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Veröffentlicht am 22.11.2022

Sarkastisch-Charmanter Gesellschaftsroman und Charakterstudie einer jungen Frau auf dem Heiratsmarkt zu Beginn des 19. Jahrhunderts.

Belinda
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Beschreibung

London, um 1800. Belinda Portman wird von ihrer als Kupplerin berüchtigten Tante Mrs Stanhope nach London geschickt, um dort in die feine Gesellschaft eingeführt zu werden und natürlich einen ...

Beschreibung

London, um 1800. Belinda Portman wird von ihrer als Kupplerin berüchtigten Tante Mrs Stanhope nach London geschickt, um dort in die feine Gesellschaft eingeführt zu werden und natürlich einen geeigneten Kandidaten für die Ehe zu finden. Unter Obhut der kapriziösen Lebedame Lady Delacour ist Belinda jedoch in den aufregenden Kreisen der High Society auf sich selbst gestellt und verliebt sich ausgerechnet in Clarence Hervey, einen guten Freund Lady Delacours, welcher bereits einer anderen Dame versprochen ist…

Meine Meinung

Nach über 200 Jahren nach der Erstveröffentlichung, wurde Maria Edgeworths Gesellschaftsroman »Belinda« nun erstmals ins Deutsche übersetzt. Die britische Autorin wurde nicht umsonst Vorbild für Jane Austen und viele weitere Schriftstellerinnen und Schriftsteller ihrer Zeit. Das zeigt ihre, zu Beginn des 19. Jahrhunderts, skandalöse Geschichte mit Bravour.

Im Zentrum von Edgeworths Gesellschaftsporträt steht die junge Belinda, welche durch den gefürchteten Ruf ihrer Kuppler-Tante Mrs Stanhope schon bald nach ihrer Ankunft in London zum Klatschthema wird. Schließlich sind alle gespannt, ob Mrs Stanhopes neuer Zögling eine noch bessere Partie machen wird als ihre Vorgängerinnen und die Gentlemen sind auf der Hut.

Belinda mit ihrer Unerfahrenheit ist zunächst auf den brieflichen Rat ihrer Tante angewiesen und wird von ihrer Gastgeberin, der Lebedame Lady Delacour in ein turbulentes Gesellschaftsleben eingeführt. Im alltäglichen Leben kann Belinda schon bald einen Blick hinter die Fassade der vergnügungssüchtigen koketten Dame werfen und zieht für sich aus deren Eheleben wichtige Schlüsse für ihre Wahl eines Bräutigams.

Das Zusammenspiel der exzentrischen Lady Delacour und der liebenswürdigen Belinda hat Maria Edgeworth perfekt aufeinander abgestimmt, denn die Damen können wunderbar voneinander lernen und schätzen ihre Freundschaft daher sehr. Kein Wunder, ist es Lady Delacour ein besonderes Anliegen, ihrer Belinda einen vorzüglichen Ehegatten zu verschaffen und denkt dabei an ihren häufigen Gast Clarence Hervey, dem Belinda nicht abgeneigt ist.

Sehr genossen habe ich Belindas besonnes Wesen und ihre aufopferungswürdige Hilfsbereitschaft, die sie auch in Clarence Herveys Gunst steigen lässt. Jedoch trägt der Gentleman eine Verpflichtung aus seiner Vergangenheit mit sich, die einer Vereinigung des Paares im Wege steht und ihr Umfeld trägt mit seinen intriganten Spielchen enorm zum Unterhaltungswert des Romans bei.

Äußerst erfrischend sind zudem gewagte Episoden, wie zum Beispiel die Heirat einer Weißen mit einem Schwarzen, welche wie nebenbei einfließt, als wäre dies völlig normal. Damit hat Maria Edgeworth zu ihrer Zeit wohl für jede Menge Aufsehen gesorgt. Zudem stattet sie eine ihrer weiblichen Figuren mit viel Courage aus, die man in vergleichbaren Werken nur beim männlichen Geschlecht findet und hier sogar zum Duell zweier Frauen in Männerkleidung sorgt.

