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Veröffentlicht am 09.06.2023

Ungewöhnliche Schmuggelware!

Die Spur der Aale
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Ein toter Angler wird am Mainufer gefunden. Staatsanwältin Greta Vogelsang, die Bereitschaftsdienst hat und an die Unfallstelle gerufen wird, kennt den Mann. Der Tote ist Zollfahnder Lars Mathiessen, der ...

Ein toter Angler wird am Mainufer gefunden. Staatsanwältin Greta Vogelsang, die Bereitschaftsdienst hat und an die Unfallstelle gerufen wird, kennt den Mann. Der Tote ist Zollfahnder Lars Mathiessen, der am Flughafen Frankfurt arbeitet. Mathiessen hatte Vogelsang vor seinem Tod mehrere Male kontaktiert, denn er hatte den Verdacht, dass er in Frankfurt einem gerissenen Schmugglerring, der mit sehr seltener Ware handelt, auf der Spur ist.

Greta Vogelsang ist davon überzeugt, dass der Zollfahnder keines natürlichen Todes starb und ermittelt auf eigene Faust.


Sehr schnell wird klar, weshalb der Zollfahnder sterben musste und so wurde schon nach den ersten Seiten eine beträchtliche Menge Spannung aus diesem Krimi gesogen. Der Titel verrät auch schon, um welche Ware es in dieser Schmuggelgeschichte geht und so minimierte sich das aufgeregte Warten auf die Auflösung noch einmal.

Verschiedene Perspektiven zeigen die Hintermänner der Schmuggelgeschichte und lösen ein Stück weit auch die Täter auf. Macht ein Krimi, bei dem schon sehr schnell vieles aufgelöst und / oder klar ist, noch Spass? Definitiv! Allerdings habe ich dieses Buch anders gelesen als andere und herkömmliche Krimis. Für mich war dieses Buch eher wie ein Buch, in dem eine Geschichte erzählt wird und ich nicht, wie üblicherweise in Krimis, mitgerätselt habe.

Sehr gefallen hat mir, dass eine Staatsanwältin ermittelt und sie äusserst normal und symphatisch ist. Oft sind in Krimis Ermittler problembehaftete Typen, die exzentrisch oder völlig kaputt sind. Greta Vogelsang ist erfrischend normal, wenn sie auch ein traumatisches Erlebnis, das in diesem Band nicht aufgelöst wird, mit sich schleppt. Da "Die Spur der Aale" Teil eins einer geplanten Serie ist, wird in der Beziehung wohl in den nächsten Bänden noch was kommen.

Der Autor hat mit dem Schmuggel von Glasaalen sicher eine ungewöhnliche Ware gewählt. Tatsächlich hatte ich null Wissen zu dem Jungstadium der Aale. Diese sind sehr wertvoll und der illegale Handel blüht nicht nur in Asien, wo sie als Delikatesse gelten, sondern auch in der westlichen Welt. Ich mag es sehr, wenn ich in Büchern etwas Neues erfahre und lerne, daher bekommt das Buch von mir sicher einen Bonuspunkt.

Florian Wacker hat einen gut zu lesenden Schreibstil. Wenn er nun in einem nächsten Band nicht schon auf den ersten Seiten alle Karten aufdeckt, den Fall betreffend, bin ich vollkommen zufrieden.

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Veröffentlicht am 06.06.2023

Melodischer Schreibstil!

Wo du mich findest
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Nach dem Tod ihrer besten Freundin Tessa und ihrem Vater, benötigt Sophie dringend eine Veränderung. Sie reist mit Hund Lotte nach Rügen und setzt sich in ein Café. Ein Mann stolpert über Lottes Hundeleine, ...

Nach dem Tod ihrer besten Freundin Tessa und ihrem Vater, benötigt Sophie dringend eine Veränderung. Sie reist mit Hund Lotte nach Rügen und setzt sich in ein Café. Ein Mann stolpert über Lottes Hundeleine, dabei verschüttet er den Kaffee auf sein Hemd.

Diese kurze Begegnung geht Sophie nicht mehr aus dem Kopf. Zurück in Hamburg geistert diese Zufallsbegegnung durch ihre Träume.

