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Veröffentlicht am 19.12.2016

Manchmal findet man sie noch

Glück und Glas
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Manchmal findet man sie noch, diese einzigartigen Geschichten, die einen tief im Inneren berühren und bewegen. Bei denen man schon ab der ersten Seite weiß, dass man hier etwas Großartiges in den Händen ...

Manchmal findet man sie noch, diese einzigartigen Geschichten, die einen tief im Inneren berühren und bewegen. Bei denen man schon ab der ersten Seite weiß, dass man hier etwas Großartiges in den Händen hält. Lilli Beck erzählt diesen, teils autobiografischen, Roman so authentisch, dass ich mich leibhaftig in die vergangenen Zeiten hineinversetzt gefühlt habe. Der Roman besteht hauptsächlich aus Erinnerungen und diese führen nicht nur durch 70 Jahre Leben der beiden Hauptprotagonistinnen, sondern auch durch 70 Jahre deutsche Geschichte. Die Ereignisse, die die Autorin geschickt in die Geschichte verstrickt, hat sie sehr gut ausgewählt. Sie hat zwar meistens nur die großen Eckereignisse hervorgehoben, bei der sie sicher sein kann, dass die Leser und Leserinnen des Buches auch sicher von dem einen oder anderen gehört haben, wenn nicht sogar dabei waren, aber gerade deswegen konnte ich als Leserin mit meinem Vorwissen arbeiten und damit an die Geschichte anknüpfen.

Ein besonderes Augenmerk liegt auf den Figuren, mit denen es nie langweilig wird. Marion, genannt Moon, führt in chronologischer Reihe durch ihr Leben, die Erinnerungen sind nur durch kurze Wechsel zu ihrer besten Freundin Lore und durch Sprünge zurück in die Gegenwart unterbrochen. Eigentlich sind Moon und Lore total verschieden. Lore ist das behütete Mädchen aus einer finanziell wohlhabenden Familie, ihr scheint alles von allein zuzufliegen. Moon muss immer um alles kämpfen und träumt von einem glamourösen Leben. Die Dinge, für die sie sich gegenseitig beneiden, sind so verschieden. Lore hätte gern Moons schlanken Körper, ihre schönen Haare und die zarte Haut. Moon hätte gern Lores sicheres Leben, so viel Geld wie sie, um nicht mehr Hunger zu leiden, und einen Vater, der sie genauso so liebt, wie sie ist und doch waren sie beide als Kinder unzertrennlich und haben sich gegenseitig unterstützt. Diesen Kontrast mitzuerleben stimmte mich jedesmal sehr traurig.

Eine Freundschaft, die über so viele Jahre andauert, hat natürlich einiges zu bieten. Die ganze Geschichte ist ein Umeinanderherumkreisen der beiden Frauen mit Höhepunkten und Tiefschlägen, mit allem, was das Leben für einen bereithält. Außerdem erzählt sie den Werdegang von Moon als Model, wobei ihre Tätigkeit nie komplett in den Vordergrund rückt. Die Sprache, die Lilli Beck verwendet, hat mich schon von der ersten Seite weg verzaubert. Sie hat einen sehr fesselnden Stil, der ein Aufhören unmöglich macht. Da passt einfach jedes Wort, jeder Satz.

Fazit

Eine authentische Reise durch die Zeit und durch das Leben von zwei außergewöhnlich sympathischen Charakteren. Ein Buch, das mich tief berührt hat und mir noch sehr lange im Gedächtnis bleiben wird. Glück und Glas zählt für mich zu den Jahreshighlights. Unbedingt lesen!

Veröffentlicht am 19.12.2016

Immer montags beste Freunde

Immer montags beste Freunde
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Ein Moment, der zwei Leben komplett verändert. Viele kennen die Situation, wenn man von Menschen angesprochen wird, die um etwas Geld betteln, und man diese Menschen gar nicht richtig beachtet. Laura Schroff ...

Ein Moment, der zwei Leben komplett verändert. Viele kennen die Situation, wenn man von Menschen angesprochen wird, die um etwas Geld betteln, und man diese Menschen gar nicht richtig beachtet. Laura Schroff ging es ähnlich, nur das sie dann doch anders handelte als erwartet. Die gemeinsame Geschichte von Laura Schroff und dem Straßenjungen Maurice ist ein Paradebeispiel dafür, wie es öfters im Leben sein sollte. Zwischen ihnen entsteht eine einzigartige Freundschaft mit wunderbaren Folgen. Eine wahre Geschichte.


Laura Schroff erzählt nicht nur über ihre Freundschaft zu Maurice, wie alles angefangen und sich weiterentwickelt hat, sondern auch aus ihrer eigenen traumatisierenden Kindheit. Sie verwebt die beiden Handlungsstränge sehr gekonnt und man bekommt ein Verständnis dafür, warum sie so ist wie sie ist. Es ist auch eine Aufbereitung der eigenen und eine Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Vergangenheit. Sie sagt auch oft, was sie hätte besser oder anders machen können. Fast so als "Entschuldigung" an die Menschen, die ihr etwas bedeuten.


