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Veröffentlicht am 08.03.2017

Turbulente Geschichte für abenteuersuchende Leser

Simsaladschinn – Das Mädchen aus der gelben Tasche – Band 1
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Alle guten Zutaten für das Buch „Simsaladschinn“ von Corinna Wieja umkreisen auf dem wunderbar gestalteten Cover die zeichnerisch dargestellte Protagonistin. Sie ist „Das Mädchen aus der gelben Tasche“ ...

Alle guten Zutaten für das Buch „Simsaladschinn“ von Corinna Wieja umkreisen auf dem wunderbar gestalteten Cover die zeichnerisch dargestellte Protagonistin. Sie ist „Das Mädchen aus der gelben Tasche“ dem der gleichlautende Untertitel gewidmet ist. Das Titelbild mit der Hintergrundfarbe lila und ganz vielen bunten Blümchen sowie Gegenständen, die in der Erzählung eine Rolle spielen, haptisch spürbar sind und durch Relieflack glänzen, wird vor allem Mädchen ansprechen. Aber die Geschichte enthält ganz viel Magie und handelt von Freundschaft bei der ein Junge im Mittelpunkt steht.

Für Diamandarazade, kurz Amanda genannt, steht der Abschluss ihrer Ausbildung als Dschinn bevor und damit der vielwöchige Dienst bei den Menschen. Amanda wählt zu Hause eine abgestoßene gelbe Handtasche aus dem Schrank mit den Aufbewahrungsgefäßen in der sie zur Erde reisen und in dem sie dort wohnen wird. Statt zu einem Flaschengeist wird sie so zu einem Taschengeist! Die Tasche landet in der Nähe von Jonas, der kurz vorher eine Auseinandersetzung mit zwei Klassenkameraden hatte. Nur mit Hilfe seiner Stiefschwester konnte er aus der schwierigen Situation entkommen. Er nimmt die Tasche mit nach Hause und säubert sie. Nach alten Dschinnregeln wird Jonas durch das Reiben an dem Gefäß zum Meister von Amanda, die kurz vorher von der Entführung ihres Lehrers Muffid erfahren hat. Amanda tüftelt einen Plan aus, wie sie mit Hilfe von Jonas Muffid zu Hilfe eilen kann. Leider hat sie nicht mit der Möglichkeit gerechnet, dass irgendetwas bei der Anwendung ihrer magischen Fähigkeiten schief gehen könnte. Hinzu kommt auch noch, dass Jonas ein eher zurückhaltender, furchtsamer Junge ist. Wird es ihr dennoch gelingen, ihren Lehrer zu befreien?

Das Buch ist geeignet für Kinder ab einem Alter von etwa neun Jahren. So fröhlich wie die Titelgestaltung ist auch der Grundton der Story, der sich vor allem aus dem Wortwitz ergibt. Amanda spricht als Dschinni natürlich alle Sprachen der Welt, aber Redewendungen, die sie nicht kennt, legt sie wörtlich aus. Natürlich ist das gerade beim Zaubern irreführend und für den Leser erheiternd. Hinzukommen außerdem Spannungselemente und auch eine gewisse Tiefgründigkeit vor dem Hintergrund des Mobbings.

Jonas hat schon früh seine Mutter verloren. Zu Beginn des Schuljahrs ist er gemeinsam mit seinem Vater zu seiner Stiefmutter gezogen, was einen Schulwechsel zur Folge hatte. Er ist ein guter Schüler, findet sich selbst aber nicht besonders mutig. Amanda dagegen ist ein wahrer Wirbelwind. Ihr Vater ist der Herrscher über das Wolkendschinnvolk. Sie ist selbstbewusst und erfinderisch. Das Buch ist aus einer allwissenden Erzählperspektive geschrieben, doch der Fokus liegt in den einzelnen Kapiteln im Wechsel auf Amanda und Jonas. Im Laufe der Geschichte ziehen beide ihre Erfahrungen aus dem gemeinsamen Abenteuer. Amanda erfährt die Grenzen ihrer Zauberkraft und gemeinsam erfahren sie durch ihre Freundschaft wie schön es ist, sich mit jemandem austauschen, beraten und helfen zu können. Dabei werden sie von ihren Familien unterstützen. An Jonas Seite ist auch seine Stiefschwester, die er von einer neuen Seite kennen und schätzen lernt.

„Simsaladschinn“ ist eine ansprechende, turbulente Geschichte für Kinder, die dank ihrer sehr guten Konstruktion vom Ablauf her funktioniert und schlüssig ist. Am Schluss ist man schon ein wenig traurig, dass sie vorbei ist, doch das Ende lässt auf eine Fortsetzung folgen. Klare Leseempfehlung für abenteuersuchende, der Magie nicht abgeneigte junge Leseratten.