Tatsächlich habe ich jedes Kapitel dieses drei Bände umfassenden Gesamtkunstwerkes sehr genossen und in jeder Hinsicht mit den fein gezeichneten Charakteren mitgefiebert. So sehr ich die fabelhafte Entwicklung Belindas bestaunte, so sehr hätte ich mir ein klein wenig mehr Unterfütterung von Clarence Hervey gewünscht. Diese minimale Kritik ist jedoch vernachlässigbar und daher kann ich »Belinda« jedem Fan von Jane Austen nur wärmstens empfehlen!

Fazit

Sarkastisch-Charmanter Gesellschaftsroman und Charakterstudie einer jungen Frau auf dem Heiratsmarkt zu Beginn des 19. Jahrhunderts.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 23.08.2022

Veröffentlicht am 22.11.2022

Ein wärmendes Freundinnenbuch.

Freundin bleibst du immer
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Beschreibung

An der Universität von Zaria hat sich eine Freundschaft zwischen den Pflegestudentinnen Funmi, Enitan und der Literaturstudentin Zainab entwickelt, die auch noch Jahrzehnte später besteht. ...

Beschreibung

An der Universität von Zaria hat sich eine Freundschaft zwischen den Pflegestudentinnen Funmi, Enitan und der Literaturstudentin Zainab entwickelt, die auch noch Jahrzehnte später besteht. Als Funmis Tochter Destiny in Lagos heiratet, kommen die drei Freundinnen nach vielen Jahren der Trennung wieder zusammen. Obwohl sie ihre Lebenswege auf unterschiedliche Pfade geführt haben, ist ihre Freundschaft unzertrennlich.

Funmi führt ein Luxusleben an der Seite eines undurchsichtigen Geschäftsmannes, Enitan ist mit ihrem weißen Freund kurz nach dem Studium nach Amerika durchgebrannt und Zainab hat ihre große Liebe geheiratet, ihren Traum vom Schreiben dafür sogar an den Nagel gehängt und pflegt mittlerweile ihren Mann, der aufgrund eines Schlaganfalls gelähmt ist. Die anstehende Hochzeit und das ersehnte Wiedersehen, regt die Frauen an über ihre Vergangenheit nachzudenken und auf die Zukunft zu blicken.

Meine Meinung

Mit »Dele weds Destiny« feiert Tomi Obaro ihr Romandebüt, welches unter dem Titel »Freundin bleibst du immer« nun auch den Weg nach Deutschland gefunden hat. Das wundervolle Cover wurde von der englischen Taschenbuchausgabe übernommen und passt mit der Abbildung der traditionellen Kopfbedeckung einfach perfekt zur Geschichte über drei afrikanische Freundinnen, die sich zur anstehenden Hochzeitsfeier des Nachwuchses treffen.

Der Autorin gelingt es, mit ihrer Geschichte, die Traditionen und Lebensumstände der nigerianischen Bevölkerung lebendig werden zu lassen. In bunten Bildern präsentiert sie nicht nur eine pompöse afrikanische Luxusfeier, sondern auch drei verschiedene Lebensläufe von starken Frauen, die seit über drei Jahrzehnten eine unerschütterliche Freundschaft verbindet.

Zunächst erzählt Tomi Obaro in einigen Kapiteln, die jeweils den Namen der Freundin in der Überschrift trägt, die gerade erzählt. Von der gegenwärtigen Situation – nämlich dem lang ersehnten Wiedersehen in Lagos anlässlich der Hochzeit von Funmis Tochter Destiny mit Dele – über Raubüberfallen auf offener Straße und Korruption.

Gerade die Unterschiedlichkeit hält das Feuer der Freundschaft am Brennen, denn während die eine Freundin mit ihrer Attraktivität die Männer anlockt, kann die andere mit Selbstbewusstsein punkten und die dritte ist unscheinbar und fast zu übersehen. So haben sich die jungen Frauen in ihren Zwanzigern beim Studium kennengelernt. Dies und weitere Entwicklungen im Leben der Freundinnen wird anhand eines Rückblicks erzählt.

