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Veröffentlicht am 30.01.2020

Es scheint stets unmöglich, bis es jemand tut

Das Mädchen, das den Sturm ruft
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Die elfjährige Red hat es alles andere als leicht. Seit ihre Mutter im Gefängnis sitzt, ist sie ein Pflegekind und wartet sehnsüchtig darauf, nach deren Entlassung wieder bei ihr leben zu dürfen. Red ist ...

Die elfjährige Red hat es alles andere als leicht. Seit ihre Mutter im Gefängnis sitzt, ist sie ein Pflegekind und wartet sehnsüchtig darauf, nach deren Entlassung wieder bei ihr leben zu dürfen. Red ist kein gewöhnliches Kind: Wenn Red wütend wird, strömt Wind durch Reds Adern und ein Sturm zieht auf. Vielleicht durfte Red deshalb noch nicht länger bei einer Pflegefamilie bleiben. Nun erhält sie eine neue Chance. Jackson und Celine, die auf ihrem Hof vielen verwaisten Tieren ein Zuhause geben, wollen auch Red bei sich aufnehmen und sich als Pflegeeltern um Red kümmern.

Die Autorin bedient sich der Sprache auf ganz besondere Art: sie schreibt wunderbar bildhaft, manchmal fast poetisch. Immer wieder freute ich mich beim Lesen über außergewöhnliche Formulierungen, Sprachperlen wie „Granma hatte mal gesagt, sie würde sich Beethovens fünfte Sinfonie immer dann anhören, wenn ihre Gefühle sie so übermannten, dass sie aus ihr herausströmten. Beethoven gab ihnen ein Zuhause“.
Red ist ein außergewöhnliches Mädchen, ein ganz besonderer Charakter. Sie macht es anderen nicht leicht, zu ihr vorzudringen. Aber nach allem, was sie erlebt hat, ist das auch mehr als verständlich. Imponiert hat mir ihre besondere Willensstärke. Ich habe sehr mit ihr gelitten und gehofft, dass sie endlich ein Zuhause findet. Auch Marvin, der so begeisterungsfähig und alles positiv sieht und Pflegemutter Celine, die unglaublich sensibel auf Red eingeht und immer wieder das Richtige sagt, sind sehr sympathische und beeindruckende Figuren.

Seit Reds Mutter einmal feststellte„ Es ist unmöglich, eine gute Mutter zu sein“ führt Red ein Notizbuch der unmöglichen Dinge. Sie schreibt darin Dinge auf, die eigentlich unmöglich sind, aber trotzdem passieren, passend zu Nelson Mandelas Zitat: „Es scheint stets unmöglich, bis es jemand tut“. Die Einträge von Reds Buch sind teilweise zwischen die Kapitel gedruckt. So erfährt der Leser z.B. warum Hummeln fliegen können, obwohl das den Gesetzen der Physik widerspricht oder dass die Titanic mehr als 21 km von dem Ort geborgen wurde, an dem die eigentlich vermutet wurde. Diese Einschübe haben mir besonders gefallen. Denn Red beweist damit, dass vieles, das wir für ausgeschlossen halten, eben gar nicht so unmöglich ist und dass es sich lohnt, nicht vorzeitig aufzugeben, sondern weiterzumachen.

Lindsay Lackey ist ein außergewöhnliches Debüt gelungen. Eines, das mitreißt, tieftraurig und glücklich zugleich macht. Eines, das zeigt, dass so gut wie nichts unmöglich ist, wenn man nur fest daran glaubt. Eines, das Hoffnung gibt.
Das angegebene Lesealter ab zehn Jahre halte ich für etwas zu früh, Kinder dieses Alters könnten mit der traurigen Thematik (Krankheit, Drogensucht, Tod) und der besonderen Sprache etwas überfordert sein. Ich würde es eher Lesern ab zwölf Jahren empfehlen.

