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Veröffentlicht am 30.05.2022

Dänischer Cosy-Krimi

Tod im Trödelladen
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Gemeinsam mit einigen anderen Rentnern hält Anne-Maj Mortensen ehrenamtlich den gemeinnützigen Trödelladen im Ort am Leben. Anne-Maj ist zwar noch nicht lange dabei, aber sie hilft gerne im Laden aus und ...

Gemeinsam mit einigen anderen Rentnern hält Anne-Maj Mortensen ehrenamtlich den gemeinnützigen Trödelladen im Ort am Leben. Anne-Maj ist zwar noch nicht lange dabei, aber sie hilft gerne im Laden aus und als der alte Helmer stirbt, wittert sie ihre Chance, dessen alte Abteilung – die Bücher – zu übernehmen. Eigenartigerweise gibt es bald den nächsten Toten im Umfeld des Trödelladens. Vielleicht angesichts des Alters der Ehrenamtlichen nicht unbedingt verwunderlich, aber etwas passt nicht zusammen und Anne-Majs Bauchgefühl sagt ihr, dass irgendetwas ganz und gar nicht stimmt. Dummerweise vertraut die Polizei nicht ebenso auf Anne-Majs Bauch und so beschließt sie auf eigene Faust mehr herauszufinden.

Dabei geht sie nicht unbedingt geschickt vor, zudem ist sie eine denkbar schlechte Lügnerin. Die Polizei, allen voran der junge Polizist Anders Hall, ermahnen Anne-Maj mehr als einmal, die Detektivarbeit der Polizei zu überlassen. Doch ein bisschen mit den Leuten plaudern kann doch eigentlich nicht schaden…

Anna Grues „Tod im Trödelladen“ wird als Hygge-Krimi beworben, quasi das dänische/ skandinavische Pendant zum cozy crime. Dementsprechend geht es natürlich um den Kriminalfall, aber auch um alles drum herum: um die älteren Herrschaften aus dem Trödelladen, unter denen es ein herrlich zu lesendes Gerangel um Kompetenzen und Ansprüche gibt, um Herrn Mortensen, den Dackel von Anne-Maj, der eine wichtige Rolle spielt und natürlich auch um ihre Familie, bestehend aus Tochter Iben und Enkelin Didi.

Die Charaktere sind liebevoll und facettenreich gestaltet, auch wenn wir natürlich hauptsächlich Anne-Maj kennenlernen. Sie ist mir nichtmal übermäßig sympathisch, dennoch hat es Spaß gemacht, sie beim Ermitteln zu begleiten. Sie ist teils doch sehr von sich selbst überzeugt, weiß alles besser (vor allem was die Buchabteilung anbelangt) und fühlt sich schnell auf den Schlips getreten. Trotzdem hat sie das Herz auf dem rechten Fleck und ich mochte es, wie sie zwischendurch durchaus mit sich selbst hadert.

Der Humor kommt definitiv auch nicht zu kurz, meist, wenn Anne-Maj mal wieder vorprescht oder impulsiv handelt und sich rauswinden muss. Daneben mochte ich schlichtweg die Atmosphäre im Buch.

Das einzige, das mich in diesem, aber auch in anderen Büchern skandinavischer Autoren irritiert, ist die Tatsache, dass sich alle immer duzen. Für mich klingt das zwar befremdlich, trägt aber natürlich zum authentischen Setting bei.

Mein Fazit lautet daher: „Tod im Trödelladen ist ein Krimi, der einen zwar nicht atemlos zurücklässt, der aber Spaß macht und von seinen Charakteren und den lebendigen Beschreibungen der Autorin lebt.

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Veröffentlicht am 15.05.2022

Anders als erwartet

Der chinesische Zwilling
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Bis vor wenigen Wochen war Eva mit ihrem Leben völlig zufrieden. Voller Vorfreude erwartete sie ihr erstes Kind, ihr Mann Steen ging mit seinen Freunden Fußball spielen, alles lief in gewohnten Bahnen. ...

