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Veröffentlicht am 10.10.2022

Tragisch!

Target. Du bist das Ziel
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Seit 3 Monaten arbeitet Lisa Kern beim BKA und nun darf sie zum ersten Mal bei einem Spezialeinsatz mitmischen. Ein pädophiler Täter hat ein Mädchen entführt und wird in einem Waldstück vermutet. Doch ...

Seit 3 Monaten arbeitet Lisa Kern beim BKA und nun darf sie zum ersten Mal bei einem Spezialeinsatz mitmischen. Ein pädophiler Täter hat ein Mädchen entführt und wird in einem Waldstück vermutet. Doch Lisa muss tief schockiert feststellen, dass sie den überführten Täter kennt. Der Täter ist ihr Vater, den sie seit 15 Jahren nicht mehr gesehen hat und er soll verantwortlich für die Entführung der 12Jahre alten Anneke Jaspers sein?

Kurze Zeit nach der Ergreifung verübt ihr Vater Selbstmord, die Presse bekommt Wind von der Sache und verfolgt Lisa. Ihr Chef suspendiert sie vom Dienst und sie taucht unter, ermittelt jedoch weiter. Die junge Beamtin gerät dabei tief in den Sumpf der Kriminalität, deren Ursprung im Darknet zu finden ist.




Die Geschichte beginnt mit der Schlüsselszene «Das Ende» auf einer stillgelegten Eisenbahnbrücke in Wiesbaden und hat bei mir schon für ordentlich Gänsehaut gesorgt. Dort geschieht nämlich etwas, was ich die ganze Lektüre lang im Hinterkopf hatte. Unter diesem Aspekt empfand ich die Handlung noch mal eindringlicher, denn man kann als Leser regelrecht zusehen, wie das Leben von Lisa bergab geht.

Rückblicke in ihre Kindheit zeichnen ein tristes Bild und zeigen eine sehr problematische Vater - Tochterbeziehung. Die gesundheitlichen Probleme ihres Vaters sind eindrücklich und bedrückend geschildert, einschneidend für Lisas Jugendzeit und Berufswahl. Doch auch die Hetzjagd der Presse und ihre Recherchen im Darknet sind verstörend. Gerade die Einblicke in das Darknet zeigt viele kriminelle Aspekte und war mir leider etwas zu ausschweifend erzählt.

Mir hat die junge Polizeibeamtin sehr oft leidgetan, denn ihre Lebensgeschichte empfand ich als sehr tragisch. Ihre Antwort auf die Enthüllung, dass ihr Vater ein Serientäter sein soll, sind eigene Recherchen, die sie oft mit unkonventionellen Mitteln vorantreibt. Sie dreht wortwörtlich jeden Stein um. Ihre Mittel, um an Ergebnisse zu kommen, sind nicht immer rechtskonform.

Lisa Kern ist eine Kämpferin. Daher habe ich gespannt darauf gewartet, warum sie so weit geht und in die Situation gerät, die in der zu Beginn geschriebenen Szene erwähnt wird. Ich habe regelrecht auf den Schluss gewartet, der dieses Buch eingeleitet hat und ja schon bekannt war. Allerdings war gerade diese Szene doch sehr "Superwoman" mässig und komplett unreal.

Rasant ist die Handlung, sehr ausgewogen der Schreibstil. J.C Frey ist das Pseudonym von Alex Pohl und unter seinem richtigen Namen schreibt er Krimis.

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Veröffentlicht am 06.10.2022

Mitten aus dem Leben!

Meine bessere Schwester
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Eine Beerdigung lässt die Familie von Alice wieder zusammenkommen. Ihre Mutter Celia, Bruder Michael und Zwillingsschwester Hanna haben sich lange nicht gesehen und versuchen sich an dieser Beerdigung ...

Eine Beerdigung lässt die Familie von Alice wieder zusammenkommen. Ihre Mutter Celia, Bruder Michael und Zwillingsschwester Hanna haben sich lange nicht gesehen und versuchen sich an dieser Beerdigung zusammenzuraufen. Viel…zu viel… ist in ihrer Vergangenheit geschehen. Mutter Celia, oft nur noch genervt von ihren drei Kindern nach der Trennung von Mann Paul, ist und war nicht wirklich liebevoll. Hanna und Alice, die grundverschieden waren und sind, finden schwer Zugang zueinander. Zu viel ist in der Vergangenheit geschehen.




