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Veröffentlicht am 12.05.2024

Mord mit Urlaubsflair

Was der See birgt
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Gianna Pitti ist Reporterin bei einer Lokalzeitung vom Gardasee. Nachdem ein Freund und Reporterkollege tot aus dem See gefischt wird, begibt sie sich, zusammen mit ihrem Onkel und ihrer Chefredakteurin, ...

Gianna Pitti ist Reporterin bei einer Lokalzeitung vom Gardasee. Nachdem ein Freund und Reporterkollege tot aus dem See gefischt wird, begibt sie sich, zusammen mit ihrem Onkel und ihrer Chefredakteurin, auf die Suche nach der Enthüllungsgeschichte, der der tote Journalist auf der Spur war.

Das Setting ist natürlich grandios. Wer schon einmal am Gardasee Urlaub gemacht hat, wird sofort wieder das Urlaubsfeeling beim Lesen spüren, das Pistazieneis schmecken und sich an den Schweiß erinnern, der einem dem Rücken hinuntergelaufen ist, als man durch die steilen Gassen in Limone bei 35 Grad geschlendert ist. Ich liebe den Gardasee (wie man vielleicht jetzt schon bemerkt hat und kleiner funfact am Rande: ich habe direkt am See meinen Heiratsantrag bekommen) und schon beim Lesen der ersten Seiten fühlte ich mich wieder an den See versetzt. Was mir gar nicht klar war ist, dass es anscheinend ein deutsches Ding ist, da Urlaub zu machen?! Jedenfalls könnte es wie Urlaub sein, wäre da nicht die Kriminalgeschichte. Und die ist ziemlich gut. Es bringt ein Thema mit, über das ich überhaupt gar nichts wusste und das ist das Leben und Wirken Gabriele D’Annunzios, das (fiktiv) verknüpft ist mit einer Geheimbund-Geschichte à la Dan Brown. Super interessant und ein richtiger Pageturner. Ein paar Aspekte des Krimiplots waren für mich vorhersehbar, aber das grandiose Setting und die Hintergrundgeschichte trösten locker darüber hinweg.

Das Buch eignet sich hervorragend als Sommerlektüre für den nächsten Italien-Urlaub! Meine Leseempfehlung für alle Regio-Krimifans und Gardasee-Liebhaber.

Veröffentlicht am 12.05.2024

Drei Frauen, drei Zeiten und die Liebe

Das Geheimnis von Dikholmen
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Wir lernen Lillemor, Inga und Eira kennen, die jeweils auf der Schäreninsel Dikholmen die Liebe (sei es jetzt zu den eigenen Kindern oder zu einem Mann) hinter sich ließen. Jede Frau hat dabei einen anderen ...

Wir lernen Lillemor, Inga und Eira kennen, die jeweils auf der Schäreninsel Dikholmen die Liebe (sei es jetzt zu den eigenen Kindern oder zu einem Mann) hinter sich ließen. Jede Frau hat dabei einen anderen Grund dafür und zudem entfaltet sich Seite für Seite eine Familiengeschichte, denn die Schicksale der Frauen hängen eng miteinander zusammen.

Das titelgebende Geheimnis war, ebenso wie die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Erzählsträngen von Lillemor, Inga und Eira, zwar relativ offensichtlich, das hat mir aber keinesfalls das Hörvergnügen genommen. Es sind Schicksale, die mich berührt haben und gleichzeitig fand ich die Handlungen der Frauen nachvollziehbar. Im Falle von Lillemor kommt noch hinzu, dass sie ihre Wanderung in meiner Geburtsstadt Wetzlar beginnt und auf der Lahn bin ich auch schon mehr als einmal gepaddelt. Zufälle gibt es manchmal im Leben… damit hätte ich aufgrund des Titels, Cover und Klappentextes echt nicht gerechnet.
Wie sie mit ihrem Schicksalsschlag umgeht stand für mich im Vordergrund und hat maßgeblich dazu beigetragen, dass ich die Charaktere als authentisch empfunden habe.