Bis vor wenigen Wochen war Eva mit ihrem Leben völlig zufrieden. Voller Vorfreude erwartete sie ihr erstes Kind, ihr Mann Steen ging mit seinen Freunden Fußball spielen, alles lief in gewohnten Bahnen. Doch urplötzlich ist alles anders. Die Babysachen stehen herum, Steen liegt gelähmt im Bett und die Polizei kommt mit beunruhigenden Nachrichten. Ein Grab wurde geöffnet und der Leichnam gestohlen. Kurz darauf wird die kleine Lotus aus dem Kindergarten entführt. Und Eva, die nach den Ereignissen der letzten Wochen selbst völlig am Ende ihrer Kräfte ist, kommt nicht umhin, selbst Nachforschungen anzustellen. Zu viele Ungereimtheiten, zu viele Geheimnisse.

Der Thriller von Sarah Engell beginnt mit einer befremdlichen Situation, offenbar in der Vergangenheit spielend. In nachfolgenden Kapiteln wird die Szene fortgesetzt und ich wusste das Geschehen eine lange Zeit nicht wirklich einzuordnen, zumal der zweite Handlungsstrang um Eva zunächst einmal weit davon entfernt zu sein schien. Daher habe ich mich gerade im ersten Drittel des Buches mehrfach gefragt, worauf, zum Teufel, das alles eigentlich hinauslaufen soll. Nach und nach tauchten dann jedoch immer mehr Puzzlestücke auf, die sich zwar zunächst nicht genau positionieren ließen, aber dennoch immer mehr vom Bild erahnen ließen – auch wenn es sich am Ende etwas anders darstellte, als erwartet.

Sarah Engell schafft es wunderbar Spannung aufzubauen, indem sie eine Atmosphäre erschafft, die bedrohlich wirkt, auch wenn man nicht genau weiß, von wo aus die Bedrohung kommt. Düster und ein wenig gruselig wirkt das Buch an mancher Stelle. War ich anfangs hauptsächlich verwirrt, so war ich zunehmend neugierig, was denn nun genau passiert ist und wer warum der Täter/ die Täterin ist. Bis auf zwei Punkte haben sich meine Fragen am Ende alle geklärt und zumindest der letzte bleibt wohl schlichtweg der Phantasie der Lesenden überlassen.

Insgesamt ein Buch, das völlig anders war, als ich vom Klappentext her vermutet hätte, das mir aber trotzdem gut gefallen hat. Thrillerfans sollten ruhig mal einen genaueren Blick wagen…

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Veröffentlicht am 28.04.2022

Literarische Naturwissenschaft

Als die Giraffe noch Liebhaber hatte
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Étienne Geoffrey Saint-Hilaire, Antoine de Lavoisier, Claude Bernard und Louis Pasteur – vier Forscher und Wissenschaftler und vier Geschichten. Jedem der vier widmet der Autor Michael Lichtwarck-Aschoff ...

Étienne Geoffrey Saint-Hilaire, Antoine de Lavoisier, Claude Bernard und Louis Pasteur – vier Forscher und Wissenschaftler und vier Geschichten. Jedem der vier widmet der Autor Michael Lichtwarck-Aschoff eine Erzählung. Jeder von ihnen hat in seinem Bereich zum Fortschritt beigetragen und neue Erkenntnisse gewonnen. Waren sie immer so zielgerichtet und beabsichtigt, wie viele Entdeckungen im Nachhinein erscheinen?

Die erste der vier Geschichten ist Étienne Geoffrey Saint-Hilaire gewidmet. Doch – ebenso wie die anderen Erzählungen – wird sie nicht aus der Sicht des Forschers erzählt. Vielmehr ist es ein Tierpfleger im Jardin du roi der über den bekannten Zoologen und Entwicklungsbiologen und seine Ideen bezüglich der menschlichen Anatomie berichtet. Es ist auch die Erzählung, der das Buch seinen Namen verdankt. Besagte Giraffe war einmal der Liebling im Jardin du roi.

„An dem schmutzigen, kleinen Paket hing ein Zettel. »Zurück an die Witwe Lavoisier. Er wurde zu Unrecht verurteilt«, stand darauf.“ (S.49) Die zweite Erzählung beginnt 1794, als der Chemiker Antoine de Lavoisier von der Guillotine geköpft wurde. Unter anderem verfasste er mit Kollegen eine neue, chemische Nomenklatur. Doch diese Erzählung beschäftigt sich in erster Linie mit seiner Erforschung des Stoffwechsels. Lavoisiers Laborgehilfe Jean-Marie ist in diesem Fall derjenige, der uns berichtet und durch den wir erfahren, welche Rolle Madame Lavoisier und ein Fasan dabei spielten.