Die Kombination der beiden Zeitschienen macht die Entwicklung der Freundinnen sichtbar und mündet schließlich in einem Finale, das zeigt, wie gut sich die Frauen ergänzen. Am liebsten hätte ich noch viel mehr über den Lebensweg der drei beeindruckenden Frauen erfahren. Sehr schön ist jedoch, dass wie nebenbei durch Ansprachen und alltägliche Situationen das westafrikanische Setting eine ganz besondere Atmosphäre versprüht.

Fazit

Ein wärmendes Freundinnenbuch, das die Kraft einer Freundschaft im Angesicht diverser Lebensumstände betont und dabei die nigerianische Kultur einbezieht.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 25.07.2022

Veröffentlicht am 22.11.2022

In »Gefährliche Magie« steckt Kelly Thompson ganz viel von Carol Denvers und mischt dies mit einer humorigen Handlung.

Captain Marvel - Neustart
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Meine Meinung

Mit »Captain Marvel – Gefährliche Magie« legt Kelly Thompson bereits den sechsten Band ihrer starken ›Captail Marvel‹-Neustart-Serie hin und knüpft dieses Mal direkt an die Ereignisse aus ...

Meine Meinung

Mit »Captain Marvel – Gefährliche Magie« legt Kelly Thompson bereits den sechsten Band ihrer starken ›Captail Marvel‹-Neustart-Serie hin und knüpft dieses Mal direkt an die Ereignisse aus »Düstere Zukunft« an.

Nachdem Carol von ihrem Abenteuer aus der dystopischen Endzeit-Zukunft von 2052 zurück in der Gegenwart ist und sich aufgrund ihrer Begegnung mit Rhodeys Tochter von ihm getrennt hat, um dieser Zukunft nicht im Weg zu stehen. Aus ihrem Gefühlstief wird Captain Marvel von getreuen Freundinnen geholt, allen voran Jessica Drew alias Spider-Woman.

Zu Beginn kitzelt Kelly Thompson den humorvollen Anteil der Story heraus, sodass die Geschichte zuerst wie eine Komödie mit Herzschmerz, Freundschaft und heißem One-Night-Stand ihren Lauf nimmt. Doch dann wird ordentlich nachgelegt, denn Captain Marvel schlägt sich mit ihrer Schuld um die Zukunft von 2052 herum und will den Tod ihrer Superheldenkolleg*innen sowie die Apokalypse durch Ove, den Sohn von Namor aus Atlantis zu verhindern. Doch dafür benötigt sie Magie und sucht nach einer Abfuhr von Mr. Strange nach Unterstützung in feindlichen Gefilden, bei keiner geringeren als Amora alias Echantress.

»Gefährliche Magie« liefert eine unheimlich kurzweilige Story mit hohem Humoranteil und viel Raum für den Charakter von Carol Danvers, sodass die Superheldin Captain Marvel in diesem Abenteuer etwas zurücktritt. Dennoch bekommt die Fangemeinde auch genügend dynamische Actionszenen zu Gesicht, die das ganze auflockern. Für meinen Geschmack hätte es in der Geschichte tatsächlich mehr um Magie gehen können, als um Carols von Schuld zerfressenem Gemüt.

Im direkten Anschluss gibt es noch eine Kurzgeschichte von Jamie McKelvie, in der Captain Marvel Hilfe bei Kamala Khan alias Ms. Marvel sucht, welche ihrem großen Idol vortrefflich aufzeigt, warum sie so fasziniert von ihr als Superheldin und ihrer Wirkung auf die Menschen ist.

Fazit

In »Gefährliche Magie« steckt Kelly Thompson ganz viel von Carol Denvers und mischt dies mit einer humorigen Handlung ,bei der die Action etwas in den Hintergrund rückt.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 16.07.2022

Veröffentlicht am 21.11.2022

Ein raues Abenteuer auf hoher See, das mit starken Protagonistinnen punkten kann

Reisende im Wind Gesamtausgabe (1. Zyklus)
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Meine Meinung

In einer Gesamtausgabe hat der Splitter Verlag die ersten fünf Bände des 1. Zyklus von François Bourgeons Serie aus den 1970er/1980er Jahren über die »Reisende im Wind« neu aufgelegt.

Im ...

