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Hannicake

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.07.2021

Gefühlvolle Geschichte zum Wohlfühlen

Everything We Had (Love and Trust 1)
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Du möchtest entspannen, ein Stück leckeren Kuchen essen und im Anschluss durch eine kleine gemütliche Buchhandlung stöbern? Dann tauche ein in die Wohlfühlatmosphäre des Buchcafés Cosy Corner. Dieses strahlt ...

Du möchtest entspannen, ein Stück leckeren Kuchen essen und im Anschluss durch eine kleine gemütliche Buchhandlung stöbern? Dann tauche ein in die Wohlfühlatmosphäre des Buchcafés Cosy Corner. Dieses strahlt für die Kunden ein friedliches und ruhiges Ambiente aus, sieht intern hingegen ganz anders aus – zwischen den Besitzern Kate und Aidan ist der Umgang frostig und der Konkurrenzgedanke stets präsent. Gibt es eine Möglichkeit für die beiden, sich näher kennenzulernen und und die Vorurteile dem jeweils anderen gegenüber abzubauen? Wenn dich dies interessiert, dann lies dieses Buch und finde heraus, ob und wenn ja wann und auf welchem Weg sie es schaffen.

Es erwartet euch ein gefühlvolles Buch, denn auch, wenn das Grundgerüst der Handlung vorhersehbar ist, stört dies nicht, da die Umsetzung bzw. Ausgestaltung sehr schön ist und durch den schönen Schreibstil und einige kleine überraschende Wendungen angereichert wird.

Die Autorin probiert hinsichtlich ihres Schreibstils immer mal wieder etwas aus und versucht an geeigneten Stellen Stilmittel einzubauen, sodass es abwechslungsreich und auch auf sprachlicher Ebene interessant bleibt und sich das Buch flüssig und gerne lesen lässt.

Das Cosy Corner, das schon beim Lesen eine beruhigende und angenehme Atmosphäre bietet, bleibt der Haupthandlungsort, sodass wir immer wieder in die gemütliche Atmosphäre dort eintauchen können. Es ist nicht nur ein Ort, an dem alles anfängt, sondern auch einer, an den man als Leser immer wieder gerne zurückkommt und der beinahe den Lebensmittelpunkt der Protagonisten bildet.

Kate und Aidan sind zu Beginn zwei scheinbar vollkommen unterschiedliche Personen, die nicht viel miteinander gemeinsam zu haben scheinen. Doch je tiefer man in die Geschichte eintaucht, desto deutlicher wird, dass dieser erste Eindruck trügt und auch die beiden Protagonisten erkennen, dass sie sich getäuscht zu haben scheinen. Beide sind auf ihre eigene Art und Weise sympathisch und liebenswert, sodass es Spaß macht, die beiden auf ihrem Weg zu begleiten, auch wenn es manchmal angesichts der traumatischen oder schwierigen Erlebnissen der beiden nicht immer leicht zu lesen ist. Dadurch, dass das Buch aus beiden Perspektiven geschrieben ist, obwohl die Perspektive von Kate deutlich überwiegt, erfahren wir schrittweise noch vor dem anderen Protagonisten, was ihnen passiert ist und wie sie damit umgehen bzw. auf welche Weise diese Erfahrungen die beiden prägen.
Es gibt auch einige weitere Charaktere, die das Herz von uns Lesern berühren und die sehr schön und liebevoll ausgestaltet worden sind, sodass man auch in Teilen an deren Geschichte teilhaben kann. Sei es Zoe als verständnisvolle Freundin oder ein gute Laune versprühender Bruder.

An einigen Stellen wirkte es so, als kämen zu viele Zufälle zusammen, aber die Auflösung bzw. Erklärungen, was es mit diesen Ereignissen und Handlungssträngen auf sich hat, haben oft Sinn ergeben und konnten einen, obwohl es zunächst unrealistisch wirkte, beschwichtigen. Das bestärkt einen aber auch wieder darin, sich nicht vorschnell über bestimmte Szenen aufzuregen, sondern dranzubleiben und erst mal weiterzulesen, ohne über die Handlung zu urteilen, sondern erst einmal auf eine Erklärung und das Zusammenwirken der verschiedenen Handlungsstränge zu warten.