Veröffentlicht am 27.02.2017

Geheimnisse der Vergangenheit - verborgen in einer Schatulle

Die Frauen der Rosenvilla
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„Die Frauen der Rosenvilla“ von Teresa Simon ist ein Roman der den Leser in das heutige Dresden mitnimmt, in dem die Protagonistin Anna Kepler gerade eine zweite Chocolaterie eröffnet hat. Er führt aber ...

„Die Frauen der Rosenvilla“ von Teresa Simon ist ein Roman der den Leser in das heutige Dresden mitnimmt, in dem die Protagonistin Anna Kepler gerade eine zweite Chocolaterie eröffnet hat. Er führt aber ebenfalls in die Vergangenheit zu den Frauen, die die Rosenvilla in Dresden bewohnt haben die jetzt Anna gehört, die sie renoviert hat und in der sie zukünftig leben wird. Entsprechend dem Namen der Villa möchte Anna hier einen Rosengarten anlegen. Beim Graben stößt der beauftragte, befreundete Gartenbauer auf eine Schatulle. Darin enthalten sind neben Erinnerungsstücken eine größere Anzahl handbeschriebener Seiten. Wie sich später herausstellt, sind es drei verschiedene. Anna kann die Schriften schlecht entziffern und wendet sich daher an ihre Freundin, die Buchhändlerin Hanka, die ihr hilft, die Blätter zu sortieren. Mit und mit taucht sie in das Leben der drei Frauen ein, die die Tagebuchseiten geschrieben haben. Nicht nur ihr Leben ist miteinander verknüpft, sondern auch das von Anna.

Auf ganz wunderbare Weise gelingt es Teresa Simon das Leben der vier Frauen Helene, Emma, Charlotte und schließlich Anna auf vier Zeitebenen miteinander zu verbinden. Der Roman wird nicht chronologisch erzählt, sondern durch die unsortierten Blätter liest Anna immer wieder nur in einen Teil der Geschichte hinein. Dadurch baut sich Spannung auf, weil man zunächst immer nur kleinere Begebenheiten von hier und da erfährt. Als Leser mochte ich natürlich wissen, wie letztendlich die verschiedenen Geschichten der Frauen ineinandergreifen. Der Roman lässt sich trotz der Zeitsprünge leicht lesen und die Erzählstücke ergänzen sich auf einfache Weise. Die doch sehr unterschiedlichen Frauen haben in Bezug auf ihre Beziehung zu Männern nicht immer das größte Glück, denn untrennbar verbunden mit ihrem Schicksal ist die Schokoladenproduktion in Dresden. Das Unternehmen ist nicht nur die finanzielle Absicherung der Familie, sondern auch die Lebensgrundlage der Mitarbeiter, dahinter hat das private Glück zurückzustehen.

Nebenher knüpft die Autorin einen weiteren Faden zwischen Vergangenheit und Gegenwart durch eine Beziehung, die Anna eingeht und die nur durch Zufall entsteht, die dem Roman aber noch ein wenig mehr Romantik verschafft. Das Buch ist sehr gut recherchiert nicht nur in Bezug auf historische Details. Mit sehr viel Liebe hat Teresa Simon, hinter dem sich das Pseudonym einer deutschen Autorin versteckt, die Herstellung von Pralinen geschildert. Einige Rezepte dazu finden sich im Anhang des Buchs. Außerdem gibt es hier ebenfalls ein Rezept zur Herstellung von Eierlikör, das mir denn auch eine Verknüpfung mit meiner Heimat im Westen gebracht hat, denn in Heinsberg wurde 1876 das wohl für seinen Eierlikör bekannteste Unternehmen Deutschlands gegründet. Auch das Faible für Rosen ist der Autorin deutlich bei der Beschreibung der Sorten anzumerken.

Die einzigartige Verbindung von Liebe, Hass, Respekt, Misstrauen, eine ganze Menge kleiner und großer Geheimnisse sowie die Gebundenheit an Konventionen der Zeit waren ganz nach meinem Geschmack und konnten mich vollends in seinen Bann ziehen. Daher empfehle ich das Buch gerne weiter.

Veröffentlicht am 27.02.2017

Verstörend, tiefgründig und subtil

Die Quelle
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Catherine Chanter konfrontiert ihre Leser im Buch „Die Quelle“ mit einem Szenario, das durchaus eines Tages in nicht allzu ferner Zukunft möglich sein könnte. Es regnet seit Tagen und Wochen nicht mehr ...

