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Veröffentlicht am 30.01.2023

Leider nicht liebenswert wie Miss Marple und auch zu wenig weihnachtlich

Geheimnis am Weihnachtsabend
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„Geheimnis am Weihnachtsabend“ von Gladys Mitchell ist ein typisch britischer Kriminalroman aus den 30er Jahren.

Klappentext:
Weihnachten steht vor der Tür, und Amateurdetektivin Mrs. Bradley folgt der ...

„Geheimnis am Weihnachtsabend“ von Gladys Mitchell ist ein typisch britischer Kriminalroman aus den 30er Jahren.

Klappentext:
Weihnachten steht vor der Tür, und Amateurdetektivin Mrs. Bradley folgt der Einladung ihres Neffen ins beschauliche Oxfordshire. Doch die lockere Stimmung der Gäste kippt, als an Heiligabend der Anwalt des Dorfes tot aufgefunden wird. Zunächst vermutet niemand einen Mord, doch eine alte Spuklegende entfacht den Spürsinn der patenten Ermittlerin.
Bewertung von The Guardian: „Eine Amateurdetektivin, die Miss Marple Konkurrenz macht – ein Lesegenuss!“

Die Ausführung des Buches ist äußerst ansprechend, fühlt sich durch den Leineneinband haptisch wunderbar an. Das Cover wirkt vielversprechend nach Weihnachtsfeeling, gruseliger Spannung und eben very british. Und wenn man wie ich ein Miss Marple-Fan ist, dann geht man mit viel Vorfreude an das Buch heran.

Nun, wenn man weiß, dass die Autorin eine Zeitgenossin von Agatha Christie und Dorothy L. Sayers war – sie lebte von 1901 bis 1983 -, dann erwartet man auch, dass Schreibstil und Sprache der Zeitepoche angepasst sind. Sie schreibt allerdings etwas epischer als A.Christie. Ihr Erzählstil ist dialogreich, manchmal etwas langatmig, verliert sich in Nebensächlichkeiten. Die britische Atmosphäre ist deutlich zu spüren, ebenso das Lokalkolorit und eine gewisse britische Exzentrik. Was die beschriebenen Örtlichkeiten, Entfernungen und Wegstrecken anbelangt, hätte ich eine Landkarte oder Skizze sehr geschätzt.

Das 1936 erschienene Buch gliedert sich in drei Abschnitte, in deren Mittelpunkt jeweils die Mordopfer bzw. letztlich der Mörder steht. Die Kapitel sind auch von angenehmer Länge und mit originellen Überschriften versehen, deren Bedeutung man im Übrigen erst im Laufe der Lektüre erkennt bzw. wenn man anhand des Originaltitels „Dead Men’s Morris“ assoziiert, dass Morris Dancing im Buch eine Bedeutung hat, ein britischer Volks- bzw. Formationstanz. Die Kapitelüberschriften sind an Figuren und Schrittkombinationen angelehnt. Ich würde auch empfehlen, sich ein Video mit diesem Tanz anzusehen. Man kann sich dann die entsprechenden Szenen besser vorstellen.

Dieser Roman liest sich keinesfalls so angenehm und entspannend wie ein Agatha-Christie-Krimi. Gladys Mitchell verfasste über 60 Krimis mit Mrs. Bradley als Protagonistin. Das vorliegende Buch ist der siebente Band. Es ist anzunehmen, dass Lesern, die die Vorgängerbände kennen, der Personenkreis vertraut ist. Für einen Quereinsteiger gestaltet sich aufgrund der vielen Personen und der unklaren Beziehungen zueinander der Einstieg schwierig. Eine Namensliste wäre da sehr hilfreich gewesen.