Insgesamt ist es eine schöne Geschichte zum Wohlfühlen, auch wenn ernste Themen aufgegriffen werden und die Lust auf den nächsten Teil macht, der ebenfalls im Cosy Corner spielen wird.

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Veröffentlicht am 20.07.2021

Vermeintliche Teenie-Liebesgeschichte, die jedoch schnell zu etwas viel Größerem und Ernsterem wird

A Reason To Stay (Intensive New-Adult-Romance von SPIEGEL-Bestsellerautorin Jennifer Benkau) (Liverpool-Reihe 1)
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Die Anfang-Zwanzigjährigen Protagonisten Billy und Cedric haben beide schon viel erlebt und durchmachen müssen. Billy ist noch nicht lange in Liverpool und versucht dort sich ein Zuhause aufzubauen, nachdem ...

Die Anfang-Zwanzigjährigen Protagonisten Billy und Cedric haben beide schon viel erlebt und durchmachen müssen. Billy ist noch nicht lange in Liverpool und versucht dort sich ein Zuhause aufzubauen, nachdem sie ihr vorheriges Zuhause hinter sich gelassen hat - doch die Schatten der Vergangenheit liegen immer noch auf ihr und belasten sie. Als sie Cedric sieht, ist sie hin und weg von ihm, doch sein Ruf eilt ihm voraus - ein junger Mann, der sich auf keine festen Beziehungen einlässt. Doch was macht man, wenn es zu spät ist, sich zurückzuziehen und es an sich abprallen zu lassen, weil die Gefühle schon viel intensiver sind, als sie nach dieser kurzen Zeit sein sollten? Wie Billy damit umgeht und was das für Auswirkungen hat, kann man als Leser hautnah miterleben.

Billy und Cedric sind beide die Ich-Erzähler, die  abwechselnd den Handlungsverlauf aus ihrer Sicht schildern. Zudem erhalten wir einen guten Einblick in das Gefühlsleben der beiden, welches keineswegs immer rosarot und auf Wolke sieben ist, sondern auch oft düster und traurig werden kann. Diese Einblicke führen zu vielen emotionalen und herzzerreißenden Szenen, nicht zuletzt weil es viel um das Thema psychische Erkrankungen geht - wie die Autorin schon in ihrem Vorwort schreibt, nehmen diese einen großen Teil ein, sodass das Buch nur gelesen werden sollte, wenn man in der jeweiligen Situation mit diesen Themen umgehen kann. Doch auch, wenn diese das Leben der Protagonisten prägen, so wird doch sehr schön aufzeigt, dass Menschen so viel mehr sind als bloß die Krankheit, die ihnen diagnostiziert wurde. Aber zeitgleich wird es keineswegs romantisiert oder verklärt, sondern es werden auch schwierige Seiten und Situationen aufgezeigt, die eine zwischenmenschliche Beziehung belasten und die zeigen, wie komplex und ernstzunehmend eine solche Erkrankung ist.
Besonders positiv finde ich, dass sich an Themen herangetraut wurde, die sonst in der Gesellschaft und vor allem in anderen Büchern, so kaum Raum finden und noch einmal ganz neue Einblicke und Gedankenanstöße liefern - lasst euch also überraschen und vor allem auf sonst weniger thematisierte Aspekte ein.

Der Schreibstil ist sehr flüssig zu lesen und durch die Perspektivwechsel abwechslungsreich. Zudem wurden immer mal wieder zu Beginn eines größeren Abschnitts Songtexte eingebaut, dessen Bedeutung und Zusammenhang zu der Geschichte sich erst im Verlauf erschließen.

