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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.12.2018

Weihnachtliche Anthologie

Schöne Bescherung!
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Mit 12 Geschichten, die für jeden Geschmack und für jedes Genre etwas bereit halten, hat Olaf Lahayne mit die Wartezeit auf Weihnachten verkürzt. Mit seiner breit gefächerten Schreibkunst verzaubert mich ...

Mit 12 Geschichten, die für jeden Geschmack und für jedes Genre etwas bereit halten, hat Olaf Lahayne mit die Wartezeit auf Weihnachten verkürzt. Mit seiner breit gefächerten Schreibkunst verzaubert mich der Autor mit Mystischem, regt mich zum Nachdenken an und entführt mich zurück bis zur Zeit um Jesu Geburt. Aber auch einen Krimi bekomme ich vorgesetzt, genau so wie launige Unterhaltung.

Die Stories sind alle unterschiedlich lang und lassen sich leicht und zügig lesen. Hier und da halten auch österreichische Ausdrücke einzug, die vielleicht nicht jeder kennt, die sich aber durch den Text selbst erklären.

Wer also gerne gut gemachte kleine Weihnachtsgeschichten liest, der ist hier genau richtig.

Veröffentlicht am 01.12.2018

Starke Frauen

Goldfields
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Ich liebe die Romane von Izabelle Jardin, bei denen ich die Figuren nicht nur in der Gegenwart sondern auch in der Vergangenheit begleiten darf. Auch mit dieser Geschichte hat mich die Autorin sofort gefangen, ...

Ich liebe die Romane von Izabelle Jardin, bei denen ich die Figuren nicht nur in der Gegenwart sondern auch in der Vergangenheit begleiten darf. Auch mit dieser Geschichte hat mich die Autorin sofort gefangen, gefesselt und absolut begeistert.

Robin Alexander ist verheiratet, Mutter eines Sohnes, vor allem sehr zielstrebig und ehrgeizig. Als sie bei einer Beförderung mal wieder übergangen wird, weil sie noch im gebärfähigen Alter ist, schmeißt sie ihren Job hin. Zuhause allerdings fühlt sie sich total unterfordert, was das Privatleben sehr belastet. Bei einem Sommerfest auf einem alten englischen Landsitz lernt sie Margaret Thornton kennen, die ihr die Geschichte ihrer Großmutter Beatrice Ames erzählt, die im Jahr 1851 in London beginnt.

Beatrice Ames, eine willensstarke, rebellische, verletzliche junge Frau, die für die Gleichstellung der Frauen kämpft, wird von ihrem intriganten und unsympathischen Bruder nach Australien verbannt. Auch auf der Überfahrt lässt sie nicht ab von ihrem Kampf für die Schwachen und Unterdrückten. Und in ihrer neuen Heimat zeigt sie sich weiterhin unbeugsam und scheut sich auch nicht für ihre Anliegen als Mann aufzutreten.

Bei Izabelle Jardin sind es nicht nur die Hauptfiguren, die mich anziehen. Gerade die Nebendarsteller machen die Geschichte erst interessant und rund. Hier begegne ich auch Faye und Constantin wieder, die ich bereits in „Funkenflug“ kennengelernt habe. Und Beatrice, die dort eine Nebenrolle gespielt hat, bekommt hier nun ihren großen Auftritt. Das sind für mich immer diese „ah, wie schön“-Momente, bei denen ich mich noch mehr in die Geschichte hineingezogen fühle.
Alle Figuren haben ihre Eigenarten, ihre Ecke und Kanten, sind gut vorstellbar gezeichnet und ich kann ihr Tun und Handeln und ihre Gedanken sehr gut nachvollziehen. Die meisten sind mir sofort sympathisch. Aber es gibt auch den ein oder anderen Charakter, der es nicht schafft, mich für ihn einzunehmen.

