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Veröffentlicht am 23.11.2020

Von einem geheimen Garten und der magischen Kraft der Natur - ein kleiner, wertvoller Hörbuchschatz

Der geheime Garten
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„Ich werde nicht mehr sonderbar sein, wenn ich jeden Tag in den Garten gehe. Dort ist Magie am Werk, gute Magie“.

Die Geschichte ist schnell erzählt: Die kleine Mary Lennox wächst in Indien auf. Ihre ...

„Ich werde nicht mehr sonderbar sein, wenn ich jeden Tag in den Garten gehe. Dort ist Magie am Werk, gute Magie“.

Die Geschichte ist schnell erzählt: Die kleine Mary Lennox wächst in Indien auf. Ihre Eltern kümmern sich nicht um sie, sondern überlassen sie der Obhut ihrer Aja, ihrem Kindermädchen. Mary entwickelt sich deshalb zu einem mürrischen, unsympathischen und herrischen Kind, das sich selbst nicht richtig leiden kann. Als beide Eltern an der Cholera sterben, wird Mary nach England gebracht, nach Misselthwaite, ins Schloss ihres Onkels. Anfangs fühlt sie sich dort überhaupt nicht wohl, doch dann entdeckt sie einen schlafenden geheimen Garten auf dem Anwesen und plötzlich ändert sich alles.

Die Geschichte ist über hundert Jahre alt, also alles andere als modern. Doch Sprecher Rainer Strecker liest das Ganze so lebendig, so mitreißend, dass die Zuhörer ab acht Jahren dem Geschehen trotz der zweifelsohne sprachlich schönen, aber vielleicht etwas angestaubten Formulierungen problemlos folgen können. Den einzelnen Figuren wie beispielsweise dem Gärtner Ben Weatherstaff verleiht Rainer Strecker eine eigene Stimme und dadurch besonderen Charakter, ihre Gefühle waren für mich förmlich spürbar. Ich hatte beim Hören sofort ein Bild der Personen und des Schauplatzes vor Augen und war direkt in der Geschichte gefangen.

Die Hauptperson Mary kann einem am Anfang nur Leid tun. Niemand hat sie gern. Sie weiß selbst nicht, was es bedeutet, andere zu mögen, mag sie sich doch selbst kaum. Als Mary das Dienstmädchen von Misselthwaite, Martha, kennenlernt, hat das Folgen. Martha gelingt es mit ihrer ehrlichen, unverstellten, bodenständigen Art und ihrer Beharrlichkeit, das Mädchen aus seinem Schneckenhaus zu locken und ermuntert es, sich seine Umgebung, die Natur, näher anzuschauen. Auch Marthas Bruder Dickon und ihre Mutter, grundehrliche, liebenswerte Menschen, die stets in jedem das Beste sehen und sich für ihre Umwelt interessieren, leisten ihren Teil zu Marys Verwandlung. Marthas und ihre Familie leben in einfachen, ärmlichen Verhältnissen. Trotzdem sind sie „reich“, sie kennen die die Bedeutung von Liebe und Zuwendung und stehen damit im kompletten Gegensatz zu Marys wohlhabender, aber emotional völlig verkorkster, unglücklicher Familie.

Die Botschaft des Romans ist ganz klar und einfach und doch so klug: Natur ist Magie und kann heilen, wenn man sich auf sie einlässt. Gesundheit bedeutet nicht nur, körperlich gesund zu sein, sondern auch, sich gesund zu fühlen. Manche menschlichen Schwächen sind nicht real, sondern nur eingeredet. Jeder hat es häufig selbst in der Hand, der Mensch zu sein, der er möchte, wenn er nur aufhört, sich über vermeintliche Schwächen zu definieren und lernt, sich selbst zu mögen.

Manche Geschichten machen einfach glücklich, ohne dass man genau erklären könnte, warum. Manchmal ist einfach ein bisschen Magie am Werk. „Der geheime Garten“ ist so eine Geschichte und ich bedauere, dass ich dieses einzigartige Kinderbuch erst jetzt kennengelernt habe, da ich schon längst erwachsen bin. Für mich ein besonderer Klassiker, den man gelesen oder noch besser gehört haben muss. Ein wunderbares, kluges, tröstliches Märchen voller Zuversicht, nicht nur für Kinder, sondern gerade auch für Erwachsene, die oftmals viel mehr in ihren eigenen festgefahrenen Vorstellungen gefangen sind als Kinder.

