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Veröffentlicht am 21.11.2019

Wunderbarer musikalischer Adventskalender für das ganze Jahr

Ein Jahr voller Wunder
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Clemency Burton-Hill hat mit „ein Jahr voller Wunder“ einen musikalischen Leitfaden für das ganze Jahr verfasst. Für jeden einzelnen Tag im Jahr hat sie ein Stück klassische Musik ausgewählt, das auf irgendeine ...

Clemency Burton-Hill hat mit „ein Jahr voller Wunder“ einen musikalischen Leitfaden für das ganze Jahr verfasst. Für jeden einzelnen Tag im Jahr hat sie ein Stück klassische Musik ausgewählt, das auf irgendeine Weise mit diesem Tag verbunden ist, wie sie in ihren kleinen Begleittexten zum Werk jeweils erläutert. So beginnt ihr Jahr mit einem „liturgisch- erhebendem Bach“ und endet mit „Strauß-bewegter Champagnerlaune am 31. Dezember.

Mir gefällt die Idee hinter Burton-Hills Buch sehr gut. Eigentlich höre ich sehr gerne klassische Musik, aber in der vielbeschimpften Hektik des Alltags nehme ich mir zu wenig Zeit dafür und ich kann mich kaum erinnern, wann ich mir das letzte Mal bewusst ein Stück klassischer Musik aufgelegt habe. So wird es Millionen anderen Menschen ebenso gehen, wie Burton- Hill feststellt. „Vielleicht brauchen wir aber gerade in Zeiten wie diesen mehr denn je einen Raum zum Innehalten, Nachdenken und Reflektieren, um mit uns selbst eins zu werden und einfach nur zu sein“. Mir schreibt sie damit aus der Seele und seitdem ich ihr Buch besitze, nehme ich mir jeden Abend Zeit für die jeweilige Musik des Tages. Ein schönes Ritual, das ich nun schon nicht mehr missen möchte. Mir gefallen die kurzen anregenden Texte zum Stück und nachdem ich der Musik des Tages gelauscht habe, fühle ich mich tatsächlich ein wenig entspannter, inspirierter und klüger

Die Autorin erhebt mit ihrer Sammlung selbstverständlich nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Das Buch enthält ihre persönliche Auswahl an Stücken, ein anderer hätte vermutlich eine ganz andere getroffen und völlig andere Prioritäten gesetzt. Einige Stücke waren für mich -überraschend- schön und bereichernd, mit anderen konnte ich nicht ganz so viel anfangen, wirkten sie doch auf mein- zugegeben ungeschultes- Ohr nicht unbedingt wohlklingend .
Vor allem auch Frauen, die so oft aus der klassischen Musikgeschichte herausgeschrieben wurden, hebt die Verfasserin in besonderem Maße hervor. Trotzdem ich mich schon immer gefragt habe, wo in der Musikgeschichte eigentlich die Frauen auftauchen (von Clara Schumann mal abgesehen, in meiner Vorstellung nirgends) musste ich mich an die spezielle Berücksichtigung der Frauen in diesem Text erstmal gewöhnen. Dass diese ihre Berechtigung hat, wurde aber beim Lesen sofort klar. Manchen Männern mögen die Frauen und ihre Sichtweise in dem Buch etwas überrepräsentiert erscheinen. Aber diese sind ja auch keine Frauen und mussten sich nicht mit der Dominanz der Männer in der Musikgeschichte über Jahrhunderte abfinden.

Die Autorin hegt den Wunsch, dass ihre Leser „nach der Lektüre eine Vorstellung davon haben, wie sich die musikalischen Ausdrucksformen und Schwerpunkte vom Mittelalter ( ....) bis hin zur Moderne entwickelt haben“ und „ein Gespür für einige der Verbindungen entwickeln, die quer durch Raum und Zeit geknüpft werden können“. Ich bin mir sicher, dass sie das mit ihrem Buch bei vielen Lesern erreicht.

Für mich ist ein „Ein Jahr voller Wunder“ wie ein Adventskalender voller Überraschungen für das ganze Jahr. (Und der Adventskalender war doch schon immer mit das Beste an der Advents- und Weihnachtszeit.)

Clemency Burton hat Recht: „Es gibt nur wenige Momente im Leben, in denen Musik nicht angebracht ist“, denn ganz egal, wer sie sind woher Sie kommen und wie Sie dort gelandet sind, diese Stücke gehören Ihnen“. Also Musik an und Ohren aufgesperrt!