Ihr Schreibstil ist einfach gehalten, konnte mich aber doch in seinen Bann ziehen. Ihr Stil ist sehr flüssig und die abwechslungsreichen Sprünge zwischen den Handlungssträngen konnten die Spannung durchgehend aufrechterhalten. Sie hat so geschrieben, dass mich ihre Geschichte richtig tief berührt hat und ich manchmal weinen musste (was immer ein gutes Zeichen ist). Ihre Geschichte ist wichtig und schafft ein Bewusstsein für die Notwendigkeit von Menschlichkeit. Sie hat einem Menschen geholfen und dadurch vielen mehr (Maurice Schwestern, seiner Mutter, seiner Frau und seinen Kindern). Die Freundschaft hat weitreichende Folgen, die besser nicht sein könnten. Was wäre aus all den Menschen geworden, hätte Laura Maurice' Teufelskreis nicht unterbrochen?



Fazit

Ein wichtiges Buch, das mich sehr berührt und zu Tränen gerührt hat. Es zeigt auch sehr gut, dass es (das Leben und alles) nie wirklich so ist, wie es anfangs an der Oberfläche scheint. Menschen zeigen der Welt oft nur das, was sie preisgeben möchten. Laura Schroffs Autobiografie zählt zu meinen Lesehighlights des Jahres. Ich empfehle das Buch guten Gewissens weiter!

Veröffentlicht am 19.12.2016

Ein Aufruf zum Leben

Eines Tages, Baby
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Spätestens nach ihrem YouTube-Hit zu einem ihrer Texte ist Julia Engelmann vielen Menschen bekannt und Poetry Slam ein Begriff, mit dem sie was anfangen können. Durch ihren Erfolg mit diesem Video wurde ...

Spätestens nach ihrem YouTube-Hit zu einem ihrer Texte ist Julia Engelmann vielen Menschen bekannt und Poetry Slam ein Begriff, mit dem sie was anfangen können. Durch ihren Erfolg mit diesem Video wurde Julia Engelmann auch in vielen Medien sehr gepusht und da war es irgendwie kein Wunder, dass ihre Texte bald durch einen Verlag veröffentlicht werden. Mit diesem Hörbuch sind einige ihrer Texte gesammelt am Stück zu hören.

Es ist besonders authentisch, da Julia Engelmann ihre Texte selbst liest, so wie es sich für Performte Literatur gehört. Sie kennt ihre Texte am besten und weiß, wo sie was wie betonen muss, damit es so rüberkommt, wie es soll. Die Texte handeln fast ausschließlich davon rauszugehen, das Leben zu genießen, einfach man selbst sein und das zu tun, was man gerne möchte. Ihre Botschaft ist eine schöne und spiegelt die Einstellungen, Gedanken und Gefühle ihrer ganzen Generation wieder. Sie trifft wirklich einen Nerv der Zeit. Auch ich konnte mich mit Einigem identifizieren.

Für Fans von Poetry Slam und für Neueinsteiger ist dieses Hörbuch sehr empfehlenswert. Auch wenn die Texte thematisch etwas einseitig sind, wird es nicht langweilig Julia Engelmann zuzuhören. Ich bin auf jeden Fall auf den Geschmack von Poetry Slam gekommen und werde diese Kunstform auch weiterhin verfolgen.


Fazit

Julia Engelmann gehört zu den bekanntesten Sternen am Poetry-Slam Himmel und sie verzaubert mit ihren selbstgesprochenen Texte die Zuhörer und Zuhörerinnen. Sie trifft die Gedanken und Gefühle der Menschen so auf den Punkt, dass die Texte nur schwer nicht gefallen können.

Veröffentlicht am 19.12.2016

Zwei außergewöhnliche Frauen

Das dänische Mädchen
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Die Geschichte in "Das dänische Mädchen" beruht auf der wahren Persönlichkeit Lilli Elbe, von der Tagebücher existieren, jedoch schreibt der Autor im Nachwort, dass die Geschichte nur an die Biografie ...

Die Geschichte in "Das dänische Mädchen" beruht auf der wahren Persönlichkeit Lilli Elbe, von der Tagebücher existieren, jedoch schreibt der Autor im Nachwort, dass die Geschichte nur an die Biografie angelehnt ist und dass man nicht so sehr nach Ähnlichkeiten suchen sollte. Das Thema finde ich sehr interessant, vor allem, wie in den 20er Jahren damit umgegangen wurde. Auch, wenn ich irgendwie nicht so ganz glauben kann, dass die Menschen zu der Zeit so tolerant damit umgehen konnten.

Das Buch ist in vier Teile eingeteilt (Kopenhagen, Paris, Dresden, Kopenhagen), die jeweils einen wichtigen Abschnitt im Leben der beiden Hauptcharaktere spielen. Es wird abwechselnd zwischen Greta und Einar erzählt und Einblicke in die Gefühlslage auf beiden Seiten gegeben. Über die beiden lernt man viel aus Rückblenden, die geschickt in die Haupthandlung eingebunden wurden und die wunderbar den Charakter der Figuren gezeichnet und untermauert haben. Durch die Rückblenden verstand ich die Personen einfach besser.