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Veröffentlicht am 16.11.2020

Ein ausgeschlagener Zahn und eine stalkende Fee: herrlich absurd und extrem witzig

Luis und Lena - Die Zahnlücke des Grauens
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Luis ist ein Wissenschaftsnerd, der mehr an Naturgesetze und Physik glaubt als an Magie. Als er mit seiner Mutter in ein kleines Kaff in Alpennähe zieht, läuft es an der neuen Schule erstmal suboptimal. ...

Luis ist ein Wissenschaftsnerd, der mehr an Naturgesetze und Physik glaubt als an Magie. Als er mit seiner Mutter in ein kleines Kaff in Alpennähe zieht, läuft es an der neuen Schule erstmal suboptimal. Um bei seinen eher bodenständigen Mitschülern beliebt zu werden, versucht Luis diese beim Eishockeyspielen zu beeindrucken. Doch leider verliert er beim ersten Puckkontakt sofort einen Schneidezahn. Seine „Zahnlücke des Grauens“ hat ungeahnte Folgen. Luis wird nun von einer penetranten Zahnfee gestalkt, die ihn immer wieder in extrem peinliche Situationen bringt.

„Luis und Lena- Die Zahnlücke des Grauens“ lässt sich wunderbar flüssig lesen. Autor Thomas Winkler schreibt klar, gut verständlich, lebendig und vor allem extrem komisch aus der Sicht von Luis. Er richtet sich immer wieder direkt an die Leser, stellt Fragen, erlaubt sich auch mal phantasievolle, schräge Späße mit ihnen und liefert unterhaltsame kreative Wortneuschöpfungen. Das Buch „flutscht“ einfach. Leser ab acht, neun Jahren können die Geschichte sicher problemlos selbstständig bewältigen, die Schrift mit etwas größerem Zeilenabstand ist recht leicht und angenehm zu lesen. Zum Vorlesen ist das Abenteuer auch schon für jüngere Kinder ab sechs Jahren geeignet.
Daniel Stieglitz wunderbare, wirklich witzige comicartige Illustrationen bereichern die Geschichte zusätzlich. Herrlich, die immer wieder sehr treffenden Gesichtsausdrücke der Figuren! Stieglitz Bilder können zweifelsohne klar und deutlich sprechen.

In diesem Buch tummeln sich ziemlich unterschiedliche originelle Charaktere: Der wissenschaftsgläubige Nerd Luis mit seinem saustarken Humor, seiner Ungeschicklichkeit und seinem Wunsch, einfach nur cool zu wirken, die abgehobene, verträumte und sehr phantasievolle Außenseiterin Lena, die derben, draufgängerischen Jungs vom Eishockeyteam „Wildschweine“ und natürlich die nervigste, penetranteste, feenungleichste Fee ever. Diese besondere Figurentruppe sorgt für unzählige extrem absurde und irre komische Situationen.

Luis und Lena erleben nicht nur ein völlig abgedrehtes, actionreiches Abenteuer, sie erobern auch die Herzen der Leser im Sturm. Meine Kinder, Jungen und Mädchen im Alter von fünf bis neun Jahren, waren komplett begeistert. Anfangs wurde hier hemmungslos gelacht und gekichert, über das schöne, etwas ernstere Ende haben sich aber alle mindestens genauso intensiv gefreut. Ein witziges, spannendes, originelles, abgedrehtes, aber zum Schluss hin auch etwas nachdenkliches Buch für Jungen und Mädchen, das unbedingt nach einer Fortsetzung verlangt. Und diese lassen wir uns unter keinen Umständen entgehen. Ein absolutes Lesehighlight!

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Veröffentlicht am 11.11.2020

Abwechslungsreicher, motivierender und spannender Adventskalender für kleine Knobelfreunde

Escape Room Adventskalender. Die drei unheimlichen Geschenke
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Kurz vor Weihnachten finden Toni und Luka drei merkwürdige Geschenke in ihrem Zimmer, in ihnen ist eine mysteriöse Nachricht vom Weihnachtsmann versteckt. Dieser wurde entführt und bittet die Geschwister ...

