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Veröffentlicht am 20.02.2022

Diese Buchreihe wird besser und besser!

Bridgerton - In Liebe, Ihre Eloise
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Nachdem Eloises Geschichte bereits im zweiten Epilog des Vorgängerbandes von Julia Quinns wunderbarer Bridgerton-Reihe angeteasert worden war, brannte ich natürlich darauf, mehr über Penelopes beste Freundin ...

Nachdem Eloises Geschichte bereits im zweiten Epilog des Vorgängerbandes von Julia Quinns wunderbarer Bridgerton-Reihe angeteasert worden war, brannte ich natürlich darauf, mehr über Penelopes beste Freundin zu erfahren und freute mich riesig, wieder in meine geliebte Regency-Storywelt eintauchen zu dürfen. Tatsächlich hat dieses Werk meine Erwartungen sogar getoppt, da ich die weibliche Hauptfigur einfach umwerfend fand, auch den männlichen Protagonisten sehr gerne mochte und mich dank der herrlich humorvollen Dialoge erneut prächtig amüsiert habe. Dieses Mal gibt es keine rauschenden Bälle und prächtige Roben, dafür liegt der Fokus auf einer emotionalen Eltern-Kind-Beziehung und zwei gänzlich gegensätzlichen Charakteren, die trotz ihrer Unterschiede perfekt füreinander sind.

Stets ein wenig zappelig, äußerst ungeduldig und erfrischend direkt – die impulsive, lebenslustige Eloise ist eine außergewöhnliche junge Frau. Sie redet viel und gerne, hält nie mit ihrer Meinung hinterm Berg und hat keine Angst, unbequeme Fragen zu stellen – im Gegenteil, sie MUSS einfach immer und überall über alles Bescheid wissen. Kein Wunder, dass man sie einst verdächtigt hatte, die anonyme Schreiberin Lady Whistledown zu sein. Sie schießt deutlich besser als ihre vier Brüder, ist intelligent, unheimlich loyal - und gehört zur allseits angesehenen Bridgerton-Familie. Eloise hofft auf eine Liebesheirat, aber im frühen 19. Jahrhundert gilt dies als Luxus; eine unverheiratete Dame ihres Alters wird bereits als alte Jungfer betrachtet und es wird allgemein erwartet, dass sie jeden Antrag dankbar annimmt. Zum Glück kann Eloise auf das Verständnis ihrer Mutter zählen, die sich – mehr oder weniger – damit abgefunden hat, dass nach sechs abgelehnten Anträgen wohl kein Mann mehr um die Hand ihrer 28-jährigen Tochter anhalten wird. Bisher war Eloise gänzlich unbesorgt angesichts ihrer Ehelosigkeit, malte sich eine fröhliche gemeinsame Zukunft mit ihrer ebenfalls ledigen Freundin Penelope aus – wer braucht schon Männer? Und plötzlich heiratet Penelope aus heiterem Himmel Eloises Bruder Colin! Zwar freut sie sich von Herzen für ihre zwei Lieblingsmenschen, doch nun wird sie sich ihrer Einsamkeit mehr denn je bewusst. Als der Witwer Sir Phillip Crane, mit dem sie seit knapp einem Jahr eine heimliche Brieffreundschaft pflegt, Eloise zu sich einlädt und erklärt, er wolle sie nach dem persönlichen Kennenlernen eventuell heiraten, setzt sich dieser Gedanke in ihrem Kopf fest. In einer Kurzschlussreaktion reist sie zu ihm nach Gloucestershire - ohne ihm ihren Besuch anzukündigen, ohne ihrer Familie Bescheid zu geben und vor allem OHNE Anstandsdame! Sie setzt ihren guten Ruf aufs Spiel für einen Mann, dem sie nie zuvor begegnet ist! Noch unterwegs beschleichen sie erste Zweifel. Und ihre Sorgen scheinen durchaus berechtigt zu sein, denn der schroffe Botaniker, der ihr auf Romney Hall in ländlicher Arbeiterkluft entsetzt entgegenblinzelt, entspricht rein gar nicht ihrem Wunschdenken. Sie hatte sich einen charmanten, weltgewandten Gentleman ausgemalt. Stattdessen wirkt Phillip, der in seinen Briefen so wundervolle poetische Formulierungen aufs Papier gezaubert hatte, bei ihrer ersten Begegnung komplett unbeholfen, bringt kaum ein Wort hervor und hat ihr ein wichtiges Detail vorenthalten bzw. zwei: seine 8-jährigen Kinder, die Zwillinge Amanda und Oliver, welche sich als wahre Satansbraten entpuppen und Eloise direkt eine Kampfsage machen. Von seiner zukünftigen Frau wünscht sich Sir Phillip Crane nicht viel: Sie soll die Mutterrolle übernehmen und für etwas mehr Ruhe im Haus sorgen. Hin und wieder ein Lächeln, vielleicht sogar ein herzhaftes Lachen wäre schön, noch mehr Tränen auf Romney Hall würde er nämlich nicht ertragen. Auf Liebe wagt er nicht zu hoffen. Nicht gerade verheißungsvolle Aussichten für die Romantikerin Eloise – und als ihre Brüder herausfinden, dass sie sich davongestohlen hat, scheint ihr Schicksal besiegelt: Ob sie will oder nicht, sie wird Phillip heiraten müssen.