Der Spannungsbogen lag für mich persönlich sehr flach. Wie bei jedem klassischen Whodunit-Krimi treibt einen als Leser natürlich die Frage nach dem Mörder voran. Die Handlung ist sehr komplex und verwirrend, beinhaltet anfangs eine Menge Andeutungen, die nur bei sehr aufmerksamem Lesen im Gedächtnis bleiben. Zudem wird immer wieder Nebensächliches erzählt, wodurch Längen entstehen. Mrs. Bradleys Ermittlungen sind kaum nachvollziehbar. Sie forscht, sucht, klappert die Orte im Umkreis ab und befragt alle involvierten Personen mehrmals. Sie erörtert ihre Theorien zwar mit anderen, dennoch behält sie maßgebliche Gedanken, Vermutungen und Rückschlüsse für sich. Man erfährt auch nicht, wie sie auf manche Fakten kommt. All die vielen Varianten des Tathergangs bzw. des Motivs verwirrten mich eher als sie mir beim Miträtseln halfen. Diese Verwirrtaktik kann spannungsfördernd sein, mir war es zu viel des Guten. Selbst wenn man einräumt, dass zur damaligen Zeit die Polizeiarbeit etwas laxer vor sich ging, noch dazu am Land, so fand ich es unrealistisch, dass man Mrs. Bradley monatelang beim Ermitteln freie Hand lässt und den Hauptverdächtigen nur aufgrund ihrer Intervention nicht verhaftet.

Ein ganz wesentlicher Faktor dafür, dass mich das Buch nicht gepackt hat, war, dass ich mit keinem der Hauptakteure richtig warm wurde. Vor allem fühlte ich mich von der Protagonistin eher abgestoßen als angesprochen. Sie wird hexengleich, schwarzhaarig und mit gelben klauenartigen Fingern beschrieben, lacht meckernd, grinst teuflisch und ihre Mimik wird mit Krokodilen, Echsen oder Schlangen verglichen. Wäre interessant, warum die Autorin ihre Protagonistin so wenig liebenswert dargestellt hat, denn die Frau zeichnet sich durch scharfen Verstand, Kombinationsgabe und Spürsinn aus. Zudem verfügt sie für eine ältere Frau über erstaunliche Fitness und Beweglichkeit und beherrscht einige zirkusreife Selbstverteidigungstechniken. Es nervt auch ihre Marotte, alle Menschen, egal ob jung oder alt, verwandt oder fremd, mit „Kind“ anzusprechen. Die übrigen agierenden Personen blieben für mich bis auf wenige markante Eigenschaften eher blass und strukturarm.

Ein zwar nicht gravierender, aber dennoch etwas enttäuschender Nebeneffekt war, dass ich eine zwar cosy-spannende, aber doch anheimelnde Kriminalgeschichte mit weihnachtlichem Flair erwartet hatte. Der Weihnachtsbezug besteht allerdings lediglich in der Tatsache, dass am Weihnachtsabend ein Mord passiert. Zudem zieht sich die Mordermittlung bis Pfingsten hin. Für die deutsche Ausgabe wurde somit ein etwas irreführender Titel gewählt – der Originaltitel „Dead Men‘s Morris“ enthält nichts Weihnachtliches.

Fazit: Es ist keine Lektüre für zwischendurch, sondern erfordert wegen all der Verstrickungen und der vielen Personen Konzentration. Am besten liest man diesen Roman in Ruhe und besser nicht häppchenweise. Man darf sich vom Cover nicht täuschen lassen. Es ist weder weihnachtlich noch ähnelt Mrs. Bradley vom Sympathiewert einer Miss Marple. Aber es ist ein klassischer unblutiger Kriminalroman mit viel britischem Flair. Er hat nur nicht ganz meinen Geschmack getroffen.

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Veröffentlicht am 09.01.2023

Auflösung folgt ...

Canaria Mortal
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„Canaria Mortal“ von Daniel Verano ist der Auftakt für eine auf Gran Canaria spielende Krimireihe.

Klappentext:
Felix Faber hat genug von Deutschland. Er wandert nach Gran Canaria aus und heuert bei einer ...

„Canaria Mortal“ von Daniel Verano ist der Auftakt für eine auf Gran Canaria spielende Krimireihe.

Klappentext:
Felix Faber hat genug von Deutschland. Er wandert nach Gran Canaria aus und heuert bei einer aufstrebenden Zeitung in Las Palmas an. Sein Start verläuft vielversprechend. Als kurze Zeit später auf dem Roque Nublo, einem der höchsten Berge der Insel, eine Leiche gefunden wird, stellt Faber eigene Ermittlungen an. Dabei bekommt er es nicht nur mit der taffen Ermittlerin Ana Montero zu tun, sondern lernt auch die dunklen Seiten der Touristeninsel kennen.

