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Veröffentlicht am 24.09.2023

Serientäter!

Sobald ihr mich erkennt
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Ausgerechnet an Silvester begegnet Lindsay ihrem Mörder. Der Täter hat drei Monate zuvor schon eine Frau auf ähnliche Weise getötet und wird als Serientäter bei der Polizei geführt.

Das Ermittlerteam ...

Ausgerechnet an Silvester begegnet Lindsay ihrem Mörder. Der Täter hat drei Monate zuvor schon eine Frau auf ähnliche Weise getötet und wird als Serientäter bei der Polizei geführt.

Das Ermittlerteam in Southampton, das von DCI Jonah Sheens geleitet wird, befürchtet weitere Opfer. Die alleinerziehende Aisling Cooley, die einen Steinwurf vom letzten Tatort entfernt wohnt, wird persönlich in die Mordserie hineingezogen.






Dies ist schon der fünfte Teil der Reihe rund um DCI Jonah Sheens. Obwohl ich nicht alle Vorgänger gelesen habe, hatte ich keinerlei Probleme der Geschichte zu folgen. Die Hauptfigur Sheens empfinde ich als erfrischend normal. Der neue Fall beeinflusst allerdings auch sein Privatleben. Da seine Frau Michelle in etwa dem Alter der Opfer ist und gerne ausgeht, hat Sheens öfters Angst um sie.

Das Thema Serientäter ist etwas, was ich in Thrillern gerne verfolge. Der unbedingte Willen des Ermittlerteams, einen Täter, der immer wieder und nach einem bestimmten Muster tötet, zu stoppen, hebt die Handlung auf ein besonderes Level. Dieses Thema hat Ghyta Lodge sehr gut umgesetzt. Die Taten werden sehr eindringlich beschrieben und die Opfer grausig auf einem Scheiterhaufen verbrannt. Obwohl so etliche Morde geschehen, gibt es durch das Familienleben von Aisling Cooley wohltuende Schwenker weg von Mord und Totschlag. Wie oft in den Büchern der Autorin handelt auch diese Geschichte oft innerhalb einer Familie. Zu Beginn bekommt man als Leser einen guten Einblick in die Familienstruktur. Allerdings werden diese Einblicke in die Familie Cooley nach kurzer Zeit auch brisant. Aisling, die alleine ihre Söhne Ethan und Finn erzogen hat, sieht sich plötzlich damit konfrontiert, dass einer der beiden ein Serientäter sein könnte. Was das mit einer Mutter macht, konnte ich mir gut vorstellen.

Gegen Schluss überschlagen sich die Ereignisse und die Handlung wird rasant. Hier hatte ich oft das Gefühl, dass die Autorin den Leser " vergisst". Ich zumindest konnte nicht immer jedes Ermittlungsergebnis nachvollziehen. Etwas mehr Ruhe und Zeit, um alles gut erfassen zu können, hätte ich mir gewünscht.

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Veröffentlicht am 15.09.2023

Wenn Eltern schwierig werden!

Das Pubertier. Das Buch
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Ein Vater, der mit Teenagern zusammenlebt, muss starke Nerven haben. Tochter Carla, gerade 13 geworden, wird nach und nach zum Pubertier. Eine Spezies, die genau beobachtet und analysiert sein will.

Die ...

Ein Vater, der mit Teenagern zusammenlebt, muss starke Nerven haben. Tochter Carla, gerade 13 geworden, wird nach und nach zum Pubertier. Eine Spezies, die genau beobachtet und analysiert sein will.

Die genervten Eltern, die oft auf Zehenspitzen und mit Engelsgeduld mit dem Teenager umgehen müssen, fragen sich: wo ist unser süsses kleines Mädchen geblieben?










Dieser Sammelband beinhaltet zwei Bücher des Autors Jan Weiler. Im ersten Band verfolgt man die Beziehung zu und mit Tochter Carla. Die Zeitspanne zwischen dem 13 Geburtstag bis zum reifen Alter von 16 Jahren wird thematisiert. Mit viel Humor erzählt der Autor über die Tücken des Familienlebens in dieser Zeit. Oft habe ich geschmunzelt und laut gelacht. Manchmal habe ich mich und meine Familie in den geschilderten Situationen auch wiedererkannt.