Veröffentlicht am 25.10.2019

Originelles Bilderbuch zum Miträtseln

Karneval im Zoo
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Eigentlich wollen Zoodirektor Alfons Ungetüm und sein Freund Ignaz Pfefferminz Igel am Sonntag nur gemütlich frühstücken, doch werden sie von ungewöhnlichen Geräuschen unterbrochen. Irgendetwas Seltsames ...

Eigentlich wollen Zoodirektor Alfons Ungetüm und sein Freund Ignaz Pfefferminz Igel am Sonntag nur gemütlich frühstücken, doch werden sie von ungewöhnlichen Geräuschen unterbrochen. Irgendetwas Seltsames geht im Zoo vor. Als sie der Sache auf den Grund gehen, treffen sie auf allerlei merkwürdige Gestalten wie Girafant oder Elefummel: Die Tiere im Zoo feiern Karneval und haben sich verkleidet.
Ich habe das Buch mit meinen Kindern (vier und fünf Jahre) gelesen. Die waren so begeistert, dass sie es gleich ein zweites Mal hören wollten. Danach hat die Achtjährige als Vorleserin übernommen.
Das hochwertig verarbeitete Buch ist schön groß im DIN A 4 Format, alle Bilder sind auch von weitem gut zu erkennen und es gab beim Vorlesen ausnahmsweise kein Gedrängel um den besten Platz. Sophie Schoenwald erzählt für Kinder gut verständlich, aber trotzdem nicht zu einfach und abgehakt, sondern schön flüssig. Günther Jakobs originelle, bunte Bildern passen einfach perfekt zur Geschichte. Wir hatten viel Spaß beim Miträtseln, welches Tier sich unter welchem Kostüm versteckt. Die lustigen Wortneuschöpfungen der Tiernamen haben alle immer wieder zum Lachen gebracht. Besonders gut hat uns übrigens das letzte Tier gefallen. Dass zum Schluss auch noch eine Maske von Igel Ignaz gebastelt werden kann, ist eine prima Zugabe. Natürlich musste ich für die anderen zwei Kinder noch weitere Maskenvorlagen aus dem Internet herunterladen.
Ein rundum gelungenes, liebevoll gestaltetes Bilderbuch, das ganz viel Spaß macht.

Veröffentlicht am 15.10.2019

Beeindruckender wichtiger Roman über Deutschlands dunkelste Zeit

Eine Familie in Deutschland
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Im zweiten Teil von Peter Pranges Roman „Eine Familie in Deutschland - Am Ende die Hoffnung“ geht es für die Isings hauptsächlich darum, die Zeit des zweiten Weltkriegs möglichst unbeschadet zu überstehen. ...

Im zweiten Teil von Peter Pranges Roman „Eine Familie in Deutschland - Am Ende die Hoffnung“ geht es für die Isings hauptsächlich darum, die Zeit des zweiten Weltkriegs möglichst unbeschadet zu überstehen. Hermann und Dorothee sorgen sich um ihren jüngsten Sohn Willi, Horst macht u.a. als Leiter des Arbeitslagers der Autostadt Karriere, Georg ist Tag und Nacht mit der Entwicklung des Volkswagens beschäftigt, Charlotte versucht als Ärztin Fuß zu fassen und hofft nach wie vor auf eine gemeinsame Zukunft mit ihrem jüdischen Ehemann Benny, der nach seiner gescheiterten Auswanderung in Holland gelandet ist. Edda arbeitet weiterhin für Leni Riefenstahl und Jüdin Gisela Bernstein setzt alles daran, sich und ihre Eltern vor der Deportation zu schützen und ist dabei immer wieder auf Carl Schmitts Hilfe angewiesen....

Autor Peter Prange schreibt so packend und mitreißend, dass ich wiederholt tief getroffen von den Ereignissen war, obwohl ich eigentlich glaubte, über die Zustände in dieser grausamen Zeit Bescheid zu wissen. Immer wieder kam es im Roman zu überraschenden Wendungen, die ich nicht vorhergesehen hatte. Das Dritte Reich wird hier so entsetzlich wie realistisch dargestellt:
als eine Zeit, in der es keine Verlässlichkeit gibt, in der man sich seines Lebens nicht sicher sein kann. Denn was heute gilt, ist morgen schon Vergangenheit. Jedwedes Verhalten wird nur davon bestimmt, ob es dem Zwecke des Überlebens dient. Nach seinem Gewissen und moralisch richtig zu handeln, ist längst nicht mehr möglich, ohne sein eigenes Leben zu riskieren. Daher gibt es unter Pranges Protagonisten bewusst keine übermenschlich selbstlosen Helden.

