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Veröffentlicht am 15.04.2018

Ein wunderbares Debüt, das lange nachwirkt

Summ, wenn du das Lied nicht kennst
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Der 15. Juni 1976 verändert für Robin Conrad alles. Sie lebt wohlbehütet mit ihren Eltern, ihrer imaginären Zwillingsschwester Cat und der Maid Mabel in Witpack, einem ausschließlich von Weißen bewohnten ...

Der 15. Juni 1976 verändert für Robin Conrad alles. Sie lebt wohlbehütet mit ihren Eltern, ihrer imaginären Zwillingsschwester Cat und der Maid Mabel in Witpack, einem ausschließlich von Weißen bewohnten Vorort von Boksburg, in der Nähe von Johannesburg. Sie ist noch nicht mal 10 Jahre alt, als sie ihre Eltern Jolene und Keith bei Rassenunruhen in Johannesburg verliert. Mabel wird verhaftet und Robin kommt zu ihrer Tante Edith, einer Flugbegleiterin, die allerdings mit der neuen Aufgabe und der Trauer um ihre Schwester nicht klar kommt.
Die 49-jährige Beauty Mbali verlässt ihre Heimat die Transkei, lässt ihre Söhne Luxolo, 15, und Khwei, 13, zurück und reist auf einer beschwerlichen Strecke nach Soweto, wo ihre Tochter Nomsa bei Beautys Bruder lebt und dort zur Schule geht. Nach einer Demonstration gegen die Einführung von Afrikaans als Unterrichtssprache ist Nomsa, die die Demo mit anführte, verschwunden.
Auf Umwegen kommt Beauty in den Haushalt von Edith und so lernen sich Robin und Beauty ganz langsam kennen.


Selten hat mich ein Debüt so fesseln und berühren können, wie dieses Erstlingswerk von Bianca Marais.
Zum einen weiß die Autorin wovon sie schreibt, da sie selbst als Weiße in Südafrika aufgewachsen ist. Zum anderen kann sich die fiktive Geschichte aber genau so in dem von Apatheit gebeutelten Land abgespielt haben. Ich finde es z.B. so schlimm, wenn sich eine schwarze Frau im Krankenhaus fragt, ob der Eid, den die weißen Ärzte geschworen haben, stärker ist als ihre Vorurteile Schwarzen gegenüber.

Robin und Beauty erzählen ihre Geschichten aus ihrer Sicht in der Ich-Form. Dadurch fühle ich mich ihnen noch näher und bin auch in ihren Gedanken immer bei ihnen. Es ist für mich sehr interessant, verschiedene Situationen aus der Sicht beider Protagonistinnen zu erleben, die dann doch recht unterschiedlich sind. Es ist wunderschön zu lesen, wie sich die Beiden ganz langsam immer näher kommen und eine liebevolle Innigkeit entsteht.

Obwohl die Geschichte viele tragische und auch grausame Momente beinhaltet, schafft es die Autorin, den Schreib- und Erzählstil immer gleichbleibend leicht, unterhaltend und angenehm zu lesen zu halten. Immer wieder dringt trotz der teilweisen Beklemmung eine Prise Humor mit ein. Bianca Marais fängt das Leben von Robin und Beauty mit all seinen unterschiedlichen Facetten sehr gut ein. Die beschriebenen Eindrücke von Demütigung und Hass, aber auch von Hoffnung, Mut und Freundschaft werden mich bestrimmt noch eine Weile verfolgen.

Dass immer mal wieder Wort, ganze Sätze oder Redewendungen in der typisch afrikanischen Landessprache einfließen, gefällt mir sehr gut. Erläutert werden sie im anhängenden Glossar, das aber für das Verständnis selbst nicht norwendig gewesen wäre.

"Summ, wenn Du das Lied nicht kennst" ist soviel mehr als ein Roman über Apartheit. Er vermittelt die Trauer, die Zerrissenheit, die Missstände, aber auch die Hoffnung und den Mut Vieler hier einiges zu ändern in einer Leseform, die mich stark beeindruckt hat.

Veröffentlicht am 13.04.2018

Neues aus Lichterhaven

Vier Pfoten am Strand
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Die wunderbar leichten und unterhaltsamen Bücher von Petra Schier lese ich schon seit einigen Jahren sehr gerne. Da ich schon einmal mit ihr in Lichterhaven zu Gast war, musste ich natürlich auch "Vier ...

Die wunderbar leichten und unterhaltsamen Bücher von Petra Schier lese ich schon seit einigen Jahren sehr gerne. Da ich schon einmal mit ihr in Lichterhaven zu Gast war, musste ich natürlich auch "Vier Pfoten am Strand" lesen, dessen Cover mich magisch angezogen hat.


