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Gisel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.11.2017

Gut durchdachter Kriminalroman

Kreuzschnitt
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Nach dem tödlichen Unfall seiner Frau und seiner Tochter durchlebt der Osloer Kriminalkommissar Bogart Bull eine schwere Zeit. Seine Versetzung zu Europol bietet ihm eine Chance, zurück zu sich selbst ...

Nach dem tödlichen Unfall seiner Frau und seiner Tochter durchlebt der Osloer Kriminalkommissar Bogart Bull eine schwere Zeit. Seine Versetzung zu Europol bietet ihm eine Chance, zurück zu sich selbst finden. Der erste Fall bringt ihn nach Südfrankreich, wo der schwerreiche norwegische Unternehmer und Kunstsammler Axel Krogh ermordet aufgefunden wird. Entwendet wurde dabei ein Gemälde von Edvard Munch. Zusammen mit dem örtlichen Kriminalkommissar macht er sich auf die Suche nach dem Mörder und dessen Motiven – und stößt bald auf eine tragische Geschichte aus der Vergangenheit.

„Kreuzschnitt“ ist das Debüt des norwegischen Autors Øistein Borge, der aus der Film- und Werbebranche kommt. Die vorliegende Geschichte spielt in drei Zeitebenen, so dass der Leser sich die tragischen Hintergründe zu dem Mord langsam anlesen kann. Obwohl der Mensch Bogart Bull den Verlust seiner Familie noch bewältigen muss, spielt sein Privatleben nur am Rand eine Rolle, im Mittelpunkt des Buches steht der gut ausgefeilte Plot um den Mord an Axel Krogh. Wohltuend ist die gute Zusammenarbeit der Kriminalkommissare, die sich sehr gut ergänzen, ohne auch nur einen Moment in ein Kompetenzgerangel zu geraten. So kann sich der Leser beim Mitraten auf das Wesentliche konzentrieren. Mancherlei überraschende Wendungen laden dazu ein, immer wieder neu zu überlegen, wobei die Auflösung lange nicht vorhersehbar ist.

Sehr gerne möchte ich weiteres lesen über diesen Kommissar. Ich hoffe, dies ist der Beginn einer Reihe, der den Leser mit dem Kommissar in weiteren kniffligen Fällen durch Europa reisen lässt. Von mir eine Leseempfehlung für alle, die einen gut durchdachten Kriminalroman lieben.

Veröffentlicht am 27.11.2017

Zwei interessante Frauen in den Siebziger Jahren

Die Geschichte der getrennten Wege
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Die Geschichte der beiden jungen Frauen aus Neapel geht weiter, diesmal allerdings sehr auf Distanz: Während Lila sich durch das Leben schlägt und dabei einige Tiefen durchmachen muss, um wieder auf die ...

Die Geschichte der beiden jungen Frauen aus Neapel geht weiter, diesmal allerdings sehr auf Distanz: Während Lila sich durch das Leben schlägt und dabei einige Tiefen durchmachen muss, um wieder auf die Sonnenseite des Lebens zu kommen, ist Elena äußerst erfolgreich: Sie hat ein Buch geschrieben, das sich sehr gut verkauft, sie heiratet einen erfolgversprechenden Professor und zieht zwei bezaubernde Mädchen groß. Zwar gibt es immer wieder Berührungspunkte zwischen den beiden, doch ihre Lebensläufe verlaufen eher auf getrennten Wegen.

Nachdem ich mich bereits in die beiden Vorgängerbände vertieft hatte, tat ich mich beim Einstieg in dieses Buch etwas schwer. So viele handelnde Personen tauchten wieder auf, die ich einordnen musste, während die ersten 100 Seiten eher beschreibend und mit wenig Handlung sehr schwierig zum Lesen waren. Danach aber konnte ich wieder gut in die Geschichte der beiden Frauen eintauchen und bin nun völlig überrascht, mit welcher Wendung mich der Cliffhanger dieses Bandes hinterlässt. Sehr spannend empfand ich den politischen Hintergrund der Zeit, der das Leben beider Frauen sehr beeinflusst hat.

Über allem hängt wie in der gesamten Geschichte die Frage, was die Freundschaft der beiden Frauen ausmacht. Immer wieder schimmert die Konkurrenz der beiden hervor, die für mich eine echte Freundschaft ausbremsen müsste. Dennoch stehen die beiden zueinander, bekräftigen ihre Freundschaft füreinander. Ob dies allerdings auch im letzten Band der Fall sein kann? Nun heißt es abwarten und sich eine Weile gedulden, bis das Finale dieser Geschichte erscheint…

Fans dieser Reihe werden das Buch in kürzester Zeit verschlingen. Auch ich werde mich zu den Wartenden gesellen und für das Finale einreihen…

Veröffentlicht am 22.11.2017

Verstörend und berührend

Und es schmilzt
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Eva fährt mit einem Eisblock im Kofferraum in ihr Heimatdorf. Nach dem plötzlichen Ende ihrer Freundschaft zu ihren beiden ältesten Freunden war sie jahrelang nicht dort gewesen. Doch dann bringt eine ...

Eva fährt mit einem Eisblock im Kofferraum in ihr Heimatdorf. Nach dem plötzlichen Ende ihrer Freundschaft zu ihren beiden ältesten Freunden war sie jahrelang nicht dort gewesen. Doch dann bringt eine Einladung all die Erinnerungen wieder zurück, die sie seitdem verdrängt hat.

