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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.05.2023

Ein elitärer Herrenclub, ein Verbrechen und die Frage nach der Wahrheit - unbedingt lesen!

Der Club
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Nachdem Hans seine Eltern verloren hat und im Internat groß geworden ist, bekommt er eines Tages von seiner Tante Alex, Professorin für Kunstgeschichte, ein Stipendium für die Universität in Cambridge ...

Nachdem Hans seine Eltern verloren hat und im Internat groß geworden ist, bekommt er eines Tages von seiner Tante Alex, Professorin für Kunstgeschichte, ein Stipendium für die Universität in Cambridge angeboten. Hans soll Mitglied im elitären Pitt Club werden um ein Verbrechen dort aufzuklären.

Auch wenn es erstmal danach klingt - es ist keine Kriminalgeschichte. Es ist lange überhaupt nicht klar um welche Verbrechen es sich überhaupt handelt, auch wenn man schnell eine Ahnung hat.
Das Buch spielt vielmehr mit dem Gedanken, dass ein und dieselbe Situation von den beteiligten Personen völlig unterschiedlich wahrgenommen wird und daher auch die Wahrheit für jeden unterschiedlich sein kann - „Die Wahrheit sind die Geschichten, die wir uns so lange erzählen, bis wir glauben, sie wären Wirklichkeit.“ (S. 229).
Jetzt gibt es aber auch Situationen, in denen gibt es definitiv keine zwei Sichtweisen. Was passiert, wenn nun einer der Beteiligten erkennt, dass seine „Wahrheit“ die falsche ist, erfahren wir erst ganz zum Schluss. Das Ende überrollt einen förmlich, nachdem die Suche nach dieser Wahrheit zuvor eher zaghaft verlief.

Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, die mit jedem Kapitel wechseln, wodurch wir sehr nahe an den Protagonisten sind. Je nachdem aus welcher Sicht das Kapitel erzählt wird, ändert sich auch Sprache, Wortwahl und Atmosphäre. Wodurch einige Charaktere mir auf Anhieb unsympathisch waren. Der Hauptprotagonist Hans selbst hingegen ist sehr liebenswert, ihn konnte ich direkt ins Herz schließen.

Ich fand den Blick hinter die Kulissen eines elitären Clubs an einer prestigeträchtigen Universität sehr spannend und auch das Thema regt mal wieder sehr zum Nachdenken an. Von mir gibt es daher auf jeden Fall eine dicke Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 17.05.2023

Lustige Gauner Komödie, die dem ersten Teil in nichts nachsteht!

Die Unverbesserlichen - Die Revanche des Monsieur Lipaire (Die Unverbesserlichen 2)
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Der erste Coup von Monsieur Lipaire und seinen fünf Gauner Kumpanen liegt noch nicht lange zurück, da nehmen es die sechs Freunde erneut mit der Familie Vicomte auf, denn das idyllische Leben in Port Grimaud ...

Der erste Coup von Monsieur Lipaire und seinen fünf Gauner Kumpanen liegt noch nicht lange zurück, da nehmen es die sechs Freunde erneut mit der Familie Vicomte auf, denn das idyllische Leben in Port Grimaud scheint in Gefahr zu sein.

Es fühlt sich an, als ob sie nie weg gewesen wären; Guillaume, Karim, Paul, Jacky, Delphine und Lizzy. Sie ergänzen sich gegenseitig und jeder ist für sich genommen schon ein Unikat, als Team sind sie echt der Knüller. Beim ersten Teil hatte ich etwas Schwierigkeiten mit Lipaire warm zu werden, aber jetzt wo wir alle Hauptpersonen kennen und sie alle auch eine charakterliche Entwicklung hingelegt haben, konnte ich diesen Teil von Anfang an total genießen. Es dreht sich bei Lipaire nicht mehr alles um seinen eigenen Vorteil und der Coup in diesem Teil dient eher dem Allgemeinwohl, als der Truppe selbst, was mir wirklich ausgesprochen gut gefallen hat.

