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Veröffentlicht am 21.01.2024

Eine unterhaltsame, abwechslungsreiche Reise im Orient Express nach Venedig; im Fokus stehen jedoch die Reisenden und ihre Schicksale, die den Leser regelrecht ans Buch fesseln.

Nachts nach Venedig
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Viele Jahre zuvor:
Die gelangweilte Arztfrau Adele lernt eines Tages bei einer Versteigerung den Kunstkritiker Jack kennen. Obwohl sie verheiratet ist und zwei Kinder hat, lässt sie sich auf eine Affäre ...

Viele Jahre zuvor:
Die gelangweilte Arztfrau Adele lernt eines Tages bei einer Versteigerung den Kunstkritiker Jack kennen. Obwohl sie verheiratet ist und zwei Kinder hat, lässt sie sich auf eine Affäre mit ihm ein. Mit Jacks fachmännischer Hilfe gelingt es ihr, ein gutgehendes Gemäldeatelier auf die Beine zu stellen. Doch dann kommen ihr eines Tages Gewissensbisse, denn sie liebt ihren Mann, auch wenn dieser sie vernachlässigt….

Gegenwart:
Adele bittet ihre gerade dreißig gewordene Enkelin, die ihr Atelier mittlerweile übernommen hat, darum, ein Bild aus Venedig abzuholen und bucht ihr ein Ticket für den Orient Express. Für Imogen, die an einem Scheideweg ihres Lebens steht, kommt die Reise gerade recht, denn der Mann von dem sie glaubte, dass er sie liebt, scheint ihre Gefühle nicht unbedingt in gleichem Maße zu teilen. Zudem gilt er nicht als standesgemäß…

Nachdem sein bester Freund an einer schweren Krankheit verstarb, lässt sich Archie hängen. Doch ausgerechnet ein Gewinn bei einem Preisausschreiben, das Archies Freund vor seinem Tod noch in Archies Namen abschickte, ändert alles. Archie hat tatsächlich nun eine Reise mit dem Orient Express nach Venedig gewonnen. Allerdings gibt es auch einen Haken an der Sache, denn der Veranstalter des Preisrätsels ist eine Heiratsvermittlungsagentur. So sieht Archie sich am Bahnhof plötzlich mit der weiblichen Gewinnerin des Preisausschreibens konfrontiert, die ihm als passende Frau fürs Leben präsentiert wird. Doch Hutmacherin Emmie will, genau wie Archie, eigentlich nicht verkuppelt werden….

Simon beschließt, zusammen mit seiner neuen Lebensgefährtin Stephanie und seinen Kindern aus erster Ehe, Beth und Jamie, eine Fahrt mit dem Orient Express zu machen. Die Reise soll alle noch mehr zusammenschweißen, doch die Probleme der Kinder scheinen das junge Glück zu trüben…

Nachdem er einen Unfall schwer verletzt überlebt hat, möchte der Starfotograf Riley Nägel mit Köpfen machen. Die Gelegenheit bietet sich ihm bei der alljährlichen Reise mit seiner langjährigen Vertrauten und Geliebten, der Schauspielerin Sylvie. Doch wird sie seinen Heiratsantrag annehmen wollen?

Nachdem mir Veronica Henrys Vorgängerband „Wie ein Sommertag“ schon sehr gut gefallen hat, der in einem Hotel spielt, konnte ich natürlich auch nicht wirklich widerstehen, als ich sah, dass die Autorin einen neuen Roman am Start hat.
Diesmal entführt die Autorin ihre Leser auf eine malerische Zugreise gen Venedig und zwar im berühmten Orient Express.

Man lernt als Leser gleich mehrere Personen kennen, die alle zwar das gleiche Ziel haben, die sich jedoch in völlig unterschiedlichen Lebenssituationen befinden. Und gerade ihre Lebensgeschichten sind es, die diesem Roman die richtige Würze verleihen, denn die Figuren, ihre Handlungsweisen und ihre Schicksale werden packend und auf unterhaltsame Art und Weise geschildert. Veronica Henry versteht es dabei sehr gut, die Neugierde ihrer Leser zu schüren und dadurch, dass die Geschichten der Protagonisten im Wechsel erzählt werden, bleibt der Handlungsverlauf gleichbleibend spannend.

