganz in der Nähe und doch nie nah genug.

„𝑬𝒔 𝒓𝒐𝒄𝒉 𝒏𝒂𝒄𝒉 𝑽𝒆𝒓𝒘𝒆𝒔𝒖𝒏𝒈, 𝑻𝒐𝒅 𝒖𝒏𝒅 𝑵𝒆𝒖𝒂𝒏𝒇𝒂𝒏𝒈 𝒛𝒖𝒈𝒍𝒆𝒊𝒄𝒉.“

Erzählt wird aus den Perspektiven von Gent, dem Oberbefehlshaber der Wilden Jagd, und Smilla. In unregelmäßigem Abstand werden diese Sichtweisen von jener Unheilvollen des Hexenschlächters durchbrochen — eine Gestalt, geboren aus Prophezeiung und Angst. Carinas Stil ist mitreißend und, trotz fantastischer, neuer Gegebenheiten, lässt sich die Geschichte klar lesen, und durch eine detailreiche Ausarbeitung nachvollziehen.
Die dichte Atmosphäre, ausdrucksstark wiedergeben, angefüllt mit malerischen Klängen und Wehmut, lässt Raum für Sarkasmus und Witz. Gefühlvoll, öfter mit einem Hauch Melancholie, durchweg charmant, spannend und aufregend vergeht die Handlung viel zu schnell.
Mehrfach scheint es, als ob die Zeit wegläuft, der letzte Atemzug bereit ist, um ausgehaucht zu werden, scheint ein Kampf, eine Flucht ausweglos —

Beide Protagonisten verstecken einen Teil von sich, verbergen Geheimnisse, sorgen für Überraschungen und geben emotionale Einblicke in ihre Vergangenheit. Von Anfang an war eine gegenseitige Faszination und Bewunderung spürbar und doch ist die Annäherung zart und langsam, passend für die Umstände und die Gefahren, die überall lauern.
Auch die restlichen Mitglieder der Truppe bekamen ausreichend Tiefe, waren interessant und vielschichtig, wenn auch nicht alle sympathisch. Konflikten und Uneinigkeit zum Trotz herrschte ein ergreifender Zusammenhalt. Misstrauen und Argwohn waren stetige Begleiter, genau wie Vorsicht. Denn die Übermacht aus der Luft ist unberechenbar, und nicht das einzige, welches einen plötzlichen Tod bedeuten könnte.

„𝑨𝒖𝒔 𝑹𝒂𝒖𝒄𝒉 𝒈𝒆𝒃𝒐𝒓𝒆𝒏, 𝒂𝒖𝒔 𝑨𝒔𝒄𝒉𝒆 𝒈𝒆𝒇𝒐𝒓𝒎𝒕.“

Das Geschehen ist mit einem Plotttwist gespickt, der so gekonnt und unvorhersehbar über Smilla und mich hereinbrach, dass PriesterInnen, Hexen und deren Schlächter, Trolle und Harpyien kurzzeitig in Vergessenheit gerieten. Hinzu kommen Aussagen, die tiefer gehen – vom nehmen und geben, von dem Hass, der einzig durch Angst geschürt wird. Die Storyline bietet alles, was ein romantischer High Fantasy braucht, ist temporeich, voller Ereignisse und Wendungen, mystisch und magisch. Sinnliche Szenen sind stimmungsvoll eingebracht, die Wirkungsweise der Magie greifbar geschildert — mich haben einzelne Facetten, Hintergründe und Intentionen, die Stärke der Hexe sehr bewegt. Ebenso wie das packende Finale, in dem die Autorin das Tempo erneut steigert, Blut fließen lässt und mit dramatischen Tönen den Höhepunkt inszeniert, um ihren Roman sanft, mit Nuancen aus dem bitter nötigen Weitermachen und hoffnungsvollem Neuanfang, ausklingen zu lassen. Band eins der "Rabenwinter Saga" endet für mich perfekt. Dennoch werde ich Smilla und die Wilde Jagd im Herbst 2024 erneut begleiten.

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Veröffentlicht am 28.10.2023

Allumfassend melancholisch, tief bewegend.

