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Veröffentlicht am 13.02.2022

Emotionale Achterbahn einer jungen Sängerin

Unser wirkliches Leben
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Gesangsstudentin Anna finanziert sich ihr aufwendiges Studium, in dem sie nachts Jazz in einer verrauchten Hotelbar singt und anschließend den Gästen als Gesprächspartnerin zur Verfügung steht.
Dort lernt ...

Gesangsstudentin Anna finanziert sich ihr aufwendiges Studium, in dem sie nachts Jazz in einer verrauchten Hotelbar singt und anschließend den Gästen als Gesprächspartnerin zur Verfügung steht.
Dort lernt sie auch Max kennen, um einiges älter als sie, verheiratet, in Trennung lebend und nur während der Woche in London lebend.
Der Kampf um Bühnenpräsens, die vielen Gesangsstunden und die Nächte in Max‘ Apartment fordern ihren Tribut.


Vorab möchte ich festhalten, dass die Sprecherin hervorragend zu Annas Geschichte passt. Die mädchenhafte Naivität, die Zweifel und vor allem die Unsicherheit der jungen Frau konnte Frau Voss mit ihrer Stimme und Klangfarbe sehr gut wiedergeben. Schwächen zeigten sich nur in ihrer Sprechweise bei männlichen Dialogen. Das hatte manchmal etwas großvaterhaftes in der Stimme.
Mit dem Inhalt der Geschichte um Anna war ich leider nicht so zufrieden. Die Betrachtung ihres Gefühlsleben hatte zu viele Längen. Das ständige Hinterfragen von Max, Lories und ihren eigenen Gedankengängen war ermüdend.
Sicher, der dornenreiche Weg einer Sopranistin auf der Karriereleiter wurde aufgezeigt, die wenigen Rollen auf der Opernbühne, die raren Plätze auf den Konzertbühnen und auch der riesige Konkurrenzkampf der Sängerinnen. Mir ist auch bewusst, dass Opernsängerinnen sensibel und mit viel Gefühl an ihren Rollen arbeiten müssen. Aber Annas komplettes Gefühlsleben privat wie beruflich fährt ständig Achterbahn. Sie hat ein großes Talent darin, sich in Situationen und Gefühlszuständen hineinzusteigern, dass sie sich ständig selbst blockiert.
In den 14 Stunden Hörerlebnis, die mir wie gesagt, viel zu lang waren und mich teilweise langweilten, hat mich eine Szene fasziniert. Anna beschreibt darin, wie sie sich in die Rolle einer Opernfigur zu Beginn ihres Auftritts hineingefühlt hat, eine Rolle, in die sie kurzfristig einspringen musste und deren Gesang sie in den Proben nur lesend begleitet hatte, da sie nur die Zweitbesetzung war.
Ansonsten empfinde ich Annas Gefühlwelt zu stark in Richtung Hysterie tendierend und das ist absolut nicht mein Ding.

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Veröffentlicht am 14.01.2022

Toller Plot, aber teilweise nervige Umsetzung

Die erste Frau
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Hannah folgt ihrem Traummann Thomas von München an den Bodensee.
Thomas lebt mit seinem fünfjährigen Sohn Ben in einer riesigen Villa direkt am See.
Seit dem überraschendem Verschwinden seiner Mutter spricht ...

Hannah folgt ihrem Traummann Thomas von München an den Bodensee.
Thomas lebt mit seinem fünfjährigen Sohn Ben in einer riesigen Villa direkt am See.
Seit dem überraschendem Verschwinden seiner Mutter spricht Ben kein Wort mehr. Mit Hannah versucht Thomas wieder eine normale Familie aufzubauen, aber der Schatten seiner Frau beeinträchtigt Hannahs Gefühlsleben.


Die Erzählerin Suzan Erentok passt definitiv gut zu diesem Thriller. Ihre Stimme und ihre Sprechweise unterstützen Hannahs Gedanken-und Gefühlswelt, ihre Naivität und ihre Zweifel.
Die Geschichte des Thrillers mit all seinen Richtungswechseln ist spannend und phasenweise auch gruselig, aber die Umsetzung fand ich teilweise richtig nervig.
Einzelne Hinweise und Geräusche veranlassen Hannah zu langen Grübeleien, Zweifeln, Richtungswechseln und Verdächtigungen. Ihre Herangehensweise an die Suche nach Katharina empfand ich naiv und unglaubwürdig.
Die Auflösung, naja, ist ziemlich hanebüchen.

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Veröffentlicht am 08.01.2022

Chaotisch, zauberhaft, aber zu vorhersehbar

Weihnachten im kleinen Inselhotel
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Die tatkräftige Flora unterstützt ihren Bruder Fintan bei den letzten Vorbereitungen zur Eröffnung des exklusiven Inselhotel The Rock. Das Hotel wurde von Fintans kürzlich verstorbenen Ehemann geplant. ...

Die tatkräftige Flora unterstützt ihren Bruder Fintan bei den letzten Vorbereitungen zur Eröffnung des exklusiven Inselhotel The Rock. Das Hotel wurde von Fintans kürzlich verstorbenen Ehemann geplant. Tief in seiner Trauer vergraben, ist Fintan nicht in der Lage irgendwelche Entscheidungen zu treffen.
Flora, selbst noch in Elternzeit, stehen turbulente Tage bis zum Weihnachtsfest, der offiziellen Eröffnung des Restaurants und Hotels, ins Haus.


