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Veröffentlicht am 20.04.2022

Schräg-witziger, spannender und geheimnisvoller Regionalkinderkrimi mit eigenwilliger Ermittlerin

Florentine Blix (1). Tatort der Kuscheltiere
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Der 31. August ist kein guter Tag für Florentine Blix, im Gegenteil es ist ein „knallroter Feuerlöschertag“: Florentine muss morgens ewig nach den richtigen Klamotten suchen, die Frühstücksbrote sind falsch ...

Der 31. August ist kein guter Tag für Florentine Blix, im Gegenteil es ist ein „knallroter Feuerlöschertag“: Florentine muss morgens ewig nach den richtigen Klamotten suchen, die Frühstücksbrote sind falsch belegt und dann fängt die Schule nach den Ferien wieder an. Keine schöne Aussicht, zumal Florentines Mitschüler ihr immer noch nachtragen, dass sie für das Sitzenbleiben eines Jungen verantwortlich ist. Zu allem Überfluss bekommt Florentine in der Schule einen neuen Sitznachbarn, den Dänen Bo Ture Tordenskjold, der sie vom ersten Moment an irritiert. Nach der Schule verschwinden auch noch Florentines gesammelte Kuscheltiere. Zunächst versucht Florentine, die später gerne bei der Polizei als Ermittlerin arbeiten möchte, den Fall der verschwundenen Stofftiere aufzuklären. Sie hat dabei noch keine Ahnung davon, dass ein viel bedeutenderer Fall auf sie und ihre beste Freundin Maja wartet, der die beiden richtig herausfordern wird…

Die Geschichte wird aus Sicht von Florentine Blix in Ich-Form erzählt. Da Florentine schon immer davon träumt, Kriminalfälle aufzuklären, ist das Buch gestaltet wie das persönliche Notizbuch einer Detektivin. Die ersten Seiten eines jeden Kapitels sind grün gedruckt, in der Seitenmitte sind stets -wie bei einem echten Ordner- gezeichnete Metallklammern abgebildet. Alle wichtigen Figuren werden in Steckbriefen mit Bildern, Ansichten ihres Gesichts von allen Seiten vor einer Messlatte, besonderen Kennzeichnen und Eigenschaften vorgestellt. Florentine liebt Erklärungen, geht den Dingen auf den Grund. Daher finden sich im Buch viele aufgedruckte Karteikarten mit Wortdefinitionen, Notizzettel mit Auflistungen, erläuternde Bilder sowie Landkarten, um den Schauplatz näher darzustellen. Die Seiten sind dank der vielen Illustrationen und Textarten abwechslungsreich und sehr motivierend gestaltet. Ein doppelseitiges „Dänisches Sprachlexikon“ bildet den Anhang.
Die Geschichte richtet sich an Kinder ab zehn Jahren.

Die Hauptfigur ist ein ganz besonderes Mädchen. Sie möchte später bei der Kriminalpolizei arbeiten. Florentine ist eigenwillig, hasst rot, liebt grün, braucht Ordnung, Regeln und Rituale, mag keine Unvorhersehbarkeiten, ist sehr ehrlich und versteht nicht immer alle Konventionen. Sie nimmt oft alles wortwörtlich, weswegen der Umgang mit anderen Menschen sie immer wieder vor Herausforderungen stellt. Menschenansammlungen verursachen Florentine großes Unbehagen. Florentine ist scharfsinnig und klug, aber durch ihre Schwierigkeiten im Umgang mit anderen gehandikapt. Glücklicherweise muss Florentine nicht alleine ermitteln. Mit ihrer besten Freundin Maja hat sie eine aufgeweckte, neugierige und quirlige Unterstützung an ihrer Seite.
An Florentine werden sich die Geister scheiden, sie wird durch ihre mitunter anstrengenden Eigenheiten nicht bei allen Lesern gleichermaßen gut ankommen. In ihrem Verhalten und aufgrund der konsequenten Einhaltung ihrer strikten eigenen Regeln erinnert sie ein wenig an Sheldon Cooper aus Big Bang Theory.