Das Setting auf der Schäreninsel, auf der es bis auf ein paar Häuschen, nichts gibt, fand ich traumhaft. Das Cover bedient dabei deutlich mehr das Klischee über Schweden und diese besonderen Lebensorte der Schären, als der Inhalt. Die Beschreibungen von Kultur und Bräuchen sind maßvoll und passend. Eines ist mir besonders im Gedächtnis geblieben: dass alleinstehenden Frauen an Midsommar sieben verschiedene Blumen von sieben verschiedenen Wiesen unter ihr Kopfkissen legen um in der Nacht von der Liebe ihres Lebens zu träumen. Wie süß ist das denn?

Alles in allem eine vielleicht nicht gar so überraschende, aber dafür umso berührendere Geschichte, die ich sehr gerne weiterempfehle, an alle, die mal wieder was fürs Herz brauchen.

Veröffentlicht am 27.04.2024

Typisch britischer Cosy Crime, tolle Atmosphäre

Der falsche Vogel
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Arthur Crockleford, seines Zeichens Antiquitätenhändler, wird in seinem Laden ermordet. Da er geahnt hat, dass es so weit kommen würde, hat er seiner Freundin Carole und deren Nichte Freya (die gleichzeitig ...

Arthur Crockleford, seines Zeichens Antiquitätenhändler, wird in seinem Laden ermordet. Da er geahnt hat, dass es so weit kommen würde, hat er seiner Freundin Carole und deren Nichte Freya (die gleichzeitig auch früher Arthurs Partnerin im Antiquitätenhandel war) einige Hinweise auf den Täter hinterlassen. Obwohl Arthur und Freya seit Jahren, aufgrund eines weitreichenden Vorfalls in Kairo, getrennte Wege gehen, beginnt sie mit Carole den Spuren zu folgen.

Das Setting ist zum Verlieben. Man fühlt sich augenblicklich in England, mit süßen Cottages und kleinen Tearooms. Der Hauptteil des Buches spielt allerdings in einem alten Herrenhaus, das natürlich vor meinem inneren Auge von jemandem wie Mr Darcy bewohnt wird, der mir jederzeit eine Tasse Tee anbieten möchte. Ganz so idyllisch ist es leider nicht, denn schließlich erwarten Freya und Carole in ebendiesem Manor House den Mörder von Arthur zu begegnen und natürlich kommt es unweigerlich zum Showdown. Carole und Freya sind sehr liebenswert. Bei den anderen Protagonisten hatte ich gemischte Gefühle und wer zu „den Guten“ gehört war auch sehr schnell klar, aber die Auflösung hat mich dann doch überrascht.

Mir hat die Atmosphäre wahnsinnig gut gefallen, allerdings hätte ich mir einen Hauch mehr Hintergrund zu verschiedenen Antiquitäten erwartet. Die Geschichte fokussiert sich letztendlich nur auf eine, eben besagten „falschen Vogel“, wodurch man das Buch zwar mit neugewonnenem Wissen zuschlägt, aber etwas beschränkter, als ich es mir erhofft habe. Aber das ist auch der einzige mini Kritikpunkt. Mir hat es sehr gut gefallen und ich empfehle es gerne an Fans eines soliden britischen Krimis.

Veröffentlicht am 16.04.2024

Große Italien-Liebe zwischen zwei Buchdeckeln

Nostalgia Siciliana
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Tita reist, nachdem sie der Heimat ihres Vaters über 20 Jahre lang den Rücken gekehrt hat, nach Sizilien. Ihr Onkel ist verstorben und nun soll der Landsitz der Familie verkauft werden. Doch Tita verliebt ...

Tita reist, nachdem sie der Heimat ihres Vaters über 20 Jahre lang den Rücken gekehrt hat, nach Sizilien. Ihr Onkel ist verstorben und nun soll der Landsitz der Familie verkauft werden. Doch Tita verliebt sich neu in diesen Ort und alte Erinnerungen an ihren Vater Gianni keimen wieder auf.