Dies ist in erster Linie kein Liebesroman. Er zeigt die Stärken, die Hoffnungen und Träume, die Krisen und den Kampf um Gleichberechtigung einer jungen Frau, die sich nicht unterkriegen lässt. Wenn ich das lese, bin ich immer wieder froh in der Jetztzeit geboren zu sein.

Ich liebe den Schreib- und Erzählstil der Autorin. Sie versteht es mit Worten zu jonglieren und mir damit jede Szene der Handlung direkt vor Augen zu führen. Vor allem trifft sie auch meine emotionale Seite, bei der sich auch mal ein Tränchen raus gedrückt hat. Beim Lesen ihrer Bücher vergesse ich Raum und Zeit und lass mich einfach in eine andere Welt entführen.
Die Geschichte in der Gegenwart erzählt Robin in der Ich-Form, die Vergangenheit gibt Margaret Thornton weiter. Hier wie da fühle ich mich mitgenommen und reingezogen in die jeweilige Epoche.

Das Ende hat mich auch hier wieder total begeistert und ich habe mir die großen Augen von Constantins Vater vorgestellt, der nun hoffentlich zufriedengestellt ist und seine Schwiegertochter Faye akzeptiert.

Ein Buch, das zum Nachdenken anregt und aufzeigt, was Frauen alles bewirken können und wie weit wir mit unserem Kampf um Gleichberechtigung schon gekommen sind. Und das wir nie aufgeben dürfen.

Veröffentlicht am 23.11.2018

Ein wunderbares erstes Buch der Schokoladen-Trilogie

Die Schokoladenvilla
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Die 21-jährige Judith Rothmann, Tochter des Schokoladenfabrikanten Wilhelm Rothmann in Stuttgart, ist für die Zeit Anfang des 20. Jahrhunderts eine sehr modern eingestellte junge Frau. Sie würde gerne ...

Die 21-jährige Judith Rothmann, Tochter des Schokoladenfabrikanten Wilhelm Rothmann in Stuttgart, ist für die Zeit Anfang des 20. Jahrhunderts eine sehr modern eingestellte junge Frau. Sie würde gerne in der Schokoladenfabrik mitarbeiten, wovon der patriarchischen Vater, der sie schnellstmöglich gewinnbringend verheiraten will, gar nichts wissen will.
Victor Rheinberger, ehemaliger Strafgefangener der Haftanstalt Ehrenbreitstein in Koblenz, hat es für einen Neuanfang nach Stuttgart verschlagen. Als er die 8-jährigen Zwillinge Karl und Anton Rothmann, die mal wieder nichts wie Unfug im Kopf haben, nachhause bringt, trifft er auf Judith. Zu seinem großen Glück bekommt er eine Anstellung in der Schokoladenfabrik. Dort kreuzen sich die Wege der beiden jungen Leute immer wieder.


Maria Nikolai nimmt mich mit in das Stuttgart Anfang des 20. Jahrhunderts. In eine Zeit der Neuerungen und des Umbruchs. Den Duft und den Geschmack von Kakao und Schokolade hatte ich während des Lesens immer wieder in der Nase und auf der Zunge.

Judith und ihre Mutter Helene sind zwei Frauen, die sich nicht in das Korsett des Gehorsam und des Heimchens am Herd pressen lassen wollen. Helene entgeht dem häuslichen Alltag durch ein Nervenleiden, das sie am Gardasee auskuriert und nun schon Monate von zuhause weg ist. In dieser Zeit hat Judith dafür zu sorgen, dass im Hause Rothmann alles seinen geregelten Gang geht. Was gerade bei den Zwillingen Karl und Anton, die nichts als Schabernack im Sinn haben, nicht so einfach ist. Aber sie hat ja ihre Zofe Dora, die ihr bedingungslos zur Seite steht.
Wilhelm ist ein Patriarch des alten Schlages. Konservativ und auf Alleinherrschaft bedacht führt er sein Unternehmen und auch zuhause muss alles nach seinem Willen laufen.