Catherine Chanter konfrontiert ihre Leser im Buch „Die Quelle“ mit einem Szenario, das durchaus eines Tages in nicht allzu ferner Zukunft möglich sein könnte. Es regnet seit Tagen und Wochen nicht mehr über den britischen Inseln. Einzig über dem Anwesen das der Protagonistin Ruth Ardingly und ihrem Ehemann Mark gehört und unter dem Namen „Die Quelle“ bekannt ist, gibt es Niederschläge. Doch nicht nur diese Tatsache sorgt im Buch für Konfliktstoff. Das Buch schildert ebenfalls einen Kriminalfall, denn auf dem Anwesen wird ein Junge ermordet und sehr lange bleiben die Umstände des Mords ungeklärt.

Das Cover des Buchs lässt den Leser auf einen Weg zwischen Bäumen schauen, an dessen Ende ein heller Lichtschein lockt, so wie für Ruth und Mark das Anwesen ein Hoffnungsstrahl, ein Neuanfang nach einem persönlichen Desaster ist. Doch nach einem verheißungsvollen Beginn werden beide mit einem sich verdichtenden Anspruch ihrer Umwelt auf die Wasserressourcen, die sich auf dem Gut befinden, bedrängt.
Bei dem in London lebenden Anwalt Mark Ardingly konnte der Verdacht, kinderpornographisches Material zu besitzen, zwar nicht bestätigt werden, jedoch bleibt ein gewisser Makel an ihm haften. Gemeinsam mit seiner Frau Ruth beschließt er daher, aufs Land zu ziehen. Sie erwerben das Anwesen „Die Quelle“ und erschließen sich nach und nach die Fähigkeiten, die das Landleben ihnen abverlangt. Doch dann regnet es nicht mehr im Land, sondern ausschließlich auf ihrem Besitz. Mit der Zeit steigt das Misstrauen der Nachbarn, dass dies nicht mit rechten Dingen zugehen kann. Es ist nicht möglich das Wasser umzuleiten. Schließlich wird auch das Interesse der nationalen Behörden geweckt.

Die Erzählung beginnt zu einer Zeit, in der Ruth auf das Anwesen „Die Quelle“ zurückkehrt, in Polizeibegleitung und unter Hausarrest gestellt. Ruth erzählt die Geschichte aus ihrer Sicht in Ich-Form. Anhand ihrer Gedanken erkennt der Leser, dass etwas Schreckliches vorgefallen sein muss. Ruth schildert nicht nur die nun folgenden Wochen und Monate, in denen sie starken Beschränkungen und Restriktionen unterworfen ist, sondern auch die vergangenen Erlebnisse, die sie an diesen Punkt der Geschichte gebracht haben.

Verstörend an der Erzählung sind der Gegensatz der Schönheit der Landschaft an der Quelle und das Wissen um die Dürre im Land. Durch die Vorwürfe gegen Mark in der Zeit als beide in London lebten, wurden auch Ruths Gefühle verletzt. Misstrauen gegen ihren Mann drängt durch die Ereignisse nach außen, wird sogar bewusst gestreut und ist doch unterschwellig schon lange vorhanden. Außerdem macht Ruth sich Vorwürfe in Bezug auf die Erziehung ihrer inzwischen erwachsenen Tochter. Unterschwellig kommt bei ihr noch die Hilflosigkeit hinzu, den unter der Dürre leidenden Menschen nicht helfen zu können.

Im Laufe der Zeit schotten sich Mark und Ruth immer mehr von der Welt außerhalb ihres Anwesens zurück. Dadurch findet Ruth genügend Zeit sich mit ihrer gegenwärtigen Situation auseinanderzusetzen und wird dabei immer unzufriedener, aber auch unsicherer. Die Freundlichkeit der vier selbsternannten Glaubensschwestern im Namen der Rose von Jericho trifft daher auf Nährboden. Vollends überzeugt es sie, auserwählt zu sein als letztes fehlendes Glied der Gemeinschaft, durch ihren Mädchennamen „Rose“. Eingesponnen in diesen emotionalen Mix wird eine einzige Nacht für sie zum Desaster mit der Folge, dass sie sich schuldig an dem Mord des kleinen Jungen glaubt. Vielleicht war es aber auch jemand anders. Allein ohne Vertraute auf dem Anwesen weiß sie die Schuldfrage nicht zu klären. An ihrer Seite findet sich nun der Leser wieder, der mit ihr versucht eine Antwort zu finden.

Beim Lesen ist unklar, welcher Charakter ohne Fehl und Tadel ist und gerade das macht den Roman so besonders. Die Suche nach der Wahrheit und der Gerechtigkeit erhält den Spannungsbogen bis zum Schluss aufrecht. Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich empfehle es daher gerne an Leser weiter, die tiefgründige Romane mögen.

