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Veröffentlicht am 05.10.2022

✎ Romy Hausmann - True Crime

TRUE CRIME. Der Abgrund in dir
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Ich kenne Romy Hausmann bereits durch "Liebes Kind" und "Perfect Day" - beides Psychothriller, die fiktiv sind. Umso gespannter war ich, als ich sah, dass die Autorin nun auf den True-Crime-Zug aufspringen ...

Ich kenne Romy Hausmann bereits durch "Liebes Kind" und "Perfect Day" - beides Psychothriller, die fiktiv sind. Umso gespannter war ich, als ich sah, dass die Autorin nun auf den True-Crime-Zug aufspringen möchte.

Leider machte sich bei mir schnell Ernüchterung breit, denn ich erwartete Fälle aus Deutschland, bekam jedoch nur welche aus Übersee. Klar sind diese nicht weniger bedeutend, doch das habe ich eben nicht kommen sehen.

Auch wird mir auf den Aspekt »Was den Menschen zum Mörder macht« nicht genug eingegangen. Es kommen Experten zu Wort, doch bleiben die Aussagen zu allgemein.
Stattdessen erzählt die Verfasserin viel von den Hinterbliebenen. Man merkt, dass sie dort emotional sehr drin steckt, weil sie viel Recherche darauf verwendet hat. Es ist interessant, ja, dennoch nicht das, was die Aufschrift auf dem Cover suggeriert.

Generell ist der Anteil ihrer Tagebucheinträge und somit ihrer persönlichen Gedanken- und Gefühlswelt sehr hoch. Vielleicht sollte man das (Hör)Buch dahingehend einfach spezialisieren. Und es umbenennen.

Die Sprecher*innen haben ihren Job super gemacht. Da die Autorin auch selbst liest, konnte sie all ihren Emotionen freien Lauf lassen. Das macht das Ganze sehr authentisch - wenn es um ihre persönlichen Gedanken ging.

Auch wenn "True Crime - Der Abgrund in dir" viele bewegende Schicksale enthält und einige Einblicke bietet, bleibe ich lieber weiterhin bei den Psychothrillern von Romy Hausmann. Diese haben einen hohen Unterhaltungswert. Das vorliegende Exemplar passt in dieser Aufmachung in meinen Augen nicht in das vorgegebene Genre - dafür ist es im Verlauf auf einer zu persönlichen Ebene gelandet.

©2022 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 08.09.2022

✎ Helen Rutter - Neun Wünsche für Archie

Neun Wünsche für Archie
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Ich habe das Buch seit ein paar Tagen ausgelesen und musste es erstmal sacken lassen ...

Sicher kennt fast jeder Kinder, die es nicht leicht haben im Leben. Archie Crumb ist so ein Kind.

Mit Archie ...

Ich habe das Buch seit ein paar Tagen ausgelesen und musste es erstmal sacken lassen ...

Sicher kennt fast jeder Kinder, die es nicht leicht haben im Leben. Archie Crumb ist so ein Kind.

Mit Archie wurde ein echter Sympathieträger erschaffen. Er ist empathisch, ehrlich, aber vor allem traurig. Jedes Kind wird mit ihm mitfühlen können. Mich verletzt es sehr, was er in seinen jungen Jahren bereits alles erdulden muss: Mobbing, die Krankheit der Mutter geheim halten, das Haus sauber halten, eine Stiefmutter, die ihn ablehnt, ein Vater, der ihn ebenfalls nicht mehr möchte, ...
Und niemanden in seinem Umfeld scheint dies aufzufallen bzw. zum Handeln zu animieren.

Genau dort setzt mein größter Kritikpunkt an: Mir fehlen wieder mal präsente Erwachsene!

Ich mein, es kann doch wohl nicht sein, dass niemandem auffällt, dass Archie mit zu kurzen Hosen herum läuft!? Es kann nicht sein, dass das Mobbing über einen so langen Zeitraum von den Schulfachkräften unentdeckt bleibt bzw. niemals jemand eingreift!? Wenn ich eine richtige Freundin bin (Erwachsene!), lasse ich mich nicht ständig am Telefon abwimmeln (oder höre, wie niemand abnimmt), sondern geh verdammt nochmal hin!

Bin ich zu streng? Nein! Denn ich kenne jemanden, der so aufwachsen musste - ohne Hilfe. Bzw. als sie dann kam, kam sie (fast) zu spät. Heute trägt diejenige ein großes Trauma mit sich herum. Wenn Lehrer
innen oder andere Erwachsene damals besser hingeschaut und hingehört hätten, wäre sie heute mit Sicherheit ein anderer Mensch.

Geht es für Archie gut aus? Ja, jedoch erst, nachdem ER aktiv geworden ist! Ein 11-jähriges Kind!