Die langsame Annäherung zwischen den sympathischen Hauptfiguren habe ich total genossen! Phillip möchte keinesfalls wie sein eigener Vater werden, der brutal und grausam gewesen war, steht dem ungezogenen Verhalten seiner eigenen Kinder allerdings hilflos gegenüber. Die frechen Zwillinge treiben ihn mit ihren Streichen in den Wahnsinn, also geht er ihnen aus dem Weg, was ihr aufmerksamkeitssuchendes Verhalten umso mehr befeuert – ein Teufelskreis. Dennoch wird schnell deutlich, wie sehr er sie liebt.

Apropos Liebe: Ich liebe den mitreißenden Schreibstil von Julia Quinn, bisher war jedes ihrer Werke ein voller Erfolg für mich!

Fazit: Eine absolute Regency-Wohlfühllektüre! Ich habe geschmunzelt, ein paar Tränchen verdrückt und bin dermaßen in der Story versunken, dass ich das Buch in einem Rutsch durchgelesen habe. Ganz klare Leseempfehlung, nicht nur für Bridgerton-Fans!

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Veröffentlicht am 18.02.2022

Der Buchtitel ist Programm

Bridgerton - Penelopes pikantes Geheimnis
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Für meine Rezension des 4. Bandes der international gefeierten und für Netflix verfilmten Bridgerton-Reihe von Bestsellerautorin Julia Quinn orientiere ich mich ausnahmsweise mal am Stil der legendären, ...

Für meine Rezension des 4. Bandes der international gefeierten und für Netflix verfilmten Bridgerton-Reihe von Bestsellerautorin Julia Quinn orientiere ich mich ausnahmsweise mal am Stil der legendären, mysteriösen Lady Whistledown. Die scharfzüngigen Beiträge in ihrem Gesellschaftsjournal sind bei der klatschsüchtigen Londoner Upper Class der frühen 1820er Jahre gleichermaßen beliebt wie auch gefürchtet; niemand möchte in den Fokus der anonymen Schreiberin geraten, da sie - welch Skandal! – in ihren Artikeln keine schmeichelhaft allgemeinen Namens-Abkürzungen verwendet, sondern stets den vollen Namen der betreffenden Personen nennt.


Aus Lady Furbaby Moms Buchjournal:

Wie meiner geschätzten Leserschaft mittlerweile aufgefallen sein dürfte, bedarf es lediglich einer romantischen, im England der Regency-Zeit spielenden Geschichte voller sympathischer Protagonisten, um mich in Verzückung zu versetzen. Ich kann Ihnen mit Freude versichern, dass – auch wenn ich von Julia Quinn ohnehin nichts Geringeres als ein erfolgreiches Anknüpfen an ihre vorherigen schriftstellerischen Glanzleistungen erwartet hatte - das vorliegende Werk ebendiese Anforderungen vortrefflich erfüllt und mich in meinem Wunsch bestärkt hat, mir alle weiteren Bände der Bridgerton-Reihe zu Gemüte zu führen.