Der erste Eindruck ist das Cover, eine wunderschöne südliche Abendstimmung, sehr ansprechend, ein Eyecatcher. Der Schreibstil liest sich flüssig, diverse spanische Ausdrücke unterstreichen die Region. Allerdings vermisste ich ein Glossar mit jeweiliger Übersetzung; nicht alles ist für jemanden, der die Sprache nicht spricht, wirklich eindeutig verständlich. Das Buch gliedert sich in vier Teile und rund 50 angenehm kurze Kapitel. Hinsichtlich des Layouts fand ich es eigenartig, dass die Titelseiten der vier Abschnitte links, also auf der Blattrückseite gedruckt sind. Das Buch erschien 2022. Die Handlung spielt in der nicht näher bestimmten Gegenwart.

Obwohl sich der Autor zahlreicher Spannungselemente bedient – mehrere Handlungsstränge sorgen für Komplexität, Szenen- und Perspektivenwechsel und immer wieder eingesetzte Cliffhanger machen neugierig, mysteriöse Vorgänge und mehrere Verdächtige animieren zum Miträtseln – entwickelt sich die Handlung eher zäh, die Spannung steigert sich erst im letzten Drittel des Romans und selbst da prickelte es für mich nicht richtig. Mir fehlte Atmosphäre, Dramatik, die Protagonisten geraten nicht in wirklich brenzlige Situationen. Der Erzählstil ist eher nüchtern, wenig emotionell. Aber meisten irritierte mich das Ende. Denn meiner Meinung nach sollten auch bei einer Krimireihe die einzelnen Bände für sich abgeschlossen sein, der jeweilige Fall schlüssig gelöst sein. Durchwegs akzeptabel erscheint mir noch, dass die Jagd nach dem Hintermann, nach demjenigen, der die kriminellen Fäden zieht, sich auf Folgebände weiterzieht, aber ein Ende, wonach der im Zentrum der Ermittlungen stehende Mordfall nicht eindeutig gelöst und der tatsächliche Mörder nicht gefasst wird, lässt jedenfalls mich als Leserin unbefriedigt zurück.

Was die Charaktere anbelangt, so empfand ich es eher nur als ein oberflächliches Kennenlernen, ich vermisste noch Facetten und fühlbare Emotionen. Hier liegt noch reichlich Entwicklungspotential für Folgebände. Der im Mittelpunkt der Handlung stehende Journalist Felix Faber wirkte auf mich zu farblos, keineswegs wie ein tatkräftiger, wagemutiger Mensch. Sein Auftreten empfand ich vielfach als zu zaghaft, zu wenig selbstbewusst. Im krassen Gegensatz zu seinem laienhaften Gehabe stehen seine Spionageaktionen. Nervenstärke wie die eines Profis, unter Zeitdruck nach Passwörtern zu suchen und fremde PCs zu knacken, traute ich ihm einfach nicht zu. Die Kommissarin neigt wiederum zu unvorsichtigen Alleingängen und dienstlichen Überschreitungen, was mir ebenfalls nicht sehr realistisch erschien.

Am eindrucksvollsten fand ich das Urlaubsfeeling, das durch Schilderungen von Strand und Meer, Sonnenschein und kulinarische Genüsse vermittelt wird. Man bekommt richtig Reiselust.

„Canaria Mortal“ hat mich leider etwas enttäuscht, sowohl von der Spannung her als auch hinsichtlich der Protagonisten, mit denen ich nicht richtig warm wurde. Insbesondere störte mich, dass der Roman nicht in sich abgeschlossen ist, viele Fragen offen blieben.

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Veröffentlicht am 19.12.2022

Weihnachtsbräuche einst und jetzt, hier und anderswo

Alle Jahre wieder
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„Alle Jahre wieder“ von David Wagner ist keine Weihnachtsgeschichte im herkömmlichen Sinn, eher ein Sammelsurium an Weihnachtsthemen, mehr informativ als stimmungsvoll. Nicht ganz das, was ich mir erwartet ...

