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Veröffentlicht am 30.10.2023

Winter“alb“traum in Kanada

Wintertraum in Kanada
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Nach der Rückkehr aus ihrem gemeinsamen Kanada-Urlaub sind Sara und Paul sich sicher – sie wollen in dieses wunderschöne Land auswandern und gemeinsam ein Haus kaufen, um darin ein Bed & Breakfast zu eröffnen. ...

Nach der Rückkehr aus ihrem gemeinsamen Kanada-Urlaub sind Sara und Paul sich sicher – sie wollen in dieses wunderschöne Land auswandern und gemeinsam ein Haus kaufen, um darin ein Bed & Breakfast zu eröffnen. Der Wunsch nach Kanada auszuwandern ist nicht neu, aber die Schönheit dieses Landes vor Ort zu erleben, hat sie in ihrem Vorhaben bestärkt. Auf einer Immobilienseite im Internet finden sie dann per Zufall dieses wunderschöne Haus am Okanagan-See, welches sie tatsächlich vor Ort gesehen und bewundert haben. Nun steht es auf dieser Internet-Seite zum Verkauf…..

Mit einer kleinen finanziellen Unterstützung ihres Vaters reicht das Geld aus, um genau dieses Haus zu kaufen und so steht ihrem Umzug und der Veränderung der Lebensumstände nichts mehr im Weg. In Springfield angekommen, erwartet sie jedoch kein Traumhaus sondern eine Katastrophe mit schönem Äußerem. Sie kannten dieses Haus nur von Außen, als sie auf ihrer Reise am Okanagan-See waren, befand es sich in Privatbesitz.

Das Haus entpuppt sich als Ruine; die Heizung ist defekt, in den Wasserleitungen zirkuliert braune Brühe, der Kamin entwickelt keinen Zug weil er verstopft ist und sobald man mehr als 1 Gerät an den Stromkreislauf anschließt, fliegen die Sicherungen raus. Handwerker sind rar und auf Monate hinaus ausgebucht, so dass Sara und Paul sich zuerst einmal mit der Kälte und den vorgefundenen Umständen arrangieren müssen.

Im Haus herrscht das blanke Chaos – und dann steht die erste Person vor der Türe, die die Einladung „komm uns doch gerne in Kanada besuchen“ nicht auf die lange Bank geschoben hat.

Es bleibt jedoch nicht bei diesem einen Besucher ….

Bei diesem Cover war es Liebe auf den ersten Blick. Nachdem dann auch noch der Klapptext signalisierte, dass dieses Buch genau in mein Beuteschema passt, freute ich mich auf eine Wohlfühlgeschichte, mit der ich ein paar schöne Lesestunden verbringen kann. Leider war das nix!

Das Buch beginnt mit einem weihnachtlichen Treffen bei Saras Eltern und von Anfang an empfinde ich diese ganze Familie als überaus anstrengend. Dass Sara und Paul ihren Urlaub in Kanada verbringen möchten, kann ich nachvollziehen, schon nach wenigen Seiten fühle ich mit den Beiden, dass es eher eine Flucht vor der Familie als der Wunsch nach einem Urlaub sein muss. In diesem Urlaub beschließen die Beiden dann auch spontan, in einer Hochzeitsbude an den Niagarafällen zu heiraten. Nach dem Urlaub und bevor sie ihre Zelt ein Deutschland ganz abbrechen, richten Sara und Paul für ihre Familien und Freunde eine Hochzeitsfeier aus, und wie es sich in den einzelnen Gesprächen dann ergibt, ermutigen sie ihre Hochzeitsgäste, sie doch bald einmal in ihrem neuen Zuhause in Kanada besuchen zu kommen.

-SPOILER !!

