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Veröffentlicht am 28.06.2023

Morde in der Literaturszene!

Nicht ein Wort zu viel
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Buchhändlerin und Hobbyrezensentin Faja Bartels ist an einer Lesung, als ein befreundeter Buchblogger ihr ein Video schickt. Darin fleht Claas Rehagen, dass Faja eine Geschichte mit nur fünf Wörtern erzählt, ...

Buchhändlerin und Hobbyrezensentin Faja Bartels ist an einer Lesung, als ein befreundeter Buchblogger ihr ein Video schickt. Darin fleht Claas Rehagen, dass Faja eine Geschichte mit nur fünf Wörtern erzählt, sonst müsse er sterben.

Was Faja erst als Scherz abtut, wird blutiger Ernst. Claas wird ermordet aufgefunden. Die Polizei tappt im Dunkeln und erkennt schnell, dass hier ein perfider Serientäter, der in der Literaturszene mordet, sein Unwesen treibt.




In diesem Thriller wird die Literaturszene, allen voran, die Welt der Rezensenten und Buchblogger in den Mittelpunkt gestellt. Sehr gruselig die Morde, denn es bleibt leider nicht bei dem Mord an Claas Rehagen.

Warum werden Leser und Rezensenten ermordet? Sind die alle einem Autor auf den Schlips getreten? Andreas Winkelmann hat gekonnt die Sicht der anderen Seite, derjenigen, die den Rezensenten gegenüberstehen, in die Geschichte aufgenommen. Rezensionen, die manchmal respektlos sind und gestreut werden, können vernichtend sein. Was macht so eine Besprechung mit einem Autor, der Monate, gar jahrelang, an seinem Buch gearbeitet hat?

Doch die Geschichte, die meist in der Literaturszene handelt, enthält auch oft kleine und grössere Liebeserklärungen. Liebeserklärungen an ein wunderbares Medium: dem Buch! "Von Büchern umgeben, fühlte er sich ruhiger, besser, tiefer. Es war, als perlte die Oberflächlichkeit der Welt an einem Schutzschirm aus Buchstaben ab".

Parallel dazu wird einer der Ermittler, Jaroslav Schrader, der nach einem schwierigen Fall als Zielfahnder versetzt wird, sehr dicht in die Geschichte aufgenommen. Mir hat der unkonventionelle Fahnder Jaro sehr gut gefallen, denn er hat mir einigen Stoff zum Nachdenken geliefert. Er ermittelt mit sehr viel Menschlichkeit und Herz. Dies in Zusammenhang mit seinem letzten Fall vor der Versetzung. Ein Ermittler wie er ist eine Wohltat in der immer öfters herrschenden Schar von extremen und kaputten Ermittlerfiguren. Die Einführung dieser Figur ist hervorragend und als Nebenhandlung sehr spannend gemacht. Damit war ich sehr schnell mitten im Geschehen angekommen.

Die Spannung wird konstant in die Höhe geschraubt, die Auflösung fand ich überraschend. Irgendwann habe ich fast jede und jeden verdächtigt, als Serientäter zu morden. Das Motiv war dann nicht ganz so überraschend wie der Täter, allerdings habe ich dessen Identität anders vermutet.

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Veröffentlicht am 15.06.2023

Vom Regen in die Traufe!

Apfelmädchen
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Geschockt findet Vidar Vendel seine Ehefrau Eva erhängt in ihrer Eingangshalle, als er nach der Arbeit nach Hause kommt. Das Städtchen Boden, an der schwedischen Grenze zu Finnland gelegen, ist erschüttert.

Warum ...

Geschockt findet Vidar Vendel seine Ehefrau Eva erhängt in ihrer Eingangshalle, als er nach der Arbeit nach Hause kommt. Das Städtchen Boden, an der schwedischen Grenze zu Finnland gelegen, ist erschüttert.

Warum musste die Lehrerin Eva Vendel sterben? Kriminalkommissarin Idun Lind und ihr Partner Calle Brandt haben es schon bald nicht nur mit dem Mord zu tun.

