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Veröffentlicht am 21.04.2024

Fremde Heimat

Kosakenberg
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Kosakenberg ist ein fiktiver Ort in Brandenburg, zu weit weg von Berlin, um sich in dessen Speckgürtel zu befinden, aber nah genug, dass sich Berliner nach der Wende günstig Wochenendhäuser im Grünen erwarben. ...

Kosakenberg ist ein fiktiver Ort in Brandenburg, zu weit weg von Berlin, um sich in dessen Speckgürtel zu befinden, aber nah genug, dass sich Berliner nach der Wende günstig Wochenendhäuser im Grünen erwarben. Protagonistin Kathleen ist noch zu DDR-Zeiten geboren und nach der Wende, ebenso wie ihre Schwester, schnell von dort verschwunden, Kathleen nach London und ihre Schwester sogar bis nach Australien. Zurückgeblieben sind ihre Eltern, die getrennt voneinander leben und überhaupt überwiegend ältere Menschen, Kathleens Generation ist fast komplett in den Westen oder gar in andere Länder abgewandert. Aber eine ihrer Jugendfreundinnen ist auch geblieben und versucht geschickt das Beste aus ihrer Situation herauszuholen.

Der Roman schildert anhand von zehn "Heimfahrten" Kathleens Erinnerungen aus ihrer Kindheit und Jugend in der DDR und, wie man ihr bei ihrer Rückkehr begegnet und wie ihr der doch so vertraute Ort und die Menschen dort immer fremder werden. Insbesondere das Verhältnis zu ihrer Mutter, die sie durch die räumliche Distanz nur sehr selten sieht und die gefühlt in einer ganz anderen Welt lebt, spielt dabei eine wichtige Rolle.

Ich finde, dieser Roman ist ein sehr wichtiger und eindrucksvoller Roman über die Nachwendezeit. Die Autorin fängt die Stimmung und die Emotionen sehr feinsinnig und eindrucksvoll ein und man kann sich sehr gut in Kathleens Situation zwischen zwei Welten hineinversetzen. Teilweise kommt es auch zu humorvollen Anektoden, die aber nie ins plumpe abgleiten. Kathleen als Protagonistin war mir sehr sympathisch, aber auch die Nebenfiguren hatten trotz mancher Schrulligkeit sympathische Züge an sich. Der Schreibstil war gut lesbar und das Konzept, den Roman anhand von zehn "Heimfahrten" zu untergliedern, fand ich sehr gelungen.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.04.2024

Macht Appetit auf Italien

Die Spaghetti-vongole-Tagebücher
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Wie der Titel und das Cover bereits vermuten lassen, befasst sich der Autor hier hauptsächlich mit den kulinarischen Vorzügen Italiens. Der Ich-Erzähler ist mit einer Italienerin verheiratet und möchte ...

Wie der Titel und das Cover bereits vermuten lassen, befasst sich der Autor hier hauptsächlich mit den kulinarischen Vorzügen Italiens. Der Ich-Erzähler ist mit einer Italienerin verheiratet und möchte auf seiner Geburtstagsfeier deren Familie mit besonders guten italienischen Klassikern beeindrucken. Daher trifft er sich in Italien mit den "Experten" für die Gerichte, die ihm für sein Menü vorschweben und versucht, den ein oder anderen Tipp von ihnen zu bekommen und sich die wichtigsten Kniffe abzuschauen.

Dabei erfährt man natürlich auch abseits des Kulinarischen mehr über die italienischen Orte, die der Autor besucht und die ein oder andere Anekdote aus seinem österreichisch-italienischen Familienleben. Somit handelt es sich um eine gut lesbare und mitunter auch amüsante Lektüre, durch die man mehr über authentische kulinarische Genüsse Italiens abseits der Pizza erfährt und einige interessante Charaktere aus dem kulinarischen Bereich kennenlernt. Auf jeden Fall besteht beim Lesen die Gefahr, Appetit auf die beschriebenen Köstlichkeiten zu bekommen.

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Veröffentlicht am 13.04.2024

Ein Leben für die Musik

Die Rosenholzvilla
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Es handelt sich hier um den ersten Teil einer neuen Reihe von Tabea Bach, in dessen Mittelpunkt diesmal die Musik und der Instrumentenbau stehen. Das Cover ist passend zur Atmosphäre und zum Handlungsort ...

Es handelt sich hier um den ersten Teil einer neuen Reihe von Tabea Bach, in dessen Mittelpunkt diesmal die Musik und der Instrumentenbau stehen. Das Cover ist passend zur Atmosphäre und zum Handlungsort des Romans im schweizerischen Tessin, nahe an der Grenze zu Italien, gewählt.

Protagonistin Elisa arbeitet als Stewardess, war in ihrer Jugend aber eine hoffnungsvolle Cellistin, die mit ihrem Großvater Niklas in vielen Ländern der Welt Konzerte gab. Seit einem einschneidenen Ereignis haben beide keinen Kontakt mehr zueinander. Nun liegt aber nach einem Schlaganfall im Krankenhaus und sein Leben hängt an einem seidenen Faden, weshalb Elisa doch zu ihm reist und mit ihrer Vergangenheit konfrontiert wird. Dort lernt sie auch die beiden Söhne der benachbarten Instrumentenbauerfamilie kennen, die beide ein Interesse an Elisa entwickeln.