Den Anfang in der Reihe macht Angus. Angus ist Schriftsteller und hat eine Schreib-Blockade. Paul ist sein Lektor und ohne ihn kann er nicht arbeiten. Ihm folgt kurz darauf Saras Schwester Olivia mit ihren Kindern Noah (4) und Amelie (5), die sich von ihrem Ehemann getrennt hat. Dann reisen Jeanette, Saras und Olivias Mutter, und Karin, Olivias Schwiegermutter an, weil sie Olivia überreden möchten es doch nochmal mit ihrem Mann zu versuchen. Kurz nach den beiden Frauen erscheinen Richard, Saras und Olivias Vater sowie Gernot, Olivias Noch-Ehemann und Vater ihrer Kinder. Zum Abschluss erscheinen dann auch noch 2 Freunde sowie die Ex-Freundin von Paul auf der Bildfläche.

Niemand, ich betone Niemand!, hilft Sara und Paul dabei ihre Probleme mit dem Haus zu lösen. Alle sind nur da um ihre eigenen Befindlichkeiten in den Vordergrund zu stellen und ihre Probleme bei Sara und Paul abzuladen, während diese sich immer mehr voneinander entfernen, weil sie gar keine Zeit haben, sich um ihre eigenen Probleme zu kümmern.

Die ganze Geschichte hat – für mein Befinden – sehr wenig positive Aspekte, mit Ausnahme der Nachbarn in Springfield, die Sara und Paul herzlich in ihren Reihen aufgenommen haben und Jeff, der Handwerker, der sein Herz für Kinder gezeigt und eine andere Baustelle abgesagt hat, um die Heizung bei Sara und Paul zu reparieren, damit die Kinder nicht frieren müssen. Ansonsten ist das ganze Geschehen durchweg negativ behaftet. Die Autorin findet für ihre Protagonisten auch ausreichend zutreffende Adjektive. Die Stimmung ist „frostig“, Sara erwidert „mutlos“, verspürt „ärgerliche Ungeduld“ in sich aufsteigen, Angus klingt „genervt“, Paul antwortet „gereizt“ oder auch „launig“, sein Blick ist voller „kalter Wut“, Jeanette ist „empört“ oder „energisch“. Die Reihe lässt sich endlos fortsetzen und spiegelt tatsächlich das Miteinander dieser Personen. Ich hätte schreiend das Weite gesucht….

Keiner der handelnden Charaktere hat bei mir Sympathiepunkte bekommen, ich empfinde jeden Einzelnen wirklich nur als anstrengend. Wegen des angenehmen Schreibstils von Ruth Bennett, und weil ich wissen wollte wie es für Sara und Paul endet, habe ich das Buch zu Ende gelesen. Die Geschichte selbst ist leider weit hinter meinen Erwartungen auf eine Liebesgeschichte mit Wohlfühl-Charakter zurückgeblieben. Sehr schade!

Diese Rezension spiegelt lediglich mein Empfinden beim Lesen der Geschichte, vielleicht gefällt sie Dir ja besser?!

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Veröffentlicht am 29.07.2023

Henri oder Mats?

Vom Lieben und Lassen
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Katharina ist 47 Jahre alt, steht quasi in der Blüte ihres Lebens, ist Mutter zweier Töchter und verheiratet mit Henri. Als Paartherapeutin kümmert sie sich erfolgreich um die Beziehungsprobleme anderer ...

Katharina ist 47 Jahre alt, steht quasi in der Blüte ihres Lebens, ist Mutter zweier Töchter und verheiratet mit Henri. Als Paartherapeutin kümmert sie sich erfolgreich um die Beziehungsprobleme anderer Menschen, gegen den Alltagstrott in ihrer Ehe findet sie jedoch keine Lösung. Ihr Mann und ihre Kinder sehen sie als selbstverständlich an, sie sehnt sich nach Wertschätzung und Aufmerksamkeit, in ihrer Ehe fehlt ihr das „Wir“; sie möchte einfach wieder mehr „gesehen werden“.

Nach 27 Jahren trifft sie auf einem Klassentreffen ihre große (Jugend-)Liebe Mats wieder. Und da ist es – Bäm! – diese Kribbeln im Bauch, welches sie in ihrer Ehe so sehr vermisst. Auch Mats scheint die gemeinsame Zeit von damals nicht vergessen zu haben und so verabreden sie sich; zuerst einmal zu einer unverfänglichen Radtour, die jedoch in Katharina etwas auslöst.