Aus der örtlichen Kita wird die fünfjährige Ellen entführt. Die Zeit drängt, denn die Kleine leidet unter Diabetes.


Tina N. Martin hat mit "Apfelmädchen" ein beeindruckendes Debüt hingelegt. Dieser Thriller war über längere Zeit auf Platz eins der schwedischen Bestsellerliste. Dies aus gutem Grund, wie ich finde.

Auf zwei Zeit und Erzählebenen werden die Taten, der Mord an Eva Vendel und die Entführung der kleinen Ellen, sowie die Geschichte einer Familie von 1975 bis 1984 erzählt. In der Gegenwart kommt man als Leser in den Genuss von einer komplexen Handlung, die sich rasant entwickelt und soliden Ermittlungen. Absolut authentisch wird hier das Kind mit Diabetes beschrieben.

In der Vergangenheit wird rasch die Verbindung zu dem Titel des Buches geknüpft. Eindrückliche Szenen einer misshandelten und hilflosen Frau, in einer von Gewalt geprägten Beziehung, zeigen, wie schrecklich solche Partnerschaften sind. Die Autorin hat es geschafft mit kleinen Andeutungen Gänsehaut entstehen zu lassen, denn es wird nicht offen beschrieben, wie die Frau und später auch ihre Kinder vom Ehemann und Vater gequält werden. Die kleine Familie schafft den Absprung und gerät vom Regen in die Traufe. Der vermeintliche Ort, an dem sie zur Ruhe kommen sollen, entpuppt sich nämlich als Albtraum. Ich will nicht zu viel verraten, doch sind diese Passagen von religiösem Fanatismus vollgesogen.

Die Autorin hat die Wechsel der Ebenen gut strukturiert. Trotzdem muss man konzentriert lesen, da die Handlung sehr komplex und mit vielen Figuren bestückt ist. Teilweise wird Nebenfiguren, die nur kurz an der Handlung teilhaben, sehr viel Platz eingeräumt. Hier hätte man kürzen dürfen.

Ab und zu stehen meiner Meinung nach die Befindlichkeiten der Ermittler zu sehr im Vordergrund und dadurch gerät ihre Arbeit auf die zweite Position. Kriminalkommissarin Idun Lind ist eine starke Figur, die ihre Arbeit liebt und immer 100 Prozent gibt. Dieser erste Fall mit der sympathischen Ermittlerin lässt auf weitere unterhaltsame Bücher hoffen.

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Veröffentlicht am 12.06.2023

Angst und bange!

Going Zero
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Ein Testlauf der CIA startet mit dem Tag X und soll der US - Regierung Aufklärung bringen, wie gut ihre Massenüberwachungsmethoden sind. Zehn Freiwillige, die sorgfältig ausgewählt wurden, versuchen 30 ...

Ein Testlauf der CIA startet mit dem Tag X und soll der US - Regierung Aufklärung bringen, wie gut ihre Massenüberwachungsmethoden sind. Zehn Freiwillige, die sorgfältig ausgewählt wurden, versuchen 30 Tage lang unterzutauchen und ihren Verfolgern nicht ins Netz zu gehen. Als Preis winkt eine Summe von drei Millionen Dollar. Cy Baxter, der Leiter des Experiments, ist davon überzeugt, dass in ein paar Stunden oder bestenfalls Tagen alle 10 Probanten überführt wurden. Seine Zuversicht bekommt einen argen Dämpfer, als ausgerechnet die Person, bei der er dachte leichtes Spiel zu haben, sehr lange durchhält. Bibliothekarin Kaitlyn Day schlägt ihren Verfolgern immer wieder ein Schnippchen, denn schliesslich geht es ihr um mehr als die drei Millionen Dollar Preisgeld.