Titel und Cover suggerieren, dass es in diesem Roman um die Beziehung zwischen zwei Schwestern geht. Dabei ist diese Geschichte viel mehr!
Denn nicht nur die Zwillingsschwestern Hanna und Alice stehen im Mittelpunkt der Handlung, genauso oft ist auch ihr älterer Bruder Michael und die Mutter Celia zugegen. Von letzterer erfährt man auch die Geschichte, wie sie und Paul, der Vater ihrer Kinder, zusammengefunden haben. Dies wird im zweiten Kapitel erörtert und mir gefiel der Moment, als ich begriffen habe, dass diese Celia, die als junge Studentin im Mittelpunkt steht, die Mutter der Zwillinge ist.

«Meine bessere Schwester» ist eine typische Familiengeschichte mit typischen Themen, wie Eifersucht zwischen Geschwistern, unterschiedliche Lebenseinstellungen und Charaktere von Zwillingen. Allerdings herrscht in dieser Familie eine latente Unzufriedenheit. Die drei Frauen der Familie glänzen mit einem nicht vorhandenen Selbstvertrauen, was zumindest bei den beiden Töchtern ganz sicher mit der Wertschätzung von Celia zu ihren Töchtern zu tun hat. Immer wieder hat die Autorin kurze Bemerkungen eingestreut, die meiner Meinung nach nah an der Grenze von emotionaler Misshandlung schrammen.

Celia hat bei mir die grössten Emotionen ausgelöst und ich konnte kaum fassen, dass eine Mutter so gehässig, lieblos und böse mit ihren Kindern sein kann. So ist es denn auch nicht verwunderlich, dass eine der Zwillinge in eine psychische Erkrankung fällt und die andere dauer - angepasst Mäuschen spielt. Die psychische Erkrankung fand ich sehr gut thematisiert und eindrücklich war die Figur mitten in der Psychose skizziert.

Rebecca Wait hat es geschafft, jedes der vier Familienmitglieder sehr nah zu zeigen und man taucht als Leser völlig in die jeweilige Welt ein. Trotzdem wird die Handlung nicht wirr und/oder chaotisch, sondern man erkennt durchgängig den roten Faden.
Ab und zu hätte ich mir Szenen etwas gekürzt gewünscht. Ich denke da zum Beispiel an eine Studentenparty, die hätte gestrafft werden können.
Als Leser sieht man regelrecht zu, was in der Familie alles schiefläuft. Oft habe ich den Kopf geschüttelt über das manchmal verletzende oder seltsame Verhalten der Figuren.
Die Autorin hat eine Geschichte «mitten aus dem Leben» erschaffen mit Problemen, die sich, wenn auch nicht so ausgeprägt, in vielen Familien finden.

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Veröffentlicht am 04.10.2022

In die Länge gezogen!

Mensch ohne Hund
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105 Lebensjahre wollen gefeiert werden. Karl-Erik Hermansson wird ein paar Tage vor Weihnachten 65 Jahre alt, seine Lieblingstochter Edda 40 Jahre. Kurz vor dem Verkauf des Elternhauses und der Uebersiedlung ...

105 Lebensjahre wollen gefeiert werden. Karl-Erik Hermansson wird ein paar Tage vor Weihnachten 65 Jahre alt, seine Lieblingstochter Edda 40 Jahre. Kurz vor dem Verkauf des Elternhauses und der Uebersiedlung von Karl-Erik und Rosemarie in südliche Gefilde, treffen sich die Kinder und Enkel noch mal in Kymlinge. In der Nacht vor dem Fest verschwindet jedoch einer der Anwesenden spurlos und in der Nacht nach dem Fest ist erneut ein Familienmitglied verschwunden. Inspector Gunnar Barbarotti nimmt die Befragungen der Anwesenden auf und entdeckt, dass niemand so richtig etwas weiss über den Verbleib der beiden.



Dies ist der erste Fall von Inspector Gunnar Barbarotti, wobei man eigentlich nicht so richtig von Fall sprechen kann. Inspector Barbarotti wird eingesetzt, nachdem zwei Menschen verschwunden sind. Er nimmt auch einige Zeugenbefragungen vor und reist mal hierhin, mal dorthin, um diese zu verhören. Bei beiden Auflösungen der Vermisstenfälle spielt der Ermittler jedoch keine tragende Rolle. Beim ersten Vermissten ist eine zufällige Entdeckung einer Nebenfigur der Auslöser für die Aufklärung. Beim zweiten Vermissten wird man als Leser nebenbei von einer Figur informiert, was geschehen ist. Als einen richtigen Krimi empfand ich das Buch nicht. Passend ist meiner Meinung eher die Einteilung «Familiendrama».