Er ließ sich von ihr zum Fluss hinunterdirigieren, und als sie kichernd und außer Atem dort ankamen, hatte sich etwas zwischen ihnen und in ihr verändert. Sie dachte nicht an zu Hause, nicht daran, dass sie jemand sehen oder hören könnte, und schon gleich gar nicht, ob sie hier einen Fehler machte. Sie genoss einfach alles an diesem Augenblick. Sie war Kate. Glücklich und unbeschwert und alles andere als langweilig. Es ging nicht um körperliche Anziehung, um alte oder neue Liebe, sondern um Lebensfreude und Freiheit. Zumindest wollte sie das glauben.

Wider besseres Wissen lässt Katharina sich erneut auf Mats ein, immer im Hinterkopf (als Entschuldigung/zur Beruhigung ihres Gewissens?), dass Henri ja schließlich auch schon einen Seitensprung hatte. Glücklich ist sie mit ihrer Entscheidung nicht, unglücklich aber auch nicht.

Mats Lebensmittelpunkt ist in Wien und in einer Spontan-Aktion fährt Katharina zu ihm nach Wien, gemeinsam verbringen sie ein paar Tage, dann muss Mats zu einem Shooting und sie bleibt mit vielen offenen Fragen in seiner Wohnung zurück.

Wieder zu Hause muss sie eine Entscheidung treffen.
Henri oder Mats? In welchem der Beiden sieht sie ihre Zukunft?

Ich habe das Buch „Vom Lieben und Lassen“ in einem Instagram-Post gesehen und sowohl Klappentext als auch Cover haben mich direkt angesprochen. Mal weg von meinem krimi-lastigen Leseverhalten hin zu einer Geschichte, mitten aus dem Leben. Leider wurde meine Erwartung, die ich an dieses Buch hatte, nicht erfüllt.

Am Anfang der Geschichte lernt der Leser Katharina und ihr Umfeld kennen: Ihren Mann Henri, ihre beiden Kinder. Genau diese 3 Menschen, die die wichtigsten Menschen in ihrem Leben sind, betrachten sie als Selbstverständlichkeit. Ihre Töchter behandeln sie – alters-/pubertätsbedingt – oftmals respektlos, sehen ihn ihr die Haushälterin, aber auch die Therapeutin, die selten als Mutter für sie da ist und war. Ihr Mann Henri versteht sich besser mit seinen Töchtern, als mit seiner Frau. Gemeinsamen Aktivitäten mit ihr geht er aus dem Weg. Wäre es anders gekommen, wenn Henri sie – wie ursprünglich geplant – zu diesem Klassentreffen begleitet hätte? Fragen, auf die es keine Antwort gibt.

Weitere agierenden Personen werden ebenfalls am Anfang namentlich ins Geschehen eingeführt, sind aber für die Geschichte nicht wirklich überaus wichtig, weswegen ihre Figuren nicht bis ins Detail ausgearbeitet sind. Bis auf Sandra, der kommt später noch eine wichtige Funktion zu.

Die Geschichte kann in drei Abschnitte eingeteilt werden. Das erste Drittel beschäftigt sich mit dem Wiedersehen und dem kopflosen Handeln von Katharina. Sie weiß, dass es eigentlich nicht richtig ist, sich wieder mit Mats einzulassen, kann sich aber auch gegen ihre Gefühle nicht wehren. Das zweite Drittel könnte man als „Entscheidungsfindung“ bezeichnen und das letzte Drittel führt dann zur Entscheidung und zum Happy End – für einen der beiden Männer.