Was als harmlose Kuscheltiersuche beginnt, wird zum polizeireifen und sehr ungewöhnlichen Kriminalfall. Es geht dabei spannend, turbulent und gegen Ende ganz schön schräg und abgedreht zu.
Florentine ermittelt in Flensburg, immer wieder kann man beim Lesen auf Landkarten im Buch nachvollziehen, wo sich die Handlung gerade abspielt. Alles ist so anschaulich beschrieben, dass man sich bildlich vorstellen kann, was gerade passiert. Die genauen Schilderungen machen große Lust, Flensburg auf Florentines Spuren einmal selbst zu entdecken.
Die Grundidee des Buchs ist originell, Florentine als Hauptfigur ist definitiv besonders, die Geschichte bietet sehr viele skurrile Szenen zum Lachen, immer dann, wenn Florentine im Umgang mit anderen mal wieder auf dem Schlauch steht. Die Gestaltung des Buchs ist absolut kreativ und gelungen, der Schauplatz interessant und reizvoll. Die Handlung im letzten Teil empfand ich allerdings dann doch als etwas zu verrückt, meiner zehnjährige Tochter erging es ähnlich, auch sie konnten bestimmte Aspekte nicht ganz überzeugen. Ein Buch für alle, die nicht immer mit beiden Beinen fest auf dem Boden stehen und schräge, phantasievolle, mysteriöse und unkonventionelle Geschichten mögen.

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Veröffentlicht am 14.04.2022

Gelungener, spannender Reihenauftakt mit interessantem Ermittlerteam

Schwarzlicht
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„Wenn sie bei AA eins gelernt hatte, dann, dass das Leben aus ein paar Schritten in die richtige Richtung und einem stolpernden Schritt zurück bestand. Wer etwas anderes glaubte, wurde nur enttäuscht. ...

„Wenn sie bei AA eins gelernt hatte, dann, dass das Leben aus ein paar Schritten in die richtige Richtung und einem stolpernden Schritt zurück bestand. Wer etwas anderes glaubte, wurde nur enttäuscht. Sie waren Menschen und daher machten sie Fehler.“

Ein brutaler, außergewöhnlicher Mord beschäftigt die Stockholmer Kriminalkommissarin Mina Dabiri und ihre Kollegen. In einer Kiste wurde eine tote Frau aufgefunden, von Schwertern durchbohrt. Das Ganze erinnert an einen misslungenen Zaubertrick, daher bezieht Mina den Magier und Mentalisten Vincent Walder in die Ermittlungen mit ein. Anfangs gestaltet sich die Zusammenarbeit Vincents mit der Polizei noch ungewohnt und holprig. Als ein zweiter Mord geschieht, kommt es auf jede Minute an. Fieberhaft arbeitet Vincent daran, den Code, der im Zusammenhang mit den Opfern bekannt wird, zu entschlüsseln. Ob der Mörder gefasst wird?

Camilla Läckberg und Henrik Fexeus erzählen klar, flüssig und gut verständlich. Sie schildern die aktuellen Ereignisse aus der Sichtweise von Vincent, Mina und anderen Beteiligten, stellen aber auch in Rückblenden Ereignisse dar, die für das Verständnis der Handlung wichtig sind. Die Abschnitte mit den Rückblenden hätten für mich optisch noch etwas deutlicher abgesetzt werden können.
Das Cover - ein Nagel, gelber, gespannter Faden vor schwarzem Hintergrund- ist schlicht, aber wirkungsvoll. Es gibt Rätsel auf, macht neugierig.