Beim ersten Öffnen des Buches stellte ich verwundert fest, dass im Inhaltsverzeichnis eine Karte von Mure sowie Personen der Handlung, unterteilt in „aus den USA, aus Norwegen, aus London“ aufgeführt wurden. Eine Menge Personen waren da aufgeführt. Beim Überfliegen dieser Liste wurde mir sofort klar, dass mich hier eine chaotische Geschichte mit vielen interaktiven Menschen erwartet. Die einzelnen Beziehungen untereinander wurden dann sicherheitshalber im Buch immer wieder angesprochen.
Einige liebenswerte Personen sind mir mit der Zeit ans Herz gewachsen z.Bsp. Gaspard und Agot MacKenzie. Sie erscheinen sicher nicht auf dem ersten Blick liebenswert, aber sie folgen nicht dem Klischee, was mir bei einigen Protagonisten nicht gefiel.
Konstantins und Islas Entwicklung war so vorhersehbar, dass auch die kleinen Störungen in Ihrer Beziehung nichts daran ändern konnten.

Im Großen und Ganzem war es schon eine zauberhafte Geschichte, die uns Leser in Weihnachtsstimmung versetzen konnte und was nicht außer Acht gelassen werden sollte, sie hat uns auch die Insel Mure nähergebracht. Weitere Bücher dieser Serie locken mich aber nicht.

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Veröffentlicht am 12.12.2021

Enttäuschend

Der Uhrmacher in der Filigree Street
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London, Oktober 1883
Thaniel Steepleton, ein einfacher Telegraph im Innenministerium, findet in seiner bescheidenen Einzimmerwohnung auf dem Kopfkissen eine wertvolle Taschenuhr.
Er kann nicht herausfinden, ...

London, Oktober 1883
Thaniel Steepleton, ein einfacher Telegraph im Innenministerium, findet in seiner bescheidenen Einzimmerwohnung auf dem Kopfkissen eine wertvolle Taschenuhr.
Er kann nicht herausfinden, wer sie ihm geschenkt hat. Er kann sie auch nicht veräußern. Trotzdem trägt er sie bei sich. In einer Kneipe nahe dem Scotland Yard öffnet sich plötzlich die Taschenuhr und bewahrt durch ihren durchdringenden Warnton Thaniel vor einer Explosion.
In seinem Schockzustand sucht er den Erbauer der Uhr, einen gewissen Mori, auf.


Das Cover und die Pressestimmen: „….ist eine absolut außergewöhnliche Geschichte, die in keine Schublade passt, ist sehr atmosphärisch und schafft es auf grandiose Art sogar Vielleser nicht nur zu überzeugen, sondern gar zu überraschen. Eine intelligent erzählte Lektüre, die Genreabgrenzungen nicht nur missachtet, sondern in sich aufnimmt.“ haben mich Vielleserin neugierig gemacht.
Das Cover und die ersten 50-100 Seiten entführten mich in eine Welt, die ich sehr genossen habe. Der Plot ist außergewöhnlich und interessant, aber nach 100 Seiten wurde mir langweilig. Die Geschichte um Thaniel, Mori, Grace und Matsumoto wird zwar immer fantastischer, aber auch kaum noch nachvollziehbar und somit uninteressant.
Der gewünschte Genre Mix Krimi, Fantasy und Gesellschaftskritik war zwar erkennbar und anfänglich auch einleuchtend, aber es fehlte ein roter Faden.
Und das Ende … alles andere als befriedigend.

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Veröffentlicht am 04.11.2021

Zu leise und zu nachdenklich

Der Sucher
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Cal Hooper, ehemaliger Cop aus Chicago, vom Beruf und Leben enttäuscht, zieht sich in ein altes renovierungsbedürftigen Cottage im Westen von Irland zurück.
Er genießt die Stille und Natur. Ohne ersichtlichen ...

Cal Hooper, ehemaliger Cop aus Chicago, vom Beruf und Leben enttäuscht, zieht sich in ein altes renovierungsbedürftigen Cottage im Westen von Irland zurück.
Er genießt die Stille und Natur. Ohne ersichtlichen Grund fühlt er sich plötzlich unwohl und beobachtet. Das kleine, verschlossene Kind, das ihn beobachtet hat, bedrängt ihn seinen verschwundenen Bruder Bren zu finden.

Schon das Cover sagt eigentlich, welche Art von Roman zu erwarten ist. Leider habe ich nicht darauf geachtet und erwartete einen spannenden, hintergründigen Roman.
Hintergründig war er, aber mir war er zu leise und nachdenklich, ja fast grüblerisch Cal Hooper betreffend.
Wieder ein amerikanischer Cop, der ausgebrannt ist, dessen Ehe gescheitert ist und dessen Beziehung zu seiner Tochter schwierig ist. Dieser Plot ist bekannt. Tara French schreibt zwar sehr differenziert und einfühlsam, aber der Roman hat viele Längen, die mich ungeduldig machen, so dass ich die Landschaftsbeschreibungen und die Gefühlsregungen nicht mehr genießen konnte.
Meiner Vorstellung nach ist Tara French eine ausgezeichnete Krimiautorin, so dass mich dieses Buch überrascht hat. Es hat eine Krimihandlung, aber vordergründig geht’s um Gefühle, dörflicher Gemeinschaft, Vertrauen und Ablehnung von neugierigen Fremden im Westen Irlands.

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