Leider wirkte die Liebesgeschichte zu Beginn klischeehaft und die Protagonisten nicht ihrem Alter entsprechend. Je weiter man jedoch liest, desto weniger hat man dieses Gefühl und durch neue Erkenntnisse und das immer größer werdende Verständnis für die Verhaltensweisen der Protagonisten, hat das Buch weiter an Tiefe erlangt. Wenn ihr über solche Szenen zu Beginn hinwegsehen könnt, so kann ich euch dieses Buch wirklich nur empfehlen.
Des Weiteren ist es schön, Billy und Cedric dabei begleiten zu dürfen, wie sie mit sich und ihren Herausforderungen wachsen und stärker werden, als sie es sich zuvor auch nur erträumt hätten. Sie erleben den Wert der wahren Liebe und lassen uns an ihrem Entwicklungsprozess und ihren Gefühlen teilhaben.

Die beim Lesen übergegangenen Emotionen wurden angereichert durch ein gegen Ende des Buches noch einmal zunehmendes Spannungsniveau. Oft hat man beim Lesen die Frage im Hinterkopf, was Billy erlebt hat, dass sie alles von jetzt auf gleich hinter sich gelassen hat, aber je länger man auf Antworten dazu wartet, desto spannender wird es und desto mehr freut man sich auf die Auflösung, die noch einmal mit unerwarteten Plots einhergeht.

Es ist also ein sehr emotionales Buch, dessen Wirkung noch einmal mehr durch die ernsten Themen sowie durch kleine, pointiert gesetzte Spannungselemente verstärkt wird. Wenn ihr Lesestoff fürs Herz haben möchtet, aber euch gleichzeitig gewappnet fühlt, die Protagonisten auf einem steinigen und aufgrund der zum Teil ersten Thematik schweren Weg zu begleiten, ist dieses Buch eine sehr gute Wahl.

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Veröffentlicht am 11.07.2021

Ein langer Weg der Selbstfindung und der Wert wahrer Freundschaft

A Different Blue
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Die Geschichte von Blue und Wilson hat nicht den Reiz einer verbotenen Liebesgeschichte. Vielmehr entwickelt sich langsam etwas, das weit über eine Schüler-Lehrer-Beziehung hinausgeht. Es ist eine eher ...

Die Geschichte von Blue und Wilson hat nicht den Reiz einer verbotenen Liebesgeschichte. Vielmehr entwickelt sich langsam etwas, das weit über eine Schüler-Lehrer-Beziehung hinausgeht. Es ist eine eher ruhige Geschichte, die den Wert von wahrer Freundschaft vermittelt. Zudem spielen der Aspekt der Selbstfindung und die Entdeckung der eigenen Identität eine zentrale Rolle.
Diese Themen wurden dadurch in die Handlung eingebaut, dass die 19-jährige Ich-Erzählerin Blue Antworten finden möchte, was in ihrer Vergangenheit geschehen ist und wer ihre Eltern waren bzw. warum sie nicht bei ihnen aufwachsen konnte. Dass einen Menschen aber viel mehr ausmacht als bloß diese Fakten, wird ihr schnell bewusst und diese Erkenntnis lässt sie über ihr Auftreten und ihr Verhalten, aber auch über ihre Denkmuster nachdenken.

Schön finde ich, dass wir die beiden sympathischen Protagonisten auf ihrem Weg begleiten dürfen und insbesondere bei Blue eine starke charakterliche Entwicklung erkennen können. Zu Beginn der Geschichte gibt es einige Rückblicke, die uns ermöglichen, mit Blick auf die junge Blue zu erkennen, wie sie aufgewachsen ist, wer und was sie dabei geprägt haben und warum sie zunächst unnahbar und unfreundlich wirkt. Aber wenn sie einen hinter ihre Fassade blicken lässt, dann merkt man, dass sie im Grunde eigentlich viel liebenswürdiger ist, als sie zeigt.
Über ihren nur ein paar Jahre älteren Lehrer Wilson erfährt man erst später im Buch etwas. Das heißt womit er zu kämpfen hat, wie er aufgewachsen ist und was ihn ausmacht, können wir zunächst nur erahnen, bevor wir etwas Licht im Dunkeln erhalten.
An einigen Stellen waren die Beweggründe und das Verhalten der Protagonisten nicht nachvollziehbar, deren Verhalten sogar widersprüchlich, was teilweise dazu geführt hat, dass die anfängliche Sympathie verschwunden ist. Im Nachhinein betrachtet konnte man es in Ansätzen verstehen, aber zum Glück wirkten die beiden überwiegend freundlich und liebevoll und zudem gab es einige weitere sehr sympathische Charaktere, sodass ich über solche Szenen und Verhaltensweisen hinwegsehen konnte.