Veröffentlicht am 27.02.2017

Ein Wellenritt von Liebe, Hass, Mitleid und Trauer

Nachruf auf den Mond
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Im Buch „Nachruf auf den Mond“ lässt Nathan Filer seinen inzwischen 19 jährigen, an Schizophrenie erkrankten Protagonisten Matthew Homes, genannt Matt, seine Geschichte aufschreiben. Dies geschieht nicht ...

Im Buch „Nachruf auf den Mond“ lässt Nathan Filer seinen inzwischen 19 jährigen, an Schizophrenie erkrankten Protagonisten Matthew Homes, genannt Matt, seine Geschichte aufschreiben. Dies geschieht nicht an einem Stück, sondern wird immer wieder unterbrochen und zu einer anderen Zeit an unterschiedlichen Schreibplätzen fortgeführt. Da der Roman in der Ich-Form geschrieben ist, kann der Leser Matt sozusagen über die Schulter schauen und das mag er eigentlich nicht, wie man im Lauf der Geschichte erfährt. Der Titel steht in Bezug auf den Bruder von Matt, den im jugendlichen Alter verstorbenen Simon, der an Muskelschwäche litt. Doch daran ist er nicht gestorben, sondern auf tragische Weise in einem Familienurlaub in Cornwall am Meer. Die Brüder hatten gute und schlechte Zeiten miteinander. Matt fühlt sich durch den Mond an das Gesicht seines Bruders erinnert. Eine Leiter auf dem Cover scheint Matt die Möglichkeit zu geben, einen Weg zu Simon zu bahnen. Neugierig wird die Leiter auch von einer Ameise begutachtet. Sie steht symbolisch für den großen Wunsch von Simon, eine Ameisenfarm zu besitzen.

Matts Geschichte beginnt mit einem Ereignis, dass sich im Urlaub mit der Familie ereignet hat. Er schildert, wie er ein gleichaltriges Mädchen beobachtet, das mit seiner Puppe Beerdigung spielt, eine Beobachtung, die Folgen haben wird. Bereits zum Ende des ersten Kapitels erfährt der Leser, dass er seine Erzählung wohl nicht zu Hause aufschreibt. Er darf den Computer in der Therapiegruppe zum Schreiben nutzen und im Folgenden erzählt er hauptsächlich im Rückblick verschiedene Szenen aus seinem Leben, die er für besonders wichtig hält und die er in Bezug auf den Tod von Simon sieht, aber auch als Erklärung dafür, warum Simon ihm auch heute noch manchmal begegnet. Seine Aufzeichnungen werden nicht zu einer Rechtfertigung für sein Handeln, er möchte, kann nicht seine Schuld damit begleichen, wenn denn da eine Schuld am Tod des Bruders wäre. Ohne das Matt es aufgeschrieben hätte, spürt der Leser unterschwellig die Schuldgefühle, die ihn bedrücken. Bis beinahe zum Schluss bleibt die Frage nach dem Warum.

Nach und nach blättert sich in Versatzstücken dem Leser die ganze Geschichte auf. Das Besondere an diesem Buch ist die abwechslungsreiche Darstellung der Erzählstücke, die auch einige Male durch Zeichnungen unterbrochen sind. Matt ist ein Charakter, der durch seine Krankheit bedingt über die Wellenkämme des Lebens besonders hoch steigt beziehungsweise fällt. Manches Mal muss der Leser erkennen, dass Matts Gedanken durch die Medikamente beeinflusst sind. Dieser hält sich selbst für eher unfreundlich und selbstsüchtig. Doch in seinen Aufzeichnungen beweist er oft genug das Gegenteil.

Der Leser begleitet Matt auf diesem Wellenritt durch Höhen und Tiefen, fühlt mit ihm Liebe, Hass, Mitleid, Trauer. „Nachruf auf den Mond“ zeichnet sich durch eine realistische Darstellung aus, wohl auch weil der Autor selbst Pfleger in einer psychiatrischen Klinik war und daher den Alltag dort kennt. Der Roman ist bewegend und ungewöhnlich und daher auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 27.02.2017

Ungewöhnliches Stilmittel des Selbstgesprächs

Das Jahr, in dem ich dich traf
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Jasmine, 33 Jahre alt, ist gelernte Buchhalterin, eigenwillig und selbstbewusst. Ihre Ideen zu neuen Unternehmenszwecken führen sie dazu, neue Firmen zu gründen. Darum macht sie sich selbständig. Motiviert ...