Im Mittelpunkt steht die Familie Hermansson mit ihren zehn Mitgliedern. Jedes Familienmitglied ist seltsam, eher schwermütig und deprimierend charakterisiert. Gute Laune gibt es in dieser Familie nicht und so ist die ganze Handlung düster und melancholisch. Jede und jeder fühlt sich nicht so richtig wohl in dieser Familie und möchte am liebsten überall sein, nur nicht auf diesem verhängnisvollen Geburtstagsfest. Der Autor lässt tief in die dunklen Abgründe der Familie blicken. Er tut dies sehr ausufernd. Es benötigt sehr viel Geduld, bis jedes der Familienmitglieder bis auf das kleinste Detail beschrieben und eingeführt ist. Ausdauernd werden die Beziehungen untereinander, die Weltanschauung und die Lebensart jedes einzelnen beschrieben. Der Autor kommt hier vom Hundertsten ins Tausendste, was sehr viel Nerven braucht. Dabei sind diese 190 Seiten nicht direkt langweilig, nur eben sehr in die Länge gezogen.

Dabei hat mir gefallen, wie es Hakan Nesser geschafft hat, eine dunkle Grundstimmung zu zaubern. Er beleuchtet zudem jede Figur bis ins kleinste Detail und so kann man sehr rasch die zehn Mitglieder der Familie auseinanderhalten. Bei der einmal gewählten Charakterisierung bleibt der Autor und es gibt keine unklaren oder vagen Reaktionen der Figuren. Bei den Auflösungen war ich doch überrascht, denn die habe ich nicht kommen sehen.

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Veröffentlicht am 26.09.2022

Wer erzählt die Wahrheit?

Was ich euch verschweige
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Keeley und Nina sind Waisen und leben seit dem Tod ihrer Mutter mal in Pflegefamilien, mal im Waisenhaus. Eines Tages ist die jüngere Nina verschwunden und Keeley scheint zu ahnen, was mit ihrer Schwester ...

Keeley und Nina sind Waisen und leben seit dem Tod ihrer Mutter mal in Pflegefamilien, mal im Waisenhaus. Eines Tages ist die jüngere Nina verschwunden und Keeley scheint zu ahnen, was mit ihrer Schwester geschehen ist.

Es braucht jedoch sehr viel Fingerspitzengefühl von DCI Jonah Scheens, um Stück für Stück herauszufinden, wo Nina steckt.




In losen eingefügten Kapiteln erzählt Keeley nach dem Verschwinden ihrer jüngeren Schwester Nina ihre Geschichte.
Die beiden Teenager, die in dem Augenblick, als Nina verschwindet, 14 und 16 Jahre alt sind, haben schon viel erlebt. Traumatisiert durch den frühen Tod der Mutter, hatten die Mädchen nur einander und wurden in Obhut gegeben. Wie immer, wenn Kinder involviert sind, habe ich mit den Schwestern mitgelitten. Man erfährt durch Keeley die verschiedenen Stationen in ihrem Leben und erkennt, dass in der Beziehung der Schwestern einiges gut, aber auch etliches schieflief.

Oft ist die Schwesternbeziehung geprägt von Missgunst und Eifersucht, deren Ursprung wohl in der Vergangenheit liegt. Mehr und mehr wurde ihre Beziehung toxisch und wohl leider das Resultat ihres frühen Verlustes. Oft war ich mir nicht sicher, ob Keeley gerade munter was vor flunkert oder erzähltes tatsächlich so geschehen ist. Da ging es mir wie den DCIs, die in die Suche von Nina involviert sind. Diese Unsicherheit, wie weit Keeley lügt oder die Wahrheit sagt, hat die Autorin über sehr lange Zeit aufrechterhalten können. Clever gemacht! Der Grund für diese Unsicherheit ist sicher auch, weil Keeley eine interessante Figur ist und gelungen charakterisiert, wurde.

Neben diesen Kapiteln, in denen Keeley erzählt, ist man hautnah dabei, wie die Ermittler versuchen herauszukriegen, wo Nina steckt. Dabei stehen DCI Jonah Scheens und DC Juliette Hanson im Vordergrund. Wohl nicht zufällig ist diese männliche und weibliche Version der Ermittler. Wobei Sheens, der gerade Vater wurde, weitaus emotionaler reagiert als seine Kollegin. Für mich war dies die positive Überraschung, hebt sich die Geschichte dadurch sehr gut vom Schwarzweiss Denken und klischeehafter Charakterisierung ab!