Einars Verwandlung war für mich manchmal etwas unrealistisch. Es war immer so, als ob zwei verschiedene Personen da sind und (obwohl sie den gleichen Körper haben) nichts von den Gedanken und Gefühlen der jeweils anderen wissen!? Einar hat zwar die Stärke und steht dazu, dass er eigentlich eine Frau ist, doch jedesmal, wenn er Lilli ist, dann verliert er komplett alles, was einen Erwachsenen ausmacht und er wird als junges Mädchen beschrieben... Naja. War etwas komisch irgendwie.

Der Schreibstil des Autor ist sehr intensiv und detailgetreu. Manchmal fand ich ihn etwas schwerfällig, wobei das jedoch zur Lebenszeit und zum Thema passt. Die Kunst spielt in dieser Geschichte eine wichtige Rolle und sie kommt auch dementsprechend oft vor. Zwischendurch empfand ich einige Stellen als sehr langatmig und vor allem am Anfang musste ich mich erst an den Stil gewöhnen. Die Geschichte erzählt auf beispiellose Weise von mutigen Menschen, die Liebe und Toleranz leben und sich nicht davon abbringen lassen, wie viele Steine ihnen auch in den Weg gelegt werden.

Der Roman ist sehr einfühlsam und gefühlvoll und man wird von der außergewöhnlichen Lebensgeschichte zweier außergewöhnlicher Frauen in den Bann gezogen. Am stärksten ist sicherlich Greta. Es ist beeindruckend wie sie mit der Zerrissenheit und der einmaligen Situation umgeht.




Fazit

Das dänische Mädchen ist ein unglaublich lesenswertes Buch, dass das Thema Transgender auf sehr gefühlvolle Weise behandelt. Die gut ausgearbeiteten Charaktere und ein zur Zeit passenden Schreibstil machen die Geschichte zu einem interessanten Lesevergnügen. Ein Buch, das durch seine besondere Handlung noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Und die Verfilmung ist auch sehenswert!

Veröffentlicht am 19.12.2016

Big Brother is watching you!

1984
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Nach dem Tod von Kim Jong-il, dem ehemaligen Staatsoberhaupt von Nordkorea, am 17. Dezember 2011, wurde in den Medien ausführlich über die Diktatur, unter der Nordkorea steht, berichtet. Auch, dass die ...

Nach dem Tod von Kim Jong-il, dem ehemaligen Staatsoberhaupt von Nordkorea, am 17. Dezember 2011, wurde in den Medien ausführlich über die Diktatur, unter der Nordkorea steht, berichtet. Auch, dass die Natur um ihn trauert wurde behauptet. Die Regierung legte es so aus, dass ein zugefrorener See aus Trauer aufgesprungen wäre, war eine sehr skurrile Nachricht, die uns die Medien zukommen ließen.

Für mich ist es unvorstellbar, dass die Menschen in Nordkorea so sehr von der Diktatur in ihrem Land überzeugt sein können, auch wenn sie nichts anderes kennen, da sie von der restlichen Welt abgeschirmt werden. Als ich mit meinem Papa damals darüber diskutiert habe, hat er mir daraufhin das Buch 1984 empfohlen und ziemlich bald darauf geschenkt, da es sich in diesem Buch um ein totalitäres Regime handelt.

Das Buch ist in drei Teile unterteilt. Im ersten wird vor allem die Gesamtsituation von ganz Ozeanien beschrieben. Wie das System Funktioniert, wie es den Menschen dabei geht, wie sie denken. Aber auch vor allem Winstons Situation. Er schwimmt mit dem Strom mit, man merkt aber, dass er aus dieser Unterdrückung ausbrechen will. Man bekommt einen sehr genauen Einblick in ein trostloses, eintöniges und ständig überwachtes Leben. Während des Lesens spürt man einen aufkeimenden Frust, da man Winston vollkommen versteht, wenn er etwas Freiheit will, aber fast nichts dafür tun kann.

Orwells Sprache ist sehr verständlich. Er versteht es einen von dem zu überzeugen, was er schreibt und mit diesem unfassbaren Thema den Leser in den Bann zu ziehen. Mit seinen Beschreibungen über diese Welt klingt alles so logisch. Als man am Anfang von diesen grausamen Machenschaften erfährt, wünscht man sich sofort, dass Winston zum Rebell wird.

Wenn man darüber nachdenkt, wann Orwell das Buch geschrieben hat und welche Zeit er sich dabei vorgestellt hat, weiß man, dass Orwell schon damals einen konkreten Blick in die Zukunft hatte und wie exakt Orwell insbesondere den Zustand der späteren kommunistischen und diktatorischen Systeme vorausgesehen hat. Dies ist beeindruckend und erschreckend zugleich.



Fazit

Ich würde das Buch auf jeden Fall weiterempfehlen, da es eindeutig Weltliteratur ist und als Grundstein für sehr viele weitere Dystopien gelten kann. Ich finde immer wieder vergleichbare Themen in Büchern aus diesem Genre und so sollte man 1984 auf jeden Fall einmal in seinem Leben gelesen haben!