Was mir sehr gut an „Nachts nach Venedig“ gefällt ist, wie komplex und sensibel die Autorin die Gefühlswelt der sehr unterschiedlichen Romanfiguren darzustellen vermag. Und zwar so, dass man sich sehr gut in sie hineinversetzen kann, was aus diesem Roman mehr als nur nette Unterhaltung oder Strandlektüre macht.

Besonders spannend fand ich jedoch die Vorgeschichte geschildert; also Adeles und Jacks Story, die sich bereits vor vielen Jahren abspielte. Adele und Jack sind zwar keine einfach gestrickten Romanfiguren, die man schnell in sein Leserherz schließt, jedoch sind es gerade ihre komplexen Charaktere, die mich neugierig auf den Ausgang der Geschichte haben werden lassen. Einziger Wermutstropfen für mich war, dass die diversen Handlungsverläufe ab dem Zeitpunkt, als die Reisenden Venedig erreichten, abflachten und es ein wenig so wirkte, als ob die Autorin ihren Roman ab diesem Moment unbedingt beenden wollte. Daher der kleine Punktabzug.

Positiv aufgefallen sind mir nach Beendigung des Romans, das Rezept für „Risi e Bisi“, diverse Film und Buchtipps und nicht zu vergessen, das Rezept für einen lecker klingenden Cocktail, von der Autorin selbst zusammengestellt.

Kurz gefasst: Eine unterhaltsame, abwechslungsreiche Reise im Orient Express nach Venedig; im Fokus stehen jedoch die Reisenden und ihre Schicksale, die den Leser regelrecht ans Buch fesseln.

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Veröffentlicht am 21.01.2024

Eine Frau auf sich allein gestellt- Packender Psycho-Thriller aus deutschen Landen, eiskalt serviert

Bald ruhest du auch
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Die hochschwangere Lena und ihr Mann Daniel haben einen Streit im Auto; eigentlich um etwas völlig Harmloses, doch am Ende wird Lena, vorher von Daniel aus dem Auto herauskomplimentiert, Witwe sein, denn ...

Die hochschwangere Lena und ihr Mann Daniel haben einen Streit im Auto; eigentlich um etwas völlig Harmloses, doch am Ende wird Lena, vorher von Daniel aus dem Auto herauskomplimentiert, Witwe sein, denn Daniel verunglückt auf einer Landstraße tödlich.
Lena ist am Boden zerstört, doch das Leben muss weitergehen, schon für ihre noch ungeborene Tochter Emma. In der Folgezeit steht Lena besonders Schwiegermutter Esther zur Seite. Diese bemüht sich sehr ihre Schwiegertochter zu unterstützen, besonders, nachdem das Baby da ist und Lena in Wochenbettdepressionen verfällt.

Doch dann, als Lena sich gerade an ihr Muttersein gewöhnt hat und ihrer Tochter gegenüber, endlich mütterliche Gefühle entwickelt, geschieht das Unfassbare. Emma wird entführt und kurz darauf erhält Lena eine rätselhafte Botschaft in der sie erpresst wird.
Ihr Leben, gegen das ihrer Tochter!
Lena ist wie von Sinnen vor Angst, fühlt sich zunächst beinahe machtlos und dennoch entscheidet sie sich dazu, in Erfahrung zu bringen, wer ihr Feind ist. Doch die Zeit läuft gegen sie und dann geschehen plötzlich Morde in ihrem nahen Umfeld…

Ich habe versucht so wenig wie möglich vom Inhalt her zu verraten, um nicht die Spannung zu nehmen. Hinter dem Autorenpseudonym Wiebke Lorenz steckt ein Mitglied des Autorenduos Anne Hertz. Und auch wenn hier eine völlig andere Sparte, nämlich die des Psycho-Thrillers bedient wird, stellte sich beim Lesen des Romans, dank des eingängigen Schreibstils, schnell der gleiche Lese-Sog bei mir ein, wie bei der typischen Anne Hertz Lektüre, der mich direkt in die Geschichte katapultierte.