Auf der ersten Seite formuliert Prange die Gründe, die ihn zu diesem Roman bewogen haben: „Seit meiner Jugend habe ich mich immer wieder gefragt, was für ein Mensch wohl aus mir geworden wäre, hätte ich in der Nazi-Zeit gelebt. Hätte ich mitgemacht? Mich gebeugt? Widerstanden? Darum kreist mein neuer Roman: um die Verführbarkeit von Menschen in dunkler Zeit.“
Wie dunkel die Zeiten und wie verführbar die Menschen sind, wenn es nur noch ums Überleben geht, stellt der Autor in seinem Roman mehr als eindringlich dar. Es ist uns Nachgeborenen, denen das Werk gewidmet ist, nicht mal ansatzweise nachvollziehbar, wie wir gehandelt hätten. Zu unserem Glück haben wir trotz all unseres vermeintlichen Wissens keine Vorstellung darüber, was Zeiten wie diese mit und aus Menschen machen. Denn die hat nur, wer selbst dabei war. Hoffen wir, dass uns dieses Glück weiterhin hold bleibt.
Ein wichtiger Roman, den ich jedem uneingeschränkt empfehle. Ein Roman, der mich sicherlich noch sehr lange beschäftigen wird und der meine Sicht auf das Dritte Reich und die Menschen, die zu der Zeit lebten, verändert hat.

Veröffentlicht am 13.03.2024

Humorvolles, magisches Abenteuer mit herrlich originellen Figuren

Lila Leuchtfeuer
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Weil Lilas Vater, der Magichaniker Lorenz Leuchtfeuer zu einem königlichen Notfall gerufen wurde, ist Lila alleine zu Hause. Als sie unerlaubt die Werkstatt ihres Vaters betritt, taucht ausgerechnet die ...

Weil Lilas Vater, der Magichaniker Lorenz Leuchtfeuer zu einem königlichen Notfall gerufen wurde, ist Lila alleine zu Hause. Als sie unerlaubt die Werkstatt ihres Vaters betritt, taucht ausgerechnet die berüchtigte Hexe Tremebunda Smert mit ihrem defekten Flugfass auf. Da die furchterregende Hexe sich nicht vertrösten lässt, sieht sich Lila gezwungen, das Fass, in das sich ein Holzwurm eingenistet hat, zu reparieren. Gemeinsam mit Tremebundas Knecht Philomeno, dem riesenhaften Hahn Phosphoros, dem Waldgeist Willi und dem sprechendem Hammer Hubert bricht sie auf, um für den Holzwurm eine neue Bleibe zu finden. Der Ausflug entwickelt sich zum gefährlichen, aufregenden Abenteuer. Ob die unfreiwilligen Reisegefährten Tremebundas Auftrag schließlich erfüllen können?

Die Geschichte ist unterhaltsam, lebendig und kindgemäß formuliert. Aufgrund der vielen schwierigen Namen und mancher spezieller „magischen Fremdwörter“ lässt sie sich anfangs nicht ganz so flüssig und leicht vorlesen. Nach kurzer Zeit hat man sich an die vielfältigen Ausdrücke aber gewöhnt und das Vorlesen gelingt dann müheloser. Zu jedem Kapiteln sind passende, witzige, schwarz-weiße Illustrationen abgedruckt, die die Seiten auflockern und motivierend gestalten. Das Buch richtet sich an Kinder ab neun Jahren.

Lila Leuchtfeuer ist aufgeweckt, mutig und pragmatisch und hat neben der Fähigkeit, manche magischen Dinge mehr oder weniger reparieren zu können noch ein ganz besonderes Talent: Sie bringt sich immer wieder selbst in Schwierigkeiten. Zum Glück hat sie Freunde wie den Waldgeist Willi in Eichhörnchengestalt oder den sprechenden und immer alles besser wissenden magischen Hammer Hubert, die ihr treu zur Seite stehen. Auch der einäugige Knecht Philomenos begleitet sie auf ihrer Mission. Aber was will man vom Knecht einer bösen Hexe schon erwarten?
Die bunten, vielseitigen, originellen und sehr verschiedenen Figuren der Geschichte überzeugen in jeder Hinsicht und garantieren viele besondere und unterhaltsame Momente.

