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Veröffentlicht am 11.11.2019

Testosteron in Italien!

Die Toskanamänner
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Vier Freunde, die durch dick und dünn gehen und das seit der Schulzeit. Nun sind sie um die 50 Jahre alt, gefestigt in ihren Beziehungen und im Job. Doch dann verschwindet am Tag, nach dem Ehemaligentreffen ...

Vier Freunde, die durch dick und dünn gehen und das seit der Schulzeit. Nun sind sie um die 50 Jahre alt, gefestigt in ihren Beziehungen und im Job. Doch dann verschwindet am Tag, nach dem Ehemaligentreffen ihrer alten Schule, Alain spurlos. Rudi, Thomas und Markus vermuten, dass Alain seiner Jugendliebe Claudia, die er am Klassentreffen nach vielen Jahren wieder getroffen hat, in die Toskana nachgereist ist. Die drei Freunde machen sich auf den Weg nach Italien um Alain zu suchen. Mitsamt jugendlicher Verstärkung und Hund Otto.


Wie der Titel verspricht, geht es in diesem Buch hauptsächlich um Männer. Und so wird es zwar etwas einseitig. Denn wenn Frau dieses Buch liest, muss sie sich durch allerlei Männerthemen lesen. Egal ob die Sterilisation des Mannes oder die Diskussionen um Wein und Frauen in der Toskana. Ich empfand es jedoch auch als interessant. Denn, wann kann Frau schon bis in den tiefsten Winkel von Männerköpfen und Seelen schauen?
Die Männer scheuen weder Kosten, Zeit und Mühe um ihren verlorenen Freund zu finden. Etwas, was mir grundsätzlich sehr gefällt. Denn Freunde fürs Leben ist ein Thema, das emotional ist und hier empfand ich die Ausarbeitung dieser Männerfreundschaft als sehr gut.
Jeder der vier Freunde verfügt über Eigenschaften, die ihn unverwechselbar machen. Einerseits wurde ab und zu etwas überkonstruiert, andererseits haben die Figuren dadurch auch Wiedererkennungswert. Otto, der Kravallhund, den schwarze Männerhosen aggressiv machen und der mit Vorliebe sauteure Trüffel frisst, ist grandios beschrieben. Aber auch Hausmann Markus, der die Frühstücksbrote seiner Familie fest im Griff hat und seine Karrierefrau über alles liebt.
Die Handlung ist sehr komplex, denn erst springt sie, gerade zu Beginn des Buches zwischen der Reise in die Toskana und einige Tage zurück. Dadurch erfährt man auch viel vom Leben der einzelnen Figuren, und so werden immer wieder Nebengeschichten eingeflochten. Ueber die Jobs, Beziehungen, Familien und die Freundschaft der Freunde. Eine Freundschaft, die seit der Schulzeit , also 20 Jahre und länger, währt.
Eine Einführung in die Figuren, den Hund Otto mal ausgenommen, gibt es nicht gross. Anhand der Rückblicke lernt man die Figuren näher kennen und ich mochte alle auf Anhieb.
Den Schreibstil habe ich als vielseitig empfunden. Von äusserst amüsant zu lesenden Passagen bis zu langatmigen Stellen habe ich alles gefunden. Den Witz und das Humorvolle habe ich vor allem in den Dialogen zwischen den Freunden entdeckt. Wenn dann allerdings die Hundeerziehung von Otto unter den Freunden diskutiert wird, empfand ich das als weniger prickelnd.
Die Freunde lassen es sich in ihrem Häuschen mit gemauerten Türmchen in der Toskana gut gehen. Wenn dann an einem lauen Abend auf der Terrasse Coniglio al vino rosso mit einem Glas Chianti genossen wird, dann träumt man sich als Leser in einen Urlaub nach Italien. So wie zu einem Italienurlaub gehören auch die kulinarischen Genüsse der Toskana in dieser Geschichte dazu.
Mich hat dieses Buch über den Roadtripp der Freunde gut unterhalten.

Veröffentlicht am 07.11.2019

Setting à la Hitchcock

Der zehnte Gast
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Erholung, Ruhe, Abgeschiedenheit! Das ist es, was die Gäste im Mitchell's Inn in den Catkill Mountains suchen. Doch genau die Abgeschiedenheit wird zur Todesfalle. In einem Schneesturm, mitten im Nirgendwo, ...