Kapitel von "Vor dem Sturm" bis zu "Pubertiernachwuchs" geben Einblick in die Studie "private Langzeitstudie über das Sozialverhalten des gemeinen Pubertiers". Sehr gelungen, wie Jan Weiler zum Beispiel den täglichen Kampf, sein Töchterchen aus dem Bett zu kriegen, schildert. Dabei finde ich den Vater in diesem Buch ziemlich locker. Carla kann sich bei weitem nicht beklagen, auch wenn sie ihn durchwegs als zutiefst peinlich ansieht. Pubertät ist dann, wenn Eltern schwierig und peinlich werden.

Nach dem ersten Buch kann sich der Autor nämlich nicht zurücklehnen, sich auf die Schultern klopfen und beglückwünschen, dass er und seine Tochter es bald heil durch diese schwierige Zeit geschafft haben. Nahtlos rutscht dann nämlich Sohn Nick in die Pubertät. Plötzlich sieht sich Jan Weiler nicht nur einem, sondern zwei Pubertieren gegenüber. Hier ist sehr gut ausgearbeitet, wie unterschiedlich junge Menschen durch diese Zeit des Umbruchs segeln. Während Carla souverän jede Gelegenheit zur Auseinandersetzung nimmt, ist der männliche Pubertier eher der zurückhaltende Typ. Was nicht immer einfacher ist, wie Jan Weiler einsehen muss.

Ab und zu wurden Illustrationen in die Kapitel eingefügt. Diese ergänzen sehr gut den eben gelesenen Text. Sie haben mich aber weniger angesprochen. Till Hafenbrack hat diese sehr kindlich und eckig gestaltet.

Dieses Buch wurde verfilmt und ich denke, dass da noch einiges eingefügt werden müssen. Denn ich frage mich, ob der Inhalt dieses Buches genug hergibt, um einen kompletten Film zu füllen?

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Veröffentlicht am 07.09.2023

Polarisiert!

Kleine Probleme
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Ungeplant ist Lars zwischen Weihnachten und Neujahr alleine zu Hause. Der 20-jährige Sohn Yannis und die 16 Jahre alte Tochter Lina sind mit Freunden unterwegs, Partnerin Johanna für eine Weile verreist. ...

Ungeplant ist Lars zwischen Weihnachten und Neujahr alleine zu Hause. Der 20-jährige Sohn Yannis und die 16 Jahre alte Tochter Lina sind mit Freunden unterwegs, Partnerin Johanna für eine Weile verreist. Johanna zuliebe will Lars nun Unerledigtes anpacken und schreibt sich eine Liste. Darauf Posten, die schon lange erledigt gehören, wie Steuererklärung ausfüllen oder Linas neues Bett aufbauen. Auf der Liste stehen jedoch auch Dinge, die Lars schon lange vor sich hinschiebt, wie zum Beispiel seinen Vater anrufen oder die Wohnung putzen. Das neue Jahr soll mit einer bereinigten Liste beginnen, schwört sich der angehende Schriftsteller und Familienvater. Die Tage vergehen wie im Flug, die Woche ist plötzlich vorbei. Kann er sich trotzdem aufraffen?

Der Schreibstil polarisiert, der Protagonist ebenso und die angesprochenen Themen noch viel mehr. Doch der Reihe nach.

Der Schreibstil der Autorin ist ... sagen wir mal ... aussergewöhnlich.

Einerseits spielt Nele Pollatschek mit Wörtern und setzt neu erfundene Wortkompositionen gezielt und witzig ein. Andererseits ist der Schreibstil gewöhnungsbedürftig und ermüdete mich nach einiger Zeit. Ich finde es sehr mutig von ihr, bei 149 E-book Seiten zwei Seiten lang über das Wetter, das nieselt, zu erzählen. Noch gewagter: im Kapitel "Linas Bett" zwei Seiten lang den Gebrauch von den verschiedensten Schrauben zu thematisieren.