Nach "Bis ihr sie findet" und " Wer auf dich wartet" ist dieses Buch der dritte Fall mit DCI Jonah Scheens. Meiner Meinung nach kann es jedoch total unabhängig davon, ob man die ersten zwei Bücher kennt oder nicht, gelesen werden. Die privaten Belange von Scheens spielen eine untergeordnete Rolle und man kann auch ohne Vorwissen folgen.

Die Geschichte hat mich regelrecht in seinen Sog gezogen und ich konnte das Buch praktisch nicht mehr zu Seite legen. Ich musste einfach wissen, was mit Nina geschehen ist und was ihre Schwester Keeley über ihr Verschwinden weiss. Immer wieder kamen Zweifel auf, welche der Schwestern denn nun mit falschen Karten spielt und welche Mitläufer ist. Ist Nina freiwillig verschwunden oder ist ihr etwas geschehen? Weiss Keeley mehr über dieses Verschwinden, als sie eingesteht? Haben verschiedene Figuren aus der Vergangenheit der Schwestern noch heute Einfluss über ihre Handlungen?

Gegen Schluss waren es mir etwas zu viele Plot Twists und überraschende Wendungen, die bei mir das Gefühl aufkommen liessen, dass die Autorin hektisch wurde und überall " noch einen draufsetzen wollte".

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Veröffentlicht am 19.09.2022

Unruhig!

Die Puppenmacherin
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Ein neuer Fall für die Fünfte Mordkommission in Berlin. Nils Trojan wird zu einem entsetzlichen Tatort gerufen. In einem Keller in einem Mehrfamilienhaus wurde das Opfer Frida König aufgefunden. Ihre Leiche ...

Ein neuer Fall für die Fünfte Mordkommission in Berlin. Nils Trojan wird zu einem entsetzlichen Tatort gerufen. In einem Keller in einem Mehrfamilienhaus wurde das Opfer Frida König aufgefunden. Ihre Leiche ist eingeschäumt mit einem handelsüblichen Bauschaum.

Die junge Frau wurde von ihrem Mörder überwältigt und ist qualvoll gestorben. Bei seinen Recherchen stösst Trojan auf einen ähnlichen Fall. Der damalige Mörder Karl Junker ist Jahre zuvor jedoch an den Folgen eines Unfalls gestorben.

Hat ein Trittbrettfahrer dieselbe Tötungsmethode übernommen?






«Die Puppenmacherin» ist nach «Der Federmacher» der zweite Fall der Berliner Mordkommission. Was durch das Wort «Puppen» im Titel weniger brutal tönt, ist jedoch fast noch brutaler und gruseliger. Denn die Tötungsmethode, das Opfer langsam im Schaum ersticken zu lassen, ist brutal und perfide. Man muss, meiner Meinung nach, den vorderen Band nicht unbedingt kennen, um hier mithalten zu können.

Nils Trojan, der immer noch an den Folgen des vorderen Falles nagt und gesundheitlich nicht auf der Höhe ist, wird einmal mehr stark gefordert. Ihm wird als Entlastung die Psychologin Jana Michels zur Seite gestellt und mit ihr hält eine schleppend verlaufende Lovestory Einzug in die Handlung und Trojans Leben. Geprägt wird ihre keimende Beziehung noch vom Federmann, denn Jana Michels war schon im ersten Fall involviert.

Max Bentow verbindet in diesem Thriller mehrere Fälle. Da ist erst einmal eine Tat, die Nils Trojan seit seiner Kindheit mit sich schleppt. Dann ist der aktuelle Fall, die neuen Fälle nach dem Muster vom verstorbenen Mörder Karl Junker und als Letztes die Tat einige Jahre zuvor an der Gestalterin von Puppen. Dabei schafft es der Autor sehr gut, dass man sich nicht verzettelt in der Gegenwart, der nahen und weiteren Vergangenheit und den Fällen. Weniger übersichtlich empfand ich die Perspektivwechsel. Manchmal wechselt Max Bentow die Perspektiven in jedem Abschnitt und ich musste mich immer wieder neu auf die Figuren und Situationen einstellen. So fühlte ich mich öfters aus dem Lesefluss gerissen und die Handlung wurde unruhig. Hier hätten weniger rasch aufeinanderfolgende Perspektivwechsel der Geschichte mehr Ruhe und damit Tiefe gegeben.

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