Profilbild von JessicaImReihenhaus

JessicaImReihenhaus

Lesejury Profi
offline

JessicaImReihenhaus ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit JessicaImReihenhaus über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.05.2023

Eine fesselnde Geschichte, hervorragend recherchiert

Spuren einer fernen Zeit
0

Sophie von Mayden hat den großen Traum Paläontologin zu werden. Doch als Frau zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist der Weg dahin ein sehr steiniger. Es ist nicht vorgesehen, dass Frauen zu dieser Zeit studieren, ...

Sophie von Mayden hat den großen Traum Paläontologin zu werden. Doch als Frau zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist der Weg dahin ein sehr steiniger. Es ist nicht vorgesehen, dass Frauen zu dieser Zeit studieren, schon gar nicht ein naturwissenschaftliches Fach, und anschließend - Gott bewahre - diesen Beruf auch ausüben anstatt Mutter zu werden und es als ihre Lebensaufgabe zu sehen den Haushalt zu führen.
Ich möchte gar nicht mehr über den Inhalt sagen und ob Sophie ihren Traum verwirklichen kann, auch wenn der Klappentext viel mehr schon verrät. Für mich tatsächlich viel zu viel! Wer sich nicht den Spaß und die Spannung nehmen lassen will, der liest ihn in diesem Falle besser nicht.

Der Schreibstil ist wunderbar. Man merkt Sophie ihre Leidenschaft an und fühlt von Beginn an mit ihr, man fliegt durch die Seiten und saugt die unfassbar toll recherchierte Geschichte förmlich in sich auf. Es wird ein detailliertes Bild einer gut situierten Frau in der Belle Époche gezeichnet, die sich mit gesellschaftlichen Normen nicht zufriedengeben will. Beim Lesen musste ich mir als moderne, studierte und promovierte Frau mehr als einmal die Haare raufen, wie ignorant Männer in der Wissenschaft Frauen damals begegnet sind. Und es bleibt vor allem der Gedanke wie froh ich bin in der heutigen Zeit leben zu dürfen.

Ich habe mich zwar hauptsächlich deshalb für das Buch entschieden, weil ich das Senckenberg Museum als Setting super spannend fand, aber das ganze drumherum ist mindestens genauso toll und unfassbar interessant, inklusive Gastauftritt von Aldous Huxley!
Das Ende kam dann doch wie immer zu schnell, sodass ich auf einen Fortsetzung hoffe (da der Übertitel „Die Senckenberg Saga“ ist, finde ich darf man da zurecht hoffen).

Empfehlen möchte ich das Buch allen Liebhabern von historischen Romanen, Paläontologie Fans und allen, die gerne Geschichten über tolle Frauen lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 07.05.2023

Eine besondere Kriminalgeschichte mit viel Gefühl und Flair

Minestrone um Mitternacht
0

Clara ist Köchin in einem Münchener Restaurant. Sie ist ihrem Alltag überdrüssig und sehnt sich nach Abenteuer bis sie zufällig Zeugin eines Raubes wird und damit ihr Leben völlig auf den Kopf gestellt ...

Clara ist Köchin in einem Münchener Restaurant. Sie ist ihrem Alltag überdrüssig und sehnt sich nach Abenteuer bis sie zufällig Zeugin eines Raubes wird und damit ihr Leben völlig auf den Kopf gestellt wird.

Das Buch ist als kulinarischer Kriminalroman untertitelt, was eine der Besonderheiten des Buches andeutet. Es ist auch ein Kochbuch, da wir Claras Rezepte der Gerichte, die sie in dem Buch kocht, auch im Anhang wiederfinden.

Das ist aber nicht das Einzige, was diese Geschichte für mich besonders gemacht hat: Abgesehen von der wirklich tollen Story, ist die Erzählweise ganz fantastisch. Wie schön kann man Gefühle bitte beschreiben? Auch wenn ich Claras Handlungen nicht immer für gut heiße, so kann ich es nachfühlen und mich in sie hinein versetzen und das muss man erstmal schaffen. Die Atmosphäre der Geschichte und das Setting hat mich ein bisschen an „Wie klaut man eine Million?“ erinnert. Ich habe durchweg Audrey Hepburn vor meinem inneren Auge als Clara gesehen.

Einen klitzekleinen Wermutstropfen gibt es dennoch: die Geschichte war zu schnell vorbei. Ich hätte so gerne noch mehr über Clara und Gabriel gelesen, aber so bleibt die Hoffnung, dass sich die Autorin noch etwas für einen Folgeteil aufgehoben hat.

