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Veröffentlicht am 19.12.2016

Sich erinnern

Memory Wall
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Anthony Doerr erschaffte mit dieser Novelle Figuren, deren einzigartige Lebensgeschichten den Leser in den Bann ziehen können. In Memory Wall dreht sich alles hauptsächlich um Alma, die an Demenz erkrankt ...

Anthony Doerr erschaffte mit dieser Novelle Figuren, deren einzigartige Lebensgeschichten den Leser in den Bann ziehen können. In Memory Wall dreht sich alles hauptsächlich um Alma, die an Demenz erkrankt ist und ein großes Geheimnis hütet. Aber auch die beiden Nebencharaktere Pheko und Luvo nehmen in der Geschichte wichtige Plätze ein. Aus der Perspektive dieser drei werden unterschiedliche Probleme aufgegriffen. Die Geschichte spielt in Südafrika, wo noch schwarz-weiß gemalt und arm-reich getrennt wird.

Die 135 Seiten beinhalten -so kurz das Buch auch scheint- jedoch genug, um eine komplexe, eindringliche und lesenswerte Geschichte zu sein. Der Autor findet immer die richtigen Worte für Gefühlsregungen und Gedankengänge und formuliert diese auf eine berührende Art und Weise. Er versucht den Kern von Erinnerungen aufzudecken und setzt dazu paralell die Suche nach wertvollen Fossilien, die die Zeit überdauert haben und von denen nur Skelette zurück geblieben sind

So ganz konnte ich nicht alles greifen. Manche Beziehungen untereinander, Gegebenheiten oder Situationen blieben mir fremd oder waren etwas konfus. Trotzdem hat der Autor die Krankheit Demenz sehr gut dargestellt und ihren weitreichenden Folgen Raum gegeben. Er hat versucht sich in einen Kopf hineinzuversetzen, der nicht mehr richtig funktioniert. Es ist schwierig zu sagen, wie ein dementes Gehirn wirklich von den Betroffenen wahrgenommen wird. Doerr schafft es, dies authentisch zu beschreiben und kurz, aber eindringlich zu erzählen.



Fazit

Eine kurze Geschichte über die Vergänglichkeit von Erinnerungen, über deren Macht und Beschaffenheit. Kluge Beobachtungen und eine schöne Sprache runden diese Novelle zu einem gelungenen Gesamtwerk ab. Doerr hat wiedermal wunderbare Figuren zum Leben gebracht und ihre Lebensgeschichte festgehalten.

Veröffentlicht am 19.12.2016

Philosophisches Kinderbuch

Wunderbare Möglichkeiten
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Manfred Mai scheint Kinder so zu verstehen, wie sie wirklich sind, so wie sie das Leben erleben und dies verarbeitet er in seinen Geschichten. Wunderbare Möglichkeiten beschäftigt sich mit vielen philosophischen ...

Manfred Mai scheint Kinder so zu verstehen, wie sie wirklich sind, so wie sie das Leben erleben und dies verarbeitet er in seinen Geschichten. Wunderbare Möglichkeiten beschäftigt sich mit vielen philosophischen Fragen, die so heruntergebrochen wurden, dass sie für Kinder mehr als verständlich sind und nicht nur diese zum Nachdenken und Überlegen anregen. Auch für Erwachsene bietet dieses Buch wunderbare Einblicke in kindliche Gedanken und Sichtweisen, die sie sich m Hinterkopf behalten sollten.

Die Geschichte rund um diese tiefgründigen Fragen und das alltägliche Leben von Maximilian ist leider nicht so ausgeprägt oder besonders erwähnenswert. Maximilian selbst ist das Spannendste und Lesenswerteste in diesem Buch und sein Umgang mit seinen Gedanken ist beeindruckend für einen 11-jährigen. Die zarte Liebesgeschichte dient hier nur als Rahmen für alles. Besonders toll fand ich die Anspielungen auf viele Bücher und literarische Größen, die ein Bücherherz höher schlagen lassen.

Die kurzen Kapitel und die einfache Sprache sind für junge Leser und Leserinnen sehr gut geeignet und konnten auch mich begeistern. Das Buch zeigt auf, welche Schätze und wunderbare Möglichkeiten in Kindern stecken und wie Erwachsene dies mit ihren Überzeugungen kaputt machen (können). Maximilian ist ein herausragendes Beispiel, wie es sein könnte, wenn wir unsere Kinder (vorurteils)frei und neugierig erziehen/heranwachsen lassen.