Ich habe für das Lesen dieses Buches – lt. App – von der ersten bis zur letzten Seite 163 Tage gebraucht. Über 4 Monate für ein Buch, von dem ich mir erhofft hatte, dass es mich so mitnehmen wird, dass ich es in einer Nacht gelesen bekomme. Leider hat mich Katharina im Teil der „Entscheidungsfindung“ so genervt, dass ich das Buch zur Seite legen musste. Immer und immer wieder schließt sie sich für Tage in ihrer Praxis ein, und somit alle anderen Personen aus, aber es passiert nix – außer, dass sie immer und immer wieder die gleichen Gedanken hat. Dass sie nicht weiß, was in ihrem Fall die richtige Entscheidung ist, ist absolut nachvollziehbar. Aber weil sie sich immer wieder in ihre Praxis zurückzieht, wird die ganze Geschichte übermäßig in die Länge gezogen.

Ich hätte mir in diesem Buch mehr Drama gewünscht. Ehepartner, die miteinander streiten, die sich Vorwürfe machen, sich Dinge an den Kopf werfen, die in all den Ehejahren nicht aufgearbeitet wurden, dass sie Henri seinen Seitensprung um die Ohren haut, und dass sie beim Streiten merken, dass sie sich doch nicht so ganz egal sind. Hier gehören Emotionen hin, ehrlich, ungeschönt und wenn es sein muss auch laut. Statt dessen haust Katharina alleine in ihrer Praxis, Henri macht sein Ding und Mats redet Katharina immer wieder ein, dass sie doch zu ihm gehöre, aber bei seinem Shooting wird irgendwie klar, dass er diese aufgewärmte Affaire doch eher für sein Ego braucht, als für sein Herz.

Am Ende trifft Katharina die richtige Entscheidung – nach diesem langgezogenen Mittelteil hat mich das dann aber leider auch nicht mehr aufgewühlt.

Ich mag Bücher, in denen Geschichten erzählt werden, die jedem von uns jeden Tag passieren können. Ich mag sie deswegen, weil man sich (je nach Lebensalter) auch schon mal selbst in diesen Geschichten finden kann. Gerade hier hätte ich mitfühlen können – ich kenne es, wenn man in einer Ehe steckt, in der man nicht mehr so wahrgenommen wird, wie man es sich erhofft/wünscht.

Ich will fühlen, was die Personen fühlen, ich will eintauchen in ihre Leben und mit ihnen weinen, lachen und nachdenken. Zu Katharina, Henri und Mats konnte ich jedoch keinerlei Verbindung aufbauen, für mich persönlich haben hier die wichtigsten Elemente gefehlt: Emotionen.

Der Schreibstil der Autorin ist gut zu lesen und vielleicht gefällt Dir die Geschichte von Katharina, Mats und Henri ja besser als mir. Lucia Sperling hat viel Zeit und Liebe in ihr Werk gesteckt, und es tut mir leid, dass sie mich damit emotional nicht erreicht hat.

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Veröffentlicht am 05.04.2023

Die Geschichte einer heimlichen Heldin

Ein Kind namens Hoffnung
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Berlin 1938:
Seit 7 Jahren arbeitet Elly nunmehr als Köchin im Haushalt der Familie Sternberg in Berlin. Eigentlich ist sie viel mehr als nur Köchin, denn Elly und die Sternbergs sind sich nach all den ...

Berlin 1938:
Seit 7 Jahren arbeitet Elly nunmehr als Köchin im Haushalt der Familie Sternberg in Berlin. Eigentlich ist sie viel mehr als nur Köchin, denn Elly und die Sternbergs sind sich nach all den Jahren sehr freundschaftlich verbunden; den 6jährigen Leon liebt sie wie ein eigenes Kind.

Seit 1933, als die Nationalsozialisten unter ihrem Führer Adolf Hitler die „Rassenpolitik“ entwickelten, gibt es für Menschen jüdischer Herkunft immer mehr Einschränkungen und Verbote und so darf Hanns Sternberg seit ein paar Monaten nicht mehr als Neurologe arbeiten und sich auch nicht mehr Arzt sondern „Krankenbehandler“ nennen; auch Saras Musikkreis wird kontrolliert. Als Sara von einer Bekannten erfährt, dass jemand ihren Namen an Hitler verraten hat, ist es schon zu spät für eine Flucht – obwohl alles für ihren Weggang geplant ist, kommen ihr die Schergen Hitlers zuvor und Hanns und sie werden verhaftet und abtransportiert. Geistesgegenwärtig gibt Elly Leon als ihren eigenen Sohn aus und der letzte Blick, den Sara und Elly miteinander austauschen können, enthält sowohl das Versprechen auf ein Wiedersehen als auch das Versprechen, dass Elly sich gut um Leon kümmern wird.