Insgesamt gibt es von mir eine uneingeschränkte Leseempfehlung. Die Geschichte ist vor allem auch für diejenigen geeignet, die nicht so die Krimi Fans sind, weil sie mit Blut oder Mord nichts anfangen können. Hier kommt keines von beiden vor. Stattdessen gibt es viel Gefühl ohne, dass die Spannung zu kurz kommt.

Veröffentlicht am 19.04.2023

Tolles Setting, ungewöhnliche Perspektive, schöner Krimi

Wenn Worte töten
0

Anthony Horowitz und Daniel Hawthorne sind auf einem Literaturfestival auf Alderney eingeladen um ihren ersten gemeinsamen Fall, der jetzt als Kriminalgeschichte in Buchform verewigt ist, dem Publikum ...

Anthony Horowitz und Daniel Hawthorne sind auf einem Literaturfestival auf Alderney eingeladen um ihren ersten gemeinsamen Fall, der jetzt als Kriminalgeschichte in Buchform verewigt ist, dem Publikum vorzustellen. Doch es bleibt nicht bei einem Mord auf dem Papier und die beiden müssen auf der Insel die Mordermittlungen aufnehmen. Denn der Mörder ist noch unter ihnen…

Das Buch ist der dritte Teil der Hawthorne-Reihe. Auch wenn ich die ersten Teile nicht kenne, hatte ich nicht das Gefühl etwas verpasst zu haben. Die Geschichte wird aus einer ganz ungewöhnlichen Perspektive erzählt. Der Autor selbst ist nämlich auch einer der Hauptprotagonisten und erzählt alles aus der Ich-Perspektive, was ich eine ganz fantastische Idee finde, die mir so auch noch nicht untergekommen ist. Nicht nur, dass wir ganz viel über die Gedanken des Autors erfahren, er uns sogar am Schluss verrät, wen er als Mörder in Verdacht hatte, nein, ich habe mich viel näher an der Geschichte gefühlt, als sonst bei einem Krimi. Einfach weil Tony mir von Anfang an wahnsinnig sympathisch war (gut, ich hätte mich selbst als Autor auch im besonders guten Licht dargestellt) aber vor allem, weil er oft ganz genau das ausspricht, was ich mir als Leser in diesem Moment gedacht habe. Hawthorne war mir jetzt nicht unsympathisch, aber er ist auch nicht so charismatisch, wie man sich einen Ermittler wünschen würde.

Das Setting ist ganz toll. Alderney ist eine von den kleinen Kanalinseln und ich habe die ganze Zeit die Wellen gegen die Steilküste und den Wind in den Gräsern rauschen hören. Dass die Insel einen grausamen Platz in der Geschichte einnimmt, war mir tatsächlich nicht bekannt und ich finde es toll, dass ich auch historisch etwas dazu lernen durfte.

Der Plot ist solide, rund, eben ein klassischer Whodunnit Krimi. Die besondere Erzählperspektive hat es zu einem tollen Leseerlebnis gemacht, weshalb ich das Buch sehr gerne an alle Krimiliebhaber empfehlen möchte.

Veröffentlicht am 18.04.2023

Eine großartig erzählte und fesselnde Geschichte, die zum Nachdenken anregt.

Unschuld
0

Molly Carvers Vater sitzt im Gefängnis und soll für den Mord an dem 16 jährigen Casper Rosendale hingerichtet werden. Molly glaubt an die Unschuld ihres Vaters und als sich die Gelegenheit ergibt für die ...

Molly Carvers Vater sitzt im Gefängnis und soll für den Mord an dem 16 jährigen Casper Rosendale hingerichtet werden. Molly glaubt an die Unschuld ihres Vaters und als sich die Gelegenheit ergibt für die reiche Familie des ermordeten Jungens unter falschem Namen zu arbeiten, hofft sie im Haus der Rosendales Antworten und Hinweise zu finden um ihren Vater vor dem Tode zu bewahren.

Der Klappentext verrät schon, was auch der Titel vermuten lässt - „Wenn alle lügen. Und niemand unschuldig ist.“ zieht sich als roter Faden durch das Buch. Es ist für mich schwer noch mehr zum Inhalt zu sagen, ohne aus Versehen etwas zu spoilern. In dem Moment, in dem Molly die Familie Rosendale kennenlernt, gab es für mich nur einen Weg, wie der Plot sich auflösen konnte, was sich dann auch bewahrheitete. Aber die Geschichte ist unabhängig davon wahnsinnig fesselnd gewesen. Es ging für mich in diesem Moment gar nicht so sehr darum was wirklich passiert ist, sondern wie Molly, die die Folgen der Schuld aller anderen auf ihren Schultern trägt, damit umgeht. Nicht zuletzt trägt auch die fantastische Erzählweise dazu bei, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann. Ich hab das Buch in kürzester Zeit verschlungen und dennoch hallt es ziemlich nach und regt sehr zum Nachdenken an.