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Veröffentlicht am 30.01.2020

Wunderbar herzerwärmende Geschichte über einen Neuanfang und grüne Oasen in der Stadt

Käthe. Der Gorilla-Garten [1]
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Käthes Eltern haben in der Stadt eine neue Arbeit gefunden. Käthe muss also den geliebten Apfelhof ihrer Oma im kleinen Dorf Pomeranzen verlassen und von nun an in Berlin wohnen. Aber jedem Anfang wohnt ...

Käthes Eltern haben in der Stadt eine neue Arbeit gefunden. Käthe muss also den geliebten Apfelhof ihrer Oma im kleinen Dorf Pomeranzen verlassen und von nun an in Berlin wohnen. Aber jedem Anfang wohnt ein Zauber inne: Käthe lässt sich nicht unterkriegen. Durch ihre offene neugierige Art findet sie in der Stadt ganz schnell Freunde und schließlich sogar einen tollen neuen Lieblingsort.

Ich bin ein ziemliches Landei. Als ich auf dem Klappentext las, worum es in „Käthe: Der Gorillagarten“ geht, tat mir Käthe erst einmal ziemlich Leid. Sie muss ihrem beschaulichen ruhigen Zuhause auf dem Land Adieu sagen und in der großen grauen anonymen hektischen Stadt leben. Aber der immer fröhlichen patenten zupackenden Käthe scheint das alles gar nichts auszumachen. Sie freut sich sogar über die Veränderung, sieht sie als aufregende Chance, lernt neue Freunde kennen und findet in der Stadt ganz viele interessante Orte - manche sind sogar erstaunlich grün. Mit ihrer naiven Begeisterung hat mich das kleine Mädchen regelrecht angesteckt und mir aufgezeigt, dass ich in der Vergangenheit so manches Vorurteil sorgfältig gepflegt habe, ohne genauer darüber nachzudenken. „Käthe: Der Gorillagarten“ ist eine wirklich herzerwärmende positive Geschichte darüber, dass Umziehen auch Abenteuer bedeuten kann und dass man keine Angst vor dem Unbekannten zu haben braucht. Entscheidend ist die Sichtweise. Es wird schon alles gut werden, wenn man es nur zulässt. Und ganz vielleicht ist manchmal wirklich kein Hindernis da, das überwunden werden muss. In einem Kinderbuch darf das jedenfalls mal so sein...
Nebenbei gibt es noch einiges über das Gärtnern zu lernen, z.B. was ein Schneckenbeet ist oder wie Brennesseljauche gemacht wird und wozu sie gut ist.
Katja Danowski liest die Geschichte angenehm, sehr abwechslungsreich und lebendig. Meine achtjährige Tochter und ich haben ihr sehr gerne zugehört und dabei jede Minute genossen. Ein Hörbuch, das gute Laune macht, für kleine und große Hörer ab sechs Jahren.

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Veröffentlicht am 07.01.2020

Nicht über Katastrophen mit Kindern verzweifeln - lieber dieses witzige Buch lesen und sich in Gelassenheit üben

Läusealarm
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„Ist das eigentlich noch normal?“
Seit ich Kinder habe, stelle ich mir immer wieder diese Frage, so z.B. wenn eines meiner Kinder einen schlimmen Ausschlag oder hohes Fieber hat, wenn die ständigen Streitereien ...

„Ist das eigentlich noch normal?“
Seit ich Kinder habe, stelle ich mir immer wieder diese Frage, so z.B. wenn eines meiner Kinder einen schlimmen Ausschlag oder hohes Fieber hat, wenn die ständigen Streitereien einfach nicht aufhören wollen oder wenn die lieben Kleinen mal wieder eine dramatische Uraufführung hinlegen, weil sie nicht bei der Hausarbeit mithelfen oder aufräumen wollen.