Joseph Meister ist eine zentrale Figur im dritten Teil, denn er ist der erste Mensch, der vollständig gegen Tollwut geimpft wurde – und zwar von niemand geringerem als Louis Pasteur. In dieser Erzählung – der längsten – geht es um die ersten Schritte im Bereich der Impfforschung, um Zeitgeschichte, aber auch um Macht und Verrat. Eine spannende Erzählung.

Claude Bernard ist die Hauptfigur der letzten Erzählung und der einzige im Bunde, mit dessen Namen ich auf Anhieb nichts verbinden konnte. Der Arzt und Physiologe war davon überzeugt, dass alle Theorien durch Fakten belegt werden müssten, wofür Experimente, auch Tierversuche, nötig seien. Auch beschrieb er die Bedeutung des „inneren Milieus eines Lebewesens“.

Der Erzähltondes Buches ist einerseits eher nüchtern, doch es gibt immer wieder Abschnitte, die schon beinahe poetisch zu nennen sind. Auffällig sind auch die teils sehr präzisen Beschreibungen, die sicherlich dem medizinischen Hintergrund des Autors geschuldet sind. Michael Lichtwarck-Aschoff ist ehemaliger Intensivmediziner und außerplanmäßiger Professor für Anästhesiologie und Intensivmedizin.

Mir hat es sehr gefallen, dass er eher unbeachtete Personen die Geschichten der vier Berühmtheiten erzählen lässt. Mal ist der Ton eher traurig, mal komisch aber immer voller Respekt für die beschriebenen Personen. Insgesamt ein Buch, das sicher nicht jeden gleichermaßen in seinen Bann schlagen wird, doch gerade für naturwissenschaftlich oder medizinisch interessierte Leser ein wunderbares Buch.

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Veröffentlicht am 25.04.2022

Spannende und lustige Detektivgeschichte

Drachendetektiv Schuppe – Chaos im Zauberwald
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Der Drache Schuppe lebt in einer gemütlichen Höhle, die auch zugleich seine Detektivzentrale ist. Das Highlight der Höhle ist ganz klar der kleine Minivulkan im Wohnzimmer, der regelmäßig ausbricht und ...

Der Drache Schuppe lebt in einer gemütlichen Höhle, die auch zugleich seine Detektivzentrale ist. Das Highlight der Höhle ist ganz klar der kleine Minivulkan im Wohnzimmer, der regelmäßig ausbricht und so für heißes Wasser und andere Annehmlichkeiten sorgt. Gemeinsam mit seinen Freunden, der Elfe Jessamy und dem Kater Grauwacke, versucht Schuppe seinen neuesten Fall zu lösen: im Zauberwald taucht seit neuestem jede Nacht wie von Geisterhand ein riesiger Müllhaufen auf. Niemand weiß warum oder wo er herkommt. Doch die Einhörner sind ganz betrübt und Schuppe und seine Freunde scheuen keine Mühe der Sache auf den Grund zu gehen.

„Chaos im Zauberwald“ ist der erste Band von Katja Brandis neuer Reihe um den Drachendetektiv Schuppe. „Schuppe liebt Schaumbäder, Lava-Limonade und Kriminalfälle.“ (Satz 1 vom Klappentext). Wer kann bei einer solchen Beschreibung schon wiederstehen? Wir jedenfalls nicht. Ich war zwar ein wenig skeptisch was das Müllthema anbelangt, doch meine leise Befürchtung, dass das Buch mit erhobenem Zeigefinger darauf hinweist, dass wie alle immer zu viel Müll produzieren, die Umwelt gefährden etc. hat sich zum Glück nicht bestätigt.