Mina und Vincent sind ein Ermittlerduo mit ganz eigener Dynamik. Mina hat Probleme mit der körperlichen Nähe zu anderen Menschen, sie fürchtet sich vor nichts mehr als vor Keimen. Daher stellen sie viele Situationen im Alltag immer wieder vor besondere Herausforderungen. Auch Vincent ist im Umgang mit anderen nicht versiert, so ist beispielsweise die Beziehung zu seiner Frau extrem konfliktbehaftet und von Missverständnissen geprägt. Als Mentalist ist Vincent in der Lage aus wenigen, kleinen Hinweisen erstaunliche Informationen zu schließen. Diese Fähigkeit prädestiniert ihn geradezu für die Polizeiarbeit.
Dass die Figuren über Ecken und Kanten verfügen, nicht glatt sind, Schwächen, Tiefen und Geheimnisse, ja mitunter sogar Leichen im Keller verborgen haben, gestaltet die Figurenkonstellation recht interessant und reizvoll. Auch wenn es innerhalb des Ermittlerteams Animositäten zu geben scheint - vor allem Ruben feindet Vincent im Speziellen und Frauen im Allgemeinen wiederholt an und lässt dabei Respekt vermissen - halten und arbeiten die Kollegen gut zusammen, unterstützen sich gegenseitig und springen ein, wenn Hilfe nötig ist.

Als großer Fan der Fjällbacka-Reihe von Camilla Läckberg habe ich lange auf einen neuen packenden Roman der Autorin gewartet. Hier ist er. Der Kriminalfall ist raffiniert, aber logisch und gut nachvollziehbar konstruiert. Gerade zum Ende hin entwickelt sich die Handlung extrem spannend, es wird atemberaubend dramatisch. Der Anfangs- und Mittelteil hätte stellenweise durchaus etwas straffer erzählt werden können, dennoch hat mich der Roman über die meiste Zeit gut unterhalten. Zwar wirken Minas Keimphobie und Vincents Unfähigkeit im Umgang mit anderen gerade anfangs etwas befremdlich, aber im Großen und Ganzen haben mich die Figuren überzeugt. Hier agieren Menschen mit Schwächen und Fehlern, keine Maschinen. Die involvierten Charaktere machen die Geschichte authentisch und greifbar. Die Zusammenarbeit und die Beziehung zwischen diesen komplizierten Charakteren bergen großes Potential.
Für mich ist der Auftakt der Trilogie definitiv gelungen. Ich bin neugierig, was dieses vielversprechende Team noch zu bieten hat. Für alle Fans gutgemachter skandinavischer Krimis ein empfehlenswerter Roman.

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Veröffentlicht am 08.04.2022

Motivierend gestalteter, lehrreicher Mitmachblock mit vielen abwechslungsreichen Anregungen

Wieso? Weshalb? Warum? junior AKTIV: Unsere Natur
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In der Natur gibt es so viel zu sehen und zu lernen. Der Mitmachblock „Unsere Natur“ bietet Kindern zahlreiche verschiedene Möglichkeiten, sich mit der Umwelt auseinanderzusetzen. Mit Stift, Schere und ...

In der Natur gibt es so viel zu sehen und zu lernen. Der Mitmachblock „Unsere Natur“ bietet Kindern zahlreiche verschiedene Möglichkeiten, sich mit der Umwelt auseinanderzusetzen. Mit Stift, Schere und Kleber entdecken Kinder hier die Natur. Zu jedem Thema (zum Beispiel Tiere wie Eichhörnchen oder Füchse, aber auch Pflanzen wie Bäume oder Erdbeeren) finden sich anfangs kurze Texte mit Sachinformationen, anschließend dürfen die Kinder passend zum Thema selbst aktiv werden. Da gibt es Ausmalbilder, Labyrinthe, Schattenrätsel, Aufgaben zum Verbinden und Einkreisen, Punkterätsel, aber auch Ausschneideaufgaben.
Warum quaken Frösche? Warum können Eichhörnchen gut klettern? Wie schwimmen Biber? Diese Fragen werden in knappen, kindgerechten Sätzen einfach verständlich beantwortet. Das Thema Natur ist hier recht breit gefasst, es behandelt heimische Tiere und Pflanzen genauso wie Meeresbewohner.
Der Block richtet sich an Kinder ab zwei bis vier Jahren. Gerade die Ausschneideaufgaben werden einige jüngere Kinder sicher noch überfordern. Hier müssen Erwachsene bestimmt unterstützend eingreifen.