Erholung, Ruhe, Abgeschiedenheit! Das ist es, was die Gäste im Mitchell's Inn in den Catkill Mountains suchen. Doch genau die Abgeschiedenheit wird zur Todesfalle. In einem Schneesturm, mitten im Nirgendwo, sind der Besitzer des Hotels, James Harwood, sein Sohn Bradley und ihre Gäste eingeschlossen. Eines Morgens liegt eine tote Frau am Fuss der Treppe. Was zuerst wie ein Unfall aussieht, stellt sich als brutaler Mord aus. Das Telefon ist tot, die gesamte Technik streikt, die Menschen verbarrikadieren sich im Hotel …. bis eine weitere Frau stirbt.


Ich war beim Thrillerdebut " The Couple Next Door " schon begeistert von der Autorin. Bei "A Stranger in the House" und auch hier, in ihrem neuen Thriller, konnte sie mich wieder überzeugen.
Shari Lapena verbindet stets authentische Figuren, eine spannende Geschichte und einen sehr gut ausgearbeiteten Plot.
Dabei fiel mir der Start in diese Geschichte nicht mal so leicht. Denn zu Beginn stürmt eine geballte Ladung Figuren und ihre Geschichten auf den Leser ein. Ich empfand es als schwierig diese auseinander zu halten. Doch nach und nach werden die Figuren vertraut. Dies auch aus dem Grund, da jede Figur mit markanten Details versehen wurde.
Immer wieder wird die Perspektive gewechselt und so sieht man als Leser in die Köpfe der verschiedensten Figuren. Erfährt so ihre Gedanken, Verdächtigungen und Ängste.
Da sind zum Beispiel Beverly und Henry. Ein älteres Paar, das versucht bei dem Wochenendaufenthalt die Ehe zu retten. Oder der bekannte Staatsanwalt David, dessen Frau vor Jahren umgebracht wurde. Aber auch die exzentrische Autorin Candice und das schwer verliebte Pärchen, Dana und Matthew, die eine letzte Auszeit vor ihrer Hochzeit geniessen möchten. Andere, wie die vom Krieg in Afghanistan traumatisierte Riley, die mit Freundin Gwen anreist, waren mir von Beginn weg suspekt.
Und genau damit spielt die Autorin. Für Verdächtigungen, wer, denn nun als Mörder sein Unwesen treibt, hat man viel und oft Gelegenheit. Immer wieder wird eine falsche Spur gestreut, der ich wie ein Lamm gefolgt bin. Und bei denen ich auch 40 Seiten vor Schluss keine Ahnung hatte, wer, wann und weshalb gemordet hat.
Gegen Schluss wird es noch mal richtig fesselnd, als endlich die Polizei ein Durchkommen durch Schnee und Eis findet. Und hier endet der gut ausgearbeitete Plot leider abrupt. Was die Autorin hier unter Ermittlungen und Auflösung präsentiert, ist ihrer nicht würdig. Schnellstens wird die verantwortliche Figur gefunden, verhört und verhaftet. Und dabei in ebenso schnellem Tempo, der Grund für die Morde erzählt. Schade, das Ende hat mir so ganz und gar nicht gefallen. Auch wenn ich die Figur, die für die Morde verantwortlich ist, nie auf dem Schirm hatte.
Ganz hervorragend beschrieben wurde das Landhaus mitten in Eis, Kälte und Schneegestöber, umgeben von Bäumen. Als da auch noch der Strom ausfiel, war man als Leser wirklich mittendrin im Setting à la Hitchcock. Sehr atmosphärisch und inklusive Schneesturm!

Veröffentlicht am 26.10.2019

Von Frauen und Freundschaft

Garten der Frauen
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Die vier Freundinnen Lee, Emma, Isabel und Rudy treffen sich seit Jahren regelmässig abwechselnd bei einer von ihnen zu Hause. Sie vertrauen sich, helfen einander und gehen durch dick und dünn. Durch gute ...

Die vier Freundinnen Lee, Emma, Isabel und Rudy treffen sich seit Jahren regelmässig abwechselnd bei einer von ihnen zu Hause. Sie vertrauen sich, helfen einander und gehen durch dick und dünn. Durch gute und schlechte Zeiten. Auch als Isabel schwer erkrankt, Lee unter ihrer Kinderlosigkeit leidet, Emma unglücklich verliebt ist und Rudy sich gegen ihren schwierigen Ehemann durchsetzen muss.