Zudem ist der Schreibstil sehr gut zu lesen und teilweise metaphorisch sowie mit kurzen Geschichten der indigenen Völker angereichert, sodass man die Gelegenheit erhält, innezuhalten und über bestimmte Aspekte des eigenen Lebens nachzudenken.

Wir begleiten Blue und Wilson über einen sehr langen Zeitraum. Teilweise passiert es, dass große Zeitsprünge von mehreren Monaten beschrieben wurden, ohne dass man als Leser weiß, was in dieser Zwischenzeit passiert ist. Das führte manchmal dazu, dass man sich erschlagen und unwissend gefühlt hat und nicht so richtig nachvollziehen konnte, inwiefern sich die Charaktere in der Zwischenzeit entwickelt und was sie erlebt haben.

Es gibt zahlreiche unerwartete Plots, allerdings wurden einige von diesen leider nur oberflächlich und kurz abgehandelt, was suggeriert, dass die Autorin so viele ernste Themen wie möglich mit in die Handlung reinbringen wollte. Aber die Ereignisse, die intensiver aufgearbeitet wurden, waren schön dargestellt und wirkten förderlich und nachvollziehbar für den weiteren Handlungsverlauf und haben Tiefe in die Geschichte reingebracht.

Insgesamt ist dieses Buch in sich rund, insbesondere weil am Ende die Frage nach Blues Familienverhältnissen geklärt wird, d.h. dass noch einmal auf den Prolog eingegangen wird. Ich hätte mir lediglich an einigen Stellen gewünscht, dass bestimmte aufgegriffene Thematiken noch mehr aufgearbeitet und in ausreichendem Maße behandelt würden, um alles etwas plausibler und authentischer zu machen, aber die sich langsam entwickelnde emotionale Bindung der beiden Protagonisten konnte das ein bisschen wiedergutmachen, da die Gefühle in solchen Szenen gut an den Leser transportiert werden.
Wenn ihr über die oben genannten, nicht ganz so positiven Aspekte hinwegsehen könnt, kann ich euch dieses Buch nur empfehlen.

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Veröffentlicht am 04.04.2021

Spannung, Nervenkitzel und großes Gefühlschaos

Matching Night, Band 1: Küsst du den Feind? (Gewinner des Lovelybooks-Leserpreises 2021)
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Mache nicht den Fehler und schenke den Menschen um dich herum zu viel Vertrauen, wenn du dir nicht sicher sein kannst, auf wessen Seite sie stehen.

Cara ist in ihrem ersten Studienjahr an einer englischen ...

Mache nicht den Fehler und schenke den Menschen um dich herum zu viel Vertrauen, wenn du dir nicht sicher sein kannst, auf wessen Seite sie stehen.

Cara ist in ihrem ersten Studienjahr an einer englischen Universität. Ihre Wohnung konnte sie nicht beziehen und auf dem ganzen Campus scheint keine einzige Wohnung mehr frei zu sein, sodass sie in einem Zimmer weit entfernt unterkommt. Schnell merkt sie, dass dies aus mehreren Gründen keine dauerhafte Lösung ist. In ihrer Verzweiflung kommt ihr das Angebot der Ravens - eine geheimnisvolle Studentenverbindung - gerade Recht, eine von ihnen, zunächst als Anwärterin zu sein und in deren Haus einzuziehen. Alle ihre Sorgen und Probleme scheinen sich zu lösen, doch noch ahnt sie nicht, in was sie hineingerät, wenn sie sich der Verbindung anschließt. Hinzukommt, dass ihre beste Freundin über eine vor einem Jahr verschwundene Studentin recherchiert und sie vor den Ravens warnt - was hat es damit auf sich? Steigert sie sich da in etwas hinein oder stimmt wirklich etwas nicht mit den Ravens?

