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Veröffentlicht am 25.07.2017

Ein eindringlicher, düsterer Psychothriller, der unter die Haut geht und einen auch nach dem Lesen noch beschäftigt

Die Überlebende
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Sieben Jahre zuvor wurde die Collegestudentin Flora das Opfer einer Entführung. Ihr Peiniger hatte sie fünfzehn Monate in seiner Gewalt, in denen sie durch die sprichwörtliche Hölle ging. Zunächst war ...

Sieben Jahre zuvor wurde die Collegestudentin Flora das Opfer einer Entführung. Ihr Peiniger hatte sie fünfzehn Monate in seiner Gewalt, in denen sie durch die sprichwörtliche Hölle ging. Zunächst war sie nur eine Art unbedeutendes Spielzeug für Floras Peiniger, der sie immer wieder vergewaltigte, sie zeitweilig hungern ließ und in eine sargähnliche Holzkiste einschloss, wenn er sie mitnehmen wollte auf Reisen. Schließlich brach der Täter Floras Willen und nahm ihr jegliches Selbstvertrauen. Er fühlte sich sicher, zu sicher, denn Floras Lebenswillen konnte er nicht brechen. Schließlich konnte Flora befreit werden, doch zuvor erschoss sie ihren Peiniger. Ihr Bruder und ihre Mutter waren überglücklich, Flora wiederzuhaben, doch sie begriffen schnell, dass es die unbeschwerte, glückliche Flora nicht mehr gab.

Als nun, sieben Jahre später, junge Frauen verschwinden, ruft das Flora auf den Plan, die sich vorgenommen hat, Jagd auf Männer zu machen, die genauso gestrickt sind, wie ihr damaliger Entführer. Ausgerechnet dem Barkeeper, eines Nachlokals gelingt es, die alkoholisierte Flora auszuschalten und zu entführen. Er ist Flora damit auf den Leim gegangen, denn sie weiß mittlerweile gut, wie sie sich aus gefährlichen Situationen befreien kann und so endet seine Tat tödlich- für ihn, denn Flora gelingt es mit Hilfe einer Mixtur, den Mann auszuschalten. Die herbeigerufenen Cops, unter ihnen auch Detective D.D. Warren, ahnen bereits, dass sich Flora auf eine Art Kriegspfad befindet und beginnen sogleich mit ihren Ermittlungen. Es scheint allerdings, als ob Floras Entführer bereits gemordet hat, denn kurz darauf wird eine Frauenleiche entdeckt. Bevor D.D. Warren Flora nochmals in aller Ruhe ins „Kreuzverhör“ nehmen kann, verschwindet Flora plötzlich von einem auf den anderen Tag aus ihrer Wohnung. Erste Untersuchungen deuten darauf hin, dass sie scheinbar schon wieder Opfer einer Entführung wurde. Doch wer könnte ein Interesse daran haben Flora zu töten? Immerhin ist ihr Peiniger von einst tot!

Ich las vor einiger Zeit bereits einen anderen Teil der D.D. Warren Reihe von Lisa Gardner, der mir an sich gut gefallen hatte, so dass ich schnell neugierig wurde, auf „Die Überlebende“. Beide Bücher haben gemeinsam, dass Frauen im Fokus der Geschichten stehen, die in der Not lernen mussten, über sich selbst hinauszuwachsen. Während ich fand, dass die psychologischen Aspekte in „Wer stirbt, entscheidest du“, damals noch eher eine untergeordnete Rolle spielten, ist es in „Die Überlebende“ völlig anders. Die Autorin hat sein gutes Händchen dafür, die Gefühle, die Angst, die Fassungslosigkeit und die ohnmächtige Wut Floras darzustellen. Mir gingen die Romanpassagen, in denen Flora sich in Rückblenden an ihre damalige erste Entführung erinnert, ziemlich nahe, weil man sich einfach zu gut in die Romanheldin hineindenken kann. Es ist nervenzerfetzend spannend, aber auch tragisch zu lesen, wie Flora sich während der 472 Tage ihrer Entführung entwickelt. Zugegeben, dass Flora so oft innerhalb kürzester Zeit entführt wird, mutet etwas unrealistisch an. Doch wenn die Autorin am Ende ihres Romans alle Fäden zusammenlaufen lässt, begreift man endlich auch wieso. Es ist, auch wenn man hier gottlob keine Schlachterplatte geboten bekommt, wegen der angesprochenen psychologischen Aspekte, eine ziemlich düstere Story, die nichts für zartbesaitete Leser ist.