Sachwissen und Selbermachen werden in diesem Block prima miteinander verbunden. Dass die Rätsel so vielfältig, abwechslungsreich und motivierend gestaltet sind, finde ich sehr gelungen. Die Arbeitsaufträge sind klar zu erkennen, viele davon können sich Kindern bestimmt auf Anhieb ohne zusätzliche Erklärungen selbst erschließen.
Dass sich auch Rätsel zum Thema Meer und Strand im Buch finden, empfinde ich dagegen nicht unbedingt als nötig. Übersichtlicher wäre es, wenn sich der Block nur auf den Wald oder die heimische Natur beziehen würde. Das Thema Meer ist so umfangreich, das ließe sich auch in einem eigenen Band behandeln.
Die Bindung riss leider sofort und alle Blätter waren dann lose, das ist ein Nachteil. Gerade wenn man den Block mitnehmen möchte, wäre es besser, die Bindung wäre etwas stärker und haltbarer.
Dennoch ein motivierender, abwechslungsreich gestalteter, lehrreicher Mitmachblock, der zahlreiche Beschäftigungsmöglichkeiten bietet und Kinder fordert und fördert.

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Veröffentlicht am 07.04.2022

Von der komplizierten Galaxie der Familie, von Enttäuschungen und neuen Hoffnungen

Die Nelsons greifen nach den Sternen
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„Die Familie Thomas war wie ein eigenes Sonnensystem. Planeten, die auf ihren Umlaufbahnen kreisten. Nein, keine Planeten. Eher Meteore oder Weltraumschrott. Schwebende Objekte, die manchmal zusammenstießen ...

„Die Familie Thomas war wie ein eigenes Sonnensystem. Planeten, die auf ihren Umlaufbahnen kreisten. Nein, keine Planeten. Eher Meteore oder Weltraumschrott. Schwebende Objekte, die manchmal zusammenstießen oder mit Wucht aneinanderkrachten und dann zerbrachen.“

Im Januar 1986 soll das Space-Shuttle Challenger ins All fliegen. Lehrerin Ms. Salonga bereitet ihre Schüler auf besondere Weise auf das Großereignis vor. Sie sollen sich vorstellen, selbst Teil der Besatzung zu sein und in Gruppen entsprechende Aufträge zum Thema erledigen. Die drei Geschwister die Zwillinge Bird und Fitch und ihr älterer Bruder Cash besuchen alle die siebte Klasse, nehmen an Ms. Salongas Projekt teil. Während Bird, die sich sehr für Technik interessiert, Feuer und Flamme für das Thema ist, plagen ihre Brüder ganz andere Sorgen…

Autorin Erin Entrada Kelly erzählt klar und flüssig, abwechselnd aus der Sicht der drei Geschwister, meist in der dritten Person Vergangenheit. Der Schreibstil ist schön zu lesen, lebendig und ausdrucksstark, immer wieder greift die Autorin Bilder aus dem Thema Weltraum auf. Nach den Abschnitten, in denen Bird zu Wort kommt, sind manchmal ein paar von Birds Skizzen abgedruckt, zum Beispiel ihre Darstellung eines Videorekorders, eines Röntgengeräts, der Challenger aber auch ihr Versuch, die Familienkonstellation der Familie Thomas abzubilden.
Das Buch richtet sich an Kinder und Jugendliche ab elf Jahren, aber ist auch für Erwachsene durchaus lesenswert.