Amüsiert verfolgte ich die von Situationskomik und Wortwitz strotzenden Dialoge während der Annäherung unseres allseits hochgeschätzten, für seinen Charme berühmten – und, wie sich erst kürzlich herausgestellt hat, nur scheinbar hartnäckig auf sein Junggesellendasein bedachten - Mr. Colin Bridgerton und dem wohl noch am wenigsten dummen Mitglied der Featherington-Familie, dem freundlichen, bisher höchst unscheinbaren, stets mit gequältem Gesichtsausdruck am Rande der Tanzfläche anzutreffenden Mauerblümchen Miss Penelope Featherington. Wer beim Durchforsten seines Gedächtnisses nach Erinnerungen an besagte - mit ihren inzwischen schon 28 Jahren nicht mehr ganz taufrische - junge Dame erfolglos bleiben sollte, der rufe sich das Bild einer überreifen Zitrusfrucht vor Augen. Bis heute ist es der Verfasserin dieser Zeilen unbegreiflich, welche Mutter ihre bedauernswerte Tochter in einem solch unvorteilhaften Farbton debütieren lassen kann – wenn Sie mich fragen, war diese Gedankenlosigkeit eine willkommene Vorlage für die wie üblich gehässigen Bemerkungen von Lady Cressida Twombley, die ihre als Besorgnis getarnte Boshaftigkeit seit jeher hinter ihrem makellosen Teint zu verstecken versucht. Glaubt sie denn, wir alle seien Narren? Aber diese niederträchtige Person soll hier nicht weiter erwähnt werden, da Miss Penelope Featherington ein weitaus lohnenswerteres Gesprächsthema abgibt.

Die Tatsache, dass es nun ausgerechnet jener - meines Erachtens bezüglich ihrer Intelligenz hochgradig unterschätzten - Dame gelungen sein soll, den bezaubernden, wenn auch bedenklich oft hungrigen dritten Sprössling der Bridgerton-Brut von seiner Sehnsucht nach monatelangen Reisen zu kurieren und zur dauerhaften Heimkehr in heimatliche Gefilde zu überreden - womöglich gar von den Vorteilen einer längst überfälligen Eheschließung zu überzeugen -, dürfte zweifellos für die ein oder andere, der heftigen Enttäuschung geschuldeten Ohnmacht unter den jungen Damen der Londoner Gesellschaft (und wahrscheinlich nicht minder unter ihren noch ehrgeizigeren Müttern) gesorgt haben. Wie mir zugetragen wurde, hatte nicht einmal die beste Freundin Penelopes, Colins Schwester Eloise, diese in meinen Augen ebenso unterhaltsame wie begrüßenswerte Entwicklung kommen sehen.

Als einziges Manko der ansonsten formidablen, aus der Perspektive von Penelope und Colin geführten Erzählung erachte ich lediglich den unglücklich gewählten Klappentext, welcher den in der reizenden Geschichte selbst treffsicher platzierten Überraschungsmoment grausam ruiniert - ein beklagenswerter Makel, über den die für ihren guten Geschmack bekannten Bridgerton-Sympathisanten jedoch gewiss milde lächelnd hinwegsehen werden. Abschließend erlaube ich mir die persönliche Anmerkung, dass es auch für Neulinge der Reihe nie zu spät ist, diesem erlauchten Kreis beizutreten und dass sich "Penelopes pikantes Geheimnis" diesbezüglich hervorragend als Einstiegslektüre eignet.

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Veröffentlicht am 11.02.2022

Sensationeller Schreibstil!

Wallis und Edward. Eine Liebe, stärker als die Krone
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Ich komme direkt zur Sache: Dieses Buch ist ein absoluter Volltreffer! Der kluge, bildgewaltige, pointierte Schreibstil der britischen Bestsellerautorin Wendy Holden, deren ebenfalls bei Ullstein erschienenes ...

Ich komme direkt zur Sache: Dieses Buch ist ein absoluter Volltreffer! Der kluge, bildgewaltige, pointierte Schreibstil der britischen Bestsellerautorin Wendy Holden, deren ebenfalls bei Ullstein erschienenes Werk "Teatime mit Lilibet" bereits auf meiner Wunschliste steht, hat mich komplett überwältigt! Ich bin versunken in den wahnsinnig stimmungsvollen, von stilistischer Schönheit geprägten Beschreibungen! Es war solch ein Genuss, dass ich während der Lektüre mehrfach innehalten musste, um die in meinem Kopf entstehenden Bilder des jeweiligen Settings in Ruhe auszukosten - sei es St. James’s Palace oder Balmoral, der Great Windsor Park oder das wie ein verzaubertes Märchenschloss anmutende Fort Belvedere, Davids von wunderschöner Natur umgebener Landsitz, wo als einzige Regel gilt, dass es keine Regeln gibt.