How to Make Friends with the Dark
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„How to make friends wird the Dark“ ist der zweite Roman aus der Feder von Kathleen Glasgow, den ich unbedingt lesen musste. Wie bereits in »Girl in Pieces«, beschäftigt sich die Autorin mit Themen, die ...

„How to make friends wird the Dark“ ist der zweite Roman aus der Feder von Kathleen Glasgow, den ich unbedingt lesen musste. Wie bereits in »Girl in Pieces«, beschäftigt sich die Autorin mit Themen, die häufig – zu häufig – unter den Teppich gekehrt werden, erzählt in einem eindringlichen, echten Ton, einem, der zu Herzen geht und Gänsehaut verursacht, von tiefer, bahnbrechender Trauer, von der Unwirklichkeit, die Verlust auszulösen vermag, von Einsamkeit und dem Weitermachen. Trotz Dunkelheit.

Der plötzliche Tod ihrer Mutter reißt Tiger den Boden unter den Füßen weg, wirft sie in einen Abgrund, schafft von einer Sekunde auf die andere eine neue Realität, ohne die Chance auf Abschied. Zurückgelassen mit Schuld, Fragen, die ihr niemand mehr beantworten kann, all den Schritten, die nun zu tun sind – vorwärts. Herzzerreißend hilflos, überfordert, verzweifelt und unglaublich erschöpft — es gab immer nur Tiger und ihre Mum. Jetzt ist es ein löchriges System, welches zum einzigen Auffangnetz für einen mutterlosen Teenager wird.

Kathleen Glasgow schreibt von den Phasen der Trauer, dem emotionalen Chaos, das oft dumpfer Resignation gleicht, den zarten Anläufen Richtung Bewältigung, die noch häufiger nach hinten führen, auf der Stelle halten. Die Autorin erzählt von Tigers zurechtfinden in diesem neuen, leeren Leben, von der traurigen Gewissheit, dass alle weitergehen, nur sie nicht – inmitten Düsternis und Melancholie ergießt sich der Schmerz eines Mädchens, welches weder an- noch zur Ruhe kommen kann, es finden sich Sequenzen über psychische und physische Misshandlung, toxisches Verhalten, unbequeme Realitäten, die ergreifend dargelegt wurden. … Tiger, die von einer Pflegefamilie zur Nächsten gereicht wird, wie ein Gegenstand, während überforderte SozialarbeiterInnen nach unbekannten Verwandten suchen, Versprechen brechen. Zwischen dem Festhalten an Erinnerungen, dem Ertragen eines schier unstemmbaren Alltags, wird Tiger nicht nur erschüttert, sondern auch überrascht — denn manchmal überwindet Trauer selbst Verachtung und Hass, verbindet die unterschiedlichsten Menschen, während FreundInnen gehen.
Das Verhalten der Protagonistin, ihre (Schutz- und Bewältigungs-)Mechanismen, ihre Gedanken, die (Schuld-)Gefühle und die Lethargie wie auch ihre Wesensänderung empfand ich durchweg authentisch, in der grau untermalten Handlung finden sich etliche Empfindungen, ungeahnte Entwicklungen, ebenso wie – realistische, ungeschönte und triste – Einblicke in das amerikanische staatliche System und dessen Vorgehen, welche noch mehr Nuancen, die Schmerz bereiten, im Verlauf verteilen.

Einzelne Kapitel wurden mit Zeitangaben und besonderen Überschriften versehen, die einen Überblick verschaffen, und ich empfehle das sehr persönliche und offene Nachwort nicht außen vor zulassen.

„How to make friends wird the Dark“ nimmt uns mit in eine Finsternis, in eine geraubte Kindheit, die weh tut.

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Veröffentlicht am 15.10.2023

Spaß, Spannung und Mysterien.

Magic Agents - In Prag drehen die Geister durch!
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Spaß, Spannung und Mysterien.

„Magic Agents – In Prag drehen die Geister durch!“

Nachdem ihr erster Auftrag als Magentin Elia Evander nach Dublin führte, geht es nun für sie nach Prag – denn Libuše, ...

Spaß, Spannung und Mysterien.