Die Geschichte hat durchweg einen melancholischen Unterton. Doch zum Glück gibt es immer wieder Punkte, die Lesende schmunzeln lassen, sodass die Schwere hin und wieder aufgehoben wird. Dennoch hoffe ich, dass 10-Jährige diese Erzählung nicht alleine lesen (müssen), denn nicht jedes Kind wird in diesem Alter damit gut umgehen können. (vor allem, wenn sie selbst betroffen sind) Es bedarf Erwachsener an deren Seite, die zum Reden bereit sind, die die Kinder auffangen.

Nichtsdestoweniger ist dieses Werk ein wichtiger Beitrag. Heranwachsende lernen, an sich selbst zu glauben. Sie wachsen mit Archie über sich selbst hinaus. Sie begreifen, dass es ok ist, nach Hilfe zu fragen, wenn man sie benötigt.

Besonders positiv möchte ich hier die Geschwisterliebe herausheben. Es gibt so wenige Bücher, in denen sich Geschwister so gern haben wie Archie und seine kleine Schwester. Wenn die beiden aufeinandertreffen, geht einem richtig das Herz auf. Das waren meine absoluten Lieblingsmomente!

Ja, es werden viele Themen angesprochen und am Ende aufgelöst, doch ich würde mir ein Buch wünschen, in dem es handelnde Erwachsene gibt; in dem Kinder sehen, dass es NICHT ihre Verantwortung ist, alles am Laufen zu halten, sondern dass es Große gibt, die helfen wollen und können. Mir sind die Erwachsenen in dieser Geschichte einfach zu passiv.

Von mir kann es an dieser Stelle daher nur eine eingeschränkte Leseempfehlung geben.

©2022 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 01.09.2022

✎ Marion Grass - 800 Kilometer zum Regenbogen

800 Kilometer zum Regenbogen
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Als ich das Cover sah und den Klappentext dazu las, war mir klar, dass dies eine Geschichte aus der LGBTQIA+ Community ist. Und als ich dann noch den Zusatz "Nach einer wahren Begebenheit" wahrnahm, ging ...

Als ich das Cover sah und den Klappentext dazu las, war mir klar, dass dies eine Geschichte aus der LGBTQIA+ Community ist. Und als ich dann noch den Zusatz "Nach einer wahren Begebenheit" wahrnahm, ging ich davon aus, dass es die Geschichte der Autorin oder einer ihrer Freundinnen ist. Ich erwartete also authentische Gefühlsausbrüche in einem Setting, welches nicht alltäglich ist.

Die Erzählung wird komplett aus Marias Sicht geschildert. Somit erleben Lesende hautnah ihre Emotionen und Gefühle. Ihre Reaktionen konnte ich immer nachvollziehen - befand ich mich doch selbst schon in einer ähnlichen Situation.
Auch in Caros Gefühlswelt bekommen wir mittels Briefen, SMS und E-Mails einen kleinen Einblick. Dieser bleibt jedoch deutlich distanzierter. Nichtsdestotrotz habe ich auch ihr Verhalten zu jeder Zeit verstanden.
Insgesamt jedoch bleiben die Charaktere eher blass, zu eindimensional. Das Hauptaugenmerk ist eindeutig auf die Emotionen gelegt und die Autorin bringt dies gut rüber.

Leider muss ich jedoch sagen, dass ich mit dem Erzählstil so gar nicht zurecht kam. Unnötige Füllwörter und Wortwiederholungen störten meinen Lesefluss. Die Art, wie die Autorin Marias Erlebnisse wiedergibt, nämlich so, als würde sie die Geschehnisse einer Freundin / einem Freund erzählen, soll vielleicht authentisch wirken, doch für mich passte das einfach nicht. Auf diese Weise kann man sie für die eigenen Enkel aufschreiben, jedoch ist sie meines Ermessens nach nicht publikumstauglich.

Ja, ich finde dieses Buch richtig und wichtig, doch die Umsetzung ist in meinen Augen nicht gut gelungen. Ich würde es nie jemanden empfehlen. Das ist schade, denn die Geschichte ist nicht alltäglich. Sie macht Mut. Sie gibt Hoffnung.

Von mir gibt es daher eine Leseempfehlung für Marias Erlebnis - jedoch nicht in dieser Form. Ich hoffe, dass sich Marion Grass vielleicht mit einer professionellen Person zusammensetzt, um ihre Geschichte in die Welt hinaus zu tragen, denn es braucht diese, um zu sehen, wie vielfältig wir sind.

©2022 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 23.08.2022

✎ Casey McQuiston - I kissed Shara Wheeler

I Kissed Shara Wheeler
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Ich liebe queere Geschichten. Alle Menschen sollten als normal angesehen werden. Dies gilt es zu unterstützen.

"I kissed Shara Wheeler" ist leider ein Buch, welches nicht lange in meinem Gedächtnis bleiben ...

Ich liebe queere Geschichten. Alle Menschen sollten als normal angesehen werden. Dies gilt es zu unterstützen.