Der leicht exzentrische Künstler Ben Brungsdahl zieht sich für seine Arbeitsklausur nach Lichterhaven an der Nordsee zurück. Hier will er neue Skulpturen erschaffen. Sein neuer Weggefährte Ben, ein Amerikanischer Bulldogg, den er aus einer totalen Verwahrlosung gerettet hat, hat seinen ganz eigenen Kopf und macht seinem Namen Boss alle Ehre. Also muss er zu Christina Messner in die Hundeschule. Hier kommen sich Ben und Christina sehr nahe, wissen aber auch, dass die Zeit, die sie zusammen haben nur einen Sommer dauernd wird...


Obwohl Vieles in dieser Geschichte vorhersehbar ist, hat es Petra Schier hervorragend geschafft, immer wieder neue Eindrücke zu streuen und das Vorhersehbare spannend oder überraschend zu gestalten.


Auch in diesem Buch geht es zum einen um eine Liebesgeschichte, zum anderen um einen Hund. Und Boss, dessen Gedanken ich in kursiver Schrift mit verfolgen kann, ist so ein klasse Kerl, dass ich mich sofort in ihn verliebt habe. Ihm fällt es nicht leicht Vertrauen zu seinem neuen Besitzer zu fassen, den er als Herrchen einfach nicht anerkennen will. Aber wie er dies alles ausdrückt, auch Worte, die er noch nicht kennt – einfach köstlich.

Aber auch Ben und Christina habe ich schnell in mein Herz geschlossen, immer wissend, dass dies nicht von Dauer sein soll.


Ich habe mich sehr gefreut mal wieder in Lichterhaven sein zu dürfen. Einige der Menschen hier habe ich ja schon kennengelernt und es ist für mich immer, wie Freunde zu besuchen. Auch sie entwickeln sich weiter und ich habe mich sehr gefreut, dass es bei Alexander und Melanie Neuigkeiten gibt. Neue Menschen habe ich auch kennenlernen dürfen, die ab jetzt zu meinen guten Bekannten in dem Ort dazu gehören.

Alle Personen sind so detailiert und farbig ausgetaltet, dass ich eine klare Vorstellung von ihnen im Kopf habe. Die Vertrautheit der Menschen in diesem kleinen Ort und die gute Nachbarschaft habe ich auch in dieser Geschichte wieder spüren können. Wenn ich die Augen schließe, sehe ich Ben, Christina und Boss am Strand toben und schaue den Wellen zu, wie sie an den Strand auflaufen.


Das Leben im Alltag, eine Geburtstagsfeier, eine Liebesgeschichte mit einer Prise Erotik, eine Auslandsreise, ein Heimkehrer – alles spielt hier eine Rolle und alles fügt sich zu einer sehr gut auserzählten Geschichte.


Obwohl man dieses Buch sehr gut lesen kann, wenn man die erste Geschichte aus Lichterhaven nicht kennt, finde ich es von Vorteil sie zu kennen. So lerne ich die Protagonisten von Anfang an viel besser kennenlernen kann.


Ich wurde auch diesmal sehr gut unterhalten und hatte Taschentücher parat, die ich auch gebraucht habe. Und ich warte heute schon sehnsüchtig auf meinen nächsten Besuch bei meinen Freunden in Lichterhaven. Und der wird ganz bestimmt kommen.

Veröffentlicht am 12.04.2018

Ein toller Nicht-Ratgeber für werdende Mamas

Kleckerlätzchen für Anfänger
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Der blaue Balken vom Schwangerschaftstest stürtzt Kim Weiß in eine Sinnkrise. Sie steht kurz vor der Hochzeit mit ihrem Freund Markus. Und nun müssen sie heiraten? Gerade hat sie erst den idealen Job gefunden, ...

Der blaue Balken vom Schwangerschaftstest stürtzt Kim Weiß in eine Sinnkrise. Sie steht kurz vor der Hochzeit mit ihrem Freund Markus. Und nun müssen sie heiraten? Gerade hat sie erst den idealen Job gefunden, an den sie schon nicht mehr geglaubt hatte. Und nun ist sie schwanger. Aber ihr Alter Ego Irmgard, die sie immer rausholt, wenn sie nicht weiter weiß, versteht es, ihr die ersten Ängste zu nehmen. Denn Kinder sind etwas ganz Wundervolles.


