Origineller Waldkrimi mit gewitztem Dachs, dubiosen Kauzen, einigen unfreiwilligen Vegetariern und allerlei anderem geheimnisvollem Getier
Dachs im Dickicht – HasenhungerHase ist tot! Grausam ermordet! Von ihm sind nur noch ein paar winzig sauber abgenagte Knochen und ein paar Fellbüschel übrig. Die Bewohner des dichten Dickichts sind sich ziemlich schnell einig, dass ...
Hase ist tot! Grausam ermordet! Von ihm sind nur noch ein paar winzig sauber abgenagte Knochen und ein paar Fellbüschel übrig. Die Bewohner des dichten Dickichts sind sich ziemlich schnell einig, dass Wolf der Mörder sein muss. Zumindest deuten alle Indizien erstaunlich offensichtlich darauf hin. Aber Dachs, der Chef der Waldpolizei, ist von Wolfs Schuld noch nicht überzeugt. Gemeinsam mit seinem Assistenten Dachskatz beginnt er zu ermitteln.
Die russische Autorin Anna Starobinets schreibt witzig und originell, für Kinder anfangs vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig. Aber schon nach kurzer Zeit stellte der lebendige, direkte Sprachstil für meine kleinen Zuhörer (Kinder im Alter von fünf bis neun Jahren) kein Problem mehr da. Sie erfassten das Geschehen vollständig und konnten sich gut in die Geschichte hineinversetzen. Wiederkehrende Formulierungen wie „Das weiß doch jeder Igel“ oder „Das sagt einem der gesunde Tierverstand“ sorgten für Schmunzler, häufig kam es - zum Vergnügen der Zuhörer- beim Lesen von Zungenbrechern wie „lichten“ und „dichtem Dickicht“ zu Versprechern.
Leser ab acht Jahren können den Fall sicher auf eigene Faust angehen und die Geschichte selbstständig lesen. Die lustigen und ausdrucksstarken schwarz-weiß Bilder von Stefanie Jeschke motivieren die Leser zusätzlich und heben definitiv die Stimmung.
Hauptfigur des Buchs „Dachs im Dickicht -Hasenhunger“ ist der Leiter der Waldpolizei, Kommissar Dachs, der nach außen viel gemütlicher wirkt als er eigentlich ist. Er verfügt über einen überaus scharfen gesunden Tierverstand und zieht auch offensichtliche vermeintliche Klarheiten lieber einmal mehr als einmal zuwenig in Zweifel. Bei seiner Arbeit wird er von Dachskatz unterstützt, dessen wahre Identität bis zum Schluss ein Geheimnis bleibt. Assistent Dachskatz hat nicht so viel Erfahrung in der Ermittlungsarbeit wie sein Vorgesetzter und durchschaut manches nicht ganz so schnell, er agiert wesentlich spontaner und instinktiver und lässt sich schon mal von Vorurteilen leiten. Im dichten Dickicht wimmelt es nur so von weiteren dubiosen Bewohnern, allesamt per Gesetz Fleischverächter: ein einsamer Wolf, ein völlig überdrehter Kojote mit unberechenbaren Stimmungsschwankungen, eine überaus aktive, trauernde Häsin, ein Star, der perfekt Stimmen imitiert oder eine findige Füchsin.
Auch manche Nachbarn aus dem lichten Dickicht wie die windigen Käuze, Anwälte, die komischerweise immer dann vor Ort sind, wenn sie gebraucht werden, sorgen für ziemliche Verwirrung. Dass Maulwürfe sich zum Einbau von Fußbodenheizungen eignen und Zitterrochen Elektrofachtiere sind, ist ja eigentlich logisch und nachvollziehbar, aber trotzdem Beweis für die schräge und kreative Figurenkonstellation des Buchs.
Wird Dachs, der eigentlich seinen Winterschlaf herbeisehnt, kühl den Überblick behalten, den Fall lösen und den Mörder überführen?
Ganz schön kompliziert, äußerst vertrackt, ziemlich rätselhaft und wirklich überraschend wie sich das Ganze bis zum turbulenten Finale unter Tage entwickelt. Und so manches Vorurteil entpuppt sich dabei als völlig wahrheitsfremd. Für mich und meine Mitleser war dieser witzige, unterhaltsame Waldkrimi mit vielen Wortspielen ein echtes Lesevergnügen. Obwohl wir Dachs seinen verdienten Winterschlaf durchaus gönnen, freuen wir uns schon auf seinen zweiten Fall.