„Alle Jahre wieder“ von David Wagner ist keine Weihnachtsgeschichte im herkömmlichen Sinn, eher ein Sammelsurium an Weihnachtsthemen, mehr informativ als stimmungsvoll. Nicht ganz das, was ich mir erwartet hatte …

Worum geht es?
Der in Berlin lebende Vater und die in Heidelberg lebende Tochter unterhalten sich per Telefon über Weihnachten einst und jetzt, wie es in der eigenen Familie traditionsgemäß gefeiert wird und anderswo auf der Welt.

Das 2022 erschienene, rund 100 Seiten umfassende Büchlein ist in Dialogform verfasst, ohne jegliche kapitelmäßige Unterteilung. Das in warmem Tannengrün gehaltene Cover, mit Christbaum und Telefonen bebildert, stimmt auf den Inhalt ein. Der Schreibstil ist flüssig, doch unterscheiden sich die beiden Gesprächspartner sprachlich kaum, sodass man manchmal im Unklaren ist, wer gerade am Wort ist.

Es gibt in dem Sinn keine Handlung, sondern es ist ein sehr langes Telefonat, in dem - basierend auf die Anfangsfrage des Vaters, ob die Tochter zu Weihnachten zu ihm nach Berlin komme - sich ein ausführliches Gespräch über weihnachtliche Themen entwickelt. Die beiden geraten hierbei buchstäblich vom Hundertsten ins Tausendste. Immer wieder gibt es abrupte Themenwechsel. Auf mich wirkte der Dialog etwas zu distanziert, zu nüchtern, sehr sachlich und informativ, beinahe lehrhaft. Wikipedia lässt grüßen. Die Tochter googelt manche Begriffe tatsächlich während der Unterhaltung. Weihnachtliches Flair, Besinnliches bzw. Herzlichkeit kamen bei mir nicht ausreichend an, trotz manch scherzender Bemerkung. Wirklich realistisch empfand ich dieses Telefonat nicht. Mir hätte es besser gefallen, wären all diese Themen in kleine Kurzgeschichten verpackt gewesen. Dann wären auch die verschiedenen Familienmitglieder, über deren Weihnachtsbräuche sich die beiden unterhalten, leichter zuzuordnen gewesen.

Ich erwartete etwas Heiter-Besinnliches zum Vorlesen in der Adventzeit. Das war’s leider nicht. Weihnachtsstimmung vermittelte mir das Buch nicht. Zugegeben, manches erinnert an Weihnachtsabende in der Kindheit. Auch zum Nachdenken regte die Lektüre an. Weihnachten ist heutzutage wohl tatsächlich weniger eine gnaden- als eine geschenkbringende Zeit.

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Veröffentlicht am 12.02.2022

Oma macht man kein X für ein U vor

Ein Mordsgeschenk für Agathe
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„Ein Mordsgeschenk für Agathe“ von Hanna Reet hielt nicht ganz, was ich mir erwartet hatte.

Worum geht es?
Was schenkt man der Oma zum 90. Geburtstag? Die rüstige und gewitzte alte Dame hat ein Faible ...

„Ein Mordsgeschenk für Agathe“ von Hanna Reet hielt nicht ganz, was ich mir erwartet hatte.

Worum geht es?
Was schenkt man der Oma zum 90. Geburtstag? Die rüstige und gewitzte alte Dame hat ein Faible für Krimis und rätselt gerne. So verfällt ihre Familie auf die Idee, den Geburtstag auf einer Ostseeinsel zu feiern und quasi als Geburtstagsüberraschung für die Oma einen Kriminalfall mit Leiche zu inszenieren. Doch die Sache läuft nicht wie geplant ab …

Wer denkt bei dem Namen Agathe Christiansen nicht automatisch an Agatha Christie? Somit hatte ich erwartet, dass die Oma als eine Art Miss Marple agiert und durchgehend im Mittelpunkt der Handlung steht, schlau und souverän „ermittelt“. War leider nicht ganz so.

Dabei beginnt die Geschichte recht unterhaltsam, die rüstige alte Dame ist spitzfindig und recht eigenwillig und fordert die zahlreichen Familienmitglieder – zwei Söhne, Schwiegertochter, Enkel und Urenkel – durchaus mit ihrer Sturheit. Das regt durchaus zum Schmunzeln an. Der Plan der Familie gerät jedoch immer mehr aus dem Ruder, einerseits macht ihnen die Oma durch Alleingänge einen Strich durch die Rechnung, andererseits machen auch die in den Plan eingeweihten Außenstehenden Probleme. Den Urlaub kann die Familie kaum noch genießen, es wird immer chaotischer und immer schwieriger für die Familienmitglieder weiterzumachen, allzu viel Unvorhergesehenes tritt ein.