Die Autorin erzählt die Geschichte kindgerecht, spannend und mit einer guten Prise Humor. Mein Sohn und ich haben uns wunderbar amüsiert, während wir Schuppe bei seinem Fall begleitet haben. Gut, dass er in seinen Freunden so tatkräftige Unterstützung hat. Jeder der drei hat andere Talente und sie ergänzen sich nahezu perfekt.

Begleitet wird die Geschichte von zahlreichen Illustrationen von Fréderic Bertrand. Mein Sohn fand den kleinen Kobold, der in vielen Bildern auftaucht, sehr lustig; ich muss gestehen, dass ich eine Weile gebraucht habe um herauszufinden, was das für ein seltsames Wesen ist, das da regelmäßig auftaucht. Doch egal, ob Kobold, Detektivfreunde, Einhorn oder sonstiges Wesen, die Zeichnungen passen perfekt.

Insgesamt ein gelungener Reihenauftakt für junge Leser, der auch Erwachsene zum Schmunzeln bringen kann. Daher von uns eine klare Leseempfehlung für alle jungen Detektive und die, die es werden wollen.

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Veröffentlicht am 12.04.2022

Klar strukturiert und hilfreich

Online-Meetings souverän moderieren
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… eine Herausforderung, mit der sich seit Beginn der Corona-Pandemie immer mehr Menschen konfrontiert sehen. Sogar viele derjenigen, die regelmäßig an Meetings teilgenommen oder diese selbst moderiert ...

… eine Herausforderung, mit der sich seit Beginn der Corona-Pandemie immer mehr Menschen konfrontiert sehen. Sogar viele derjenigen, die regelmäßig an Meetings teilgenommen oder diese selbst moderiert haben, mussten mit einem Mal ihre Konzepte neu überdenken. Nicht alles, was bei einer persönlichen Runde funktioniert, lässt sich so einfach auf ein virtuelles Treffen übertragen.

Die Autorin Ariane Bertz gibt uns mit ihrem Buch einen Leitfaden an die Hand, in dem sie Techniken erklärt, Hürden aufzeigt und hilfreiche Tipps gibt. Sie selbst arbeitet unter anderem als Moderatorin, Vortragsrednerin und Trainerin mit dem Schwerpunkt Marketing und Vertrieb.

Das Buch ist klar strukturiert und jedes Kapitel folgt einem mehr oder weniger gleichbleibenden Muster: Hinführung zum Thema, eigene Erfahrungen, Tipps und Tricks, do´s and dont’s. Praktische Beispiele und Zusammenfassungen runden die jeweiligen Themenkomplexe ab.

Die Autorin geht unter anderem auf die technischen Aspekte ein und gibt Hinweise, welche Gadgets in ihren Augen überflüssig sind. Darüber hinaus widmet sie sich natürlich der Durchführung von Online-Meetings und den Unterschieden zu Präsenz-Veranstaltungen. Auch scheinbare Kleinigkeiten wie etwa die Kleidung oder Accessoires werden beleuchtet. Als praktisches Beispiel nennt sie hier zum Beispiel die Halskette, die Angela Merkel in einem TV-Duell trug und die noch Tage später in den Medien diskutiert wurde, während der Inhalt des Duells in den Hintergrund rückte.

Nachdem die Autorin in den ersten beiden Teilen auf Die neue Normalität (ab Seite 11) und Die 13 größten Fails bei Online-Meetings (ab Seite 37) eingeht, heißt es abschließend ab Seite 113: Aus der Praxis, für die Praxis. In diesem Teil gibt Ariane Bertz zunächst einen persönlichen Ausblick auf die Zukunft und macht dann noch einmal sehr konkrete Vorschläge für unterschiedliche Situationen, wie etwa die Durchführung von Umfragen und Abstimmungen oder auch den Umgang mit technischen Störungen.

Als Bonus gibt es umfangreiches Material zum Download, welches direkt praktisch eingesetzt werden kann. Dazu zählen zum Beispiel Checklisten zur Vorbereitung von Online- Meetings oder Anregungen zur Durchführung von virtuellen Gruppenarbeiten.

Insgesamt ein Fachbuch, das auch versierten Moderatoren von Meetings sicher den ein oder anderen hilfreichen Tipp für virtuelle Konferenzen geben kann und/ oder den ein oder anderen Aspekt wieder ins Gedächtnis ruft.

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