Kurz vor Weihnachten finden Toni und Luka drei merkwürdige Geschenke in ihrem Zimmer, in ihnen ist eine mysteriöse Nachricht vom Weihnachtsmann versteckt. Dieser wurde entführt und bittet die Geschwister um Hilfe. Die Spinne Melitta und Rentier Rudolph begleiten die Kinder auf ihrer abenteuerliche Suche. Was ist bloß genau passiert? Und wird es Toni und Luka gelingen, Weihnachten zu retten?
Um ans Ziel zu gelangen, müssen die Kinder einige knifflige Rätsel bewältigen, aber ohne die aktive Mithilfe der Leser geht es natürlich nicht. Da sind die grauen Zellen der Leser oft ganz schön gefordert. Wenn sie Toni und Luka nicht auf die richtige Spur bringen, werden die kleinen Helden mit ihrer Mission scheitern und der Geist von Weihnachten bleibt ihnen verwehrt.

Der kreative Rätseladventskalender ist in eine spannende, weihnachtliche Geschichte eingebunden. Diese ist kindgemäß und unterhaltsam formuliert und angenehm flüssig zu lesen. Es macht Spaß, die neugierige, aufgeweckte Toni und ihren zurückhaltenden, skeptischen Bruder Luka bei ihrem Abenteuer zu begleiten. Die lustigen, aber manchmal auch durchaus besinnlichen Illustrationen passen sehr gut zur Handlung. Da kommt rasch weihnachtliche Stimmung auf.

Ganz unterschiedliche Schwierigkeitsgrade haben die vielfältigen Rätsel - von recht einfach bis ziemlich verzwickt. Da finden sich Geheimschriften, unterschiedliche Bilderrätsel, Tüftel- und Wissensfragen, Rebusse, verschiedene Labyrinthe, Codes, Worträtsel und Rechenaufgaben. Hier ist sicherlich für jeden Geschmack etwas dabei. Der Altersempfehlung ab acht, neun Jahren würde ich zustimmen, meine neunjährige Tochter kam mit den Rätselaufgaben überwiegend alleine und selbstständig zurecht.
Der Kalender ist recht handlich und kompakt aufgemacht, im Querformat, etwas größer als DIN A 5.

Adventskalender, Rätselbuch und Weihnachtsgeschichte in einem: eine wirklich tolle Idee! Meine Tochter war durchgehend mit großer Freude dabei. Wie bei Adventskalendern üblich, lässt sich das Ganze eigentlich nur einmal lösen, es sei denn, man bearbeitet die Rätsel ganz vorsichtig mit Bleistift. Aber immerhin bleibt am Ende das Buch ganz und so die Geschichte komplett zum nochmal Lesen erhalten. Für uns eine besondere Schwierigkeit, die große Selbstbeherrschung erfordert, täglich nur ein Rätsel zu bearbeiten. Die Rätsel machen leider ganz schnell süchtig. Unterm Strich ein sehr motivierendes Buch voller Vorfreude: Kreativ, knifflig, eine schöne Herausforderung für Rätsel- und Weihnachtsfreunde. Uneingeschränkt empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 09.11.2020

Erschütternd

Die Schweigende
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Kurz vor seinem Tod verspricht Imke ihrem Vater Jens, herauszufinden, was mit Peter geschah. Dabei hat sie keine Ahnung, wer Peter eigentlich ist. Sie beginnt zu recherchieren und stößt auf ein unfassbares ...

Kurz vor seinem Tod verspricht Imke ihrem Vater Jens, herauszufinden, was mit Peter geschah. Dabei hat sie keine Ahnung, wer Peter eigentlich ist. Sie beginnt zu recherchieren und stößt auf ein unfassbares Geheimnis aus der Vergangenheit ihrer Mutter. Währenddessen beginnt es in der Familie zu brodeln: Mutter Karin schafft es nicht, den Tod ihres Mannes zu verwinden und zwischen Imkes Schwestern Geli und Anne entbrennt ein erbitterter Streit ums Geld.