Es werden auf eine unterhaltsame und mitreißende Art einige gesellschaftskritische Punkte (Todesstrafe, Sucht und Medikamentenmissbrauch, Waffenbesitz) thematisiert. Was mich zu folgendem Punkt bringt: Ich bin kein Freund davon zu sagen dieses oder jenes Buch muss man gelesen haben, aber Leute - dieses Buch ist nicht nur fantastisch, es gehört für mich in den Schulunterricht und in jeden Buchclub! Ich bin fast ein bisschen traurig, dass ich es alleine gelesen habe. Ich platze förmlich, dass ich es mit mir selbst ausdiskutieren muss. Die Figuren - allen voran die Familienmitglieder Rosendale - sind so interessant ausgearbeitet, dass ich das Gefühl habe ich werde dem überhaupt nicht gerecht ohne mit jemandem darüber gesprochen zu haben.

Daher gibt es auch nur ein logisches Fazit für mich: uneingeschränkte und generell für alle Zeit gültige Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 10.04.2023

Hervorragender 20er Jahre Krimi mit Suchtpotential

Melodie des Bösen
0

Wir sind zurück in Paris. Knapp ein halbes Jahr nach den Maldoror Morden kehrt Julien Vioric zurück in die Stadt. Die nächste Mordermittlung lässt nicht lange auf sich warten, da ein genialer Pianist tot ...

Wir sind zurück in Paris. Knapp ein halbes Jahr nach den Maldoror Morden kehrt Julien Vioric zurück in die Stadt. Die nächste Mordermittlung lässt nicht lange auf sich warten, da ein genialer Pianist tot aufgefunden wird. Gleichzeitig wird ein menschliches Herz am Grab von Chopin abgelegt, was Vioric an einen ungelösten Mordfall vor über 10 Jahren erinnert.
Wir treffen auch alte Bekannte wieder: Lysanne, Heloise und Luis Aragon sind wieder mit von der Partie und es fühlt sich wieder genauso rund an, wie bei Stadt der Mörder. Nun allerdings gilt dem Jazz und den Einwanderern aus den französischen Kolonien und den USA die Aufmerksamkeit. Ich durfte wieder viel dazu lernen, diesmal über die Musik der 20er Jahre, undnd wie im ersten Teil treten fiktive und reale Charakter parallel auf.

Die schöne und bildhafte Sprache hat mich wieder sofort abgeholt. Die Kriminalgeschichte war ordentlich aufgebaut und super spannend, auch wenn ich dem Mörder dieses Mal auf die Spur kommen konnte. Besonders gefallen hat mir die Ärztin Elsa Lammée und ich hoffe sehr, dass wir sie im nächsten Teil auch wiedersehen dürfen.
Nächster Teil? Ja, bitte! Nicht nur, weil das Buch mit einem kleinen Cliffhanger endet, es wird auch auf den Auftritt von Josephine Baker im Revuetheater angespielt, weshalb ich mir dies als Schauplatz der nächsten Ermittlungen sehr gut vorstellen kann. Und dann gibt es ja noch so viele interessante Persönlichkeiten, die auf jeden Fall das Potential haben als Protagonist in den nächsten Fällen von Vioric eine Rolle zu spielen… vielleicht Picasso? Oder Getrude Stein?

Es gibt eine Sache, die mir besonders positiv aufgefallen ist und die ich deshalb explizit hervorheben möchte:
Seit ich Der große Gatsby gelesen habe, mag ich Bücher über die 20er-Jahre wirklich gerne. Dabei bedienen sich einige (naja, viele) Autoren der damaligen Sprache; vermutlich um Authentizität zu suggerieren. Dabei stoßen mir regelmäßig rassistische Ausdrucksweisen auf. Aber es geht auch anders: hier fällt kein einziges Mal das N-Wort, obwohl wir einigen Rassisten und Nationalisten begegnen. Der Roman büßt damit in keiner Weise an Authentizität ein. Da können sich andere Autoren eine Scheibe abschneiden!

Wie beim ersten Teil gibt es für mich nichts zu kritisieren und daher eine uneingeschränkte und ganz große Leseempfehlung für alle Krimiliebhaber und Musik-affine Bücherwürmer. Wer Stadt der Mörder noch nicht gelesen hat, es aber plant, sollte die Reihenfolge einhalten und zuerst diesen Teil lesen um sich nicht selbst zu spoilern.