Man kann sich sehr gut in die Gedanken und Gefühlswelt der Protagonistin Lena hineinversetzen, bangt und hofft mit ihr mit, doch Lenas Weg ist sehr steinig und sie hat im Laufe der Geschichte einige Schicksalsschläge zu verkraften, die auch mich, als Leser nicht kalt ließen. Die wichtigste Frage in diesem Roman lautet „Wem kannst Du vertrauen?“ Wie Lena lange Zeit, tappte auch ich diesbezüglich lange im Dunklen, wer ihr etwas Böses will und aus welchem Grund. Die Auflösung des Ganzen hat mich dann ziemlich überrascht, wenn ich in Bezug auf Daniels Unfall auch bereits einen leisen Verdacht hatte. Der Epilog (der es wirklich in sich hat) am Ende, als man glaubt, nun wären alle Fragen geklärt, belehrt einen dann schnell eines Besseren. Einen Punktabzug gibt es lediglich für etwas, über das ich einfach in Romanen nicht stolpern möchte. Es hat etwas mit dem Schicksal von Lenas Hund zu tun.

Kurz gefasst: Eine Frau auf sich allein gestellt- Packender Psycho-Thriller aus deutschen Landen, eiskalt serviert.

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Veröffentlicht am 15.12.2023

Prickelnde, spannende Liebesromanunterhaltung!

In den Armen des Kriegers
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Tessa Delgado lebt seit dem Tod ihrer Eltern bei ihrem Onkel. Da sie sobald sie ihre Volljährigkeit erreicht hat, ein reiches Erbe antreten wird, plant ihr gieriger und heimtückischer Onkel kaltblütig ...

Tessa Delgado lebt seit dem Tod ihrer Eltern bei ihrem Onkel. Da sie sobald sie ihre Volljährigkeit erreicht hat, ein reiches Erbe antreten wird, plant ihr gieriger und heimtückischer Onkel kaltblütig ihren Tod, um sich am Erbe bereichern zu können.
So kommt es ihm mehr als recht, als Tessa, nachdem sie einem Gefangenen im Kerker befreien will, von diesem selbst als Geisel genommen wird.

Doch die Rechnung von Tessas Onkel geht nicht auf- Tessa und Revan, der im Kerker saß, weil er belastende Dinge über den Onkel herausgefunden hat, verlieben sich auf ihrer Flucht ineinander. Revean denkt also nicht im Entferntesten daran, seine schöne Geisel zu töten. So ersinnt Tessa skrupelloser Onkel einen anderen Plan und lässt sie von seinen Mannen und denen des schwarzen Douglas, seinen Verbündeten verfolgen. Werden Tessa und Revan jemals sicher ihr Ziel, ihre Verbündeten, erreichen?

"In den Armen des Kriegers" ist nach langem mal wieder ein Roman der Autorin; der nicht zu ihrer "Murray"- Reihe gehört.
Er macht den Leser mit einem anderen, interessanten Familienzweig bekannt. Den Delgados/Comyns und dürfte auch etwas für Leser sein, die bisher noch nie ein Buch der Autorin in Händen gehalten haben.

Contessa, genannt Tessa Delgado, ist die Tochter einer Schottin und eines Spaniers und macht ihrem Namen alle Ehre, denn sie ist dank ihres spanischen Blutes, das durch ihre Adern fließt, mutig, heißblütig, intelligent und mit einem tollen Humor ausgestattet. Ihr Hang zur Ironie, also ihre Bemerkungen die sie im Laufe des Buches ablässt, sind zum Schmunzeln und ich habe Tessa eigentlich von Anfang an in mein Leserherz geschlossen. Revan Halyard ist der perfekte Gegenpart zu Tessa. Auch er ist tough und sehr leidenschaftlich. Ein perfekter Krieger, allerdings hat er einen kleinen Makel. Er möchte keine Frau heiraten, die wohlhabend ist, auch wenn es für ihn, als zweitgeborenen Sohn die einzige Möglichkeit ist, zu Besitz zu kommen. Er lässt sich jedoch trotzdem dazu hinreißen mit Tessa zu schlafen. Beide beschließen danach, es nur als Affäre zu sehen, ohne ein Eheversprechen einzugehen.

Tja und hier liegt auch mein Problem mit dem Helden dieses Buches. Auf der einen Seite wird betont, dass Revan zu stolz ist, es sich leicht zu machen und eine vermögende Gattin zu nehmen. Es könnten dann ja alle über ihn reden, aber zum anderen ist er sich nicht zu schade, eine Jungfrau zu verführen, ohne zu den sich daraus ergebenen Konsequenzen zu stehen und ihr dann auch die Ehe anzubieten. Das war mir von der Autorin ein wenig zu konstruiert und kostete den Helden in meinen Augen einige Sympathiepunkte und dem ansonsten sehr guten, spannenden Roman einen halben Punkt Abzug.