Wie auch die bisherigen Romane der Autorin hat mir auch dieser erste Teil ihrer neuen Reihe gut gefallen. Die Protagonistin war mir sympathisch und der Handlungsort und die Musikthematik interessant. Der Schreibstil ließ sich gewohnt gut lesen, die Autorin schreibt auch sehr anschaulich, sodass man sich gut an die Orte der Handlung versetzen kann, beim Lesen. Für meinen Geschmack hätte es noch eine Dosis mehr an Lokalkolorit sein dürfen, da das Tessin sicher noch sehr viel mehr an interessanten Orten, Speisen, etc. zu bieten hat. Was die Handlung angeht, bleibt im ersten Band noch einiges offen, sodass ich schon gespannt bin, wie es im zweiten Teil weiter geht. Für einen Liebesroman war alles dennoch recht realistisch und nicht zu kitschig gestaltet, nur an wenigen Stellen hätte ich mir ein anderes Verhalten der Beteiligten gewünscht. So empfehle ich den Roman gerne allen, die gerne nicht allzu kitschige Liebes-/Familienromane an reizvollen Schauplätzen lesen.

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Veröffentlicht am 07.04.2024

Atmosphärische Familiengeschichte

Krummes Holz
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Bei diesem Roman hat das doch eher modern und in freundlichen Farben gestaltete Cover direkt mein Interesse geweckt. Eigentlich passt dieses aber gar nicht so recht zur eher düsteren Atmosphäre des Romans. ...

Bei diesem Roman hat das doch eher modern und in freundlichen Farben gestaltete Cover direkt mein Interesse geweckt. Eigentlich passt dieses aber gar nicht so recht zur eher düsteren Atmosphäre des Romans. Der Titel "Krummes Holz" bezieht sich auf eine Gegend in Südwestfalen, die eher ländlich geprägt und dünn besiedelt ist. Dort wachsen die Geschwister Jirka und seine vier Jahre ältere Schwester Malene nach dem frühen Tod der Mutter bei ihrem gewalttätigen Vater und der wenig liebevollen strengen Großmutter auf, bis Jirka in ein Internat kommt und Malene alleine unter den trostlosen Umständen zurückbleiben muss, was sie ihrem Bruder später nicht so recht verzeihen kann, als dieser nach fünf Jahren zurückkommt. Jirka erwarten dann, neben der reservierten Schwester, seine demente Großmutter, ein heruntergewirtschafteter Hof und der Sohn des ehemaligen Verwalters. Der Vater ist verschwunden.

Die Autorin verknüpft nach Jirkas Rückkehr Ende der 80er Jahre Vergangenheit und Gegenwart, indem bei Jirka immer mehr Erinnerungen aufbrechen und man als Leser:in so mehr und mehr Details über die unschöne Kindheit von Jirka und Malene erfährt. Dabei gelingt es der Autorin sehr gut, mit Hilfe vieler sprachlicher Bilder und poetischer Stilmittel die trostlose Atmosphäre auf dem Hof einzufangen und die Stimmung nachvollziehbar wiederzugeben. Beim Lesen erfordert das ein gewisses Maß an Konzentration, sodass es sich nicht um leichte Kost für nebenbei handelt. Aber auf jeden Fall um einen sehr lesenswerten Roman um eine dysfunktionale Familie.

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Veröffentlicht am 07.04.2024

Zeitenwende

Das Schweigen des Wassers
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Susanne Tägders Kriminalroman wurde von einem wahren Fall inspiriert. Handlungsort ist ein kleiner Ort in Mecklenburg. Hauptkommissar Groth kommt Anfang der 90er Jahre, also kurz nach der Wende, nach Jahren ...

Susanne Tägders Kriminalroman wurde von einem wahren Fall inspiriert. Handlungsort ist ein kleiner Ort in Mecklenburg. Hauptkommissar Groth kommt Anfang der 90er Jahre, also kurz nach der Wende, nach Jahren in Hamburg nicht ganz freiwillig zurück in seinen ostdeutschen Heimatort, wo er als eine Art Aufbauhelfer dienen soll, obwohl er selbst auch schon mit Vorschriften in Konflikt geraten ist. Privat musste er auch einiges verkraften. Kurz nach seiner Rückkehr in die alte Heimat wird Siegmar Eck, ein alkoholabhängiger Bootsverleiher, tot im Wasser gefunden und man geht schnell von einem Unfall aus, woran Groth aber schnell zu zweifeln beginnt. Und bald wird klar, dass es eine Verbindung zu einem Mordfall zu DDR-Zeiten gibt.

Mir hat der Krimi sehr gut gefallen. Die Wendezeit, in der dieser spielt, ist eine sehr spannende, in der viel aufgearbeitet werden musste. Groth als Kommissar hat seine Ecken und Kanten, man kann sich jedoch gut in ihn hineinversetzen und er wirkt nie arrogant oder unsympathisch. Der Fall selbst war spannend, lange blieb offen, was genau geschehen war. Der Schreibstil der Autorin war zugleich gut lesbar und anschaulich, sodass man sich gut in die Situation und Orte kurz nach der Wende hineinversetzen konnte.

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