Elly flieht mit dem Kind zu ihren Eltern, ihr Vater ist Pfarrer, doch dort ist Leon nicht gerne gesehen und so fliehen sie weiter, irgendwohin aufs Land, wo sie niemand kennt.

Mit ihrem schnellen und uneigennützigen Handeln hat Elly den Sohn der Sternbergs vor den Machenschaften der Nationalsozialisten gerettet und in den nächsten Jahren stellt sie den Schutz und das Wohlergehen Leons sowie die Suche nach den Sternbergs vor alles andere.

Die Judenverfolgung hat mit der Pogromnacht im November 1938 noch lange nicht ihren Höhepunkt gefunden und es dauert 17 Jahre, bis die Geschichte ein Happy End findet.

Du kannst nicht alle Not der Welt lindern,
aber Du kannst einem Menschen Hoffnung geben
(Albert Schweitzer)

Marie Sand datiert ihren Debüt-Roman „Ein Kind namens Hoffung“ in die schwärzeste Zeit der Deutschen Geschichte – in die Zeit des Nationalsozialismus. Sie hält sich nicht lange mit einer Einführung auf, die Geschichte beginnt direkt an dem Tag, an dem Sara und Hanns Sternberg erfahren, dass sie denunziert wurden und in gleicher Nacht verhaftet und abtransportiert werden.

Sara hat die Zeichen der Zeit schon lange erkannt und für ihre Flucht mit Leon ist alles vorbereitet, wohingegen Hanns die Sache aussitzen möchte, er fühlt sich „in Gottes Hand“ und glaubt nicht daran, dass an Saras Unkenrufen etwas dran ist. Leider erfährt er schneller als ihm lieb ist, dass seine Frau leider Recht hatte mit ihren Unkenrufen. Nun kommt alles anders als geplant.

Die Aussage „Ich mag Geschichten, die zu Zeiten des Nationalsozialismus spielen“ entspricht nicht dem, was ich damit ausdrücken möchte, denn ich mag diese Zeit ganz sicher nicht. Aber ich lese gerne Bücher (fiktive Geschichten!), die in diesem Zeitraum handeln. Leider hat mich „Die Geschichte einer heimlichen Heldin“ nicht so gut unterhalten, wie ich es mir anhand des Klappentextes erhofft hatte.

Der Schreibstil der Autorin spiegelt sich in kurzen, knappen und manchmal regelrecht abgehackten Sätzen wider. Beim Lesen habe ich das Gefühl gehetzt zu werden, ich empfinde diesen Stil als äußerst unentspannend, weswegen ich mich nicht auf die Personen und ihre Schicksale einlassen kann. Auch kann ich Ellys Vorgehen nicht immer nachvollziehen.

Elly handelt äußerst selbstlos als sie Leon rettet, im weiteren Verlauf der Geschichte stellt sie Leons Wohlergehen aber vor alles andere, sie ist wie besessen. In einem kleinen Eifeldorf lernt sie einen Bauern kennen, dessen Frau bei der Geburt seines Sohnes gestorben ist. Er braucht eine Frau für sein Kind, sie braucht einen Unterschlupf für das Kind das nicht ihres ist, die Beiden heiraten und Elly bringt kurz darauf eine Tochter zur Welt – und noch immer hat Leon äußerste Priorität. Ihre eigene kleine Tochter spielt in ihrem Leben nur die zweite Geige. Auch legt sie kein Veto ein, als ihr Ehemann einen seiner Söhne in ein Kinderheim gibt, weil es auf dem Hof nicht genug zu Essen für alle gibt – sie lässt es zu, dass dieser Junge in ein Kinderheim muss, nur damit Leon Essen bekommt …..?