In der Theorie mag es unheimlich romantisch klingen: Ein Prinz, der eine Frau so sehr liebt, dass er bereit ist, sein Königreich, seine Privilegien und sogar seine Familie für sie aufzugeben. Nicht nur Fans der Royals dürften jedoch inzwischen wissen, dass die Realität weniger rosig, sondern weitaus dramatischer ausgesehen hatte und dass trotz des vermeintlichen Happy Ends des Paares, das bis zu Davids Tod verheiratet blieb, eine gewisse Tragik nicht von der Hand zu weisen ist.

Fasziniert tauchte ich in die Geschichte der skandalumwitterten Wallis Simpson und David, auch bekannt als Edward VIII, Prinz von Wales, ein und erlebte, wie sie sich kennen- und lieben lernten. Über Umwege war es der in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsenen U.S-Amerikanerin Bessiewallis gelungen, in den Inner Circle der britischen High Society vorzudringen; dank Kalkül, Mut zur Entschlossenheit und der richtigen Kontakte rückte der "Schlüssel zu einer neuen, vergoldeten Welt" eines Tages endlich in Reichweite – und die modebewusste Mittdreißigerin, die sich nach Luxus und Glamour sehnte, ergriff diese einzigartige Chance mit beiden Händen, wurde Teil der High Society, erhielt plötzlich Einladungen zu exquisiten Partys. Dennoch sollte sie die Rolle der Außenseiterin nie ganz ablegen können und der Familie Davids auf ewig ein Dorn im Auge bleiben. Ich konnte mich wunderbar in ihre Figur hineinversetzen; ihre Gedankengänge wurden von der Autorin so eindringlich und emotional geschildert, dass ich beinahe das Gefühl bekam, Wallis persönlich zu kennen. Ihr Verhalten wirkte stets schlüssig und ihrem Charakter entsprechend. Nicht all ihre Taten hieß ich gut, dennoch wuchs sie mir im Laufe der Handlung zunehmend ans Herz und ich fieberte mit ihr mit.

Die Figuren haben definitiv Ecken und Kanten, selbst der zweite Ehemann von ihr, Ernest, ist eine interessante Person – ich mochte seine solide, bodenständige Art sehr, insbesondere im Vergleich zu gewissen VIPs wie den Magnificent Morgans, Thelma und Gloria, oder dem tratschsüchtigen Cecil Beaton. Über den kurzen Gastauftritt der scharfsinnigen Coco Chanel hingegen habe ich mich enorm gefreut. Die Story wird aus der Perspektive von Wallis (in der 3. Person) erzählt und spielt auf zwei Zeitebenen: in den Jahren 1928-37 sowie während des im Jahre 1972 stattfindenden Begräbnisses des Herzogs von Windsor. Besonders Wallis' Stärke beim Begräbnis ihres Seelenverwandten hat mich schwer beeindruckt. Edward VIII, von allen nur David genannt, erleben wir rein aus Wallis' Sicht; er war mir zu Beginn der Bekanntschaft am sympathischsten, hatte anschließend beinahe theatralisch komische und leicht verrückte Züge; manchmal wirkte er wie ein trotziges Kind auf mich. In einem Punkt blieb er allerdings standhaft: Nichts konnte ihn von seiner Liebe zu Wallis abbringen.

"Sie hatte nicht wie erwartet die Wahrheit über ihn herausgefunden, sondern erkannt, dass es viele Wahrheiten gab. Seine Persönlichkeit hatte so viele unterschiedliche Facetten, wie Fort Belvedere Schlafzimmer besaß. Das nationale Idol und der Verkäufer des Empire, der Spaßvogel, der energiegeladene Gärtner, der Innenarchitekt und der leidenschaftliche Musiker. Und da war noch mehr, das Gefühl, dass hinter dem Charme, dem Charisma und der Effekthascherei etwas verborgen lag […], das nur die wenigsten erahnten."

Ich muss zugeben, ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass der Großteil des Romans davon handeln würde, wie Edward abdankt und anschließend den Rest seines Lebens mit Wallis verbringt. Stattdessen liegt der Fokus hauptsächlich auf der Zeit davor, so begegnen wir Wallis, als sie gerade ihre zweite Ehe eingegangen ist. Im Nachhinein bin ich wirklich froh darüber, denn tatsächlich ist dies ja der wahrlich spannende Part – wie es einer zweifach geschiedenen U.S.-Amerikanerin gelang, das Herz des Prinzen zu erobern. Ich kam nicht umhin, gewisse Parallelen festzustellen, die sich in der neueren Zeit im Leben der britischen Königsfamilie abgespielt haben. Manch einer könnte behaupten, Wallis und Edward hätten den Weg geebnet für eine Abkehr von der eisernen monarchischen Strenge, für eine Lockerung des in seinen Traditionen teilweise festgefahrenen höfischen Protokolls, eine Annäherung zum Volk, und vor allem für royale Eheschließungen, die nicht aufgrund von Pflichtgefühl oder Erwartungshaltungen, sondern rein aus Liebe geschlossen werden.