Der Roman besteht aus den Romanpassagen der Gegenwart, in denen Flora fieberhaft versucht sich zu befreien, den Rückblenden und den Passagen, in denen D.D. Warrren versucht, mit Hilfe eines Opferspezialisten vom F.B.I. Licht ins Dunkel der laufenden Ermittlungen zu bringen. Ehrlich gesagt fand ich, dass D.D. Warrens Ermittlungsarbeit auch in diesem Band eher zäh und unspannend inszeniert wurde, so dass ich zwischenzeitlich am liebsten vorgeblättert hätte. Da sich aber der Großteil der Story mit Flora beschäftigt und ich bislang selten auf einen solch packenden Psychothriller gestoßen bin, möchte ich dennoch die volle Punktzahl für „Die Überlebende“ vergeben. Übrigens kann man diesen Roman auch gut als „stand alone“ lesen, da D.D. Warrens persönlicher Hintergrund hier rein nebensächlich ist und man auch so gut hineinkommt in die Story.

Kurz gefasst: Ein eindringlicher, düsterer Psychothriller, der unter die Haut geht und einen auch nach dem Lesen noch beschäftigt.

Veröffentlicht am 01.06.2017

Eine einzigartige, berührende, bittersüße Liebesgeschichte, die man unbedingt gelesen haben sollte, wenn man Liebesromane mit echten Gefühlen und mit viel Tiefgang mag. Für mich einer der besten Liebesromane, den ich je las.

Zwei auf Umwegen
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Als sich Lauren und Ryan ineinander verliebten, war Lauren neunzehn Jahre alt. Doch obwohl beide bereits früh zusammenfanden, glaubten sie, für immer glücklich zu sein. Nun, elf Jahre später, hat sich ...

Als sich Lauren und Ryan ineinander verliebten, war Lauren neunzehn Jahre alt. Doch obwohl beide bereits früh zusammenfanden, glaubten sie, für immer glücklich zu sein. Nun, elf Jahre später, hat sich der Alltagstrott in ihr Eheleben geschlichen. Immer häufiger streiten sich die beiden, über lächerliche Dinge. Und dann, eines Tages ist es so weit- beide begreifen, dass sie nicht mehr so weiter machen können, denn sowohl Lauren, als auch Ryan sind sich nicht mehr sicher, ob sie sich noch lieben oder nur noch hassen. Der Gedanke, dass Hass an die Stelle der Liebe gerutscht ist, macht beiden sehr zu schaffen und so beschließen sie schweren Herzens ein Trennungsjahr. Ein Jahr in dem sie sich prüfen wollen, in dem sie sich erlauben, mit anderen auszugehen, aber vor allem ein Jahr, ohne jeglichen Kontakt miteinander zu haben.

Ryan zieht aus und überlässt den gemeinsamen Hund Lauren. Die ersten Tage und Wochen fällt es Lauren und Ryan sehr schwer ein anderes Leben zu führen, doch nach und nach lässt der erste Trennungsschmerz nach und Lauren begreift, dass sie die Auszeit dazu nutzen kann, auch mal wieder an sich zu denken und etwas für sich zu tun. Als ihr, ihre Kollegin und beste Freundin vorschlägt, dass sie sich doch mal mit einem anderen Mann treffen soll, behagt ihr der Gedanke dennoch nicht so wirklich. Zwar lässt Lauren sich auf ein Date mit David ein, doch ist der Auslöser lediglich, dass sie weiß, dass Ryan bereits begonnen hat, sich mit anderen Frauen zu treffen. Sie hat sich nämlich heimlich in sein E-Mail Konto eingeloggt, wo sie mehrere, an sie adressierte E-Mail Entwürfe gefunden hat, in denen Ryan, Lauren seine tiefsten und geheimsten Gefühle und Gedanken mitteilt. Obwohl Lauren ein schlechtes Gewissen hat, kann sie nicht anders, als immer wieder nachzusehen, ob Ryan weitere Briefentwürfe verfasst hat. Sie beginnt ebenfalls damit, E-Mails an Ryan zu schreiben und als Entwürfe zu speichern, um ihren Schmerz, ihre Trauer und ihre Wut, in Worte fassen zu können. Doch dann, als Lauren glaubt, alles wäre verloren, fasst sie neuen Mut, denn sie hat die Unterstützung ihrer Familie und von David, mit dem sie nach einer Weile eine lockere Freundschaft mit gewissen Vorzügen verbindet. Gibt es dennoch Hoffnung auf ein Happy End mit Ryan?