Abgesehen von meiner Kritik gehört dieses Buch zu den besten, die die Autorin je geschrieben hat und die Heldin, Tessa avanciert für mich in meiner internen Rangliste zu den interessantesten Liebesromanheldinnen überhaupt.

Hannah Howells Schreibstil ist wie immer sehr eingängig und unterhaltend. Die Flucht der Protagonisten ist spannend geschildert und die Liebeszenen sind sehr sexy. Und auch die Nebenfiguren sind allesamt sehr gut charakterisiert worden. So hoffe ich zum Beispiel sehr darauf, dass auch Revans Bruder Nairn seine eigene Geschichte bekommt und auch weitere Teile um die Delgados erscheinen werden, in denen Tessas Onkel Silvio weitere Auftritte haben wird.

Kurz gefasst: Prickelnde, spannende Liebesromanunterhaltung!

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Veröffentlicht am 23.08.2023

Eliza die Tugendhafte, Lord Somerset der Ehrenhafte und Max der charmante Gauner- Munteres historisches Liebesreigen in der Regencyepoche spielend

Eine Lady hat die Wahl
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Eliza Balfour entstammt einer sehr ehrgeizigen Familie, die einst, als Eliza in das heiratsfähige Alter gekommen war, nur die beste Partie für ihre Tochter im Sinne hatte. Sehr zum Missfallen der Tochter, ...

Eliza Balfour entstammt einer sehr ehrgeizigen Familie, die einst, als Eliza in das heiratsfähige Alter gekommen war, nur die beste Partie für ihre Tochter im Sinne hatte. Sehr zum Missfallen der Tochter, hatte diese sich doch bereits in den hochgewachsenen, attraktiven und überaus ehrhaften Lord Somerset verliebt. Und dieser erwiderte deren Gefühle aufs Heftigste. Seine Ehrhaftigkeit ließ es jedoch nicht zu, mit Eliza durchzubrennen oder zumindest den Vorschlag zu unterbreiten; als sein Heiratsantrag von Elizas Vater abgeschmettert wurde und stattdessen dem Gesuch des steinreichen, aber viel älteren Onkels nachgegeben wurde. Und Eliza, die junge Frau, die stets bemüht war, den Vorgaben ihrer Familie Folge zu leisten, traute sich nicht, aufzubegehren.
So heiratete sie also den Onkel ihrer großen Liebe und sollte ihre Fügsamkeit im Laufe der Jahre sehr bedauern.

Harefield Hall 1819:

Sehr zum Verdruss ihrer Familie, konnte Eliza ihrem kürzlich verblichenen Gatten keinen Erben schenken. Und so hält das Schicksal eine äußerst grausame Wendung für die Witwe parat. Zur Testamentseröffnung steht plötzlich ihr Geliebter von einst, der nun, da ihr Mann tot ist, Titelträger ist. Der frischgebackene Lord Somerset begegnet ihr reserviert aber nicht unhöflich und steht ihr sogar bei, als bei der Testamentseröffnung verkündet wird, dass Eliza und nicht Lord Somersets engster Verwandter die drei Anwesen, über mütterlicher Linie vererbt, erhalten soll, die zusätzlich in die Erbmasse einflossen.
Eliza ist erstaunt aber freudig überrascht, war ihr Gatte doch kein liebevoller Mann, der stets nur Kritik an ihr äußerte.
Doch durch das Gezeter der lieben Verwandten aufgeschreckt, wird eine „Benimmklausel“ besprochen. Sollte Eliza in den kommenden Monaten moralisch auffällig werden, darf sich Lord Somerset das Recht herausnehmen, ihr die Anwesen wieder wegzunehmen.