"I kissed Shara Wheeler" ist leider ein Buch, welches nicht lange in meinem Gedächtnis bleiben wird und ich somit auch nie weiterempfehlen werde.

In diesem Coming-of-age-Roman der Autorin Casey McQuiston begegnen wir ganz vielen queeren Personen. Am Anfang fand ich das wirklich viel, weil ich das eben auch nicht so kenne. Doch dann habe ich mir gedacht: Egal! Hier haben all diese Personen eine Plattform bekommen. Super!
Zuerst mag dieser Umstand einen erschlagen, doch dann fand ich das sogar gut. So habe ich mich noch intensiver mit dieser ganzen Materie beschäftigt. Musste nicht erst 3, 4, 5 Bücher lesen, um all die Menschen kennenzulernen, sondern bekam sie in einer Geschichte serviert. (wenn auch sehr oberflächlich)
Dass dies in einer konservativen Gemeinde niemals so sein wird, sei mal dahingestellt. Es ist halt sehr amerikanisch.

Doch die Geschichte an sich - allen voran die Schnitzeljagd - konnte mich so gar nicht abholen.
Die Charaktere sind voll von Klischees. Hinzu kommt, dass Chloe und Shara mir beide nicht sehr sympathisch waren. Es gibt noch 2 weitere Persönlichkeiten an Chloes Seite, die mir deutlich besser gefielen.
Die Erzählung hält keine Überraschungen bereit, denn Lösungen werden jedes Mal direkt serviert. So kam bei mir niemals Spannung auf und der Plot plätscherte vor sich hin.

Zuerst wollte ich das Buch lesen, bin dann jedoch auf die Audiodatei umgeschwungen, weil ich es nicht komplett abbrechen wollte. Der Schreibstil war locker-leicht, aber nicht einnehmend, weswegen ich das Print wahrscheinlich abgebrochen hätte, wenn es nicht eingesprochen worden wäre. Corinna Dorenkamp macht einen guten Job und hat mich zumindest das Hörbuch zu Ende hören lassen.

Casey McQuiston hat mit dieser Geschichte meinen Geschmack leider nicht getroffen. Ich werde mal in ihre anderen Werke hineinlesen / hineinhören und bin gespannt, welche queeren Erzählungen da auf uns warten.

©2022 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 19.08.2022

✎ Karen McQuestion - Alles, was man braucht

Alles, was man braucht
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"Alles, was man braucht" ist kein Titel, der einem ständig irgendwo begegnet. Ich habe das Hörbuch eher durch Zufall entdeckt, weil ich etwas für Zwischendurch suchte. Leider ist es keine Geschichte, die ...

"Alles, was man braucht" ist kein Titel, der einem ständig irgendwo begegnet. Ich habe das Hörbuch eher durch Zufall entdeckt, weil ich etwas für Zwischendurch suchte. Leider ist es keine Geschichte, die mich lange begleiten wird.

Wir begleiten, wie im Klappentext beschrieben, 3 sehr unterschiedliche Frauen.
Audrey ist ein Charakter, dem man im wirklichen Leben nicht begegnen möchte. Ich habe sie regelrecht gehasst für das, was sie getan hat und wer sie meint, zu sein. Solche Leute braucht kein Mensch. Dennoch tut sie mir im Nachhinein ein wenig leid. Weil ich eben auch nachvollziehen kann, warum sie so ist, wie sie ist. Auf alle Fälle wünsche ich ihr, dass sie im Leben den Platz findet, den sie sich wünscht - ohne dabei anderen auf die Füße zu treten.
Skyla ist ein Charakter, in dem sich manche Frauen sicher wiederfinden. Sie macht eine Entwicklung durch. Keine, die man so nicht erwartet hätte. Doch wenigstens bleibt sie nicht einfach auf der Stelle stehen.
Roxanne war mir mit Abstand die liebste Protagonistin des gesamten Buches. Ich habe sie für ihre unverfälschte und aufrichtige Art geliebt. So eine Freundin, Frau, Mutter, ... kann man sich nur wünschen. Und was das Schicksal für sie bereithält, ist einfach nicht fair!

Die Geschehnisse plätschern in weiten Teilen vor sich hin. Es kommt kaum Spannung auf. Es passieren keine interessanten Dinge. Es gibt keine unerwarteten Wendungen.

Bis kurz vorm Schluss. Dann kommt der Paukenschlag. Und die Geschichte hat mich emotional richtig eingenommen.

Von mir bekommt der Roman trotzdem keine Hörempfehlung. Er ist zwar nicht richtig schlecht, aber eben auch nichts, was man braucht. Man verpasst nichts, wenn man die drei Frauen nicht begleitet. Wer jedoch eine leichte Lektüre mit dramatischem Ende sucht, der ist hier gut bedient.

©2022 Mademoiselle Cake