„Magic Agents – In Prag drehen die Geister durch!“

Nachdem ihr erster Auftrag als Magentin Elia Evander nach Dublin führte, geht es nun für sie nach Prag – denn Libuše, die verehrte Schutzpatronin der Goldenen Stadt, ist entführt worden. Als wären Angst und Hilflosigkeit der dort ansässigen Fabelwesen und Geister nicht schon besorgniserregend genug, stellen Angriffe, wahrscheinlich von der ideologischen Gruppierung »Elite«, die deutsche Hauptzentrale der »Spezialeinheit junger Agenten für Magisches« auf den Kopf und bedrohen die Unversehrtheit der Behördenmitglieder.
Für Elia hat Mission Nummer zwei jedoch erstmal oberste Priorität, immerhin wartet ohne Libuše eine schauderhafte Zukunft auf sämtliche Bewohner Prags. Und so sitzt die taffe Jungagentin mit ihrem Muffel und der Witch in der Watch schon bald im Zug …

Was habe ich auf dieses Buch hingefiebert?
Obwohl ich deutlich älter als die Zielgruppe bin, hat mich Anja Wagner durch Einfallsreichtum, Spaß und Kreativität erneut sofort mitgerissen. Auf Elia warten in der fabelhaften Stadt allerhand (Polter-)Geister und Hürden, die sie überwinden, Ungereimtheiten, die sie schnell aufklären muss. Während ihrer Suche nach Hinweisen auf Libušes Verbleib, bekommt die Agentin Hilfe von dem einen oder anderen, bekannten wie neu erschaffenen Geschöpf, wird in die Irre geführt und muss zu einigen magischen Tools greifen. Auch hier hat die Autorin ihrer Fantasie freien Lauf gelassen und diese samt ihrer Anwendung genauso nachvollziehbar ausgearbeitet, wie die Regeln und Abläufe der S.A.P.

Das Geschehen ist altersgerecht, klar und verständlich formuliert, mit interessanten Fakten, ersichtlicher Recherche und Fragen, die es zu beantworten gilt, gespickt. Für Pausen oder Langeweile bleibt Elia keine Zeit, denn irgendjemand versucht alles, um die Magentin und ihre Begleiter zu sabotieren.
Wir haben es mit einer tollen Protagonistin, die Fehler macht, engagiert und mutig bei der Sache ist, zu tun, die selbst unter Druck hilfsbereit agiert und für ihre Arbeit pure Leidenschaft empfindet. Die Handlung war ereignisreich und, wie auch die verschiedenen Figuren, mit Leben, Farben und Facetten gefüllt. Eine passende Atmosphäre, ein Hauch Mystik begleiten den schlüssigen Verlauf, der Abwechslung und viel Humor bereithält – gerade Glenda und Selmor, die mir in diesem zweiten Teil noch ein Stückchen mehr ans Herz gewachsen sind, brachten mich mit ihren Eigenheiten und flapsigen Dialogen öfter zum Lachen.
Wie bereits im Auftakt der Kinderbuchserie geben auch hier wieder Rundmails, Definitionen oder Auszüge aus Lehrbüchern und Verordnungen einen noch genaueren Einblick – Liebe fürs Detail, innen wie außen.

Ich hoffe auf einen weiteren Teil, in der wir dieses ulkige Dreiergespann auf einer Mission für die geheimnisvolle Spezialeinheit begleiten dürfen. Immerhin droht weiterhin Gefahr von der Elite …

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Veröffentlicht am 08.10.2023

Hervorragend ausgearbeitet, komplex und durchweg fesselnd.

Meine Lüge ist deine Wahrheit
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„Für sein Schweigen musste ich schreien.“

Storys, die im Thrill- und Crime Bereich eingeordnet werden, entfachen mittlerweile bei mir immer häufiger Müdigkeit, was vor allem an platten Stilen, denen weder ...

„Für sein Schweigen musste ich schreien.“

Storys, die im Thrill- und Crime Bereich eingeordnet werden, entfachen mittlerweile bei mir immer häufiger Müdigkeit, was vor allem an platten Stilen, denen weder Wortgewandheit noch Talent beiwohnen, liegt, zusätzlich zu einer Handlung und Charakterzeichnungen, so vorhersehbar wie die Tageszeiten. Dann schlug ich „Meine Lüge ist Deine Wahrheit“ auf. Weckte das erste Kapitel kurzzeitig Irritation, die sich im anspruchsvollen Verlauf löst, überraschte mich Kerstin Ruhkieck sogleich mit ihrer Art, zu schreiben.