Das ganze Buch über erzählt Lars, alleine zu Hause, in Ich Perspektive über seine Familie, Beziehung, seine Unzulänglichkeiten und seine Ziele. Dialoge gibt es keine, denn Lars ist ja alleine zu Hause. Er erzählt jedoch öfters mal, was Tochter Lina, Sohn Yannis oder Partnerin Johanna zu ihm gesagt haben, sagen würden oder wohl noch sagen werden.

Lars ist ein etwas mühsamer Geselle, den ich wohl in der Realität nur schwer ertragen würde. Lethargisch, nah an der Grenze zur Faulheit und sehr von sich überzogen. So sagt er zum Beispiel von sich, dass er ein hervorragender Koch ist. Dabei kocht er nie! Man bekommt als Leser einen sehr guten Einblick in seinen Charakter, seine Familie und seine Beziehung. Lars wälzt teilweise sehr philosophische Gedanken. So kann er stundenlang über Sauberkeit und Ordnung nachdenken. Liegend auf dem Sofa und das Chaos um sich herum völlig ausblenden.

Lars Do to Liste ergeben die einzelnen Kapitel und tragen Ueberschriften wie "Nudelsalat" oder "Putzen". Diese arbeitet Lars nach und nach mehr oder weniger effizient ab und lässt die Leser daran teilhaben.

Ist das interessant? Ja und nein. Einige Dinge, wie die Geschenkeinpackorgie (Lars ist nun mal Lars und belässt es nicht bei den Geschenken) wird haarklein beschrieben und fand ich etwas langweilig. Andererseits gibt es Stellen, wie die oben erwähnte Schraubensortieraktion, die ich sehr amüsant fand.

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Veröffentlicht am 04.09.2023

Mitten aus der Rechtsmedizin!

Mit kalter Präzision
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In der Villa des bekannten Berliner Schönheitschirurgen Professor Doktor Roderich Kracht wird dessen Frau tot aufgefunden. Die tote Melanie Kracht landet auf dem Tisch von Sabine Yao, im Sektionssaal für ...

In der Villa des bekannten Berliner Schönheitschirurgen Professor Doktor Roderich Kracht wird dessen Frau tot aufgefunden. Die tote Melanie Kracht landet auf dem Tisch von Sabine Yao, im Sektionssaal für Extremdelikte.

Die Rechtsmedizinerin stutzt, denn ihre Untersuchungen zum Todeszeitpunkt decken sich nicht mit den Beobachtungen am Tatort. Was hat sie übersehen?






Der Autor Michael Tsokos, der Professor für Rechtsmedizin und ein anerkannter Experte auf dem Gebiet der Forensik ist, kennt die Materie, in der diese Geschichte sich vorwiegend bewegt, bestens. Man merkt sehr gut, dass er in der Welt der Autopsien, Untersuchungen und Tatortsbegehungen zu Hause ist. Leider hat er oft mit sehr, sehr detaillierten Beschreibungen der rechtsmedizinischen Hintergründe die Handlung komplett auf der Stelle treten lassen.

Es wird zudem immer wieder detailliert auf die Arbeit eines Rechtsmediziners hingewiesen. Oft mit nicht "fallrelevanten" Toten. Da besucht zum Beispiel Doktor Sabine Yao einen ihr bekannten Rechtsmediziner an seinem Arbeitsort. In dem Sektionssaal muss sie 4 Autopsietische abschreiten, bis sie ihn antrifft. Michael Tsokos hat die Leichen und die Arbeit daran an allen vier Tischen genaustens beschrieben, obwohl diese keine Rolle spielen bei dem Fall rund um die tote Frau, in dem ermittelt wird.

Eigentlich ist die Identität des Mörders, mangels falscher Fährten, fast von Beginn weg klar. So liegt der Fokus auch nicht auf dem Rätseln des Lesers oder klassischen Ermittlungen. Der Fokus liegt in diesem Thriller auf der Arbeit eines Rechtsmediziners. Es wird erst gegen Schluss spannend, als Sabine Yao in die Fänge des Täters gerät.