Ein Gedanke am Rande: Für zukünftige Ausgaben fände ich die Ergänzung eines Stammbaumes im Anhang sinnvoll, sodass man immer einen Überblick über das Who is Who der britischen Adelsfamilie zur Hand hat.

Fazit: Binnen kürzester Zeit war dieser immerhin fast 500 Seiten umfassende Schmöker ausgelesen. Begeisterung pur meinerseits und eine klare Leseempfehlung für alle Royals-Interessierten!

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Veröffentlicht am 03.02.2022

Zuckersüßes Kinderbuch

Pia Pustelinchen - Das Findelei
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Erneut verzaubern Autorin Kathleen Freitag und Illustratorin Anita Schmidt Groß und Klein mit einem entzückenden, kunterbunten Abenteuer des niedlichen Pusteblumenmädchens Pia. Da bereits Band 1 der liebevoll ...

Erneut verzaubern Autorin Kathleen Freitag und Illustratorin Anita Schmidt Groß und Klein mit einem entzückenden, kunterbunten Abenteuer des niedlichen Pusteblumenmädchens Pia. Da bereits Band 1 der liebevoll gestalteten Kinderbuch-Reihe sowohl unseren Spatz als auch mich begeistert hat, freuten wir uns sehr über dieses neue Leseschätzchen, das im Januar 2022 bei Dragonfly (HarperCollins) erschienen ist.

Die tollpatschige, neugierige Pia ist einfach zu süß! Sie mag zwar klein sein, aber ihr Herz ist riesengroß. Wenn jemand Hilfe benötigt, zögert sie keinen Augenblick, egal wie schwierig das Unterfangen zunächst erscheinen mag. Als sie an einem wunderschönen Sommertag über ein Findel-Ei stolpert, das ganz einsam und verlassen auf der großen Blumenwiese liegt, steht für sie sofort fest, dass sie die Eltern von dem Ei finden möchte. Mit von der Partie sind natürlich auch ihre Freunde - Marienkäfer Mario, Ameise Frederick und Bella Biene -, die ihr bei der Suche tatkräftig zur Seite stehen. Doch wen sie auch fragen, weder Frösche noch Vögelchen, niemandem gehört das Ei. Sogar der liebe Herr Maulwurf schaut aus seinem Bau heraus und kann ihnen leider nicht weiterhelfen. Wer sich in dem Findel-Ei versteckt und ob Pia und ihre Freunde es schaffen, das Findelkind und seine Eltern zu vereinen, müsst ihr selbst lesen!

Ich bin völlig hingerissen von den zauberhaften Illustrationen, die sich farbenfroh und abwechslungsreich mal über zwei Seiten erstrecken, mal in viele kleine Bildchen unterteilen und mit dem eingefügten Text herrlich harmonieren. Zusammen mit dem Pusteblumenmädchen lernen kleine Leseratten altersgerecht, wie die jeweiligen Tiere ihren Nachwuchs begrüßen, z.B. das Käfer aus einem Kokon schlüpfen und Frösche laichen. Neben niedlichen Wortkreationen wie "honigstark", "pustewohl" oder "Mistkäferpech" (- "Donner, Blitz und Vergissmeinnicht!" und "Oje, Unglücksklee!" werde ich direkt in meinen Sprachgebrauch übernehmen! -) laden auch allerlei Beschreibungen, die sich auf Fortbewegungsarten und Tiergeräusche beziehen, zum animierten Vorlesen ein - es wird getippelt und gekrabbelt, gehüpft und geschwirrt, gesummt, gezirpt, gequakt. Obendrein werden auf einer Doppelseite in gewohnt spielerischer Manier die Unterschiede zwischen Sitzen, Liegen und Stehen gezeigt.

Besonders gut gefiel mir der Aspekt des selbstlosen Helfens, der den Kindern mit dieser sommerlich-fröhlichen Geschichte nähergebracht wird und ihren Gerechtigkeitssinn stärkt. Für Pia und ihre Freunde ist es selbstverständlich, anderen zu helfen, sie tun es gerne und nicht, weil sie eine Belohnung dafür erwarten; der zurückhaltende Ameisenjunge Freddie überwindet für den guten Zweck sogar seine Schüchternheit. Ebenso wird Pias rührende Fürsorge für das Findel-Ei gezeigt. Sie versucht sich im Ausbrüten - liebevoll und vorsichtig polstert sie ein Nestchen aus, damit es das Findeltierchen kuschelig warm und gemütlich hat.