Vom Schwangerschaftstest bis zum Besuch der Kinderkrippe bin ich 15 Monate lang an Kims Seite und erlebe ihren Alltag, ihre Sorgen und ihre Ängste. Ihre Freundinnen melden sich plötzlich nicht mehr, sie schläft erschlagen abends auf der Couch ein, fühlt sich in ihrer Rolle als Mutter an ihre Wohnung gefesselt, hat Probleme mit Rolltreppen, mit zu engen Türen um mit dem Kinderwagen durchzukommen, findet den Camembert in der Besteckschublade und ganz Vieles mehr. Die kleinsten Probleme scheinen ihr über den Kopf zu wachsen.
Ich lerne Worte wie PEKiP kennen, deren Bedeutung mir bis hierher fremd war. Ich staune, wie viel Anstrengung es baucht um einen Krippenplatz zu bekommen und vor allem was die kosten, wenn man einen schnell bekommen kann. Ich bin bei Lil´s erstem Geburtstag dabei und fahre mit der kleinen Familie nach Österreich in Urlaub, bevor die Krippenzeit beginnt.

Obwohl meine Schwangerschaften schon über 3 Jahrzenhnte zurück liegen, erkenne ich mich immer noch in vielen Situationen wieder. Es gibt aber auch Vieles, was ich damals nicht kannte; was es einfach nicht gab. Ich hatte weder ein Stillkissen, noch einen Windeleimer. Um mit unseren Kindern zu spielen brauchten wir keine Kurse. Ja, es hat sich viel getan in der Zeit.


Ein toller Nicht-Ratgeber ohne erhobenen Zeigefinger, aber mit sehr viel Humor und Leidenschaft für alle, die Mama werden wollen oder es schon sind. Ich finde das Buch toll und habe es sehr gerne gelesen.

Veröffentlicht am 09.04.2018

Immer nur die Zweite

Mordsfinale. Ostfrieslandkrimi
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Oh nein, jetzt ist der neue Fall für Fenna Stern und Tammo Anders schon fertig erzählt. Endlich haben sich die Beiden das Ja-Wort gegeben und ich wollte unbedingt noch wissen, welchen Traum Fenna ihrem ...

Oh nein, jetzt ist der neue Fall für Fenna Stern und Tammo Anders schon fertig erzählt. Endlich haben sich die Beiden das Ja-Wort gegeben und ich wollte unbedingt noch wissen, welchen Traum Fenna ihrem Tammo als Hochzeitsreise erfüllt hat.

Doch bevor es soweit war, mussten die Beiden noch einen kniffligen Fall lösen:
In der Seniorenresidenz "Haus Friesenglück" am Rande von Greetsiel sterben innerhalb zwei Woche zwei Frauen. Nichts ungewöhnliches, sollte man meinen. Aber Hark und Edith, die hier einen mordsmäßig komfortablen und unterhaltsamen Lebensabend verbringen wollen, haben Verdächtiges gehört und lassen von ihrem Freund Frido die Kriminalpolizei rufen. Es stellt sich wahrhaftig heraus, dass der Arzt des Hauses bei einer der Damen vorschnell Selbstmord diagnostiziert hat, um das Haus nicht in Schwierigkeiten zu bringen.
Fenna und Tammo ermitteln mit gewohnter Sorgfalt und fördern Unglaubliches zutage.

In ihrem 5. Fall für die Kripo Greetsiel nimmt sich Ulrike Busch ein Thema vor, dem viele von uns irgendwann entgegen gehen – dem Leben in einem Alten- oder Seniorenheim. Sehr gut finde ich die Idee mit Seniorenbetreuerinnen. Gerade im Alter braucht man immer wieder mal jemandem, und sei es nur um mit ihr seine Gedanken zu teilen.
Auf der anderen Seite will ich nicht wissen, bei wie vielen Senioren ein "normaler" Tod bescheinigt wird, der gar keiner war.

Bisher kannte ich auch nur Insulinspritzen. Aber dank der hervorragenden Recherchearbeit der Autorin bin ich nun klüger und hoffe, dass die Insulintabletten, die in diesem Fall eine Rolle spielen, heute in der Herstellung aber noch viel zu teuer sind, in absehbarer Zukunft vielen Patienten helfen werden.

Der leichte trotzdem fesselnde Schreibstil hat mich sofort in die Geschichte hineingezogen. Da ich nun schon das 5. Mal in Greetsiel bin, finde ich es immer wieder schön, alte Bekannte wiederzutreffen.
Die Dialoge und die farbig ausgestalteten Protagonisten erwecken eine authentische Atmosphäre, in die ich gerne eintauche und mich mitreißen lasse.
Doch nicht nur der Kriminalfall ist aufregend und spannend beschrieben. Bei Fenna und Tammo spüre ich, wie sie ihrer bevorstehenden Hochzeit entgegen fiebern und wie verliebt sie trotz der vielen Arbeit immer noch sind.