Die Familie Nelson-Thomas ist keine Vorzeigefamilie, es mangelt ihr an echtem familiärem Zusammenhalt. Bird ist die Kluge unter den Geschwister, interessiert sich für Technik und Maschinen, malt gerne Skizzen von technischen Geräten und träumt davon die erste Shuttle-Kommandatin in der Geschichte der NASA zu werden. Bird ist der Ruhepol der Familie, wirkt ausgeglichen. Sie fühlt sich allerdings im Kreise ihrer Familie oft verloren und allein. Das Mädchen leidet darunter, dass seine Eltern oft streiten und in der Familie wenig gemeinsam unternommen wird. Als Bird eine andere Familie besucht, kommt ihr die eigenen Familie wie ein Parallalleluniversum vor. Sie sehnt sich nach Trost, Übereinkunft und Gemeinschaft.
Birds Zwillingsbruder Fitch verbringt seine Freizeit in der Spielhalle. Beim Zocken ist er sehr geschickt, im Umgang mit anderen eher weniger. Seine Wut hat er oft nicht unter Kontrolle, reagiert dann impulsiv und flippt aus.
Cash bringt in der Schule schlechte Leistungen, er musste bereits die siebte Klasse wiederholen. Seine Karriere im Basketballteam scheitert ebenfalls. Cash versteckt seine wahren Gefühle, nicht gut genug zu sein, hinter gespielter Lässigkeit.
Drei völlig verschiedene Geschwister haben wenig gemein, befinden sich auf eigenen Umlaufbahnen. Die Leser werden sich mit den unterschiedlichen Figuren unterschiedlich gut identifizieren können.

Die Geschichte beschreibt eine Familie aus Individualisten, in der Gemeinschaft keine große Rolle spielt. Nicht zuletzt das Unglück um den Start der Challenger macht deutlich, dass das Leben immer wieder für Enttäuschungen sorgt. Doch gerade diese Katastrophe scheint in der „kaputten“ Familie etwas zu bewegen. Über weite Strecken wirkt die Geschichte ziemlich beklemmend. Alle Geschwister haben ihr Päckchen zu tragen, Fitch und Cash haben Probleme, Bird hält sich mit Träumen über Wasser, doch ihre Träume werden jäh zerstört. Birds Absturz lässt die Familie näher aneinanderrücken. Nicht von jetzt auf gleich, aber der erste Schritt dazu ist getan. Am Ende deutet sich für jedes Problem der Kinder eine Lösung an.
„Die Nelsons greifen nach den Sternen“ ist ein mitunter ziemlich deprimierendes Buch, aber auch eines, das zeigt, dass das Leben auch nach den größten Katastrophen und Verlusten weitergeht. Eines mit vielen kleinen Wahrheiten über die herausfordernden, komplexen Galaxien des Weltalls, des Lebens und der Familie. Eines das durchaus auch Mut macht: „Wir können uns nicht auf das beschränken, was leicht geht, sonst würden wir nie etwas entdecken.“ Auch wenn wir alle nur kleine Sandkörnchen sind, können wir mit kleinen Gesten und Taten etwas bewirken. Ms Salonga drückt es so aus: „Blickkontakt ist das einfachste Geschenk, das man einem Menschen machen kann.“ „Leute brauchen das Gefühl, gesehen zu werden.“ Und: „Klein zu sein bedeutet nicht, unwichtig sein. Verwechselt Größe niemals mit Stärke.“
Das Buch eignet sich meiner Meinung nach ideal als Schullektüre. Jeder Leser wird die Botschaft etwas anders interpretieren. Die Geschichte wird sicher für Diskussionen sorgen, mag die Handlung manchen womöglich zu wenig greifbar erscheinen und der rote Faden nicht auf Anhieb zu erkennen sein. Dennoch für mich auf alle Fälle ein Buch, das es wert ist, darüber zu sprechen. Es hat viel zu sagen, auch wenn es vielleicht nicht die Sprache der heutigen Jugend sprechen mag und die Leser sich erst auf die Geschichte einlassen müssen, um ihre Wirkung zu spüren. Aber der Einsatz lohnt sich.