Lila und ihre Freunde sind in einer ungewöhnlichen magischen Welt unterwegs, treffen auf sehr spezielle Persönlichkeiten und erleben ein unvergessliches, hochspannendes Abenteuer, das sie mehr als einmal in Gefahr bringt. Beim Lesen taucht man ohne Probleme in die phantastische Geschichte ein, kann sich alles bildhaft und ganz genau vorstellen. Für die quirlige Lila empfanden meine Tochter und ich sofort große Sympathien, mit ihr muss man einfach mitfiebern. Die vielen unvorhergesehenen Wendungen sorgen dabei immer wieder für Überraschungen. Am Ende wird noch ein besonderer Cliffhanger serviert, der neugierig auf die Fortsetzung macht. Wer es phantastisch, magisch, humorvoll und aufregend mag und einen Faible für ungewöhnliche Settings hat, liegt mit Lila Leuchtfeuer genau richtig.

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Veröffentlicht am 06.03.2024

Hübsch illustriertes, spannendes Freundschaftsabenteuer mit liebenswerter kleiner Heldin

Hilda Hasenherz. Das Abenteuer im Fuchswald
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Hilda Hasenherz ist eine kleine Buddelhäsin. Sie verbringt ihr Leben unter der Erde, um für König Mümmel und seinen Sohn Prinz Lämpchen Möhren auszubuddeln. Dass sie und die anderen Buddelhasen ihrer Arbeit ...

Hilda Hasenherz ist eine kleine Buddelhäsin. Sie verbringt ihr Leben unter der Erde, um für König Mümmel und seinen Sohn Prinz Lämpchen Möhren auszubuddeln. Dass sie und die anderen Buddelhasen ihrer Arbeit nachkommen, dafür sorgt Baron Ratzezahn. Er kassiert alle Möhren ein und droht mit seiner Giftspinne, wenn die Buddelhasen nicht spuren. Doch dann erfährt Hilda, dass Baron Ratzezahn alle Möhren für sich selbst hortet und nur darauf wartet, eine Millionen Möhren zu besitzen, um selbst König zu werden. Das darf nicht geschehen. Hilda macht sich auf die Suche nach dem alten Fuchs Sam Grau. Dieser soll den Baron vertreiben. Doch der Weg zu Sam Grau ist ein gefährliches Abenteuer…

Die Geschichte ist kindgemäß, lebendig, bildhaft und abwechslungsreich formuliert, lässt sich leicht und flüssig vorlesen. Sie ist in 20 Kapitel eingeteilt. Alle Kapitelüberschriften, die den Inhalt des folgenden Abschnitts treffend zusammenfassen, sind von filigranen, hübschen Schmetterlingen eingerahmt.
Besonders schön sind die aussagekräftigen, niedlichen, farbenfrohen Illustrationen, die wichtige Szenen aus der Geschichte motivierend darstellen. Das Buch richtet sich an Kinder ab fünf Jahren zum Vorlesen und Kinder ab sieben, acht Jahren zum Selberlesen.

Hilda Hasenherz muss man einfach mögen, sie ist neugierig, mutig, aufgeweckt und packt die Dinge beherzt an. Bisher hat sie ihr Leben unter der Erde verbracht und muss sich an das Treiben oberhalb der unterirdischen Tunnel erst noch gewöhnen, beispielsweise hat sie noch nicht einmal die Sonne gesehen. Dennoch kommt sie in der Fremde schnell gut zurecht, findet Freunde, die sie sofort für sich einnimmt und die sie unterstützen wollen. So wird sie bald von ganz unterschiedlichen Tieren, wie einem Igel und einem Eichhörnchen begleitet, die sich naturgemäß nicht immer ganz einig sind, was aber die Figurenkonstellation vielfältig und bunt gestaltet und für einige unterhaltsame Szenen sorgt.

Wird Hilda Sam Grau finden und den bösen Baron verjagen? „Hilda Hasenherz- Abenteuer im Fuchswald“ ist ein warmherziges, spannendes, turbulentes Freundschaftsabenteuer mit liebenswerter Hauptfigur. Die kleine Hilda ist zu Großem fähig, entwickelt sich zu einer echten „Abenteuer- und Heldenhäsin“. Auf ihrer Reise lernt sie, dass jeder unterschiedliche Stärken hat, dass man gemeinsam weniger allein ist und vieles schaffen kann und dass man nicht immer alles glauben soll, was so erzählt wird. Ein hübsch illustriertes (Vorlese-) Buch für alle, die Tiere und aufregende Abenteuer mögen.

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