Die Protagonisten aus den vorderen Reihen des Autors, Dr. Fred Abel und Dr. Paul Herzfeld, mischen auch in dieser neuen Reihe am Rande mit. Hauptperson ist aber hier Sabine Yao, deren private Dinge nun weiterlaufen, nachdem sie in "Zerissen" den Anfang gefunden hatten. Was genau geschehen ist, wird jedoch sehr gut erklärt und man kann sicher auch ohne Vorwissen gut folgen.

Michael Tsokos nimmt kein Blatt vor den Mund. Oft sind seine Erläuterungen und Beschreibungen sehr blutig und eklig. Sabine Yao ist eine Figur, die mit Enthusiasmus bis zu den Ellbogen in den Leichen wühlt. Das muss man, als Leser, wegstecken können ohne sich zu ekeln.

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Veröffentlicht am 27.08.2023

Zurück zu den Wurzeln!

Schwarzvogel
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Die 84-jährige Gun muss hilflos mitansehen, wie eine junge Frau auf den zugefrorenen See eilt, einbricht und ertrinkt. Schnell ist klar, dass die Tote vor jemandem auf der Flucht war.

Kommissarin Fredrika ...

Die 84-jährige Gun muss hilflos mitansehen, wie eine junge Frau auf den zugefrorenen See eilt, einbricht und ertrinkt. Schnell ist klar, dass die Tote vor jemandem auf der Flucht war.

Kommissarin Fredrika Storm ermittelt. Sie hat sich erst vor kurzem von Stockholm nach Harlösa, wo sie aufgewachsen ist, versetzen lassen und verstärkt nun das Team der Kriminalpolizei Lund. Einerseits fallen ihr damit die Recherchen einfacher, denn sie kennt viele der Befragten.

Andererseits ist sie persönlich in die Ermittlungen verstrickt, da sie diese auch in der eigenen Familie anstellen muss.




Was in "Schwarzvogel" wie ein Unfall beginnt, entwickelt sich nach und nach zu einem Mordfall mit Zeugen, Hintergründen und einem Motiv. Letzteres liegt lange Zeit im Dunkeln und hat viel Rätsel-potenzial.

Fredrika, die neu im Team in Lund arbeitet, wird immer mehr in die Ermittlungen hineingezogen. Damit erlaubt sie sich auch immer wieder einmal einen Fauxpas, indem sie Interna verrät oder zu forsch an die Befragungen geht. Die junge Kommissarin taucht tief ein in die Vergangenheit ihrer Familie, was ab und zu überbordend thematisierte Familienverhältnisse und alte Geschichten auslöst. Sehr gut ausgearbeitet und nachvollziehbar empfand ich ihren persönlichen Spagat zwischen Professionalität und ihren familiären Gefühlen. Nicht ganz verstanden und realistisch empfand ich hingegen, dass ihre Vorgesetzten Fredrika weiter ermitteln lassen, obwohl der Verdacht da ist, dass ihre Familie irgendwie in den Fall verstrickt ist. Eine Kommissarin, die Onkel, Cousine oder Grossmutter befragt, ist jenseits der Realität.

Fredrika muss sich nicht nur in dem neuen Fall und einer neuen Arbeitsstelle, sondern auch mit einem neuen Kollegen zurechtfinden. Henry Calment, den ich über weite Teile der Geschichte nicht richtig fassen konnte. Henry ist von Haus aus reich, lässt immer wieder mal seinen Reichtum und damit verbundene snobistische Züge durchschimmern und ist leider oft nur Dekoration neben der eifrig ermittelnden Fredrika Storm. Die beiden raufen sich zusammen und ich bin gespannt, ob Henry mehr Platz erhält im nächsten Band.

Geschickt hat die Autorin die Familiengeschichte der Kommissarin, sowie Altlasten aus der Vergangenheit des Dorfes mit dem Mordfall in der Gegenwart verwoben. Ab und zu blinzeln Themen, die auch in der Realität aktuell sind, durch. Die Klimakrise mit den damit verbundenen Ueberschwemmungen, dem raren Schnee und die sehr trockenen Sommer werden erwähnt.

Als Auftakt ist dieser erste Teil einer geplanten Serie gelungen und ich freue mich auf weitere Fälle der Kriminalpolizei Lund!

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