Zugegeben: Der Start in die Geschichte fiel mir nicht leicht. Sehr technisch, sowie ausgesprochen wirtschaftsorientiert liest sich der Auftakt in das Buch. Wörter wie interplanetare Zukunft und transparente Kryptowährungen haben mich daran zweifeln lassen, ob ich die ganze Geschichte durchstehen werde. Doch dann tauchte ich ab in die Welt der Totalüberwachung, der Gesichtserkennungsprogramme, der Algorithmen und der Betatests der CIA und Begeisterung kam auf.

Nach und nach lernt man als Leser die Figuren kennen, die aus den unterschiedlichsten Motiven bei dem Programm mitmachen. Kapitelweise lernt man diese zehn Menschen kennen. Etwas, was überhaupt nicht unübersichtlich ist, da sie ihren Auftritt haben, entlarvt werden und in der Versenkung verschwinden. Die Probanden sind unterteilt in ein Amateur und ein Profisegment, was ein unterschiedliches Level an Unterhaltung bietet.

Man erlebt die Perspektiven dieser Probanden, sowie von Cy Baxter und seinem Umfeld. Oft wird es da sehr technisch, da digitale Spuren eine grosse Rolle in der Verfolgung spielen. Die Bibliothekarin Kaitlyn Day, die als Zero 10 agiert, ist eine starke Gegnerin für die CIA und spielt Katz und Maus mit der mächtigen US - Behörde. Sie ist der Gamechanger und ich habe gestaunt vor so viel Cleverness und Abgebrühtheit. Eine Wendung in ihrer Geschichte streut genau die richtige Menge an Spannung, sowie Abwechslung in die Story. So hat man auch bei ihr, Zero 10, nicht das Gefühl, es werden nur Geschichten der einzelnen Testpersonen aneinandergereiht.

Es wird einem angst und bange, nur schon daran zu denken, dass Regierungen in Zukunft genau solche Methoden haben könnten, um die Bürger überwachen zu können. Geschaudert hat es mich, schwarz auf weiss zu lesen, wie viele Daten ein Mensch hinterlässt. Das ist sicher etwas, was einem im realen Leben nicht immer bewusst ist.

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Veröffentlicht am 09.06.2023

Ungewöhnliche Schmuggelware!

Die Spur der Aale
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Ein toter Angler wird am Mainufer gefunden. Staatsanwältin Greta Vogelsang, die Bereitschaftsdienst hat und an die Unfallstelle gerufen wird, kennt den Mann. Der Tote ist Zollfahnder Lars Mathiessen, der ...

Ein toter Angler wird am Mainufer gefunden. Staatsanwältin Greta Vogelsang, die Bereitschaftsdienst hat und an die Unfallstelle gerufen wird, kennt den Mann. Der Tote ist Zollfahnder Lars Mathiessen, der am Flughafen Frankfurt arbeitet. Mathiessen hatte Vogelsang vor seinem Tod mehrere Male kontaktiert, denn er hatte den Verdacht, dass er in Frankfurt einem gerissenen Schmugglerring, der mit sehr seltener Ware handelt, auf der Spur ist.

Greta Vogelsang ist davon überzeugt, dass der Zollfahnder keines natürlichen Todes starb und ermittelt auf eigene Faust.


Sehr schnell wird klar, weshalb der Zollfahnder sterben musste und so wurde schon nach den ersten Seiten eine beträchtliche Menge Spannung aus diesem Krimi gesogen. Der Titel verrät auch schon, um welche Ware es in dieser Schmuggelgeschichte geht und so minimierte sich das aufgeregte Warten auf die Auflösung noch einmal.

Verschiedene Perspektiven zeigen die Hintermänner der Schmuggelgeschichte und lösen ein Stück weit auch die Täter auf. Macht ein Krimi, bei dem schon sehr schnell vieles aufgelöst und / oder klar ist, noch Spass? Definitiv! Allerdings habe ich dieses Buch anders gelesen als andere und herkömmliche Krimis. Für mich war dieses Buch eher wie ein Buch, in dem eine Geschichte erzählt wird und ich nicht, wie üblicherweise in Krimis, mitgerätselt habe.