Fazit: Wir sind pusteblumig glücklich mit dieser traumhaften Buchreihe und fiebern schon jetzt dem nächsten Band, "Pia Pustelinchen – Hilfe für Herrn Tausendfüßler" entgegen, der im März 2022 erscheint.

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Veröffentlicht am 25.01.2022

Absolute Leseempfehlung!

Die Ullsteinfrauen und das Haus der Bücher
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Dies ist nun schon der zweite Roman aus der Feder von Beate Rygiert, der mich aufgrund ihres phänomenalen, mitreißenden, bildlichen wie auch emotionalen Schreibstils restlos begeistert hat! Es ist so ein ...

Dies ist nun schon der zweite Roman aus der Feder von Beate Rygiert, der mich aufgrund ihres phänomenalen, mitreißenden, bildlichen wie auch emotionalen Schreibstils restlos begeistert hat! Es ist so ein herrliches Gefühl, wenn man bereits nach wenigen Seiten weiß, dass man ein 5-Sterne-Buch in den Händen hält!

Das reizvolle Setting vom Berlin der Goldenen Zwanziger hatte mich total neugierig auf die Geschichte gemacht, welche aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird, größtenteils auf wahren Begebenheiten basiert und mit einer Prise Fiktion angereichert worden ist. Wie gerne würde ich tatsächlich mal einen Blick hinter die Kulissen des berühmten Verlagshauses werfen! Dank dieses Romans durfte ich das nun zumindest literarisch tun und kann die Autorin nicht genug loben für ihre fundierte Recherche – man spürt in jeder Zeile ihre eigene Wertschätzung für den Ullstein Verlag.

Was den Inhalt betrifft, verweise ich auf den Klappentext. Ob Rosalie Gräfenberg, die ihrer Zeit weit voraus war und für die ich nach dieser Lektüre eine große Bewunderung hege, Verlagsredakteurin und Autorin Vicki Baum, deren Humor mich immer wieder schmunzeln ließ oder das bezaubernd liebenswerte (leider fiktive) Tippfräulein Lili Blume – ich habe all diese klugen, aufrichtigen, bemerkenswerten Frauen ins Herz geschlossen und verfolgte gebannt ihre Erlebnisse. Auch in Dr. Franz Ullstein habe ich mich wunderbar hineinversetzen können; der Generaldirektor hatte es wahrlich nicht leicht, nicht nur im Hinblick auf seine Ehe mit Rosalie, die von seiner Familie von Anfang an torpediert wurde, sondern auch hinsichtlich seiner Arbeit. - "Statt einer Direktion haben wir so etwas wie ein Parlament im Haus mit all den Söhnchen und Neffen, Schwiegersöhnen und bald auch Enkeln. […] So kann man kein Unternehmen führen." Beinahe über die gesamte Handlung hinweg hatte er mein Mitgefühl.

Überhaupt gibt es so vieles, was ich an diesem Werk einfach nur großartig fand: die vielschichtige Figurenzeichnung, die innige Freundschaft zwischen den weiblichen Hauptfiguren, die authentischen, von der Wortwahl der damaligen Zeit geprägten Dialoge… Je nach Gesellschaftsschicht blitzte hin und wieder der Berliner Dialekt auf, was ich absolut geliebt habe.

Abschließend noch ein Vorschlag für zukünftige Ausgaben: Ein Personenregister oder einen Familienstammbaum hätte ich hilfreich gefunden. Anfangs habe ich mir nebenbei Notizen gemacht, um aufgrund der zahlreichen Namen und Positionen innerhalb der Großfamilie Ullstein und des vom Vater Leopold Ullstein gegründeten Imperiums den Überblick behalten zu können. Binnen weniger Kapitel wusste ich dann Bescheid, aber ich könnte mir vorstellen, dass solch eine Übersicht eine passende Ergänzung wäre.

Fazit: Faszinierend, spannend und unglaublich gut geschrieben! Hinter dem nostalgisch anmutenden, klassisch schönen Cover steckt auch ein belletristisches Meisterwerk – wer historische Frauenromane mit starken, inspirierenden Protagonistinnen mag, muss dieses Werk lesen! Absolute Leseempfehlung!

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