Meiner Meinung nach ist Elly auch viel zu „glatt“ durch diese Zeit gekommen. Immer war da jemand, der ihr geholfen hat, niemals hatte sie Probleme mit irgendwelchen Kontrollen und auch als sie beim Eierklauen erwischt wird, findet sie bei der „Hühnerbaronin“ Verständnis für ihre Situation, obwohl die Lebensmittel rationiert waren und jeder selbst schauen musste, wo er bleibt. Sicherlich war nicht alles schlecht in der damaligen Zeit, aber manche Beschreibungen von Situationen empfand ich als nicht glaubwürdig.

Alles in allem war das Buch – nachdem ich mich an den Schreibstil gewöhnt hatte – ganz gut zu lesen, die Geschichte von Elly und Leon hat mich aber leider nicht berührt.

Veröffentlicht am 05.02.2023

4 Frauen – 4 Schicksale – 1 Wasserstraße

Zwischen den Meeren
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Kiel 1886:
Endlich ist es beschlossene Sache – der Reichstag billigt das Gesetz zum Bau des „Kaiser-Wilhelm-Kanals“. Dieser Kanal soll die Nordsee von der Elbmündung bis zur Kieler Förde in der Ostsee ...

Kiel 1886:
Endlich ist es beschlossene Sache – der Reichstag billigt das Gesetz zum Bau des „Kaiser-Wilhelm-Kanals“. Dieser Kanal soll die Nordsee von der Elbmündung bis zur Kieler Förde in der Ostsee verbinden. Die geplante Wasserstraße tangiert die Städte Kiel, Rendsburg, Brunsbüttel und Hamburg, in denen vier Frauen mit ihren Familien wohnen, deren Leben sich durch den Bau den Kanals verändern wird.

In Kiel lebt Justine Thams, genannt Stine. Ihr Vater ist der Besitzer des Kolonialwarenladen Thams. Da Stines Mutter kränklich ist, hilft Stine ihrem Vater in jeder freien Minute im Laden und kümmert sich um ihre Geschwister. Stine würde den Laden gerne umorganisieren, scheitert jedoch am Starrsinn ihres Vaters.

In Rendsburg lebt Regina Rademacher. Ihr Vater erhofft sich durch den Bau des Kanals finanzielle Vorteile. Da seine eigene Familie eher mittellos ist, muss er das Geld, welches er in den Bau des Kanals investieren möchte, aus anderer Quelle erhalten und so verheiratet er seine Tochter Regina mit einem Gutsbesitzer.

In Brunsbüttel lebt Susanne (Sanne) Schmidt. Ihr größter Wunsch ist es Architektur zu studieren, aber zur damaligen Zeit war es Frauen verboten zu studieren. Sannes Vater ist Zimmermann und ihr Großvater war der Erbauer der Schleuse im Eiderkanal, weswegen Sanne sehr viel Wissen über den Schleusenbau besitzt, es aufgrund ihres Geschlechts jedoch nicht an den Mann bringen kann.

In Hamburg lebt Mimi Dahlström, gemeinsam mit ihrem Vater Heinrich, der als führender Planer des Kanals gilt. Leider kann Mimis Mutter dieses Ereignis nicht mehr miterleben, sie wäre sehr stolz auf ihren Mann gewesen.

4 Frauen – 4 Schicksale – 1 Wasserstraße

„Zwischen den Meeren“ ist der Auftaktroman zur 3teiligen Nord-Ostsee-Saga, geschrieben von Lena Johannson. Ich habe die Geschichte als Hörbuch gehört, die sich über 11 Stunden und 31 Minuten erstreckt, was 409 Seiten der Printausgabe entspricht. Die Sprecherin Svantje Wascher hat eine angenehme Stimme sowie ein angenehmes Sprechtempo und sie hat durch unterschiedliche Stimmfarben jeder der vier Frauen Leben eingehaucht.