Eliza stimmt dem zu und begibt sich mit ihrer Cousine Margaret nach Bath, um sich dort von den Strapazen ihrer freudlosen Ehe zu erholen.
In der Stadt des Heilwassers lernen die beiden Frauen schon bald das Geschwisterpaar Melville kennen. Caroline und Max gehören zwar zum ton, gelten jedoch als äußerst berüchtigt, was ihren Ruf angeht. So haben sich die Geschwister nicht nur der schreibenden Zunft zugewandt, sondern man sagt ihnen zudem ständig wechselnde Affären nach.
Erschwerend kommt dazu, dass die Mutter von Caroline und Max eine indische Adlige war, die ihr Vater, ein Brite, vor vielen Jahren heiratete und mit nach England brachte, was für Empörung unter den engstirnigen Aristokraten sorgte und worunter die beiden Kinder, die eine dunklere Hautfarbe aufwiesen, leiden mussten.
Eliza und Margaret sind entzückt vom bissigen und trockenen Humor des Geschwisterpaars und freunden sich schon bald mit ihnen an. Als Max erfährt, dass Eliza an der Malerei interessiert und äußerst begabt ist, gibt er ein Porträt von sich in Auftrag. Eliza nimmt an, gerät jedoch schon bald in einen Gewissenskonflikt, als ihre einstige große Liebe wieder beginnt, um ihre Gunst zu buhlen. Plötzlich scheint sie zwei Verehrer um ihre Hand zu haben, was soll sie nur tun?

Nachdem ich vor einiger Zeit bereits den ersten Band der „A Lady’s Choice“ Reihe von Sophie Irwin las, der mir sehr gut gefiel, freute ich mich schon auf den nächsten Band. Wobei man die Romane auch als „stand alone“ lesen kann, da sie eigentlich nichts miteinander zu schaffen haben. Hier geht es eher um Frauen, die sich zunächst selbst finden müssen und listig und geschickt ihren Weg gehen.

Zugegeben, die Sache mit der Klausel, fand ich ein bisschen grenzwertig, da unglaubwürdig. Warum sollte man einer jungen Witwe, die bereits geerbt hat, nachträglich eine Benimm-Klausel „aufs Auge“ drücken? Zumal sie sich, was ihren Ruf betrifft, nie etwas zu schulden kommen lassen hat.
Und obwohl ich Regency- Romances liebe; durchaus auch klassisch geschrieben, wie dieser hier, war es mir doch in Sachen Züchtigkeit etwas zu viel des Guten, da die Herren der Schöpfung nicht gerade vor Leidenschaft entbrannt wirken. Besonders Lord Somerset wirkt dermaßen langweilig und farblos beschrieben, dass man kaum glauben kann, dass Eliza sich überhaupt mal in ihn verguckt hat.

Dennoch habe ich eine hohe Punktzahl für diesen Roman vergeben, was daran liegt, dass die positiven Aspekte überwiegen. Dazu sind die übrigen Haupt und Nebenfiguren, die Geschwister Melville, Margaret und auch die Romanheldin Eliza tolle Romanakteure. Besonders gefallen hat mir der wunderbare, sehr regencytypische Schreibstil, den die Autorin aufweist, nebst ihrem spitzzüngigen Humor.
Sie hat Margaret, Max und Caroline dermaßen trockene und amüsante Dialoge in den Mund gelegt, dass ich mehrfach laut auflachen musste beim Lesen. Melville ist bei aller Ehrenhaftigkeit, die er verströmen möchte, ein charmanter Gauner. Aber von der Sorte, der man vieles verzeihen kann.
Also das genaue Gegenteil von Lord Somerset. Dennoch weist auch dieser seiner Qualitäten auf und kreuzt ebenfalls verbal seine Klingen mit seinem Herausforderer Max.

Der Roman verströmt viel historisches Flair, durch Ausdruck, Beschreibungen von Örtlichkeiten, etc. und obwohl er sich einen Vergleich mit der modernen „Bridgerton“ TV Serienverfilmung gefallen lassen muss und Handlungen in den Fokus stellt, die so seinerzeit sicherlich nicht möglich waren, ist er doch sehr unterhaltsam.
Neben einer Liebesgeschichte zwischen einem Mann und einer Frau, wird übrigens auch eine sich anbahnende Liebesbeziehung zweier Frauen erzählt.

Zugegeben, auf den letzten Metern zieht sich die Story etwas, hätte vielleicht gut und gerne 50 Seiten kürzer ausfallen können, doch kann man diese kleinen Längen der Autorin gerne verzeihen.

4.5 von 5 Punkten.