Letztendlich erfinden die Autoren das Rad nicht neu und auch die Enthüllung des „Phantoms“ war für mich nicht sonderlich überraschend, aber das trübt in meinen Augen den Lesespaß überhaupt nicht. Denn das Buch lebt von den schrulligen und liebenswerten Eigenschaften der Protagonisten und den Wortwechseln. Hier merkt man schon sehr die „Klufti-Vibes“. Was für den einen vielleicht Klamauk sein mag, wird bei allen Kluftinger Fans ins Schwarze treffen.

Von mir gibts daher auf jeden Fall eine Leseempfehlung, ich freue mich nun auf den dritten Teil (auch wenn ich hoffe, das es als nächstes erstmal wieder einen neuen Klufti gibt…) und hab jetzt so richtig Lust auf Sommerurlaub!

Veröffentlicht am 15.05.2023

Eine fesselnde Geschichte, hervorragend recherchiert

Spuren einer fernen Zeit
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Sophie von Mayden hat den großen Traum Paläontologin zu werden. Doch als Frau zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist der Weg dahin ein sehr steiniger. Es ist nicht vorgesehen, dass Frauen zu dieser Zeit studieren, ...

Sophie von Mayden hat den großen Traum Paläontologin zu werden. Doch als Frau zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist der Weg dahin ein sehr steiniger. Es ist nicht vorgesehen, dass Frauen zu dieser Zeit studieren, schon gar nicht ein naturwissenschaftliches Fach, und anschließend - Gott bewahre - diesen Beruf auch ausüben anstatt Mutter zu werden und es als ihre Lebensaufgabe zu sehen den Haushalt zu führen.
Ich möchte gar nicht mehr über den Inhalt sagen und ob Sophie ihren Traum verwirklichen kann, auch wenn der Klappentext viel mehr schon verrät. Für mich tatsächlich viel zu viel! Wer sich nicht den Spaß und die Spannung nehmen lassen will, der liest ihn in diesem Falle besser nicht.

Der Schreibstil ist wunderbar. Man merkt Sophie ihre Leidenschaft an und fühlt von Beginn an mit ihr, man fliegt durch die Seiten und saugt die unfassbar toll recherchierte Geschichte förmlich in sich auf. Es wird ein detailliertes Bild einer gut situierten Frau in der Belle Époche gezeichnet, die sich mit gesellschaftlichen Normen nicht zufriedengeben will. Beim Lesen musste ich mir als moderne, studierte und promovierte Frau mehr als einmal die Haare raufen, wie ignorant Männer in der Wissenschaft Frauen damals begegnet sind. Und es bleibt vor allem der Gedanke wie froh ich bin in der heutigen Zeit leben zu dürfen.

Ich habe mich zwar hauptsächlich deshalb für das Buch entschieden, weil ich das Senckenberg Museum als Setting super spannend fand, aber das ganze drumherum ist mindestens genauso toll und unfassbar interessant, inklusive Gastauftritt von Aldous Huxley!
Das Ende kam dann doch wie immer zu schnell, sodass ich auf einen Fortsetzung hoffe (da der Übertitel „Die Senckenberg Saga“ ist, finde ich darf man da zurecht hoffen).

Empfehlen möchte ich das Buch allen Liebhabern von historischen Romanen, Paläontologie Fans und allen, die gerne Geschichten über tolle Frauen lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 07.05.2023

Eine besondere Kriminalgeschichte mit viel Gefühl und Flair

Minestrone um Mitternacht
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Clara ist Köchin in einem Münchener Restaurant. Sie ist ihrem Alltag überdrüssig und sehnt sich nach Abenteuer bis sie zufällig Zeugin eines Raubes wird und damit ihr Leben völlig auf den Kopf gestellt ...

Clara ist Köchin in einem Münchener Restaurant. Sie ist ihrem Alltag überdrüssig und sehnt sich nach Abenteuer bis sie zufällig Zeugin eines Raubes wird und damit ihr Leben völlig auf den Kopf gestellt wird.

Das Buch ist als kulinarischer Kriminalroman untertitelt, was eine der Besonderheiten des Buches andeutet. Es ist auch ein Kochbuch, da wir Claras Rezepte der Gerichte, die sie in dem Buch kocht, auch im Anhang wiederfinden.