Es gibt Romane, die werden bereits im Vorfeld mit reichlichen Vorschusslorbeeren bedacht. Es wird dem Leser suggeriert, dass die Geschichte einzigartig, berührend, bittersüß und so romantisch ist, dass man sie unbedingt lesen muss. Hypes entstehen um diese Bücher, und sehr selten ist es so, dass die Vorschusslorbeeren das halten können, was sie versprechen, denn zumeist ist, trotz des Lobes, alles einfach nur belangloser Einheitsbrei. Und dann gibt es Bücher, die Zufallsfunde sind. Die gar nicht großartig beworben wurden und auf die man eher über Umwege stößt. Und deren Geschichten einen dann so dermaßen überwältigen, dass es einem den Boden unter den Füßen wegzieht. Genauso solch ein Buch ist Taylor Jenkins Reids „Zwei auf Umwegen“. Ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr, wann ich jemals so viele Tränen beim Lesen eines Romans vergossen habe, wie hier. Die Autorin hat mich mit ihrer Liebesgeschichte über Lauren und Ryan so sehr berührt, weil die Zeilen, die Lauren und Ryan in ihrer Beziehungspause verfassen, schonungslos ehrlich und real wirken. Man kann sich gut in beide Hauptfiguren hineindenken, liebt und leidet mit Lauren und Ryan mit und kann sich mit ihnen identifizieren. Jeder Mensch, der in einer langjährigen Beziehung lebt, erkennt sich nämlich in gewissen Situationen wieder.

Es ist ein Roman mit einem ungewöhnlichen Anfang, denn er beginnt mit einer Trennung. Nichtsdestotrotz ist Taylor Jenkins Reids Roman ein Plädoyer für die Liebe und das kommt ganz ohne rosarote Wolken und die sonst so üblichen, weichgespülten Phrasen aus. Wer meine Rezensionen kennt, weiß, dass ich ein sehr kritischer Leser bin und daher nur sehr selten einen Roman in den höchsten Tönen lobe, doch nach dem Lesen von „Zwei auf Umwegen“ ist es mir ein inneres Bedürfnis, dieses wunderschöne, tolle, berührende Buch auch allen anderen interessierten Lesern ans Herz zu legen und zu empfehlen, die Lust auf einen ehrlichen Liebesroman mit viel Tiefgang haben.

Besonders gut gefallen haben mir die E-Mails des Heldenpaars. Ich war beim Lesen so berührt, dass meine feuchten Augen gar nicht mehr trocken wurden.

Nebenher erzählt die Autorin aber auch eine Familiengeschichte. Ich mochte den geschilderten Zusammenhalt von Laurens Geschwistern, ihrer Mutter, Onkel und Großmutter sehr. Die familiäre Atmosphäre verleiht dem Roman noch das Tüpfelchen auf dem „i“.

Veröffentlicht am 16.05.2017

Atmosphärischer, spannender Nachfolgeband der Victoria Bredon Reihe, der mich auf ganzer Linie überzeugen konnte.

Das Geheimnis des Rosenzimmers
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Victoria Bredon ist dabei, für ihre Freundinnen der Sufragettenbewegung, den nächsten Ort auszukundschaften an dem die Frauen eine Aktion geplant haben. Doch auf Melbury Hall, entdeckt Victoria zufällig ...