Jasmine, 33 Jahre alt, ist gelernte Buchhalterin, eigenwillig und selbstbewusst. Ihre Ideen zu neuen Unternehmenszwecken führen sie dazu, neue Firmen zu gründen. Darum macht sie sich selbständig. Motiviert baut sie nacheinander mehrere eigene Unternehmen auf, um sie dann wieder gewinnbringend zu verkaufen. Zuletzt hat sie mit einem Geschäftspartner ein solches Unternehmen gestartet. Als sie dann das aktuelle Projekt verkaufen wollte, hat er sie gekündigt mit einem Jahr Freistellung. Jasmine hat nun sehr viel Zeit für ihre Freunde und für ihr Haus, das sie vor einigen Jahren gekauft hat und in das sie bisher wenig eigene Arbeit investiert hat.

Der Leser lernt in dem Buch „Das Jahr, in dem ich dich traf“ von Cecelia Ahern die Protagonistin in der bisher schwierigsten Phase ihres Lebens kennen. Bisher war sie in allen Bereichen ihres Lebens immer gefordert. Ihre Mutter ist verstorben als sie noch ein Teenager war. Danach hat sie sich umso mehr um ihre ein Jahr ältere Schwester Heather gekümmert, die das Down-Syndrom hat. Eigentlich kommt Heather in ihrem Leben selbständig zurecht, doch Jasmine kann ihre beschützende Rolle bis dato nicht ablegen. Durch die vielen leeren Stunden in ihrem nunmehrigen Alltag wird sie empfindlicher und leicht erregbarer für störende Elemente. Zu einem davon entwickelt sich Matt, der Radiomoderator aus dem Haus gegenüber. Matt stört ihre Nachtruhe durch laute Musik. Er überwirft sich mit seiner Frau, die daraufhin mit den Kindern auszieht, und trinkt zu viel Alkohol. An einem Gartentisch im Vorgarten verbringt er ganze Nächte. Es dauert etwas länger bis Jasmine sich traut mit ihm zu sprechen. Doch in Gedanken führt sie schon seit der ersten nächtlichen Ruhestörung in der Silvesternacht kontroverse Gespräche mit ihm.
Was folgt ist ein Jahr, in dem nicht nur Jasmine genügend Zeit hat sich mit ihrem Leben auseinanderzusetzen und sich darüber klar zu werden, wie sie sich ihre Zukunft vorstellt. Auf ganz besondere Weise damit verknüpft ist Matt, der in diesem Jahr in eine ähnliche Situation gerät wie Jasmine. Im Vordergrund dieses Romans steht nicht die große Liebe, sondern das Erlernen von Verständnis, von nötigem Beistand zur rechten Zeit ohne aufdringlich zu werden und freundschaftlicher Nachbarschaftshilfe über die Grundstücksgrenzen hinweg.

Die Autorin hat in ihrer Erzählung zu einem ungewöhnlichen Stilmittel gegriffen. Jasmine erzählt ihre Geschichte in der Ich-Form. Sobald sie aber Matt sieht oder an ihn denkt, beginnt eine innere Auseinandersetzung mit dem ihr zunächst fremden Nachbarn. Der Leser wundert sich vielleicht, warum Jasmine von Matt eine so schlechte Meinung hat. Doch im Laufe des Buchs offenbart sich der Zusammenhang. Die Protagonistin lernt im Laufe der Zeit, dass jeder nochmal eine weitere Chance braucht. Sie lernt sich loszulösen von ihren bisherigen Erwartungen und eingeübten Gewohnheiten. In Gartenarbeit findet sie einen Ausgleich, hier kann sie mit ihren Händen weiterhin etwas Neues schaffen. Und ihre Gedanken werden von den momentan trüben Berufsaussichten auf ganz andere Dinge fern der Alltagssorgen gelenkt. Im Wechsel der Jahreszeiten wandelt auch Jasmine sich.

Das Wichtigste für Jasmine ist es allerdings, dass sie die Fähigkeit erlangt, sich in andere Personen hineinzuversetzen und deren Motive zu verstehen, warum diese so und nicht anders gehandelt haben. So erklärt sich auch manche Begebenheit aus der Vergangenheit. Mit Einfühlungsvermögen vermag es auch der Leser sich in die Rolle der Jasmine einzudenken und mit ihr gemeinsam dieses ganz besondere Jahr mit all seinen Höhen und Tiefen zu erleben. Cecilia Ahern hat mit Jasmine und Matt zwei Charaktere geschaffen, die man nicht in allen Situationen liebenswert findet, was aber gerade das Interessante ausmacht. Denn natürlich hofft man darauf, dass beide in eine gute Zukunft gehen werden.