Das ist aber nicht das Einzige, was diese Geschichte für mich besonders gemacht hat: Abgesehen von der wirklich tollen Story, ist die Erzählweise ganz fantastisch. Wie schön kann man Gefühle bitte beschreiben? Auch wenn ich Claras Handlungen nicht immer für gut heiße, so kann ich es nachfühlen und mich in sie hinein versetzen und das muss man erstmal schaffen. Die Atmosphäre der Geschichte und das Setting hat mich ein bisschen an „Wie klaut man eine Million?“ erinnert. Ich habe durchweg Audrey Hepburn vor meinem inneren Auge als Clara gesehen.

Einen klitzekleinen Wermutstropfen gibt es dennoch: die Geschichte war zu schnell vorbei. Ich hätte so gerne noch mehr über Clara und Gabriel gelesen, aber so bleibt die Hoffnung, dass sich die Autorin noch etwas für einen Folgeteil aufgehoben hat.

Insgesamt gibt es von mir eine uneingeschränkte Leseempfehlung. Die Geschichte ist vor allem auch für diejenigen geeignet, die nicht so die Krimi Fans sind, weil sie mit Blut oder Mord nichts anfangen können. Hier kommt keines von beiden vor. Stattdessen gibt es viel Gefühl ohne, dass die Spannung zu kurz kommt.

Veröffentlicht am 19.04.2023

Tolles Setting, ungewöhnliche Perspektive, schöner Krimi

Wenn Worte töten
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Anthony Horowitz und Daniel Hawthorne sind auf einem Literaturfestival auf Alderney eingeladen um ihren ersten gemeinsamen Fall, der jetzt als Kriminalgeschichte in Buchform verewigt ist, dem Publikum ...

Anthony Horowitz und Daniel Hawthorne sind auf einem Literaturfestival auf Alderney eingeladen um ihren ersten gemeinsamen Fall, der jetzt als Kriminalgeschichte in Buchform verewigt ist, dem Publikum vorzustellen. Doch es bleibt nicht bei einem Mord auf dem Papier und die beiden müssen auf der Insel die Mordermittlungen aufnehmen. Denn der Mörder ist noch unter ihnen…

Das Buch ist der dritte Teil der Hawthorne-Reihe. Auch wenn ich die ersten Teile nicht kenne, hatte ich nicht das Gefühl etwas verpasst zu haben. Die Geschichte wird aus einer ganz ungewöhnlichen Perspektive erzählt. Der Autor selbst ist nämlich auch einer der Hauptprotagonisten und erzählt alles aus der Ich-Perspektive, was ich eine ganz fantastische Idee finde, die mir so auch noch nicht untergekommen ist. Nicht nur, dass wir ganz viel über die Gedanken des Autors erfahren, er uns sogar am Schluss verrät, wen er als Mörder in Verdacht hatte, nein, ich habe mich viel näher an der Geschichte gefühlt, als sonst bei einem Krimi. Einfach weil Tony mir von Anfang an wahnsinnig sympathisch war (gut, ich hätte mich selbst als Autor auch im besonders guten Licht dargestellt) aber vor allem, weil er oft ganz genau das ausspricht, was ich mir als Leser in diesem Moment gedacht habe. Hawthorne war mir jetzt nicht unsympathisch, aber er ist auch nicht so charismatisch, wie man sich einen Ermittler wünschen würde.

Das Setting ist ganz toll. Alderney ist eine von den kleinen Kanalinseln und ich habe die ganze Zeit die Wellen gegen die Steilküste und den Wind in den Gräsern rauschen hören. Dass die Insel einen grausamen Platz in der Geschichte einnimmt, war mir tatsächlich nicht bekannt und ich finde es toll, dass ich auch historisch etwas dazu lernen durfte.

Der Plot ist solide, rund, eben ein klassischer Whodunnit Krimi. Die besondere Erzählperspektive hat es zu einem tollen Leseerlebnis gemacht, weshalb ich das Buch sehr gerne an alle Krimiliebhaber empfehlen möchte.