Melancholisch, öfter bedrückend, gar beklemmend, mit einem Hauch Poesie ging die komplexe Handlung voran, die stetig neue Fragen samt Vermutungen aufwirft, in die Irre und zugleich dazu führt, keinen der drei Protagonistinnen wirklich zu vertrauen.
Im Fokus befinden sich Elena, Teresa und Miriam, die unglückliche Ereignisse, deren Zusammenhänge lange im Dunklen bleiben, nach elf Jahren wieder zueinander führt. Untermauert von einer einnehmenden Grundstimmung, von interessanten psychologischen und sensiblen Themen lernen wir die Figuren kennen, bekommen einen Eindruck ihrer Persönlichkeiten.
Während Teresa und Miriam jegliche Erinnerung tief in sich eingesperrt haben, vergessen durch den Mechanismus, der Trauma und Schuld auszulösen vermag, ist Elena seit jenem Sommer auf der Flucht, nie wirklich weggekommen von Camp und Insel. Doch nun wird es Zeit, die Vergangenheit abzuschließen und zu beenden, was auch immer damals begann …

Obgleich keine der Frauen mental wirklich gesund schien, jede eine gewisse Falschheit ausstrahlte, war es die Initiatorin, Elena, der durch Egoismus, Gleichgültigkeit und Gefühlsschwankungen eine durchdringende Bedrohlichkeit, etwas Unberechenbares anhaftete. Im Verlauf ergibt sich ein Bild der Dynamik, die vor all den Jahren zwischen den mittlerweile Erwachsenen herrschte, über die Rolle der einzelnen – lediglich Miriam weckte den Eindruck, sich positiv entwickelt zu haben. Teresa, heute gefangen in einer toxischen Beziehung, noch immer nicht bereit, Rückgrat zu beweisen, ist es, die die zurückhaltende Schriftstellerin überredet, gemeinsam mit Elena nach Seelvlieth zu fahren. Nur die Ahnung im Kopf, dass dieser Ausflug vielleicht alle drei ins Verderben stürzt.

Nach und nach kristallisieren sich vage, ungute Vorahnungen darüber heraus, was einst passierte, eine unterschwellige Gefahr begleitet pausenlos die durchdacht konstruierte Geschichte, die die Frauen zurück an jenen Ort führt, an dem keine je wieder sein wollte. Nervenkitzel und Anspannung sind allgegenwärtig, und trotz des malerischen, atmosphärischen Stils, trotz der unterschiedlichen Blickwinkel, durchbrochen von Erinnerungen, büßt „Meine Lüge ist Deine Wahrheit“ nichts an Tempo und Spannung ein. Manipulation, Lügen und Intrigen, Halbwahrheiten und immer neue Puzzleteile, Verstrickungen, die langsam aufgedröselt werden und einen perfiden Plan entblößen, der durch Twists und Offenbarungen mehrfach neu zusammen gesetzt wird.
Die LeserInnen tauchen in Geheimnisse ein, durchbrechen Verdrängung und mühsam errichtete Mauern, begegnen erschreckenden Abgründen, bis sie zu einem Finale gelangen, welches ebenso überraschend wie schockierend, so emotional wie bewegend ist.
Am Ende war es nur eine Postkarte, die Licht in einen Sommer bringt, der zahlreiche Leben zerstört, beendet hat, Menschen traumatisierte und die wahren Monster enthüllt …

Dieser Psychothriller hat mich mitgerissen, eingefangen, schockiert und tief bewegt – und das nicht nur, mit moralisch fragwürdigen Themen und Reaktionen.

„Reue ist nie genug.
Schuld vergeht nicht.“

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Veröffentlicht am 04.10.2023

Wenn sich Märchen und Abenteuer mit Gesellschaftskritik verbinden ...

The Witch, the Curse & the King
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»Die Hölle befindet sich in Wahrheit auf Erden«

Mit einer Bitte fing für Anders ein Abenteuer an, dass ihm Hexen, Dämonen und Drachen, Trance, Mystik und Gefahr entgegenspie, sein Bewusstsein für die ...