Zu Beginn und auch im Klappentext erscheint alles vergleichsweise harmlos, aber je mehr man liest, desto schneller wird klar, dass mit der Verbindung nicht zu Spaßen ist. Man sollte sich gut überlegen, ob man ein Teil dieser sein möchte, doch was, wenn es wie bei Cara zu spät für einen Rückzieher ist, wenn man die Details erfährt?

Zuerst ist für Cara alles neu, aufregend und die Ravens scheinen der Schlüssel für ein besseres Durchstehen der Unizeit bzw. für ein besseres Leben zu sein, aber nach und nach werden auch die Schattenseite der Verbindung aufgezeigt und welche Aufgaben sie auf sich nehmen muss, um ein vollwertiges Raven-Mitglied zu werden.

Den Geschehnissen kann man gut folgen, nicht zuletzt durch die Angabe des Datums am Anfang eines jeden Kapitels. Zeitlich gesehen begleiten wir Cara nur knapp einen Monat, aber die Ereignisse und die vielen neuen Erkenntnisse sowie die Erfahrungen kommen einem viel länger vor. Der Schreibstil ist fesselnd und man möchte immer weiter lesen, um endlich ein bisschen Klarheit zu bekommen und mit Cara als Ich-Erzählerin eine aufregende und geheimnisvolle Anwärterzeit erleben. Wir lernen Cara gut kennen und erfahren auch etwas über einige Ihrer Mitstreiterinnen und die Personen, die ihr scheinbar nahestehen. Doch immer wieder wird deutlich, dass wir genauso wie Cara nur meinen, diese zu kennen und sie uns nicht nur auf positive Weise überraschen. Dies trifft auch auf Tyler, ihren Kumpel und auf ihren Matchpartner (wer das ist, möchte ich an dieser Stelle nicht verraten, denn das würde euch den Lesespaß nehmen) zu. Man mag zwischenzeitlich das Gefühl haben, ich bin Team Tyler oder Team..., aber wirklich sicher kann man sich nie sein, ob sie nicht etwas verbergen oder ob sich Cara in ihnen täuscht. Wir Leser sollten aber auf keinen Fall zu misstrauisch an die ganze Sache herangehen, sondern durchaus das Lesen genießen, jedoch immer im Hinterkopf behalten, dass bei jeder Person, egal wie gut Cara sie kennen mag und in welcher Beziehung sie zueinander stehen, mehr dahinterstecken könnte.

Das mag jetzt alles negativ klingen, aber für Cara gibt es auch positive Momente. So kann sie vorerst einige ihrer Sorgen begraben und sogar neue Freundschaften knüpfen. Diese Lichtblicke habe ich ihr beim Lesen gegönnt und mich mit ihr gefreut, wenn es mal wieder bergauf geht. Sie hat eine tolle Familie, die sie unter anderem finanziell sehr unterstützt und hat eine zunächst aufregende Zeit an einer renommierten Universität.

Cara ist eine schlagfertige Protagonistin, die für ihre Ziele kämpft, manchmal ein bisschen stur ist und sich nicht leicht unterkriegen lässt, aber schon bald befindet sie sich in einem Gefühlschaos, an dem Tyler und ihr Matchpartner nicht ganz unbeteiligt sind. Vor allem die zu bewältigenden Aufgaben und die gemeinsame Zeit, die sie mit ihrem Matchpartner verbringen muss, bringen die beiden verständlicherweise näher bzw. sorgen für ein besseres Kennenlernen, wie aufrichtig auch immer es sein mag.