Meine Meinung

In einer Gesamtausgabe hat der Splitter Verlag die ersten fünf Bände des 1. Zyklus von François Bourgeons Serie aus den 1970er/1980er Jahren über die »Reisende im Wind« neu aufgelegt.

Im Stile einer waschechten Abenteurer-Geschichte verarbeitet der französische Comiczeichner François Bourgeon auf unterhaltsame Weise historische Relikte des späten 18. Jahrhunderts. Er schreibt über die Seefahrt und dabei mischen auch politische Einflüsse aus dem vorrevolutionären Frankreich mit, deren Kolonialvergangenheit mit viel Schweiß, Blut und Brutalität erkauft wurde.

Zusammen mit der toughen jungen Adeligen Isabeau de Marnaye geht die Reise von Frankreich in die Karibik und schließlich nach Westafrika. Auf dem Schiff lernt die Kämpfernatur den einfachen Matrosen Hoel kennen und aus ihrer Liebe entspinnen sich weitere Abenteuer auf hoher See und zu Lande.

Im weiteren Handlungsverlauf wird das junge Paar vor einige Herausforderungen gestellt, die sich so zur damaligen Zeit tatsächlich hätten zugetragen haben können. Hoel gerät in Gefangenschaft auf einem englischen Gefängnisschiff, doch Isabeau setzt alles daran, ihn zu befreien. Mit der Unterstützung der Engländerin Mary, ihrer Schülerin und neugewonnenen Freundin sowie ihrem Verlobten, gelingt es in einer nervenaufreibenden Befreiungsaktion tatsächlich und es warten viele weitere spannende Abenteuer auf die vier.

Von spektakulären Seeschlachten über die Reise auf einem Sklavenschiff nach Westafrika über erschreckende Eindrücke des Menschenhandels vor Ort kann man sich durch François Bourgeon detailreichen Illustrationen ein besonders gutes Bild machen. Besonders viel Spannung nimmt die Geschichte auf als die Reise mit der voll beladenen ›Marie Caroline‹ nach Frankreich ansteht und ein Sklavenaufstand entflammt.

Der Erzählweise sowie der einfachen Panelführung merkt man deutlich an, dass dieser Stoff schon ein paar Jährchen auf dem Buckel hat und dies blitzt immer wieder in der Handlung durch. Die Frauen werden mit all ihren Reizen dargestellt, was ich persönlich in diesem Format als unproblematisch erachte, vor allem da die Figuren mit Mut, Ehrgeiz und einem starken Willen ausgestattet sind, die fernab vom zarten Heimchen am Herd oder der Jungfrau in Nöten daherkommen.

»Reisende im Wind« ist ein herrlich unterhaltsamer Abenteuerstoff, der ein Stück französische Geschichte aufarbeitet und dabei den Finger schonungslos in die Wunde legt.

Fazit

Ein raues Abenteuer auf hoher See, das mit starken Protagonistinnen punkten kann und die erschreckende Zeit des Sklavenhandels und der französischen Kolonialherrschaft mit aller Brutalität betrachtet.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 10.07.2022

Veröffentlicht am 21.11.2022

Ein absolut faszinierender Science-Fiction-Roman, der den kulturellen Schmelztiegel von New York City lebendig werden lässt

Die Wächterinnen von New York
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Beschreibung

Städte sind nicht nur sprichwörtlich, sondern im wahrsten Sinne des Wortes lebendig. Als New York City erwacht gibt es Komplikationen bei der Geburt, denn die Stadt sucht sich nicht nur einen ...

Beschreibung

Städte sind nicht nur sprichwörtlich, sondern im wahrsten Sinne des Wortes lebendig. Als New York City erwacht gibt es Komplikationen bei der Geburt, denn die Stadt sucht sich nicht nur einen Avatar, der sie verkörpert und beschützt, sondern auch gleich für jeden Stadtteil eine eigene Wächterin oder Wächter. Denn ein erster Kampf gegen Kräfte, die neu geborene Städte bedrohen, hat New Yorks Avatar so stark geschwächt, dass dieser seine Aufgabe nicht wahrnehmen kann. Nur gemeinsam kann es den Wächterinnen New Yorks gelingen, ihren Avatar und damit die gesamte Stadt zu retten. Doch die Zeit tickt, denn der Feind hat sich längst unter sie gemischt…

Meine Meinung

Die amerikanische Fantasy- und Science-Fiction-Autorin N. K. Jemisin ist schon längst kein Geheimtipp mehr, dennoch bin ich erst durch ihren neuesten Roman »Die Wächterinnen von New York« mit ihrer Arbeit in Kontakt gekommen. Und was für ein wunderbarer Erstkontakt das war!