Ich lerne aber nicht nur privilegierte Menschen aus dem Stuttgart der damaligen Zeit kennen. Auch mit den Arbeiterinnen in der Schokoladenfabrik und den Angestellten im Hause Rothmann, mit denen gerade Judith sehr menschlich und zugewandt umgeht, komme ich zusammen. Maria Nikolai versteht es hervorragend, die gravierenden Unterschiede der Lebensumstände, der gesellschaftlichen und sozialen Probleme dieser Menschen in die Geschichte aufzuzeigen und einzuweben. Auch bei dem niederen Volk regt sich langsam der Wille zu Veränderung.

Ich tauche ein in eine Geschichte, in der es hauptsächlich um Judith geht, die mit dem
Mann, den sie heiraten soll, überhaupt nicht einverstanden ist und sich gegen diese Heirat wehrt. Es war sehr schön für mich, die junge Frau auf ihrem rebellischen Weg ein Stück begleiten zu dürfen.

Was mir auch sehr gut gefallen hat, dass ich auch im Sprachgebrauch um ein Jahrhundert zurück geworfen wurde. Dadurch kamen mir die Personen in ihrem Wirken und Denken noch ein Stück näher und realer vor. Überhaupt merkt man, dass die Autorin sehr viel Zeit in die Recherche gesteckt hat – hier in Stuttgart und auch am Gardasee, wohin es mich mit Helene immer wieder verschlägt.

Ein Personenregister, ein Glossar und die Erläuterung einiger historischer Hintergründe runden den ersten Teil der Trilogie ab.

Obwohl es sich bei diesem Buch um den ersten Band zu einer Trilogie handelt, ist die Geschichte hier sehr gut abgeschlossen und lässt mich dennoch erwartend zurück. Ich freue mich schon sehr auf ein Wiederlesen mit Judith, den Zwillingen, die eine Portion Humor in die Geschichte eingebracht haben und auf Victor, den charismatischen Mann, den sich wohl jede Frau als Partner wünschen würde.

Veröffentlicht am 20.11.2018

Winterliche Reise zum Kattegat

Schneefrau küsst Schneemann
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Es ist ein unwirtliches Wetter am Kattegat. Die schwangere Liv Kirkegaard will nur noch weg aus Aalborg und ihrem prügelnden Ehemann Martin. Nun sieht sie die Straße vor lauter schneegestöber nicht mehr ...

Es ist ein unwirtliches Wetter am Kattegat. Die schwangere Liv Kirkegaard will nur noch weg aus Aalborg und ihrem prügelnden Ehemann Martin. Nun sieht sie die Straße vor lauter schneegestöber nicht mehr und ersenkt ihr Auto in einer Schneewehe im Nirgendwo.
Tierarzt Rune Madsen, den sie fast umgefahren hätte, zertrümmert mit einem Stein das Seitenfenster um Liv zu helfen. Das erste Missverständnis, dem noch einige folgen werden…

Ann-Kristin Vinterberg nimmt mich in ihrer ersten kurzen Geschichte um die Familie Madsen mit ans Kattegat zu Rune, dem Tierarzt. In seiner ungekünstelten, zugewandten, charismatischen Art ist er mir von Anfang an sympathisch. Die Frauenherzen scheinen ihm zuzufliegen; er aber will von einer Frau höchstens einen One-Night-Stand. Genau so gerne mag ich Liv, die zwar anfangs etwas störrisch wirkt, im Laufe der Geschichte aber zeigt, dass sie eigentlich eine ganz liebe ist, der nur zeitlebens böse mitgespielt wurde. Die Dialoge der Beiden sind so menschlich, so gut nachzuvollziehen, das ich sofort mittendrin war in dieser Geschichte. Trotzdem dauert es sehr lange, bis sich die Beiden aufeinander einlassen können. Dina, die Nachbarin von Rune dagegen mag ich von Anfang an nicht. Warum? Das lest doch einfach selbst.