Zwischendurch definiert Cara für sich immer wieder, was Glück für sie bedeutet und kommt dabei zu ganz unterschiedlichen Ansätzen. Vielleicht nimmt der ein oder andere Leser hier etwas draus mit oder führt sich noch einmal vor Augen, wie auch alltägliche Situationen glücklich machen können. „Glück ist … einen Menschen zu haben, mit dem man durch dick und dünn gehen kann, den man an miesen Tagen oder in schlechten Momenten vielleicht von sich schiebt, der aber dennoch immer zurückkehrt.“

Am Ende hatte ich das Gefühl, zwar einen ersten Eindruck von den Ravens zu erhalten, aber inhaltlich nicht viel weiter gekommen, sondern fast genauso ratlos wie zu Beginn zu sein, vor allem weil es immer wieder neue Erkenntnisse gibt, die von uns Lesern aufgestellte Theorien verwerfen und revidieren lassen, aber genau das erhöht die Spannung auf Band 2.

Das Ende ist ein fieser Cliffhanger, deshalb legt euch am besten auch schon Band 2 bereit, damit ihr ohne große Wartezeit sofort weiterlesen könnt.

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Veröffentlicht am 25.03.2021

Gewagtes, in der Gesellschaft nicht häufig thematisiertes Thema, das sehr berührend umgesetzt worden ist

Immer noch wach
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Mit 30 Jahren die Nachricht zu bekommen, nur noch ein paar Monate zum Leben zu haben, ist schockierend und zieht einem den Boden unter den Füßen weg, wie der Protagonist Alex uns zeigt. Aber dabei auch ...

Mit 30 Jahren die Nachricht zu bekommen, nur noch ein paar Monate zum Leben zu haben, ist schockierend und zieht einem den Boden unter den Füßen weg, wie der Protagonist Alex uns zeigt. Aber dabei auch noch Erinnerungen aus der Kindheit zu haben, wie er diesen Weg schon bei einem ihm nahestehenden Menschen erlebt hat und die Vorstellung, dass dieser Kampf bei ihm genauso sein wird, machen es noch schlimmer. Da kann man fast schon verstehen, dass Alex sich gegen eine Behandlung und für ein Hospiz entscheidet. Doch was macht man, wenn man das Hospiz wieder lebend verlassen muss, wieder anfangen soll zu leben, unter den Menschen, bei denen das Leben zwischenzeitlich nicht stillgestanden hat? Sei an Alex Seite, wenn er genau diesen Weg gehen muss und erlebe eine berührende Geschichte, die den Wert des Lebens und der kleinen Augenblicke verdeutlicht.

Wir begleiten Alex mehr als ein halbes Jahr lang durch Höhen und Tiefen, doch wir lernen ihn noch weit mehr kennen und erfahren durch diverse Zeitsprünge, was für ein Mensch er vor seiner Diagnose, das heißt in seiner Kindheit, seiner Jugend und als Erwachsener war. Diese sind als Erinnerungen eingebaut und kommen ungefiltert und nicht chronologisch, was authentisch ist, denn Gedanken und Erinnerungen kommen im echten Leben auch wild durcheinander, ohne sich an eine chronologische Reihenfolge oder an einen korrekten Zeitablauf zu halten. Ohne, dass Jahreszahlen oder sonstige konkrete Zeitangaben dabei stehen, kann man die dargestellten Situationen trotzdem grob einordnen und klar zwischen Gegenwart und Vergangenheit unterscheiden. Die Zeitsprünge sind meiner Meinung nach als ein stimmiges und inhaltsbezogenes Stilmitteln passend gesetzt worden.

Die sehr kurzen Kapitel sorgen für einen guten Lesefluss und passen auch stilistisch zum Inhalt, denn Alex' Erinnerungen kommen und gehen, immer zwischendurch und springen auch in der Zeit zum Teil weit umher. Seine Gedanken sind schnellebig und finden manchmal einfach keine Ruhe.

Es ist ein eindrücklicher Schreibstil gewählt worden, sodass ich beim Lesen das Gefühl hatte, mir alles bildlich vorstellen zu können. Die Atmosphäre wurde gut eingefangen, insbesondere in der Zeit, in der Alex im Hospiz war. Gut gefällt mir, dass nicht alles romantisiert, das heißt nicht alles als positiv dargestellt wird, sondern auch die Konsequenzen der Entscheidungen und der Verlauf einer solchen Krankheit sowie der Ablauf in einem Hospiz unbeschönigt aufgezeigt werden. Es waren sehr traurige Szenen dabei, die wir durch die Ich-Perspektive beinahe hautnah miterleben durften, doch durch die Rückblicke wurde die Atmosphäre immer wieder aufgelockert und es wurden auch schöne Gedanken, Erinnerungen und Szenen eingebaut, die oftmals trotzdem sehr berührend waren.