Victoria Bredon ist dabei, für ihre Freundinnen der Sufragettenbewegung, den nächsten Ort auszukundschaften an dem die Frauen eine Aktion geplant haben. Doch auf Melbury Hall, entdeckt Victoria zufällig noch etwas anderes. Während sie sich im Garten versteckt, erspäht sie Lord Melbury, der sich mit zwei Männern am Hinterausgang unterhält. Diese Art von verstohlen wirkender Unterhaltung, ist Victoria suspekt und so macht sie heimlich Fotoaufnahmen von den drei Männern. Auch die Neugierde ihres Butlers Hopkins ist sogleich geweckt, der glaubt, dass einer der Männer auf dem Photo, der Mann mit der Narbe, wahrscheinlich ein Deutscher sein könnte. Was hat der Lord bloß heimlich mit einem Deutschen zu besprechen? Hopkins verspricht sich in der Stadt nach den Männern umzuhören. Aber auch Jeremy ist in eine Sache hineingeschlittert, die ihm beinahe das Leben kostet. Nur knapp entgeht er einem Anschlag und muss für eine Weile untertauchen. Victoria ist entsetzt aber auch traurig, als Jeremy ihr eröffnet, dass er sich ohne sie auf den Weg machen muss und fürchtet sich, dass Jeremy womöglich etwas zustoßen könnte.

Als sie von ihrer Freundin Rosalyn, die in Deutschland lebt und verheiratet ist, eine Einladung erhält, in der diese Victoria inständig darum bittet, in einem Vermisstenfall diskret zu ermitteln, nimmt sie diese Einladung an und reist an den schönen Rhein, allerdings ohne Hopkins, der zunächst in London bleiben soll, um mehr über die unbekannten Männer mit denen Lord Melbury zu tun hatte, in Erfahrung zu bringen.

Victorias Freundin beichtet ihr auf deren Burg, dass sie mit einem anderen Mann fremdgegangen ist. Zwar war es für sie nur eine harmlose Tändelei, da Rosalyn ihren Mann liebt, doch fürchtet sie um das Leben ihres Ex-Geliebten, der seit dem Tag seiner Abreise kein Lebenszeichen mehr von sich gab. Erschwerend kommt dazu, dass Rosalyn bei einer Seance durch ein Medium erfuhr, dass ihr Geliebter wohl ermordet worden sei. Zwar ist Victoria amüsiert über die leichte Überspanntheit ihrer überaus romantisch veranlagten Freundin, doch kommt sie deren Bitte um Nachforschungen gerne nach. Womit sie nicht rechnet, ist, dass sie nur wenig später tatsächlich über eine Leiche stolpert.

Und zu allem Überfluss muss sie auch noch ein Abendessen mit ihrer Großmutter überstehen, die Rosalyn nichts ahnend eingeladen hat. Victoria ist hin und hergerissen, denn ihr Verhältnis zur Großmutter ist alles andere als perfekt. Die Dame aus dem Hochadel, hat es Victorias Mutter nie verziehen, dass diese sich einst einen Bürgerlichen zum Manne nahm. Und dennoch, Victoria benötigt dringend die Hilfe ihrer Großmutter, denn sie hat im Nachlass ihrer bereits vor Jahren verstorbenen Mutter, einer Malerin, ein Bild gefunden, dass von einem anderen Maler erschaffen wurde, in dem ein Liebesbrief versteckt war. Kann es sein, dass die Beziehung von Victorias Eltern gar nicht so glücklich war, wie sie immer dachte?

Nachdem Pauline Peters, alias Beate Sauer, ihre Leser im ersten Teil der historischen Krimireihe, „Die rubinrote Kammer“, bereits mit der Welt der Victoria Seaton und allen wichtigen Akteuren bekannt gemacht hat, lässt sie die unkonventionelle, moderne junge Frau ein weiteres Mal auf detektivischen Pfaden wandeln. Und obwohl man schon im ersten Teil einiges über die Vergangenheit von Victoria und ihren Eltern erfahren durfte, gelingt es der Autorin nun abermals, die Neugierde ihrer Leser bis zum Schluss zu schüren, denn neben dem zu ermittelnden Kriminalfall, begibt sich Victoria erneut auf Spurensuche in Bezug auf das Verhältnis ihrer Eltern.

Aber nicht nur Victorias Romanpassagen sind spannend geschrieben; dazu darf man zwischenzeitlich Butler Hopkins bei seinen Recherchen über die Schulter schauen, der dabei in Lebensgefahr gerät oder aber Jeremy. Ich habe beim Lesen feststellen müssen, dass mir nicht nur Victoria, sondern auch der urenglische Hopkins und der wagemutige Jeremy, schon sehr ans Herz gewachsen sind. Alle drei bilden eine feste Einheit, entwickeln sich stetig weiter und ich hoffe sehr, dass die Autorin ihre Victoria Bredon Reihe weiter führen wird.