Für mich war diese erste Geschichte um die Familie Madsen viel zu schnell ausgelesen. Aber im Anhang bekomme ich eine erste Leseprobe zu „Der Duft von Borken Leaf“, wo es um Runes Schwester Klara geht, die auch sehr liebgewonnen habe.

Und als besondere schmankerl bekomme ich einige dänische Weihnachtsrezepte. Ich liebe Milchreis und werden den Risalamande mit einer exra Mandel bestimmt mal nachkochen. Und auch das Marzipankonfekt liest sich sehr lecker.

Alles in allem ein wunderschönes kleines Buch mit Wendungen und Missverständnissen, bei dem ich träumen konnte, ein paar Tränchen verdrückt habe und mich nun auf die Fortsetzung freue.

Veröffentlicht am 15.11.2018

Wie man eine Mutter allein gelassen hat

Marion, für immer 13
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Es ist mir noch nie so schwer gefallen zu einem Buch mit einer realen Erfahrungsgeschichte eine Rezension zu schreiben, wie diesmal.

Marion Fraisse ist gerade mal 13 Jahre alt, als sie nach den verschiedensten ...

Es ist mir noch nie so schwer gefallen zu einem Buch mit einer realen Erfahrungsgeschichte eine Rezension zu schreiben, wie diesmal.

Marion Fraisse ist gerade mal 13 Jahre alt, als sie nach den verschiedensten Mobbingattaken einiger ihrer Mitschüler keinen anderen Ausweg sieht und sich in ihrem Kinderzimmer das Leben nimmt. Für eine Mutter, in diesem Fall Nora Fraisse, ist das das Schlimmste, was passieren kann. Doch diese starke, von Schuldgefühlen, Trauer und Wut gebeutelte Frau will unbedingt wissen, warum ihre kleine Tochter diesen letzten grausamen Schritt gewählt hat.

Nora Fraisse schildert eindringlich, was sie bei der Suche nach der Wahrheit alles erlebt hat. Wie sie gerade von Marions Schule, vor allem dem Direktor, immer wieder Ablehnung und Ignoranz erfahren hat. Die den "Fall" als familienintern abtun. Nach dem Motto: Was nicht sein darf, ist auch nicht. Aber auch bei den Behörden stößt sie immer wieder auf Ablehnung. Hilfe kann sie anfangs von keiner Seite erwarten.

In diesem Buch bekomme ich keine interessante Familiengeschichte geliefert, sondern einen Tatsachenbericht über die Gründe des Tod eines kleinen Mädchens und der verzweifelten Suche einer Mutter nach Gerechtigkeit und Wahrheit.
Noras und Marions Geschichte hat mich von Anfang an gefesselt und tief berührt. Ich habe beim Lesen immer wieder den Kopf geschüttelt, weil ich bis jetzt nicht begreifen kann, wie man eine trauernde Mutter, die doch nur verstehen will, so allein und sich selbst überlassen kann.

Was mich anfangs etwas gestört hat, sind die vielen Wiederholungen. Aber ich denke, Nora Fraisse brauchte diese immerwiederkehrenden Erinnerungen, die sie hier niederschreibt, um mit ihrem Leid und ihrer Trauer besser fertig werden zu können. Schlimm finde ich auch, dass sie über der Suche nach der Wahrheit ihre beiden anderen Kinder fast vergessen hat. Dass sie das aber zugibt, hat mich wiederrum sehr berührt.

Ich hoffe sehr, dass viele Jugendliche und Eltern dieses emotionale, erschütternde, aus dem Leben erzählende Buch lesen und sie dadurch sensibilisiert und aufgerüttelt werden, damit Mobbing schon in seinen Anfängen erkannt und abgewendet werden kann. Man darf seine Augen und sein Herz nicht davor verschließen.

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