Ein halbes Jahr später fährt Sophie zurück nach Rügen und hofft dabei den unbekannten Mann zu finden.




Ich kenne schon zwei Bücher der Autorin Anne Barns, das ja das Pseudonym von Andrea Russo ist. Erstaunlicherweise ist "Wo du mich findest" ganz anders als "Eisblumenwinter" und " Bernsteinsommer". Anders im Plot und auch anders im Schreibstil. In der Covergestaltung sowieso. Die einzige Gemeinsamkeit ist, dass auch dieses aktuelle Buch auf Rügen handelt.

Der Schreibstil gefiel mir hier richtig gut, er ist wunderschön und ich kann ihn nicht treffender beschreiben als melodisch. Sehr harmonisch, klar und prägnant erzählt Anne Barns die Liebesgeschichte zwischen zwei Menschen, denen eine Zufallsbegegnung in die Hände und das Herz spielt. Doch bis sie sich wiedertreffen, vergeht einige Zeit und Sophie räumt inzwischen ordentlich in und mit ihrem Leben auf. Ich mochte Sophie sehr gern, denn sie lebt ihren Traum. Diesen Traum, indem sie monatelang von dem Unbekannten träumt, dies in kursiver Schrift geschrieben, und schlussendlich handelt und nach Rügen fährt, um ihn zu finden.

Die Handlung, die Liebesgeschichte, ja das ganze Buch ist eher ruhig und dabei so ganz anders als die bisherigen Bücher, die ich von der Autorin gelesen habe. Der Plot unterscheidet sich sicher auch dadurch, dass es nie kitschig wird. Es fehlen allerdings Höhen und Tiefen und vieles gelingt auf Anhieb, wie die Trennung zwischen Sophie und Lebensgefährte Thomas, die Suche nach dem Unbekannten und das berufliche Arrangement, um einige Monate auf Rügen zu leben. Mir haben doch ein paar Tiefen gefehlt, damit ich mitfiebern konnte.

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Veröffentlicht am 03.06.2023

Da hätte man mehr daraus machen können!

Die Verborgenen
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Familie Hofmann lebt in einem schönen Haus in einem abgelegenen Küstenort. Sven und Franziska sind Eltern der 17-jährigen Tabea und zufrieden mit ihrem Leben. Als Rebecca Sandtner, die auf derselben Schule ...

Familie Hofmann lebt in einem schönen Haus in einem abgelegenen Küstenort. Sven und Franziska sind Eltern der 17-jährigen Tabea und zufrieden mit ihrem Leben. Als Rebecca Sandtner, die auf derselben Schule ist wie Tabea, verschwindet, haben sie Angst um ihre Tochter.
Die Hofmanns ahnen nicht, dass das Böse schon in ihrem Haus lebt. Ein Phrogger lebt auf ihrem Dachboden, bedient sich nachts oder wenn niemand zu Hause ist, an ihren Vorräten, durchwühlt Schränke und macht sich mehr und mehr breit. Dinge verschwinden, Türen stehen plötzlich auf und Franziska denkt, dass Sven sie in den Wahnsinn treiben will. Nach und nach kommen Geheimnisse, die lange im Dunkeln lagen, ans Tageslicht.



In abwechselnden Passagen kommen in Ich Perspektive Sven, Franziska, Tabea und der Fremde in Hofmanns Haus zu Wort. Der Phrogger gerät dabei aber zu weiten Teilen in Vergessenheit, da die drei Mitglieder der Familie Hofmann in Ueberzahl sind. In ihren Passagen geht es oft um Befindlichkeiten im eigenen Leben, die Probleme in der Ehe und im Eltern - Kind Verhältnis. Tabea ist eine typische junge Frau, mitten in der Pubertät, die von Joints bis zu schnippischem Verhalten, vor allem gegenüber Franziska, alles intus hat. Nach und nach kommen Geheimnisse in der Ehe und dem Familienleben ans Licht. Weder Sven noch Franziska, macht dabei eine gute Falle.

Gerne hätte ich mehr Szenen, in denen der Phlogger agiert, gehabt. Ich stelle mir das absolut gruselig vor, wenn ein Fremder nachts, wenn die Bewohner schlafen, im Haus umhergeht, Schränke durchwühlt, Wäsche befingert und sich im Küchenschrank und Kühlschrank bedient. Schade hat der Autor nicht seinen Mittelpunkt mehr darauf gelegt, sondern das Verschwinden von Rebecca, sowie die ausserfamiliären Aktivitäten von Franziska, Sven und Tabea höher gewichtet.