Was mir aber besonders gut gefällt, ist Pauline Peters Schreibstil. Sie drückt sich der Epoche entsprechend, zeitgemäß aus, so dass das historische Flair jederzeit gewahrt bleibt. Zwar würde ich mir für die Zukunft wünschen, dass Victoria und Jeremy ein paar Liebeszenen mehr geschenkt bekommen würden, die für mich einfach dazugehören, doch ist das eigentlich meinerseits nur ein kleiner Kritikpunkt, da man hier in erster Linie eine historischen Krimiserie in Händen hält, in der die Kriminalfälle natürlich auch mehr im Fokus stehen. Zwar kann man sich als Leser diesmal schneller denken, wer der Schurke/Mörder in diesem Roman ist, doch tappt man, ob seiner Beweggründe, lange Zeit im Dunkeln.

Ein wenig erinnert mich die Serie an die wunderbare Francesca Cahill Buchreihe von Brenda Joyce. Wer diese mochte, wird bestimmt auch von Victoria Bredons Abenteuern begeistert sein.




Veröffentlicht am 02.05.2017

Packender Pageturner von Barbara Wood, der seine Leser in die Zeit der Roaring Twenties entführt und die Geschichte von sehr mutigen, charismatischen Frauen erzählt, die für ihre Rechte kämpfen und einstehen

Wohin dein Traum dich führt
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England 1920:

Der Adlige, Nigel Barnstable, nach dem Tod seines Vaters nun Titelerbe, fällt aus allen Wolken bei der Testamentseröffnung, denn sein Vater hat es tatsächlich gewagt, das Anwesen und die ...

England 1920:

Der Adlige, Nigel Barnstable, nach dem Tod seines Vaters nun Titelerbe, fällt aus allen Wolken bei der Testamentseröffnung, denn sein Vater hat es tatsächlich gewagt, das Anwesen und die Ländereien seinem jüngeren Bruder Rupert zu überlassen und ihn lediglich mit dem Adelstitel und einer Geldsumme abzufinden, die nicht im Mindesten seinen Lebensunterhalt decken kann, denn Nigel, überaus ehrgeizig, will von jeher hoch hinaus. Kurz entschlossen bricht er alle Kontakte in Derbyshire ab, verlässt seine Familie ohne Gewissensbisse und macht sich auf nach Amerika, dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Bereits auf dem Schiff begegnet er bei der Überfahrt der jungen und unermesslich reichen Elizabeth Van Linden. Sie ist die behütete Tochter eines einflussreichen Geschäftsmannes und genau die richtige Partie für Nigel, findet der junge Mann, um seine Zukunftspläne umsetzen zu können.

Der skrupellose Nigel schafft sich kurzerhand einen Nebenbuhler um Elizabeths Hand vom Hals und hält bald darauf, nun in Amerika, selbst um Elizabeths Hand an. Elizabeth ist überglücklich, glaubt in Nigel die große Liebe gefunden zu haben und bis über beide Ohren verliebt in den attraktiven Briten. So lässt sie sich auch schnell dazu überreden, nach der Hochzeit mit Nigel nach Palm Springs zu ziehen. In der Wüstenstadt, will Nigel eine Dattelplantage hochziehen und ersteht dort ein luxuriöses Anwesen.

Obwohl Palm Springs so völlig anders ist, als die Großstadt, aus der Elizabeth stammt, ist sie dennoch überwältigt von der Schönheit der Natur und auch in ihrer Ehe gibt es anfangs keine Probleme. Nigel stürzt sich mit Feuereifer auf das Pflanzen der Dattelbäume und ist kaum zu Hause. Um Sprachschwierigkeiten mit den Indianern und Mexikanern vorzubeugen, die auf der Plantage für Nigel arbeiten, stellt Nigel den ruhigen, attraktiven Cowboy Cody ein, der eigentlich nur auf der Durchreise ist und dringend einen Mann aus seiner Vergangenheit sucht. Zwischen Cody und Elizabeth entspinnt sich eine zunächst platonische Freundschaft, von der Nigel nichts mitbekommt, der sich mit Filmleuten aus Hollywood anfreundet. Als Elizabeth jedoch schwanger von Nigel wird, kommt es zu einem Streit zwischen dem Ehepaar und Nigel zeigt Elizabeth zum ersten Mal sein wahres Gesicht. Elizabeth ist erschrocken und zögert sich jemandem anzuvertrauen. Doch Cody ahnt bereits, dass etwas Gravierendes zwischen dem Ehepaar vorgefallen ist.