Fazit

Ein Buch, dass mit seiner kindlichen Herangehensweise an philosophische Fragen auf ganzer Linie überzeugen kann und mit einem neugierigen 11-jährigen Bücherherzen höherschlagen lässt. Eine Geschichte für Jung und Alt und irgendwie vor allem für Erwachsene total lesenswert, auch wenn sie für ein jüngeres Publikum geschrieben wurde. Der Inhalt regt zum Nachdenken und Hinterfragen an und gibt einen tiefgründigen Einblick in die Gedankenwelt junger Menschen.

Veröffentlicht am 19.12.2016

Die Besonderheit der Physik

Die relative Unberechenbarkeit des Glücks
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Dieses Buch ist etwas für Physikliebhaber. Man spürt die Liebe zur Physik auf jeder einzelnen Seite. Sogar die Überschriften sind physikalische Vorgänge, die auf das Leben umgedeutet werden. Ethan ist ...

Dieses Buch ist etwas für Physikliebhaber. Man spürt die Liebe zur Physik auf jeder einzelnen Seite. Sogar die Überschriften sind physikalische Vorgänge, die auf das Leben umgedeutet werden. Ethan ist ein Genie und hat mit den Begleiterscheinungen zu kämpfen. Eine Sache führt zur anderen und so kommen im Laufe der Geschichte viele Familiengeheimnisse ans Tageslicht. Dieses Buch ist auch etwas für Familiengeschichtenliebhaber. Es ist immer kompliziert und Menschen handeln nicht immer so, wie es das Beste für sie und ihre Mitmenschen wäre. Ethan ist auf der Suche nach seinem Vater und doch will die Autorin die Aufmerksamkeit auf ein ganz anderes Thema lenken (das nicht verraten wird, da Spoiler).



Die Autorin hat es geschafft, einen beeindruckenden Roman zu schreiben, bei dem ich mich schon zwischendurch gefühlt habe, als hätte ich jetzt bereits ein ganzes Leben gelebt. Durch Rückblenden und Erinnerungen erzählen Ethan, seine Mutter Clare und sein Vater die Geschichte ihres Lebens und das sehr detailliert. Manchmal zu detailliert. Mir war es zwischendurch zu lang und das hat sich in Langeweile umgeschlagen, auch wenn Hayes die Geschichte so authentisch als möglich erzählt. Ich habe manchmal ein paar Seiten überblättert, ehrlich gesagt. Im Großen und Ganzen tun diese Ausschweifungen und die Dichte des Erzählten keinen Abbruch in der Schönheit des Gesamtwerkes.



Die Charaktere berühren zutiefst durch ihre Ehrlichkeit und ihre Ecken und Kanten. Die Mutter ging mir zeitweise gehörig auf die Nerven, aber sie verhält sich glaub ich wie eine richtige Mutter, die manchmal nerven kann und unlogisch handelt, weil sie nur das Beste für ihr Kind will. Ethans Vater begegnet man mit gemischten Gefühlen, aber er wird nicht in eine Schublade geschoben, sondern man erkennt den komplexen Charakter und den Menschen hinter der Fassade. Das gilt allerdings für alle Figuren.

Ethan ist einfach ein Goldjunge, den man einfach lieb haben muss. Und auch die Nebencharaktere wurden sehr gut ausgearbeitet.



Fazit
Eine sehr lesenswerte Geschichte, die zwar einige Längen hat, aber durch die Ausschweifungen sehr authentisch wird und man die Figuren einfach zu verstehen lernt. Wichtige Themen werden in diesem Buch angesprochen und verarbeitet und die Liebe zur Physik spürt man auf jeder einzelnen Seite. Eine Familie, die ihre Geheimnisse und Vergangenheit aufarbeitet und Aufmerksamkeit auf ein Thema lenkt, das mehr Beachtung braucht! Lesen!

Veröffentlicht am 19.12.2016

Faszinierende Aussichten

Ein anderes Wort für Glück
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Die Geschichte in O'Briens Buch "Ein anderes Wort für Glück" läuft immer nach dem gleichen Schema ab. Maggie und Kevin nehmen an einem Quizwettbewerb teil, der sich über 12 Wochen zieht, diese 12 Wochen ...