In ihrer Geschichte setzt sich N. K. Jemisin mit der Weltmetropole New York City und den fünf unterschiedlich geprägten Stadtbezirken auf kreative und bewegende Art und Weise auseinander. Nach einem ersten Besuch in der Stadt, die niemals schläft, wurde ich großer Fan dieser faszinierenden multikulturellen Welt, sodass ich bereits zwei weitere Male dorthin gereist bin. Allerdings habe ich immer noch nicht alle Stadtteile kennengelernt, dafür hat nun aber N. K. Jemisin mit »Die Wächterinnen von New York« gesorgt.

Die Idee einer tatsächlich lebendigen Stadt, die geboren und durch einen Avatar in Menschengestalt beschützt wird, hat mir unheimlich gut gefallen. Doch wie das bei einer Geburt eben ist, kann es auch zu Schwierigkeiten kommen und genau das passiert als das frisch geschlüpfte New York angegriffen und geschwächt wird, sodass sich die Stadt fünf Wächterinnen und Wächter auswählt.

Die unterschiedlichen Wächterinnen und Wächter verkörpern die Eigenschaften ihrer Bezirke Manhattan, Brooklyn, Bronx, Queens und Staten Island durch und durch. Manny ist ganz neu in der Stadt und verkörpert mit seinem tief im inneren gnadenlosen Charakter Manhattan, für das aufstrebende Brooklyn steht die schwarze Stadträtin und ehemalige Rapperin Brooklyn ›MC Free‹ Thomason ein, die wilde Bronx wird durch Bronca, der lesbischen Kuratorin einer Galerie vertreten, Queens durch die indische Studentin und Mathe-Queen Padmini und das konservative Staten Island manifestiert sich in Aislyn, der behüteten Tochter eines Polizisten.

Jemisins Beschreibungen ihrer Protagonisten/Stadtteile sind unglaublich detailverliebt, sodass ich mir sicher bin, dass bessere New-York-Kenner noch viel mehr aus diesem Roman ziehen können, als ich es vermochte. Eines gelingt aber auf jeden Fall, auch für Ortsunkundige entsteht hier eine lebendige Welt, in der man sich durch den ausführlichen Weltenaufbau leicht zurechtfindet.

Spannung mit lovecraftschen Monstern kommt zwar immer wieder ins Spiel, aber dominiert die Story nicht. Vielmehr stehen die diversen Persönlichkeiten der Stadtteile im Vordergrund und lassen mit ihren Konflikten auch einen Blick auf reale Probleme werfen. Der noch immer tagtäglich stattfindende Rassismus gegenüber anderen Kulturen oder People of Colour ist somit ein großer Bestandteil von N. K. Jemisins Roman und verleiht diesem eine Note, die unter die Haut dringt.

»Die Wächterinnen von New York« ist wirklich ein grandioser Roman, voll starker Superheld*innen und ein außergewöhnliches Porträt New York Citys. Allerdings darf man keine allzu temporeiche Action erwarten, diese gibt es gut dosiert zwischendurch, der Fokus liegt aber ganz beim Worldbuidling, welches für mich noch ein paar Fragen offen lies. Man könnte auch sagen, diese Roman liest sich wie ein extrem ausführlicher Prolog (leider mit ein paar Längen), der Neugierig auf mehr macht. Daher hoffe ich sehr, dass es bei dieser ursprünglich auf eine Trilogie ausgelegte »The Great Cities«-Reihe bald weitergehen wird.

Fazit

Ein absolut faszinierender Science-Fiction-Roman, der den kulturellen Schmelztiegel von New York City lebendig werden lässt, mit Diversität glänzt und den immer noch gegenwärtigen Rassismus offenlegt.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 09.07.2022