Der Start in dieses Buch viel mir schwer. Denn dadurch, dass die Frauen reihum in einem Kapitel in Ich Perspektive erzählen, wird die Geschichte unberechenbar. Ich wusste oft auch nicht, ob der Ausdruck "Geschichte " angebracht ist. Denn unter einer Geschichte verstehe ich eine fortlaufende Handlung mit einem roten Faden. Da jede einzelne der Frauen Tendenz zeigt, abzuschweifen, gerät die Handlung des öfteren wie Kraut und Rüben durcheinander.
Die Ich Perspektive von Lee, die mit ihrer Kinderlosigkeit bei mir für Mitleid gesorgt hat, habe ich gerne gelesen. Emma empfand ich als langweilig und oberflächlich. Ich konnte leider ihrer Erzählung über die verschiedensten Interviews nicht viel abgewinnen. Dann wieder Rudy, die äusserst unnahbar wirkt . Da war Geduld angesagt, bis man das Problem von Rudy, überhaupt ihre Persönlichkeit verstand.

Der Schreibstil ist komplex, und ist wie die Handlung leicht überladen. Ich habe durch die regelmässigen Perspektivwechsel Zeit benötigt um bei den Figuren " anzukommen ". Dann habe ich sehr schnell geschätzt, in 4 verschiedene Köpfe sehen zu können.
Erst gegen Mitte gehen die Erzählungen weg von Männergeschichten, Treffen mit Männern und Liebesproblemen und die Frauen werden reifer und die Themen tiefgründiger. Es sind Themen wie eine Affäre mit einem verheirateten Mann, Selbstbestimmung, lebensbedrohende Krankheit und Kinderlosigkeit, Depression und Wünsche, Träume und Ziele im Leben. Aber auch Freundschaft und Loyalität.
Mich hat zum Beispiel sehr berührt, wie die Freundinnen buchstäblich Tag und Nacht für Isabel da sind. Trotzdem wird die Freundschaft zwischen den vier Frauen nicht als eitel Sonnenschein mit rosaroten Wolken beschrieben. Es wird auch gestritten, Partei ergriffen und schonungslos den Spiegel vorgehalten. Ganz wie im realen Leben.

Veröffentlicht am 20.10.2019

Unterhaltsam, ohne Tiefgang!

Midlife-Cowboy
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Tillmann Klein ist verheiratet mit Sonja, hat zwei süsse Kinder und ein Reihenhaus mit Teich und Terrasse. Er könnte glücklich sein … aber in letzter Zeit fragt er sich des öfteren, ob das alles war? Tillmann ...

Tillmann Klein ist verheiratet mit Sonja, hat zwei süsse Kinder und ein Reihenhaus mit Teich und Terrasse. Er könnte glücklich sein … aber in letzter Zeit fragt er sich des öfteren, ob das alles war? Tillmann fühlt sich wieder jung und begehrt, als Larissa, seine neue Assistentin Interesse an ihm zeigt. Doch Tillmann wäre nicht Tillmann, wenn das Ganze nicht in einer Katastrophe enden würde.
Auf einer Dienstreise nach Budapest gerät er in eine peinliche Situation … wird seine Frau Sonja den Braten riechen? Seine Freunde Tom, Gereon und Guido unterstützen ihn, wo sie können. Bis zum bitteren Ende!