Währenddessen hat die Schamanin Louisa, aus dem Stamm der Cahuilla, ganz andere, aber ebenfalls sehr große Probleme. Ihr Mann, der Häuptling des Stammes, ist alles andere als glücklich darüber, dass Nigel Barnstable den Indianern Wasser für seine Dattelplantage abzapfen will. Wasser, das dem Stamm vom Staat zugebilligt wurde. Sie weiß genau, dass es zur Katastrophe kommen würde, wenn sie nicht eingreift. Zudem ist sie bereits betagt und sucht händeringend nach einer Nachfolgerin, die nach ihrem Tod die Geister beschwört und das Volk spirituell leitet.

Aber auch eine Hausangestellte von Elizabeth ist unglücklich. Zu gerne würde sie heiraten, doch ihr eigenes Glück scheint ihr verwehrt zu sein, da sie Elizabeths Mutter einst versprach, immer da zu sein, wenn deren Tochter ihre Hilfe benötigt…

In „Wohin dein Traum dich führt“, erzählt Barbara Wood die Geschichte von Frauen, die aus den unterschiedlichsten Verhältnissen stammen, doch eines gemeinsam haben. Sie nehmen den Fehdehandschuh gegen die Männerwelt auf und kämpfen um ihr Glück. Ob nun Elizabeth, die als Ehefrau kaum Rechte besitzt, um sich ihres grausamen und gewalttätigen Ehemanns zu erwehren und das obwohl sie aus reichem Hause stammt, Hausangestellte Fiona, die gefangen ist in ihrem Ehrenkodex als Dienstbotin, oder Schamanin Louisa, die genau wie die anderen Frauen in diesem Roman versuchen muss, sich zu behaupten und neue Wege zu gehen, selbst wenn ihr Mann und Häuptling zunächst nicht geneigt ist, ihr zuzuhören. Trotz der gesellschaftlichen Einschränkungen, denen Frauen ihrer Zeitepoche noch vorbehalten war, sind die 20er Jahre dennoch auch eine Zeit der Veränderung und des Umbruches gewesen und ich fand, dass Barbara Wood diese besondere Zeitepoche besonders lebendig vor dem Auge ihrer Leser auferstehen lässt. Ob die bildhaften Landschaftsbeschreibungen der Wüste, das Ende des „Wilden Westens“, die Prohibition, das schwierige Leben der Indianer, die bereits in Reservaten leben mussten, interessante technische Errungenschaften wie der Tonfilm oder aber die ersten Verhütungsmittel für Frauen und die damalige, schwierige Gesetzeslage diesbezüglich. All diese Themen fand ich spannend erläutert. Dazu webt die Autorin, wie man es von ihr bereits aus anderen Büchern gewohnt ist, eine kleine Prise Magie mit ein und kann auch mit der anrührenden Liebesgeschichte zwischen Elizabeth und Cody überzeugen.

Obwohl der Roman mit seinen über 600 Seiten sicherlich kein Leichtgewicht ist, vergeht die Lesezeit wie im Fluge, denn „Wohin dein Traum dich führt“, ist ein ziemlicher Pageturner, der mir zwei schlaflose Nächte beschert hat, weil ich einfach wissen wollte, ob es für Elizabeth und auch die übrigen Frauen in diesem Roman ein Happy-End geben wird. Das Schicksal einer Frau in diesem Roman, die ich bislang nicht erwähnt habe, ein Stummfilmstar, ist mir besonders nahe gegangen. Man kann sich sehr gut in die Schauspielerin und ihre Gedanken und Gefühlswelt hineindenken. Aber das gelingt einem auch bei den übrigen Protagonisten, wie zum Beispiel bei Cody, der ein Geheimnis mit sich herumträgt. Ich mochte die Dialoge zwischen Elizabeth und Cody sehr, weil sie von Tiefgang zeugen und echt wirken. Zwar sind die Liebesszenen eher züchtig und unspektakulär zu nennen, doch kommt es darauf auch gar nicht an, bei einem Roman von Barbara Wood, da hier andere Dinge im Fokus stehen, wie Wahrhaftigkeit, Lebensklugheit, Romantik, Abenteuer und Spannung. Der psychopatische Schurke in diesem Roman ist wirklich abgrundtief böse und so leidet man beim Lesen stets mit dem Heldenpaar mit und kann es vor Spannung kaum aushalten.