Wer bei einem Krimi ohne viel Blutvergießen auskommen kann, der ist hier mal wieder genau rchtig: Spannende Unterhaltung; vielschichtige Charaktäre; ein Ermittlerduo, das einen interessanten Fall nachvollziehbar löst – was will ich mehr!
Zur Auflösung des Rätsels um die Hochzeitsreise muss ich nun leider bis zum nächsten Fall warten, auf den ich mich heute schon freue.

Veröffentlicht am 01.04.2018

Sturmflut auf der Hallig Langeneß

Mord auf der Hallig
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Britta Tjaden vom Landesamt für Küstenschutz wird von den Halligbewohnern der kleinen Hallig Langeneß angefeindet. Um den Untergang der Halligen wegen des immer weiter steigendes Meeresspiegels zu verhindern, ...

Britta Tjaden vom Landesamt für Küstenschutz wird von den Halligbewohnern der kleinen Hallig Langeneß angefeindet. Um den Untergang der Halligen wegen des immer weiter steigendes Meeresspiegels zu verhindern, muss eine Menge Geld ausgegeben werden, auch von den Halligbewohnern. Den Aufbau der Halligen bezahlt das Land, den Abriss und Neubau der Häuser sollen die Bewohner selbst stemmen. An diesem Abend, an dem die Gemüter hochkochen, schlägt wieder einmal eine Sturmflut zu. Und am nächsten Morgen wird Britta Tjaden vermisst und die Naturschutzaktivistin Beeke Klock tot aufgefunden.
Kuno Knudsen und Arne Zander von der Kripo Wattenmeer, die auf der Hallig drei ruhige Tage verbringen wollten, reißen sich nicht darum, diese mit Mordermittlungen zu verbringen. Kuno selbst hat keine schönen Erinnerungern an die Hallig, die ihm einen Cold Case beschert hat: das Verschwinden der jungen Dänin Asta von vor 7 Jahren ist bis heute nicht geklärt.

Ich fiebere den Büchern von Ulrike Busch schon immer entgegen und nun war es wieder soweit. Kuno und Arne sind wieder da. Auch diesen neuen Fall kann man sehr gut lesen, ohne die anderen Bücher zu kennen. Sollte man sich aber nicht entgehen lassen.
Ich bin sofort mittendrin in diesem Kriminalfall und die beiden Kommissare sind mir schon gute Bekannte geworden, die auch diesmal ihre freie Zeit sausen lassen um das Verschwinden von Britta Tjarden und den Tod von Beeke Klock aufzuklären.

Detailgenau beschriebene Protagonisten wie Rasmus Raab, der sich einen äußerst ungewöhnlichen Wohntraum erfüllt hat, Paul Tjadenn, der das Casino und junge Frauen mehr liebt, als seine Britta oder Mario Meier, der mit Schmetterlingsnetz und Botanikbüchern über die Hallig schleicht – lassen Bilder in meinem Kopf entstehen. Genauso wie die Landschaftsbeschreibungen, bei denen ich die Warften mit den wegen der Sturmflut verrammelten Fenstern, die kleine Lorenbahn und das tosende Meer direkt vor Augen habe. Die Ruhe und Beschaulichkeit ist für kurze Zeit dahin und ich meine die Unruhe der Menschen, besonders von Brittas Schwester Tilda, spüren zu können. Bei den Vernehmungen der Halligbewohner tritt die Redeunlust sehr deutlich zutage. Da tun mir die Kommissare fast schon leid. Und natürlich schafft es auch der nervige Lokalreporter Friedrich Fliegenfischer wieder auf die Insel.

Die Geschichte selbst hat mir vor Augen geführt, dass auch das Leben auf einer so beschaulichen Hallig nicht immer einfach ist, und mit welchen Naturgewalten die Bewohner gerade auch wegen der Klimaerwärmung zu kämpfen haben. Es kommt aber auch sehr gut heraus, dass die meisten Menschen, die dort leben nicht woanders leben möchten, als auf ihrer Hallig.

Ein spannender Fall, der mich auch diesmal das Buch nicht aus der Hand hat legen lassen. Interessante Charaktäre, einige Wendungen und die Aufklärung, die ich so nicht erwartet hatte, machen das Lesen auch bei diesem Buch zu einem Erlebnis, dass ich jedem nur empfehlen kann.