Sehr gefallen hat mir, dass eine Staatsanwältin ermittelt und sie äusserst normal und symphatisch ist. Oft sind in Krimis Ermittler problembehaftete Typen, die exzentrisch oder völlig kaputt sind. Greta Vogelsang ist erfrischend normal, wenn sie auch ein traumatisches Erlebnis, das in diesem Band nicht aufgelöst wird, mit sich schleppt. Da "Die Spur der Aale" Teil eins einer geplanten Serie ist, wird in der Beziehung wohl in den nächsten Bänden noch was kommen.

Der Autor hat mit dem Schmuggel von Glasaalen sicher eine ungewöhnliche Ware gewählt. Tatsächlich hatte ich null Wissen zu dem Jungstadium der Aale. Diese sind sehr wertvoll und der illegale Handel blüht nicht nur in Asien, wo sie als Delikatesse gelten, sondern auch in der westlichen Welt. Ich mag es sehr, wenn ich in Büchern etwas Neues erfahre und lerne, daher bekommt das Buch von mir sicher einen Bonuspunkt.

Florian Wacker hat einen gut zu lesenden Schreibstil. Wenn er nun in einem nächsten Band nicht schon auf den ersten Seiten alle Karten aufdeckt, den Fall betreffend, bin ich vollkommen zufrieden.

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Veröffentlicht am 06.06.2023

Melodischer Schreibstil!

Wo du mich findest
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Nach dem Tod ihrer besten Freundin Tessa und ihrem Vater, benötigt Sophie dringend eine Veränderung. Sie reist mit Hund Lotte nach Rügen und setzt sich in ein Café. Ein Mann stolpert über Lottes Hundeleine, ...

Nach dem Tod ihrer besten Freundin Tessa und ihrem Vater, benötigt Sophie dringend eine Veränderung. Sie reist mit Hund Lotte nach Rügen und setzt sich in ein Café. Ein Mann stolpert über Lottes Hundeleine, dabei verschüttet er den Kaffee auf sein Hemd.

Diese kurze Begegnung geht Sophie nicht mehr aus dem Kopf. Zurück in Hamburg geistert diese Zufallsbegegnung durch ihre Träume.

Ein halbes Jahr später fährt Sophie zurück nach Rügen und hofft dabei den unbekannten Mann zu finden.




Ich kenne schon zwei Bücher der Autorin Anne Barns, das ja das Pseudonym von Andrea Russo ist. Erstaunlicherweise ist "Wo du mich findest" ganz anders als "Eisblumenwinter" und " Bernsteinsommer". Anders im Plot und auch anders im Schreibstil. In der Covergestaltung sowieso. Die einzige Gemeinsamkeit ist, dass auch dieses aktuelle Buch auf Rügen handelt.

Der Schreibstil gefiel mir hier richtig gut, er ist wunderschön und ich kann ihn nicht treffender beschreiben als melodisch. Sehr harmonisch, klar und prägnant erzählt Anne Barns die Liebesgeschichte zwischen zwei Menschen, denen eine Zufallsbegegnung in die Hände und das Herz spielt. Doch bis sie sich wiedertreffen, vergeht einige Zeit und Sophie räumt inzwischen ordentlich in und mit ihrem Leben auf. Ich mochte Sophie sehr gern, denn sie lebt ihren Traum. Diesen Traum, indem sie monatelang von dem Unbekannten träumt, dies in kursiver Schrift geschrieben, und schlussendlich handelt und nach Rügen fährt, um ihn zu finden.

Die Handlung, die Liebesgeschichte, ja das ganze Buch ist eher ruhig und dabei so ganz anders als die bisherigen Bücher, die ich von der Autorin gelesen habe. Der Plot unterscheidet sich sicher auch dadurch, dass es nie kitschig wird. Es fehlen allerdings Höhen und Tiefen und vieles gelingt auf Anhieb, wie die Trennung zwischen Sophie und Lebensgefährte Thomas, die Suche nach dem Unbekannten und das berufliche Arrangement, um einige Monate auf Rügen zu leben. Mir haben doch ein paar Tiefen gefehlt, damit ich mitfiebern konnte.

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