Die Geschichte in O'Briens Buch "Ein anderes Wort für Glück" läuft immer nach dem gleichen Schema ab. Maggie und Kevin nehmen an einem Quizwettbewerb teil, der sich über 12 Wochen zieht, diese 12 Wochen sind auch die Kapitel und der Quizabend ist ein fester Bestandteil davon. Außerdem verlaufen die Handlungsstränge von Maggie und Kevin lustigerweise ähnlich, obwohl sie selten miteinander zu tun haben und irgendwie untypisch verlaufen.

Es wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, was die Geschichte zu ihrem Vorteil abgerundet hat und viele Sichtweisen zugelassen hat. Besonders charmant waren natürlich die beiden schon etwas älteren Hauptfiguren (Kevin, 47, und Maggie glaube ich 53). Das war mal was erfrischend anderes zu lesen.

Durch die Beschreibungen von Kevin bekommt man bald ein Bild von ihm und "diagnostiziert" etwas bei ihm, dass man glaubt zu verstehen. Bei seinem Neffen Patrick wird dies dann wirklich diagnostiziert und man macht Rückschlüsse und Verbindungen. Das, was mit diesen beiden besonderen Menschen los ist, wird nie richtig genannt oder genauer erläutert. Es wird "das Syndrom" genannt und ich finde das irgendwie gut. Es ist ja dann doch nur ein Wort und eine Schublade, in die man versucht Menschen einzuordnen. Hier handelt es sich eigentlich um eine Liebesgeschichte für Zwischendurch, die dann doch ernste Untertöne anschlägt. Mir hat die Idee super gut gefallen und Umsetzung fand ich auch sehr gelungen. Ich liebe ja Kreuzworträtsel und Quizfragen, da bin ich voll auf meine Rechnung gekommen.



Fazit

Eine Liebesgeschichte mit Wohlfühlfaktor und doch ernsten Untertönen. Top Idee und top Umsetzung. Sympathische, vielschichtige Charaktere und ein flüssiger und angenehmer Schreibstil haben mir einige schöne Lesestunden beschert. Die Autorin hat das, was wir Autismus und Asperger-Syndrom nennen, in eine unterhaltende und lustige Geschichte verpackt ala "Das Rosie-Projekt" (ist aber doch sehr anders).

Veröffentlicht am 13.12.2016

Jeder Tag ein Abenteuer

Letztendlich sind wir dem Universum egal
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A wacht jeden Tag in einem anderen Körper auf. Stelle man sich das mal vor. Mal ist A ein Mädchen, dann wieder ein Junge. Irgendwann erwischt es A (A ist zu dem Zeitpunkt ein Junge). Er trifft ein Mädchen ...

A wacht jeden Tag in einem anderen Körper auf. Stelle man sich das mal vor. Mal ist A ein Mädchen, dann wieder ein Junge. Irgendwann erwischt es A (A ist zu dem Zeitpunkt ein Junge). Er trifft ein Mädchen und ist so fasziniert von diesem, dass er mehr als nur einen Tag mit ihm verbringen will.

Es ist eigentlich eine Liebesgeschichte, die sich fantastischen Elementen bedient. Mit dem Körperwechsel von A spielt der Autor mit Gender- und Geschlechterrollen, was mir sehr gefallen hat. Er provoziert fast die Auseinandersetzung mit den eigenen Vorstellungen, wie wichtig einem das Äußere bei anderen Menschen ist, ob der Charakter nicht über allem stehen sollte und wir uns doch immer wieder von nichtssagenden Merkmalen täuschen lassen.

So außergewöhnlich und lesenswert diese Geschichte auch ist, waren die Charaktere doch etwas blass meiner Meinung nach. Vor allem Rhiannon konnte mich nicht so ganz überzeugen. Die Handlung ergibt sich irgendwie durch die äußeren Umstände und umrahmt die besondere Situation von A und Rhiannon. Der Autor gibt viele Einblicke in die verschiedensten Familien und Lebenslagen, was jedes Mal spannend ist, wenn ein Tag neu anfängt und man erst erfahren muss, wo man mit A gelandet ist.

Levithan hat einen sehr angenehmen Schreibstil. Dass er für Jugendliche geschrieben hat, merkt man jedoch stark. Aber die Themen, die in diesem Buch angesprochen werden sind gerade im Jugendalter sehr wichtig und können einen sensibleren Umgang miteinander fördern.


Fazit

Außergewöhnliche Teenager-Liebesgeschichte, die zum Nachdenken über eigene Vorurteile, Oberflächlichkeiten und ungesunde Beziehungen anregt. Das Jugendbuch spielt mit Geschlechter- und Genderrollen und zeigt auf, dass am Ende immer der Charakter eines Menschen zählt!