Anna Herzog und Lucinde Hutzenlaub haben mit „Läusealarm“ einen umfassenden Ratgeber über alle möglichen Themen verfasst, die Eltern mit Kindern betreffen: von Polypen über Nasenbluten bis hin zu Mobbing, Gruppenzwang oder Esstörung, kaum ein Bereich,wird nicht behandelt. Auf witzige Weise beschreiben die beiden Fallbeispiele zu einem Thema wie „Läuse“, danach schließt sich ein kurzer Sachtext an. Am Ende jeden Kapitels wird alles Wichtige noch einmal treffend zusammengefasst und sehr prägnant ein nützlicher Profitipp formuliert. Die beiden Autorinnen selbst Mütter von mehreren Kindern- Anna Herzog ist zudem Ärztin, Lucinde Hutzenlaub Heilpraktikerin- wissen genau, wovon sie schreiben. Ehrlicherweise räumen sie an mehreren Stellen ein, dass auch sie keine perfekten Übermütter sind und immer wieder Schwierigkeiten haben, ihre eigenen Ratschläge zu beherzigen. Das macht das Ganze sehr sympathisch und erfrischend. Insgesamt liest sich das Buch flüssig und hat mich prima unterhalten, ich hatte an keiner Stelle des Ratgebers, das Gefühl, „belehrt“ zu werden. Im Gegenteil „Läusealarm“ ist wie eine gute weise Freundin, die mir hilft, gelassen zu bleiben, mir immer wieder sagt dass „alle Kinder unterschiedlich sind, jedes sein eigenes kleines Wunder“ und mir verspricht, dass am Ende alles gut wird. Wichtige Worte, die jede Mutter nicht oft genug hören kann. Und Dank des Buches weiß ich jetzt auch, dass es völlig normal ist, sich täglich mehrmals zu fragen, ob das alles noch normal ist 😉.



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Veröffentlicht am 21.11.2019

Wunderbarer musikalischer Adventskalender für das ganze Jahr

Ein Jahr voller Wunder
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Clemency Burton-Hill hat mit „ein Jahr voller Wunder“ einen musikalischen Leitfaden für das ganze Jahr verfasst. Für jeden einzelnen Tag im Jahr hat sie ein Stück klassische Musik ausgewählt, das auf irgendeine ...

Clemency Burton-Hill hat mit „ein Jahr voller Wunder“ einen musikalischen Leitfaden für das ganze Jahr verfasst. Für jeden einzelnen Tag im Jahr hat sie ein Stück klassische Musik ausgewählt, das auf irgendeine Weise mit diesem Tag verbunden ist, wie sie in ihren kleinen Begleittexten zum Werk jeweils erläutert. So beginnt ihr Jahr mit einem „liturgisch- erhebendem Bach“ und endet mit „Strauß-bewegter Champagnerlaune am 31. Dezember.

Mir gefällt die Idee hinter Burton-Hills Buch sehr gut. Eigentlich höre ich sehr gerne klassische Musik, aber in der vielbeschimpften Hektik des Alltags nehme ich mir zu wenig Zeit dafür und ich kann mich kaum erinnern, wann ich mir das letzte Mal bewusst ein Stück klassischer Musik aufgelegt habe. So wird es Millionen anderen Menschen ebenso gehen, wie Burton- Hill feststellt. „Vielleicht brauchen wir aber gerade in Zeiten wie diesen mehr denn je einen Raum zum Innehalten, Nachdenken und Reflektieren, um mit uns selbst eins zu werden und einfach nur zu sein“. Mir schreibt sie damit aus der Seele und seitdem ich ihr Buch besitze, nehme ich mir jeden Abend Zeit für die jeweilige Musik des Tages. Ein schönes Ritual, das ich nun schon nicht mehr missen möchte. Mir gefallen die kurzen anregenden Texte zum Stück und nachdem ich der Musik des Tages gelauscht habe, fühle ich mich tatsächlich ein wenig entspannter, inspirierter und klüger