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Veröffentlicht am 06.08.2023

Unterhaltsame Medieval Romance, die ein spannendes Stück Geschichte erzählt.

Der verlorene Ritter
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1191, Unweit des Erzbistums Köln:

Nachdem seine Kolonne in einen Hinterhalt geraten ist, liegt ein junger Mann hilflos und schwer verletzt am Boden. Leichenfledderer nehmen ihn, in der Hoffnung einen ...


1191, Unweit des Erzbistums Köln:

Nachdem seine Kolonne in einen Hinterhalt geraten ist, liegt ein junger Mann hilflos und schwer verletzt am Boden. Leichenfledderer nehmen ihn, in der Hoffnung einen Adligen vor sich zu haben, mit sich. Schwerer als seine Verletzungen wiegt jedoch der Verlust seines Gedächtnisses. Ein Junge, dem er während seiner Genesung begegnet, gibt ihm den Namen Evert und als Evert das große Glück hat, von einem Adligen ausgelöst zu werden, tritt er nur zu gerne in dessen Dienste. Zumal sein neuer Herr sich auch dem kleinen Jungen annimmt und auslöst.

7 Jahre später:

Evert hat es geschafft. Nach sieben Jahren, im Dienste seines Herren, hat dieser ihn für seine treuen Dienste zum Ritter geschlagen und ihn mit einem Lehen bedacht. Evert darf sich fortan Evert von Düssel nennen.
Doch die Zeiten sind hart und während einer Belagerung der Stadt Aachen, wird Evert, abermals schwer verletzt, gefangen genommen.

Seine Feinde bringen ihn ins Haus der Händlerfamilie de Jong, wo sich die unverheiratete Tochter des Hauses, Insa, hingebungsvoll um Evert kümmert, der dem Tode näher ist, denn dem Leben. Während Evert vor sich hindämmert, ist Insa voller Sorge um sein Leben und fühlt sich insgeheim zu ihm hingezogen. Für sie ist er kein Feind, sondern in erster Linie ein Mensch. Darüber hinaus fürchtet die junge Frau um das Leben ihres Bruders und ihres Vaters, die verzweifelt versuchen, der Belagerung der Stadt standzuhalten.

Doch das ist alles andere als einfach, denn die Lebensmittelvorräte werden knapp.
Und drei ungebetene Gäste haben sich ebenfalls im Haus eingenistet. Soldaten, die auf Seiten der Aachener um die Stadt kämpfen. Obwohl Heinrich, einer der Männer, ein äußerst freundlicher Mann ist, fürchtet Insa seine Begleiter umso mehr, von denen einer ihr ungeniert nachstellt.
Währenddessen spitzt sich die Lage vor Aachens Stadtmauer immer weiter zu…

„Der verlorene Ritter“ aus der Feder der Autorin Hilga Höfkens ist zwar in erster Linie ein historischer Roman, doch auch Romantiker kommen hier auf ihre Kosten; soviel sollte zuvor gesagt sein. Mit Evert und Insa wurde ein sympathisches Heldenpaar geschaffen, das sein Herz auf dem rechten Fleck trägt, aber vor allem aufgeschlossen und mutig seinen Weg geht.
Da ich sehr gerne Medievalromane lese, freute ich mich sehr auf einen literarischen Ausflug ins historische Aachen. Denn man erfährt nebenher einiges Wissenswertes über die Stadt und diverse Bräuche der damaligen Zeit und der Kampfeskunst.
Diese Informationen bettet die Autorin jedoch eher sanft ins Geschehen ein, denn im Fokus stehen vor allem die Akteure, also Insa und Evert und deren Gefühlswelt.

Ich mochte die Liebesgeschichte die Hilga Höfkens erzählt ebenso sehr, wie den spannenden historischen Hintergrund. Allerdings hätte ich mir vielleicht noch ein wenig mehr vertraute Zweisamkeit zwischen dem Heldenpaar gewünscht, aber das ist ja auch alles Geschmackssache. Der Roman erzählt jedenfalls eine süße romantische Liebesgeschichte und hat ausreichend historisches Flair zu bieten um den Leser ein paar unterhaltsame Stunden zu bescheren.

Kurz gefasst: Unterhaltsame Medieval Romance, die ein spannendes Stück Geschichte erzählt.

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