Linus Geschke schreibt mit einem einfach gehaltenen und schnörkellosen Schreibstil, der auch gruselige Situationen eher nüchtern beschreibt. Ich zweifle doch stark, dass eine Frau, die weder alkoholisiert ist, noch Drogen genommen hat, im Schlaf nicht merkt, wenn jemand ihr etwas in die Hand drückt und Haare abschneidet. Entweder hat Franziska so einen tiefen Schlaf oder ich einen leichten. Denn ich bin mir sicher, in dieser Situation würde ich erwachen. Einer anderen Figur wurde im Schlaf der Finger genommen und damit ihr Handy entsperrt. Auch da war der Schlaf wohl komaähnlich.

Man hätte meiner Meinung nach aus dem Thema Phrogger mehr machen können. Die Eheprobleme oder die Kifferei von Tochter Tabea, sowie die Teenagerprobleme zwischen ihr und ihrer Clique hätten diesem Thema von Tochter Tabea ruhig Platz einräumen dürfen.

So lässt mich die Geschichte etwas ratlos und mit dem Gefühl, dass Linus Geschke zu viele Themen in dieses Buch gestopft hat, zurück.

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Veröffentlicht am 31.05.2023

Komplex!

Sommersonnenwende
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1993: in Bosnien - Herzegowina herrscht Krieg und Tomas Wolf, Kriminalkommissar der Mordkommission in Stockholm, kämpft mittendrin. Ein Aha - Erlebnis an der Front lässt ihn nach Schweden zurückkehren ...

1993: in Bosnien - Herzegowina herrscht Krieg und Tomas Wolf, Kriminalkommissar der Mordkommission in Stockholm, kämpft mittendrin. Ein Aha - Erlebnis an der Front lässt ihn nach Schweden zurückkehren und in seinem ehemaligen Job neu starten. Eine rassistisch motivierte Tat schüttelt ihn und seine neue Ueberzeugung stark durcheinander. Eine junge Frau wird tot in einer Flüchtlingsunterkunft aufgefunden.

Kriminalreporterin Vera Berg ist neu in Stockholm und will ihrem neuen Arbeitgeber unbedingt eine gute Story liefern. Sie recherchiert rund um die Tat der ermordeten Asylsuchenden und entdeckt, dass Tomas Wolfs Brüder in einer Organisation, die rassistisch motiviert ist, aktiv sind.


"Sommersonnenwende" ist der Auftakt in eine Krimiserie, die in Schweden handelt. Die Kombination von einer Kriminalreporterin und einem Polizisten, die ermitteln, ist nicht neu. In diesem ersten Band dauert es doch eine ganze Weile, bis Tomas Wolf und Vera Berg zusammenfinden. Beide haben persönliche Probleme am Hals und müssen diese auch noch neben der anspruchsvollen Ermittlungsarbeit regeln.

Vera Berg, die sich von ihrem Freund trennt und dessen sechsjährigen Sohn Sigge mitnimmt nach Stockholm zu ihrem neuen Job und in ihre neue Wohnung. Dies im Geheimen, da der kleine Junge bei seinem Vater nicht sicher ist. Hier wird ganz schön in die Kerbe "vernachlässigtes Kind" gehauen. Eigentlich war und ist Vera seit 4 Jahren Mutter und Vaterersatz für den Jungen. Dass sie ihn kurzerhand mitnimmt, ist verständlich. Hier zeigt sich ihr grosses Herz.

Tomas Wolf, ehemals in einer Bewegung, die eine rechtsradikale Richtung und Tendenzen zu Gewalt hat und im Krieg in Bosnien metzelt, ist geläutert. Er ist jedoch gestraft mit zwei Brüdern, die in der Bewegung noch aktiv sind. Dann geschehen zwei Morde an jungen Frauen, die den Ursprung wohl in rechtsradikalen Kreisen haben und Parallelen aufweisen und das drängt ihn ordentlich in die Enge.