Ellen Sandberg schreibt gewohnt angenehm, unkompliziert und fesselnd. Binnen kürzester Zeit war ich von ihrer Geschichte vollkommen gebannt. Die Autorin erzählt abwechselnd aus der Sicht von Mutter Karin und ihren Töchtern Anne, Imke und Geli. Es geht dabei sowohl um deren aktuelle Situation als auch um Rückblenden aus Karins Jugend.

Wie auch in ihren früheren Romanen hat die Autorin einige sehr schwierige, unbequeme Charaktere konstruiert. Es fällt schwer, uneingeschränkt Sympathien für eine Figur zu empfinden. Die drei Schwestern Imke, Geli und Anne sind sehr unterschiedlich, obwohl sie doch in derselben Familie großgeworden sind. Anne beispielsweise wird als äußerst unangenehm beschrieben: geltungssüchtig, rachedurstig, rücksichtslos, aufbrausend, berechnend. Auch zu Mutter Karin, die alle von sich stößt, baute ich keine emotionale Verbindung auf. Erst nachdem ich ihre ganze Biographie kannte, wurden ihre Reaktionen für mich verständlicher und nachvollziehbarer. Ellen Sandberg schildert sehr anschaulich, wie Menschen zu dem werden, was sie sind, welchen Einfluss bestimmte unvorstellbar schreckliche Ereignisse, erlittene Traumata, auf das ganze Leben haben und wie diese sogar noch nachfolgende Generationen berühren können. Da sei ihr verziehen, dass manche Figuren recht einseitig dargestellt werden, dient das doch teilweise dazu, Mitgefühl für verlorene, zerstörte Seelen zu wecken. Und das haben diese dringend nötig.
Auch in „Die Schweigende“ tauchen Figuren aus vorherigen Büchern der Autorin auf, Manolis Lefteris oder die beliebte Kommissarin Gina Angelucci. Diese kleinen Gastvorstellungen gefallen mir als Fan gut.

Unvorstellbar! Schockierend! Grausam! Entsetzlich!
Leopold, ein Betroffener, bringt es auf den Punkt. „Manches kann man fast nicht erzählen. Dafür hat der Mensch keine Worte. Die müsste man erst erfinden. Worte für das, was die hier getan haben.“
Was Karin und andere Kinder unter dem Deckmantel der Nächstenliebe und Barmherzigkeit erleiden mussten, dafür gibt es wirklich keine Worte. Ich möchte gerne glauben, dass die Autorin das alles nur erfunden hat. Aber ich fürchte, dass es sich durchaus ähnlich zugetragen hat und dass die beschriebenen Zustände nicht rein fiktional, sondern leider realistisch sind.
Alle Menschen habe ihr Päckchen zu tragen, aber manche Päckchen sind so schwer, dass ich mich frage, wie es nur möglich ist, sie überhaupt zu schultern.
Unfassbar, wozu Menschen fähig sind, wenn erstmal eine Schwelle überschritten ist, wenn Gewalt und seelische Grausamkeit irgendwann Normalität werden und alle Hemmungen fallen...Zu oft sind es die Kinder, die schutzlos ausgeliefert sind, die keinen Fürsprecher, keine Lobby haben, die vergessen werden und die büßen müssen.
Ellen Sandbergs Roman schockiert, schont nicht, geht wirklich unter die Haut und wird mir noch sehr, sehr lange im Gedächtnis bleiben. Erschütternd, aber absolut lesenswert!

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Veröffentlicht am 27.10.2020

Mitreißender Kinderkrimi aus dem Alltag mit wichtiger Botschaft

Paula Prima und der Klassendieb
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Was ist nur los in der Waldschule? Zuerst verschwindet Mias Handy. Die ganze Schule sucht mit. Zwar finden Paula und ihre Freundinnen Sissi und Kim das Telefon wieder, am nächsten Tag sind allerdings die ...

Was ist nur los in der Waldschule? Zuerst verschwindet Mias Handy. Die ganze Schule sucht mit. Zwar finden Paula und ihre Freundinnen Sissi und Kim das Telefon wieder, am nächsten Tag sind allerdings die tollen Glitzerstifte, mit denen die Lehrerin Frau Plum immer die Krönchen unter die guten Arbeiten malt, wie vom Erdboden verschluckt. Paula, Kim, Sissi und ihr Mitschüler Oleg setzen alles daran, die Stifte wieder zu beschaffen und hoffen, den Dieb auf frischer Tat zu ertappen. Schließlich vermisst Oleg auch noch seinen Turnbeutel und es kommt zu einer richtigen Katastrophe....