Wir Leser erkennen durch Alex' Augen den Wert der Freundschaft und was eine solche ausmacht - es ist nicht nur, dass wahre Freunde die eigenen Entscheidungen akzeptieren und einen bei der Umsetzung unterstützen, sondern sie sind immer für einen da und wenden sich nicht von einem ab, nur weil man schlecht gelaunt ist oder Mist gebaut hat. Alex hat das Glück, genau dies zu erfahren und wir Leser haben das Glück, dabei sein zu dürfen.

Mit der Situation, in der sich Alex befindet, möchte ich an keiner Stelle im Buch tauschen. Es stellt sich die Frage, was man alles noch in den letzten Monaten machen möchte, was einem wichtig ist und mit welchen Menschen man nicht im Frieden auseinander gegangen ist, dies aber vielleicht ändern möchte. In einer "normalen" Situation ist es schon keine leichte Aufgabe, sich darüber im Klaren zu sein, aber wenn einem dann zusätzlich noch die Zeit im Nacken sitzt, ist es noch schwieriger. Der Leitspruch des Hospizes, „den letzten Tagen mehr Leben geben“, ist treffend, jedoch stellt sich die Frage, was die Tage lebenswert macht und was in der Situation noch wirklich wichtig ist. Alex zeigt uns, dass es manchmal nicht die großen Dinge sind, die man unbedingt noch erleben muss, sondern kleine, scheinbar alltägliche Dinge, deren Wert wir durch diese Geschichte wieder besser verstehen können.

Alex' Gefühlskonflikt und Unsicherheit wird sehr gut herausgearbeitet. Nicht selten schwankt er zwischen seinen eigenen Wünschen/Plänen und zwischen der Erfüllung der Erwartungen anderer. Doch es wird immer wieder deutlich, dass jeder seine eigenen Träume und sein eigenes Leben leben darf und sollte, und dass andere zwar Vorschläge und Anregungen machen bzw. über die Entscheidung auch mal nicht so glücklich sein dürfen, aber sie diese letztendlich akzeptieren müssen.

Als es dann so weit ist und Alex doch noch viel mehr Zeit als ursprünglich gedacht zur Verfügung steht, ist es für ihn keine leichte Situation, denn er merkt schnell, dass sich die Welt weiter dreht, auch wenn er aus seinem vorherigen Leben "ausgestiegen" ist. Wie er sich dann verhält und welche Wege er einschlägt, mag man als Leser nicht immer für gut befinden, aber gerade diese Missverständnisse und Fehltritte machen ihn in meinen Augen authentisch, denn in einer solchen Situation gibt es kein richtig oder falsch und auch, wenn er weiser damit hätte umgehen können und sich nicht so von seiner Vergangenheit hätte leiten lassen sollen, so darf man nicht vergessen, dass es für ihn eine Ausnahmesituation war und er auch zum ersten Mal lebt - Fehler machen bzw. nicht die rational weisesten Entscheidungen zu treffen, ist menschlich.

Die Idee der Geschichte ist nicht neu, aber die Umsetzung finde ich sehr schön.
Ich konnte einiges aus diesem Buch mitnehmen bzw. mich in manchen Punkten noch einmal bestärken. Und auch, wenn es keine großen überraschenden inhaltlichen Wendungen gibt, machen diese kleinen Anregungen zum Nachdenken das Buch so wertvoll.
Ich kann dieses Buch nur empfehlen, wenn ihr etwas mit tiefgründigen Gedanken sowie mit emotionalen Szenen lesen möchtet, aber nicht vor einer traurigen Grundstimmung zurückschreckt - es lohnt sich!

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