Der Schreibstil der Autorin ist schnörkellos und gut zu lesen (bzw. zu hören) und sie bedient sich einer Ausdrucksweise, die der Zeit in der die Geschichte spielt angemessen ist. Am Anfang fand ich es sehr schwer zu unterscheiden, um welche der vier Frauen es gerade geht, aber nach und nach sortierte sich das alles. Es wird nicht reihum von Stine, Regina, Sane und Mimi erzählt, sondern die Geschichte konzentriert sich in der Hauptsache auf Stine und Sanne. Regina und Mimi treten etwas in den Hintergrund, vermutlich weil ihre Stunde in einem der Nachfolgebände schlägt.

In diesem Band geht es ausschließlich um die Planung des Kanals und die damit verbundenen Ängste und Nöte der Menschen, die unmittelbar von der Ausführung des Bauwerkes betroffen sind oder sich durch den Bau des Kanals Arbeit und somit Wohlstand und Reichtum erhoffen. Die 4 Frauen kennen sich nicht, was sich wahrscheinlich im weiteren Fortgang der Geschichte ändern wird. Jede für sich ist ihrer Zeit weit voraus, sie können aber die Umstände nicht ändern, unter denen sie leben. Immer wieder streut die Autorin Details aus dem Kanalbau ein, die meiner Meinung nach fundiert und gut recherchiert sind.

Die Charaktere sind lebensecht und glaubwürdig und alle werden durch die Veränderungen, die der Kanalbau mit sich bringen wird, angetrieben. Jeder möchte einen – wenn auch vielleicht nur kleinen – Teil vom großen Kuchen abbekommen. Auch die Nebencharaktere sind bildhaft ausgearbeitet. Nicht jeder von ihnen verfolgt hehre Absichten, manche lügen und verheimlichen, andere agieren auf Kosten anderer. Menschen halt. 🙂

So interessant das Leben der ProtagonistInnen auch ist, irgendwann fängt es an, sich in die Länge zu ziehen, weil nicht wirklich etwas bemerkenswertes passiert.11,5 Stunden Hörbuch bzw. 409 Seiten wollen gefüllt werden und für meine Begriffe hätte man manche Passagen gerne etwas straffen können. Es kommt nicht wirklich Spannung auf, die mich auf die Folgebände neugierig gemacht hätte und vorliegender Band 1 endet am 3. Juni 1887 mit der Grundsteinlegung durch Kaiser Wilhelm I. in Kiel-Holtenau. Der Bau des Kanals beginnt somit erst im 2. Teil…..

Teil 2 „Nach den Gezeiten“ erscheint am 17.05.2023 und der finale Teil 3 „Im Jahr der Flut“ erscheint am 16.12.2023. Ich werde mir den 2. Teil anhören/lesen, weil ich wissen möchte, ob und wie sich die Wege der Frauen kreuzen und was sie zusammenführt. Das ist jedoch eher meiner Neugierde geschuldet als der Tatsache, dass mich das Buch so gefesselt hätte, dass ich gerne weiter-lesen/-hören möchte.

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Veröffentlicht am 16.08.2022

Remember when dreams were born

Remember when Dreams were born
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8 Monate ist es nun her, seit Maggie mit einem 3er BMW kollidierte. Sie war 1 Minute und 12 Sekunden klinisch tot. Bei diesem Unfall wurde ihre Hüfte zerschmettert und sie kann nur mit Hilfe von sehr sehr ...

8 Monate ist es nun her, seit Maggie mit einem 3er BMW kollidierte. Sie war 1 Minute und 12 Sekunden klinisch tot. Bei diesem Unfall wurde ihre Hüfte zerschmettert und sie kann nur mit Hilfe von sehr sehr starken Schmerzmitteln „funktionieren“ und aufgrund einer sehr schweren Schädelverletzung leidet sie außerdem an Panikattacken, Wortfindungsstörungen und partiellem Gedächtnisverlust. Da sie noch auf Hilfe angewiesen ist, wohnt sie vorübergehend bei ihrem Bruder George.