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Veröffentlicht am 05.04.2022

Die gefährliche, aufregende Reise geht weiter - spannende Fortsetzung des Meeresabenteuers

Survivors - Das Riff der Anderen
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„Mit der Idee im Kopf wird der Weg das Ziel.“

Nachdem ihr eigenes Riff gestorben ist, suchen Zacky und der restliche Schwarm immer noch nach einer neuen Heimat. Wenn sich nicht bald eine Lösung findet, ...

„Mit der Idee im Kopf wird der Weg das Ziel.“

Nachdem ihr eigenes Riff gestorben ist, suchen Zacky und der restliche Schwarm immer noch nach einer neuen Heimat. Wenn sich nicht bald eine Lösung findet, werden die Polypen in Scirs Auge nicht überleben. In der Tiefe des Meeres treffen sie auf Fuhaar, einen besonderen Fisch, der eine schwer verständliche Sprache spricht. Er ist nicht die einzige neue Bekanntschaft. Mit Fuhaar im Schlepptau erreichen die Survivors ein Riff, das laut den Bewohnern ausreichend Platz und Futter für alle Fische bietet. Sind die Freunde endlich am Ziel angelangt?

Autor Boris Pfeiffer erzählt kindgemäß, bildhaft, lebendig und klar in der ersten Vergangenheit. Eine Besonderheit der Sprache sind die aussagekräftigen Wortschöpfung, Dondon fühlt sich beispielsweise „lichtengelig“. Die Lieder der einzelnen Fische mögen anfangs ein wenig kryptisch wirken, gestalten die Geschichte aber durchaus abwechslungsreich.
Die Schrift ist normal groß gedruckt, der Zeilenabstand etwas weiter als gewöhnlich, daher lässt sich der Text recht angenehm lesen. Die Geschichte wird durch interessante, detaillierte Schwarzweißbilder aufgelockert, auf denen die Survivors in Aktion zu sehen sind. Die Kapitelzahlen am Anfang sind jeweils mit kleinen Meeresmotiven verziert.
Das Buch richtet sich an Kinder ab neun, zehn Jahren.

Ein bunter Schwarm an vielfältigen Charakteren führt durch die Geschichte. Da sind unter anderem Zacky mit den zwei verschiedenen Seiten, seine einäugige, mutige Freundin Scir, die die Verantwortung für die Polypen in ihrem Auge trägt, Hai Heuler, der permanent jammernd gegen seine Natur kämpft oder der Tiefseeriese Dondon, der wie ein Philosoph den Lichtengel in sich sucht. Diesmal wird der Schwarm durch den Mondfischsänger Fuhaar erweitert, der zunächst sehr seltsam und verwirrt scheint, aber durchaus sehr klare und hilfreiche Gedanken hat.
Da sehr viele Charaktere vorkommen, war es nicht immer einfach, die Figuren und ihre Rollen einzuordnen. Angesichts der großen Zahl an Figuren würde ich mir eine Aufstellung aller Mitwirkenden am Anfang wünschen.

Was für eine dramatische, gefährliche und spannende Reise! Zacky und seine Freunde erleben ein Abenteuer, das seinesgleichen sucht. Sie tauchen in die unbekannte Tiefe, nehmen ein Waltaxi, müssen erkennen, dass nicht alles ist, wie es scheint und erleben hautnah, was Menschen mit ihrem Handeln anrichten. Die Reihe macht aufmerksam auf das übermächtige Problem des Meeressterbens und der Rolle der Menschen dabei. Doch immer wieder blitzen auch kleine Hoffnungsschimmer auf. Beispiellos und absolut bemerkenswert, wie die Figuren nicht aufgeben und ums Überleben kämpfen. Ich bin mittlerweile von dem ungewöhnlichen Schwarm extrem beeindruckt, möchte gerne dabei sein, wenn die Truppe hoffentlich irgendwann ihr Ziel erreicht. Für mich dank des intensiveren Bezugs zu den Figuren noch besser, lebendiger, mitreißender als der erste Band, den man allerdings besser gelesen haben sollte, um die Handlung komplett erfassen zu können. Eine Reihe für Leser mit starken Nerven, die sich für Natur und Tiere interessieren.

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