»Die Hölle befindet sich in Wahrheit auf Erden«

Mit einer Bitte fing für Anders ein Abenteuer an, dass ihm Hexen, Dämonen und Drachen, Trance, Mystik und Gefahr entgegenspie, sein Bewusstsein für die Wahrheiten des Volkes und jenes der Wesenheiten öffnete …
Mit gutem Herzen, einem vermeintlichen Gaukler nebst Raben, einer beeinträchtigten Fee und einer verschmähten Prinzessin macht sich der Prinz auf, ein ehrenwerter König zu werden, ein Held und ein Ritter.

„The Witch the Curse and the King“ hat mich auf mehreren Ebenen überrascht, denn hinter dem märchenhaften Cover warten Humor, ein durchweg interessanter Plott, ein perfider Plan sowie ein Potpourri an unterschwelliger Gesellschaftskritik.
Bereits das Vorwort war originell gestaltet, der Prolog wirft Fragen auf, doch die aktuelle Geschichte beginnt, wie so oft, mit einer Brautschau. Leider blickt der Kronprinz von Derhns nicht nur ahnungslos auf sein Gefolge, sondern weiß auch nichts von Pakten mit den Hexenzirkeln. Zur gleichen Zeit wird das eiskalte Gemüt der Königin durch dunkle Visionen erschüttert, die hoffentlich ein waschechter Wahrsager als Alptraum abtun kann. Währenddessen wälzt sich der Rest der betuchten Gesellschaft blind in Wohlstand, ergötzt sich im Rausch des Elixiers an der grenzenlosen Ausbeutung von Minderheiten und Natur. Nur das einfache Volk bangt täglich: denn der mysteriöse Nebel, der Leben und Erinnerungen verschlingt, seit 50 Jahren wabert, zieht sich immer näher um das Königreich …

Fabio Narraris schuf mit seinen Worten ein bildliches Setting, zeichnete seine Figuren ausreichend und gab den Hauptakteuren individuelle Eigenschaften. Trotz teilweise saloppen Dialogen, amüsanten Formulierung, Witz und viel Charme hält der Autor eine altmodische, noble Atmosphäre, die einem Märchen würdig ist, aufrecht. Verschiedene Perspektiven führen uns durch die Geschichte, bannen uns in die Mitte des Geschehens, im Fokus stehen jedoch Nimari, die selbst Scharlatanen Gehör schenkt, um ihren prophetischen Träumen den Schrecken zu nehmen, eine gaukelnde, wahrsagende Hexe, seines Zeichens Schwerenöter, Rakel sowie der Auserwählte – schüchtern und unbeholfen – Prinz Anders. Um endlich als Königs gesehen zu werden, sich als solcher zu fühlen, geht dieser erst los, um eine Prophezeiung zu erfüllen und dann, um sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.
Doch kann er wirklich Land, Untertanen und sich selbst retten, indem er hinter das Mysterium des Nebels, der ungeniert das Reich verschlingt, gelangt?

Spaß, Spannung, eine oft beklemmende Stimmung, viel Tempo und Ereignis sowie etliche (Zauber-)Wesen und Charaktere füllen den Verlauf, der abwechslungsreich und kreativ, heiter wie auch düster inszeniert wurde. Zu keiner Zeit verlor ich das Interesse, befand mich mehrfach auf der Flucht oder in Gefahr, grübelte und schmunzelte. Hintergründe und Machenschaften werden geschickt aufgedröselt, bevor der Glitzerwald ein Netz, gesponnen aus Hass und Intrigen, offenbart.
Besonders angetan haben mich die Details, die tierischen- und fantastischen Sidekicks wie auch die Aktualität, die Narraris unaufdringlich, aber präsent einfließen lässt: Kritik an dem Mensch, der seinen Lebensraum bewusst zerstört, mit grenzenloser Überheblichkeit unterlegene Spezies zur Sklaverei verdammt, die Ausrottung von Natur und Tier besingt …
Abgesehen von der stimmigen Gesamtheit dieses märchenhaften Fantasy-Romans, sind die tiefer liegenden, gedankenvoll gestreuten, echten Botschaften für mich ein hervorragender Grund, eine Empfehlung für „The Witch the Curse and the King“ auszusprechen!

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