In zwei Zeitebenen erzählt die Autorin Lize Spit Evas Geschichte. Die Gegenwart ist gedrängt auf wenige Stunden, die Vergangenheit erhält dafür umso mehr an Gewicht. Immer steht im Hintergrund die Frage, welche Rolle der Eisblock spielt – dann allerdings ist der Leser in den Sog der Geschichte geraten, für die letzten gut 100 Seiten musste ich eine Nachtschicht einlegen, weil ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte. Scheinen die störenden Momente anfangs nur kurz in die angebliche Idylle hinein, mehren sich die Hinweise auf die Gefahr im Lauf der Erzählung, bis der Leser sie in allen Einzelheiten greifen kann. Rückwirkend erscheint alles so radikal in einem anderen Licht, dass man an den Anfang blättern muss, aber ja, hier sind sie, die Anzeichen, die Eva auf diesen erbarmungslosen Weg schicken. Zimperlich ist die Autorin dabei nicht, sie mutet ihrer Protagonistin und dem Leser einiges zu. Und gerade deswegen wird das Buch sicherlich polarisieren.

Evas Geschichte ist eine, die sonst eher nicht erzählt wird, genau das aber macht dieses Buch so einzigartig. Es kann nicht uneingeschränkt empfohlen werden, wer sich mit den grausamen und manchmal vulgär geratenen Episoden nicht anfreunden kann, sollte es lieber links liegen lassen. Mich selbst hat das Buch verstört und gleichzeitig tief drinnen berührt. Deshalb eine Leseempfehlung von mir und vier von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 21.11.2017

Verzweifelte Flucht in die Freiheit

Underground Railroad
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Cora lebt als schwarze Sklavin auf einer Baumwollplantage in Georgia, unter unvorstellbaren und unmenschlichen Bedingungen. Zusammen mit dem Sklaven Caesar macht sie sich auf die Flucht in ein besseres ...

Cora lebt als schwarze Sklavin auf einer Baumwollplantage in Georgia, unter unvorstellbaren und unmenschlichen Bedingungen. Zusammen mit dem Sklaven Caesar macht sie sich auf die Flucht in ein besseres Leben. Mit der Underground Railroad beginnt ihre Suche nach einem Leben in Freiheit, immer wieder gibt es Rückschläge, sie wird gnadenlos verfolgt. Immer wieder kehrt sie zu einer Station der Untergrundbahn zurück, sie lernt Menschen kennen, die ihr gerne helfen, auch unter dem Einsatz des eigenen Lebens, wie auch Menschen, die sie aus den verschiedensten Gründen verfolgen. Wird ihre Flucht erfolgreich sein?

Das Buch spielt in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die Underground Railroad gab es wirklich, es war ein Hilfswerk, das Sklaven bei der Flucht aus den Südstaaten in die Freiheit der Nordstaaten half. Verwendet wurde dabei das Vokabular der Bahn, um unerkannt zu bleiben. Der Autor verwendet diese Metapher im eigentlichen Sinn und macht daraus eine echte Eisenbahn. Coras Flucht ist geprägt von einem Wechsel aus vielen kleinen Erfolgen und empfindlichen Rückschlägen. Obwohl sachlich geschrieben, geht die Geschichte unter die Haut, sie lässt niemand kalt, denn der Autor Colson Whitehead spiegelt detailliert die brutalen Lebensbedingungen der Sklaven wieder. Manches davon ist kaum zu ertragen, und manche der Passagen gerät etwas langatmig.

Die Geschichte spiegelt ein dunkles Kapitel der amerikanischen Geschichte und lässt diese Zeit auf eine äußerst realistische Weise auferstehen. Das Buch ist ausgezeichnet mit dem Pulitzer-Preis 2017, und das kann ich sehr gut nachvollziehen. Deshalb auch von mir, trotz kleiner Mängel, eine Leseempfehlung für ein wichtiges Buch über das dunkle Kapitel der Sklaverei.

Veröffentlicht am 10.11.2017

Guter Krimi mit leichten Längen

Finster ist die Nacht
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Detective Macy Greeley ist in einem Entführungsfall unterwegs – und muss hilflos zusehen, wie der entführte Radiomoderator vor ihren Augen erschossen wird. Sie selbst versteckt sich umgehend, um sich aus ...

Detective Macy Greeley ist in einem Entführungsfall unterwegs – und muss hilflos zusehen, wie der entführte Radiomoderator vor ihren Augen erschossen wird. Sie selbst versteckt sich umgehend, um sich aus der Gefahrenzone zu bringen. Wer war der Motorradfahrer, der vermutlich sowohl die Schuld an der Entführung wie auch an dem Mord trägt? Kurze Zeit später wird ein drogensüchtiges Paar, das wohl beteiligt war an der Entführung, erschossen aufgefunden. Die Suche nach dem Motorradfahrer scheint lange ins Leere zu laufen.

Der Vorgänger dieses Bandes hat mich sehr begeistert, von den überraschenden Wendungen des Falles war ich sehr angetan, auch von der kompetenten Ausstrahlung der Ermittlerin und von ihrem Privatleben. Auch dieser Band birgt einige überraschende Wendungen sowie das Gefühl der drohenden Gefahr für die Tochter des Entführungsopfers, dennoch waren mir manche Passagen etwas zu ausführlich geraten. Und so ist meine Begeisterung für diesen Band nicht ganz so hoch wie für den Vorgänger.

Obwohl dies der dritte Band ist um Macy Greeley, ist der Fall in sich abgeschlossen und kann gut für sich selbst gelesen werden. Auch die Kleinstadtatmosphäre ist gelungen dargestellt, die Voraussetzungen für einen guten Krimi sind eigentlich gegeben, denn der Schreibstil der Autorin ist sehr flüssig und gut lesbar. Schade, dass das Buch dann doch einige Längen hat. So richtig überzeugt hat es mich nicht. Deshalb hoffe ich, dass der nächste Band wieder mit viel Spannung und einem ausgefeilten Kriminalfall sowie einer kompetenten Ermittlerin überzeugen kann.