Zum 1. Mal seit ihrem Unfall verlässt Maggie ihr heimisches Umfeld und besucht – in Begleitung ihres Bruders – das „Lifted Anchor“. Der Pub war früher einmal ihre Stammkneipe. Ihr Stammtisch ist nur zur Hälfte besetzt, so ist genau noch Platz für 2 Personen frei und sie setzen sich an den Tisch zu dem Pärchen, das gar kein Pärchen ist. So lernt sie den Hotelmanager Thomas kennen, der Gefallen an Maggie findet und sie gerne näher kennenlernen möchte. Obwohl es Maggie ganz und gar nicht gut geht und sie der Meinung ist, dass Thomas etwas deutlich besseres verdient hätte als so ein „Wrack“ wie sie es ist, stimmt sie einem weiteren Treffen zu. Dem einen Treffen folgen mehrere Verabredungen.

Maggie weiß nicht, dass auch Thomas an einem Vorfall aus seiner Vergangenheit zu knabbern hat und, dass die Beiden sich gegenseitig heilen können.

Bei „Remember when dreams were born“ handelt es sich um den 1. Teil der „Second-Chances“-Reihe. Teil 2 erscheint am 25.11.2022 und Teil 3 am 31.03.2023.

In diesem Buch geht es um Maggie und Thomas. Die Beiden tragen ihre Geschichte in Form des personalen Erzählers vor. Die Geschehnisse der Vergangenheit und was die Beiden aktuell denken und/oder fühlen, wird jeweils von jedem individuell geschildert.

Die Beiden lernen sich an diesem Abend im „Lifted Anchor“ kennen, Thomas bittet um ein weiteres Treffen und so verfolgt man als Leser:in die stückweise und langsame Annäherung der Beiden. Von Maggie weiß man von Anfang an, mit welchen Problemen sie sich täglich rumschlagen muss, ihre Schmerzen und die Begleiterscheinungen ihrer Verletzungen werden (mehrfach) ausführlich beschrieben; die Vergangenheit von Thomas bleibt eine ganze Zeit lang vor dem/der Leser:in verborgen.

Irgendwie hatte ich von Anfang an das Gefühl, dass mir ein Stück Information fehlt, die Geschichte war irgendwie nicht rund. Vielleicht lag es genau an diesem Umstand, dass ich weder mit Maggie noch mit Tom warm werden konnte. Es hat mich emotional überhaupt nicht abgeholt, die aufflammenden Gefühle zwischen den Beiden wachsen zu sehen.

Die Geschichte nimmt dann eine Wendung, die wirklich unvorhersehbar war, die mich aber mit einem Fragezeichen über dem Kopf hat stehen lassen. Warum hat die Autorin nicht schon früher angedeutet, was sich in der Wohnung von Thomas dann offenbart hat? Ich kann auf das Ereignis nicht näher eingehen ohne zu spoilern, aber ich hätte mir gewünscht, diese Information viel früher gehabt zu haben, denn dann hätte ich mich wahrscheinlich sehr viel besser auf die Geschichte einlassen können und nicht permanent das Gefühl gehabt, dass mir irgendwo ein Puzzleteil fehlt. Ich habe diesen einen Abschnitt tatsächlich mehrfach gelesen, weil es zuerst gar nicht verstanden habe, um was es da wirklich geht.

Die Autorin hat einen sehr schönen Schreibstil, das Buch ließ sich wirklich zügig lesen. Ich brauchte aber einen großen Abstand zwischen Buch und Rezension, weil ich nicht wusste, wie ich dieses Buch bewerten soll.

Ich bin tatsächlich unschlüssig, ob ich Teil 2 der „Second-Chances“-Trilogie lesen werde. Aber ich habe noch ein paar Wochen Zeit das zu entscheiden. Vielleicht gehöre ich nur einfach nicht zur Zielgruppe, denn die Empfehlung heißt „ab 16 Jahren“ …. darüber bin ich schon 40 Jahre hinweg. 😉

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