Die Autorin erhebt mit ihrer Sammlung selbstverständlich nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Das Buch enthält ihre persönliche Auswahl an Stücken, ein anderer hätte vermutlich eine ganz andere getroffen und völlig andere Prioritäten gesetzt. Einige Stücke waren für mich -überraschend- schön und bereichernd, mit anderen konnte ich nicht ganz so viel anfangen, wirkten sie doch auf mein- zugegeben ungeschultes- Ohr nicht unbedingt wohlklingend .
Vor allem auch Frauen, die so oft aus der klassischen Musikgeschichte herausgeschrieben wurden, hebt die Verfasserin in besonderem Maße hervor. Trotzdem ich mich schon immer gefragt habe, wo in der Musikgeschichte eigentlich die Frauen auftauchen (von Clara Schumann mal abgesehen, in meiner Vorstellung nirgends) musste ich mich an die spezielle Berücksichtigung der Frauen in diesem Text erstmal gewöhnen. Dass diese ihre Berechtigung hat, wurde aber beim Lesen sofort klar. Manchen Männern mögen die Frauen und ihre Sichtweise in dem Buch etwas überrepräsentiert erscheinen. Aber diese sind ja auch keine Frauen und mussten sich nicht mit der Dominanz der Männer in der Musikgeschichte über Jahrhunderte abfinden.

Die Autorin hegt den Wunsch, dass ihre Leser „nach der Lektüre eine Vorstellung davon haben, wie sich die musikalischen Ausdrucksformen und Schwerpunkte vom Mittelalter ( ....) bis hin zur Moderne entwickelt haben“ und „ein Gespür für einige der Verbindungen entwickeln, die quer durch Raum und Zeit geknüpft werden können“. Ich bin mir sicher, dass sie das mit ihrem Buch bei vielen Lesern erreicht.

Für mich ist ein „Ein Jahr voller Wunder“ wie ein Adventskalender voller Überraschungen für das ganze Jahr. (Und der Adventskalender war doch schon immer mit das Beste an der Advents- und Weihnachtszeit.)

Clemency Burton hat Recht: „Es gibt nur wenige Momente im Leben, in denen Musik nicht angebracht ist“, denn ganz egal, wer sie sind woher Sie kommen und wie Sie dort gelandet sind, diese Stücke gehören Ihnen“. Also Musik an und Ohren aufgesperrt!

Veröffentlicht am 25.10.2019

Originelles Bilderbuch zum Miträtseln

Karneval im Zoo
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Eigentlich wollen Zoodirektor Alfons Ungetüm und sein Freund Ignaz Pfefferminz Igel am Sonntag nur gemütlich frühstücken, doch werden sie von ungewöhnlichen Geräuschen unterbrochen. Irgendetwas Seltsames ...

Eigentlich wollen Zoodirektor Alfons Ungetüm und sein Freund Ignaz Pfefferminz Igel am Sonntag nur gemütlich frühstücken, doch werden sie von ungewöhnlichen Geräuschen unterbrochen. Irgendetwas Seltsames geht im Zoo vor. Als sie der Sache auf den Grund gehen, treffen sie auf allerlei merkwürdige Gestalten wie Girafant oder Elefummel: Die Tiere im Zoo feiern Karneval und haben sich verkleidet.
Ich habe das Buch mit meinen Kindern (vier und fünf Jahre) gelesen. Die waren so begeistert, dass sie es gleich ein zweites Mal hören wollten. Danach hat die Achtjährige als Vorleserin übernommen.
Das hochwertig verarbeitete Buch ist schön groß im DIN A 4 Format, alle Bilder sind auch von weitem gut zu erkennen und es gab beim Vorlesen ausnahmsweise kein Gedrängel um den besten Platz. Sophie Schoenwald erzählt für Kinder gut verständlich, aber trotzdem nicht zu einfach und abgehakt, sondern schön flüssig. Günther Jakobs originelle, bunte Bildern passen einfach perfekt zur Geschichte. Wir hatten viel Spaß beim Miträtseln, welches Tier sich unter welchem Kostüm versteckt. Die lustigen Wortneuschöpfungen der Tiernamen haben alle immer wieder zum Lachen gebracht. Besonders gut hat uns übrigens das letzte Tier gefallen. Dass zum Schluss auch noch eine Maske von Igel Ignaz gebastelt werden kann, ist eine prima Zugabe. Natürlich musste ich für die anderen zwei Kinder noch weitere Maskenvorlagen aus dem Internet herunterladen.
Ein rundum gelungenes, liebevoll gestaltetes Bilderbuch, das ganz viel Spaß macht.