Regine Bielefeld schreibt in Ich-Form aus Paulas Sicht kindgerecht, gut verständlich, lebendig und sehr unterhaltsam. Die kleinen Leser werden sofort „mitten rein“ in Paulas aufregendes Leben katapultiert.
Die Schrift ist ein wenig größer gedruckt, das erleichtert das Lesen. Zum Selberlesen ist die Geschichte für Kinder ab acht Jahre, zum Vorlesen für Kinder ab fünf, sechs Jahre geeignet. Florentine Prechtels individuelle, detaillierte Illustrationen lockern die Seiten ansprechend auf und motivieren zusätzlich. Vor allem der Lageplan der idyllischen Schule auf der Umschlaginnenseite hat mir und meinen jungen Mitlesern sehr gut gefallen. Wir konnten uns sehr gut vorstellen, wie es in der Waldschule aussieht und zugeht.

Paula Prima hat nicht nur einen positiven Namen, sie ist auch ein durch und durch positiver Mensch: Patent, tatkräftig, aufgeweckt, optimistisch, sie sprüht über vor Ideen. Für sie ist es wichtig, dass alles seine Ordnung hat, dass es gerecht zugeht. Daher kümmert sie sich gerne, versucht Diebstähle aufzuklären und Dinge ins Reine zu bringen. Paula ist sehr spontan und liebenswert kindlich-naiv, nicht alle ihre Pläne sind vollkommen durchdacht und gehen daher manchmal auch schief. Aber Paula lässt sich davon nicht entmutigen und macht einfach weiter. Sie ist ein sehr authentischer Charakter, in die sich die Leser sicher gut hineinversetzen können, eine prima Identifikationsfigur. Auch die anderen Kinder Kim, Sissi, Oleg und Co werden realistisch dargestellt, ebenso die Erwachsenen, Erzieher, Lehrer und Eltern.

Glitzerstifte verschwinden? Das scheint auf den ersten Blick kein besonders spektakuläres und interessantes Ereignis zu sein. Ist es aber. Regine Bielefeld ist es gelungen, einen vermeintlich einfachen und profanen Vorfall in einen richtig mitreißenden Krimi zu verwandeln.
Obwohl es in Paulas Leben ganz schön aufregend zugeht, lebt sie eigentlich einen ganz normalen Alltag, den viele Kinder ähnlich kennen. Der ist aber ziemlich packend und lebendig beschrieben. Alltag kann durchaus spannend und außergewöhnlichen sein, wenn man ihn durch die Augen der Kinder betrachtet. Die Geschichte ist dadurch ganz nah dran an den kleinen Lesern, an ihren Gedanken, ihren Gefühlen, ihren Sorgen.
Paula Prima hat eigentlich feste Ansichten, eine ganz klare Vorstellung, was richtig und falsch ist. Doch sie lernt. Sie lernt, dass manche Dinge nicht so einfach sind, wie sie zunächst scheinen, dass nicht alles nur schwarz und weiß ist und dass es sich lohnt, alles noch einmal zu hinterfragen, bevor man zu einem Urteil kommt. Und diese Botschaft vermittelt Regine Bielefeld nicht plump mit dem Holzhammer, sie hebt nicht den moralischen Zeigefinger, um sie zu verdeutlichen, sondern sie webt sie ganz subtil und empfindsam in ihre Geschichte ein. Das Ende überrascht, war meiner neunjährigen Tochter allerdings zu schnell erzählt, ihr einziger Kritikpunkt. Sie hätte einfach gern noch ein bisschen mehr von der Geschichte gehabt....
Für meine Kinder und mich ein wirklich besonderes, sensibles Kinderbuch über Freundschaft, Vorurteile, richtig und falsch, Täter und darüber, dass es immer gut ist, zweimal zu überlegen, bevor man zu einem Urteil kommt. Und nebenbei gibts einen sehr spannenden Detektivfall zu lösen. Wir werden die Truppe auch gerne bei ihrem neuesten Abenteuer begleiten.

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