Tillmann ist das Klischee von einem Mann in der Midlife - Crisis. Sein Körper nagt am Alter der Zeit, sein Geist will das nicht so wirklich wahr haben. Auch seine Versuche, joggend oder in einem Fitnessstudio seinen Körper zu stählen, sind das pure Klischee.
Aber überaus lustig geschrieben.
Ja, als weibliche Leserin kann man ordentlich lachen, was Tillmann so alles anstellt um seine alte Form wieder zu finden. Doch irgendwann kippt das Ganze, und Tillmann stellt sich ernsthaft Fragen, was sein Sinn des ( restlichen ) Lebens ist …. und wo sein Weg hinführt. Dieses Mischung aus Slapstickszenen und Szenen, in denen mir seine Frau Sonja leid tat, empfand ich als gut gelungen. Auch wenn einige dieser Szenen, unter der Gürtellinie enden und oft platt sind.
Der Autor beschreibt sarkastisch das Leben eines 08/15 Mannes, der mitten in Hannover lebt und arbeitet. Seine Kumpels, allen voran der Schönheitschirurg Gereon Kramer sind genau so, wie Frau sich klischeehaft ( ich weiss, wieder ein Klischee) eine Runde guter Freunde vorstellt. Mit Alkohol treiben sie sich zu verbalen und oft sexistischen Höchstleistungen an, auch wenn oft nichts als heisse Luft dahinter steckt.
Gereon hatte in dieser Geschichte die Rolle des unsympathischen Fremdgängers. Diese Figur ist sehr überspitzt charakterisiert, bei vielen Dialogen mit seinen Kumpels hatte ich den Eindruck, der Autor hat gar viel auf die Unsympathentube gedrückt.
Tillmann gerät von einem Fettnäpfchen ins nächste. Hier musste ich Punkto Übertriebene Szenen beide Augen zudrücken. Denn ich wollte mich in erster Linie amüsieren, und das hat das Buch rund um Tillmann zu grossen Teilen geschafft.
Ab und zu mag ich das nämlich sehr gerne… eine Geschichte mit nicht allzuviel Tiefgang, die amüsiert und unterhält.

Veröffentlicht am 06.10.2019

Zufälle...

Rapunzel, mein (Ein Grall-und-Wyler-Thriller 2)
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Marie ist 5 Jahre alt, als sie aus ihrem Elternhaus entführt wird. Die Ermittlungen bleiben ohne Ergebnis, wenig später wird ihre Hand gefunden. Ihre Schwester Rabea Wyler war damals 11 Jahre alt und heute, ...

Marie ist 5 Jahre alt, als sie aus ihrem Elternhaus entführt wird. Die Ermittlungen bleiben ohne Ergebnis, wenig später wird ihre Hand gefunden. Ihre Schwester Rabea Wyler war damals 11 Jahre alt und heute, 20 Jahre später, arbeitet sie als Fallanalytikerin beim LKA Rheinland - Pfalz. Rabea hat den Fall ihrer verschwundenen Schwester nie ad acta gelegt und so horcht sie auf, als in Essen ein totes Mädchen gefunden wird. Es gibt Indizien, dass die Tote ihre Schwester Marie sein könnte. Rabeas ehemaliger Kollege Jan Grall, der suspendiert wurde, wird von ihr um Hilfe gebeten. Können die beiden das Rätsel um Marie lösen?

In kleinen Teilen ist " Rapunzel, mein " die Fortsetzung von " der Alphabethmörder ". Ich denke es ist von Vorteil, den ersten Band rund um Rabea Wyler und Jan Grall zu kennen. Die Fälle sind zwar in sich abgeschlossen, viele private Details finden jedoch eine Fortsetzung.
Rabea Wyler ist eine sehr interessante Figur. Als Fallanalytikerin gehört das Erstellen eines Profils der Täter zu ihrer Arbeit. Und dieser Aspekt ist nachvollziehbar gestaltet. Gerade Erkenntnisse und Überlegungen zu Serientätern empfand ich als sehr interessant beschrieben. Dadurch erhält ihre Arbeit Tiefe und die Story fesselt.
Etwas weniger zufrieden war ich mit einigen an den Haaren herbei gezogenen Zufällen, die den Verlauf der Handlung beeinflussen und sichern. So findet Jan, 20 Jahre nach Marie's Entführung, relativ einfach Indizien, die zur Aufklärung führen. Eine Figur leidet unter einer jahrelangen Amnesie und genau im richtigen Moment tauchen bei ihr wieder Erinnerungen auf und eine Befreiungssituation Jan's wirkt komplett unwahrscheinlich. Das wirkte auf mich doch sehr konstruiert und hat mich einen Abzug in der Bewertung machen lassen.

Schauplätze dieses Thrillers sind die Schweiz und das Ruhrgebiet. Sehr gefallen hat mir, dass schweizerische Eigenarten, wie das Wort " Parkieren " statt " Parken " oder aber Details zu Bern, eine Stadt, die ich sehr gut kenne, eingeflochten wurden.
Der Schreibstil von Lars Schütz gefiel mir wieder unheimlich gut. Vor allem der Bezug zu dem Märchen " Rapunzel " hat mir gut gefallen und zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte.
Der Schluss schürt die Hoffnung auf weitere Fälle des Profilerduos Gral / Wyler.
Worüber ich mich sehr freuen würde!