Besonders gut gefallen hat es mir, dass die Heldin des Romans, Elizabeth, sich zu keinem Punkt einschüchtern lässt. Sie ist eine starke, intelligente Romanheldin, die alle Möglichkeiten ausschöpft, die ihr zur Verfügung stehen, aber dabei sehr besonnen und vorsichtig handelt. Das war eine angenehme Abwechslung zu all den schwachen TSTL Heldinnen, aus anderen Romanen, anderer Autoren.

Veröffentlicht am 02.05.2017

Spannender, geheimnisvoller Pageturner, in dem zwei australische Frauen um ihr Leben und ihre Liebe kämpfen müssen. Absolute Leseempfehlung

Am dunklen Fluss
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Australien Gegenwart:

Ruby Cardel hatte einst eine Schwester, die sie sehr liebte. Jamie starb angeblich bei einem Unfall, doch nun, viele Jahre später, als sie eine alte Nachbarin trifft, lässt diese ...

Australien Gegenwart:

Ruby Cardel hatte einst eine Schwester, die sie sehr liebte. Jamie starb angeblich bei einem Unfall, doch nun, viele Jahre später, als sie eine alte Nachbarin trifft, lässt diese durchblicken, dass Jamies Unfall womöglich Mord war und der Täter nie gefasst wurde. Außerdem ist sie im Besitz eines Tagebuches, das sie nun Ruby übergeben möchte.

Ruby ist beunruhigt, denn sie kann sich an den Tag, als Jamie starb, nicht mehr erinnern, da sie an diesem selbst schwer verletzt aufgefunden wurde. Die Ermittlungen der Polizei liefen damals ins Leere- auch Ruby geriet als Tatverdächtige in den Fokus der Ermittlungen, was sie jedoch nicht mehr weiß, da ihr Gedächtnis nach ihrer Verletzung, in Mitleidenschaft gezogen wurde. An dieser Amnesie leidet sie also noch immer.

Mittlerweile lebt Ruby zusammen mit ihrem Freund Rob, dem Autoren für Lebensberatungsliteratur und Therapeuten in Armidale. Eigentlich glaubte Ruby an die große Liebe zwischen ihr und Rob, doch dann findet sie, eines Tages, fremde Damenunterwäsche in seinen Sachen und muss sich letztendlich eingestehen, dass Rob sie mit einer anderen betrügt. So nimmt sie die Einladung ihrer alten Nachbarin Esther an, die im abgeschiedenen Lyrebird Hill, nun in Rubys Elternhaus, lebt, um den Kopf wieder frei zu bekommen und ihre Enttäuschung verdauen zu können.

Doch dort angekommen, erfährt sie, dass Esther einen Tag zuvor einen schweren Unfall hatte, an deren Folgen sie nur wenig später, in der Klinik, verstarb. Ruby ist todunglücklich, hatte sie sich durch ihren Besuch doch auch erhofft, mehr über Jamies Tod in Erfahrung bringen zu können. Lyrebird Hill, hält aber auch noch eine angenehme Überraschung für Ruby parat. Denn ihr neuer, attraktiver Nachbar, entpuppt sich als Jugendfreund von Ruby. Pete ist traurig darüber, dass Rubys Erinnerung an ihn praktisch nicht mehr existent ist, doch er hofft zusammen mit Ruby, dass ihre verschütteten Erinnerungen, während ihres Aufenthaltes in Lyrebird Hill, zurückkehren werden. Gefährliche Erinnerungen…

Australien, 1898:

Brenna lebt mit ihrem Vater, ihrer Tante und ihrem Ziehbruder Owen auf einer Farm in Lyrebird Hill. Sie liebt es, in der Gegend herumzustreifen, die Natur zu genießen und ihre Freunde, die Aborigines zu besuchen. Doch dann findet die familiäre Idylle ein jähes Ende, als Brenna verheiratet werden soll. Ihr Auserwählter ist ein Freund ihres Vaters, der sich angeboten hat, sämtliche Schulden zu bezahlen, die Brennas Vater an den Rand des Bankrotts gebracht haben, wenn Brenna einwilligt ihn zu heiraten. Brenna nimmt den Heiratsantrag an, auch wenn ihre Aborigine Freundinnen ihr davon abraten. Carsten Whitby, nimmt Brenna nach der Eheschließung mit auf eine lange Reise; die sie an die Nordküste Tasmaniens führen wird. Im Brayer House, soll Brenna in Zukunft, zusammen mit Carsten, seiner Schwester Adele und den zwei Hausangestellten, Mrs. Quinn und Lucien Fells, leben. Die frischgebackene Ehefrau freundet sich rasch mit allen an und schließt selbst ihre kränkliche Schwägerin schnell ins Herz. Doch Brenna hat großes Heimweh, das durch Carstens lieblose Art noch verstärkt wird. Trotz all ihrer Bemühungen freundlich zu sein, bleibt er kühl und distanziert, was Brenna nicht nachvollziehen kann Als Carsten ihr gegenüber gewalttätig wird, erwacht jedoch Kampfgeist und Überlebenswille in Brenna. Sie ahnt allerdings zu diesem Zeitpunkt noch nicht, wen sie da geheiratet hat. Carsten ist ein überaus gefährlicher Mann…

„Am dunklen Fluss“, ist mein erster Roman von Anna Romer, der mir ins Auge fiel, weil ich geheimnisvolle Geschichten, in denen Held oder Heldin gefährliche Geheimnisse aufdecken und überstehen müssen, sehr liebe. Gleich zwei Frauen, Brenna und Ruby, stehen im Fokus dieses Romans. Zwei Frauen, die Stärke zeigen und am Ende über sich hinaus wachsen müssen. Beide Frauen finden ihre große Liebe und wollen dafür kämpfen, doch in beiden Handlungsverläufen, die im Wechsel vorangetrieben werden, legt das Schicksal ihnen viele Steine in den Weg. Ich mochte beide Handlungsstränge sehr; Brenna und Ruby sind charismatische Akteurinnen, deren Gedanken und Gefühlswelten stets nachvollziehbar bleiben und auch die Nebenfiguren wirken sehr lebendig gezeichnet. Zugegeben, die Autorin lässt Carsten ein wenig zu kurz kommen – er mag zwar der Schurke des Romans sein, doch bleibt er für meinen Geschmack etwas zu eindimensional beschrieben. Abgesehen von meinem Kritikpunkt ist „Am dunklen Fluss“, jedoch ein wahnsinnig spannender und unterhaltsamer Roman über zwei starke Frauen, den man kaum zur Seite legen kann, bis man endlich erfährt, was beide Frauen verbindet und sämtliche Geheimnisse gelüftet werden.

In beiden Handlungsverläufen wartet die Autorin mit einem packenden Showdown auf- Dramatik und Tragik inklusive, so dass man Taschentücher bereits halten sollte. Aber auch die bildhaften Naturbeschreibungen gefielen mir sehr, wie auch die schwelenden Konflikte zwischen Ureinwohnern und Siedlern gut erklärt wurden von der Autorin.

Dazu besitzt Anna Romer die Gabe, die Landschaft auf solch poetisch anmutende Art und Weise zu beschreiben, dass man beim Lesen stets das Gefühl hat, man würde den Akteuren bei ihren Spaziergängen über die Schulter schauen. Ich mochte „Am dunklen Fluss“ sehr, da mich der Schreibstil und die Machart des Buches, an alte Romane von Autorinnen wie etwa Barbara Wood, Susanna Kearsley oder Barbara Erskine erinnert hat. Wer diese Art von Unterhaltungsliteratur liebt, sollte diesem Roman und Anna Romer unbedingt eine Chance geben.