Der Schreibstil ist flüssig und locker, die Idee ist originell, doch flacht die Handlung in der Mitte des Buches ab, es fehlen Omas treffsichere Bonmots. Die unkoordinierten Versuche der Familie, das Projekt doch noch irgendwie in den Griff zu bekommen, konnten mich nicht mitreißen. Es löste sich schließlich alles in Wohlgefallen auf.

Was die Protagonisten anbelangt, so hatte meiner Meinung nach lediglich die agile Agathe Struktur. Sie gefiel mir am besten, ihre Schlagfertigkeit, ihre Aktivität, dass sie alles durchschaut, man ihr nichts vormachen kann und dass sie stets macht, was sie will, egal was die anderen ihr auch einreden wollen. Die restlichen Familienmitglieder sind nur oberflächlich charakterisiert.

„Mordsgeschenk für Agathe“ ist eine leichte Urlaubslektüre, die Story ist anspruchslos unterhaltsam, mich hat sie nicht besonders begeistert.

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Veröffentlicht am 23.01.2022

Wahre Liebe endet nie

Rückkehr nach Regensburg
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„Rückkehr nach Regensburg“ von Rüdiger Marmulla ist der erste Teil einer Novellen-Trilogie.

Worum geht es?
Der 68-jährige, verwitwete Richard reist nach vielen Jahren der Abwesenheit mit seinem Freund ...

„Rückkehr nach Regensburg“ von Rüdiger Marmulla ist der erste Teil einer Novellen-Trilogie.

Worum geht es?
Der 68-jährige, verwitwete Richard reist nach vielen Jahren der Abwesenheit mit seinem Freund Christian nach Regensburg, in jene Stadt, wo er aufgewachsen ist, um ihm die Sehenswürdigkeiten und seine Lieblingsplätze zu zeigen. Er wird hier nicht nur mit den Erinnerungen an seine Jugendliebe Dana konfrontiert, sondern er trifft sie wieder und sie kommen sich fünfzig Jahre nach ihrem ersten Rendezvous wieder näher.

Die Handlung wechselt zwischen Gegenwart und Vergangenheit, zwischen den Besichtigungen der Stadt und den wesentlichsten Ereignissen aus Richards Leben, der ersten Liebe, seinem Studium und den Ehejahren.

Der Schreibstil ist leicht und flüssig, die Sprache eher einfach, die Sätze eher kurz und klar, es gibt keine tiefergehenden Stimmung- oder bildhafte Landschaftsbeschreibungen. Auch die Kapitel sind oft nur eine Seite lang. Die Novelle umfasst weniger als 100 Seiten, ich hatte sie in wenigen Stunden ausgelesen. Man will das Buch auch nicht aus der Hand legen, die Geschichte berührt und nimmt den Leser gefangen.

Teils ist der Text in Ich-Form gehalten, teils in Erzählform, teils in der Gegenwart verfasst, teils in Mitvergangenheit, wodurch auch durch diese Stilvarianten verdeutlicht wird, ob die Szene jetzt spielt oder Vergangenes geschildert wird. Die stetigen Szenenwechsel beleben die Handlung, fügen sich stets harmonisch aneinander.

Wenn man, so wie ich, die Stadt Regensburg überhaupt nicht kennt, wird man neugierig auf die zahlreichen Sehenswürdigkeiten und besonderen Plätze in dieser Stadt und bekommt Lust auf einen Besuch. Ich hätte mir einen Stadtplan gewünscht.

Die beiden Protagonisten wirken sehr sympathisch, wobei man über Richards Gefühle, Gedanken, Sehnsüchte und generell über sein Leben wesentlich mehr erfährt als über Dana.

Es ist eine bewegende, sehr realistisch wirkende Liebesgeschichte, von der ich hoffe, dass sie letztlich zu einem Happy-End führt. Auf jeden Fall bin ich auf die Fortsetzung sehr neugierig!

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