Der Rätselfaktor ist unbestritten hoch, auch wenn mir teilweise der Kopf geschwirrt hat von all den möglichen Spuren und Fährten. Die Handlung ist mit seinen Nebengeschichten sehr komplex, die Anzahl der Figuren ebenfalls. Es geschehen auch mehrere Straftaten auf unterschiedlichen Zeitebenen. Das Ganze wirkte auf mich leicht überfüllt. Immer wieder Thema ist die Fussball - Weltmeisterschaft im Sommer 1994 und wie Schweden da abschneidet. Etliche Details aus der realen Zeit in diesem Fussballsommer wurden eingewoben und ergänzen die Mordgeschichte sehr gut.

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Veröffentlicht am 21.05.2023

Blutig und spannend!

Cry
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Das Grauen nimmt seinen Lauf als Eve Renner in den Sümpfen von Luisana mit einem Freund aus ihrer Kindheit abgemacht hat. Eve findet nicht nur ihren Freund tot auf, sie wird zudem angeschossen.

Doch der ...

Das Grauen nimmt seinen Lauf als Eve Renner in den Sümpfen von Luisana mit einem Freund aus ihrer Kindheit abgemacht hat. Eve findet nicht nur ihren Freund tot auf, sie wird zudem angeschossen.

Doch der Täter belässt es nicht bei dieser Straftat. Nach und nach bringt er Menschen um, die eine Gemeinsamkeit haben.

Sie alle standen oder stehen in Verbindung mit dem Kloster Our Ladys of Virtues, das vor zwanzig Jahren eine psychiatrische Klinik beherbergte. In dieser Klinik war Terrence Renner, Eves Vater, leitender Arzt.


"Cry" ist ja der vierte Band von der Bentz und Montoya Reihe. Ich lese jedoch diese Reihe kunterbunt durcheinander und komme damit gut klar. Ich habe ganz und gar nicht den Eindruck, dass mir Vorwissen fehlt oder ich gespoilert werde. Der Grund dafür ist sicher auch, da Lisa Jackson immer wieder andere Bereiche der beiden Ermittler in den Mittelpunkt stellt. In diesem Band wird eine Geschichte rund um die Vergangenheit von Reuben Montoyas Verlobte Abby erzählt. Detective Rick Bentz, der in anderen Büchern im Mittelpunkt steht, mischt hier mit, ist jedoch eher eine Nebenfigur.

Lisa Jackson ist Lisa Jackson und ihr Schreibstil sehr detailliert, oft fast ausufernd. Es wird oft blutig und auch brutal. Letzteres vor allem die Passagen, in denen der Serienkiller in Ich Perspektive seine Sicht auf seine Taten erzählt. Eine äusserst kranke Sicht, unter uns gesagt und unter dem Deckmantel der Religion.

Was mir an den Büchern von der Autorin gefällt, bestätigt sich auch hier wieder. Sie kann noch so abschweifend und ausufernd erzählen, ich verliere nie den Faden. Der Grund dafür ist, dass sie immer wieder zur Hauptgeschichte zurückkehrt und diese nicht aus den Augen verliert.

Die Figuren in den Geschichten der Autorin ähneln sich oft. Die weibliche Hauptfigur ist zum Beispiel oft eine Frau, die so attraktiv ist, dass Männer ihr reihenweise verfallen. Immer zur Hand ist ein attraktiver Kerl, der sie liebt und beschützt, jedoch geheimnisumwittert charakterisiert ist. Damit kommen auch etliche Bettszenen ins Spiel, bei denen ich oft Protagonistin Eve nicht ganz nachvollziehen und verstehen konnte. Sie misstraut ihrem Liebhaber über weite Teile des Buches, denkt sogar, dass er sie töten wollte und landet mehrere Male mit ihm im Bett. Das ist wohl dann die berüchtigte und oben angesprochene körperliche Anziehungskraft der Figuren, ohne die es bei der Autorin nicht geht.

Die Morde, die religiös motiviert sind, sind wie gesagt äusserst brutal und nichts für sensible Leser. Die Spannung rund um die Identität des Killers ist jedoch sehr hoch und ich habe bis zum Schluss gerätselt und dabei die verschiedensten Figuren verdächtigt, die Rolle des Mörders innezuhaben.

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