Auch wenn man denken könnte hier wird Titas Geschichte erzählt, handelt es sich hier um eine Erzählung über Titas Vater Gianni. Wie er als junger Mann aus ärmlichen Verhältnissen Priester werden sollte, dann aber Sizilien verlassen und im Deutschland der 60er Jahre als Gastarbeiter sein Glück gesucht hat. Wie er dort eine Familie gegründet und ein Tiefkühlpizza Unternehmen aufgebaut und mehrere Restaurants geführt hat.
Das alles wird auf eine extrem liebevolle und träumerische Art erzählt. Bei der Beschreibung Siziliens und der Lebensart dort kommt man nicht umhin sich die Frage zu stellen, warum Gianni und später auch Tita sich von diesem (scheinbaren) Sehnsuchtsort abgewendet haben. Doch Stück für Stück werden Licht und Schatten des Lebens auf Insel so zärtlich aufgedröselt, dass man Entscheidungen und Gedanken der Protagonisten nachfühlen kann. Man leidet und man träumt mit ihnen während man die salzige Brise des Meeres und den Duft der Orangenblüten in der Nase hat.

Das Buch lebt von der Atmosphäre und den, manchmal auch etwas übers Ziel hinausschießenden und abschweifenden, Details. Wer sich also gerne in die Welt Siziliens und die der 60er Jahre entführen lassen möchte, der ist hier genau richtig.
Und dreimal dürft ihr raten, wer sich, kaum das Buch beendet, eine Bougainvillea für das Sizilien-Feeling at home gekauft hat…

Veröffentlicht am 25.03.2024

Toller feministischer Roman

Endling
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Zoe, promovierte Biologin, muss über die Sommerferien, als ihre Mutter in den Alkoholentzug geht, auf ihre Teenie-Schwester Hanna und ihre phobische Tante Auguste aufpassen. Auguste traut sich aus Angst ...

Zoe, promovierte Biologin, muss über die Sommerferien, als ihre Mutter in den Alkoholentzug geht, auf ihre Teenie-Schwester Hanna und ihre phobische Tante Auguste aufpassen. Auguste traut sich aus Angst vor Infektionen seit Jahren nicht mehr aus dem Haus und Hanna scheint suchttechnisch ihrer Mutter nachzueifern. Nun begibt sich Zoe mit diesen beiden auf einen Roadtrip um Augustes alte Freundin Sophie aufzuspüren, die plötzlich spurlos verschwunden ist.

In diesem Buch werden eine Fülle von Problemen thematisiert. Wenn man es zusammenfassen wollte, kann man es vielleicht am ehesten als einen feministischen Roadtrip in einer dystopischen Welt mit Science Fiction Anteilen beschreiben. Es ist das Jahr 2041, die Klimakatastrophe hat zu horrenden Lebensmittelkosten geführt, Frauen wurden von der extremen rechten Regierung in ihren Rechten beschnitten, das Artensterben hat zur Auslöschung vieler Tiere und Pflanzen geführt und eine Pandemie folgt auf die nächste. Es ist kein Wohlfühlbuch, aber trotzdem reißt es einen nicht vollends runter. Es gibt immer einen kleinen Hoffnungsschimmer am Horizont, seien es die Lösungen, die die Menschheit als Antwort auf den Klimawandel gefunden haben oder der Zusammenhalt zwischen den Frauen.

Für mich ist es allen voran ein feministisches Buch. Die Welt, in die die drei auf der Suche nach Sophie eintauchen, scheint eine Lösung für die aktuellen Probleme zu bieten: eine reine Frauen-geführte Gesellschaft.
Die Idee ist super. Was mich allerdings etwas gestört hat, ist der Sci-Fi Anteil an dieser Geschichte. Es werden Umweltphänomene beschrieben, die mich an Schätzings Der Schwarm erinnert haben. Nur dass mich die Erklärung dieser hier nicht überzeugt hat. Das lag vielleicht auch daran, dass ich eine andere Auflösung erwartet habe und nicht alles zufriedenstellend aufgeklärt wird (zumindest für mich).

Nichtsdestotrotz ist es ein gutes Buch mit einer wichtigen Botschaft, weshalb es von mir auch eine Leseempfehlung für Freunde feministischer Literatur gibt.

PS. Namensgebender Endling ist übrigens die Weinbergschnecke HP 14, die letzte ihrer Art. Seit dem sehe ich Schnecken auf jeden Fall mit anderen Augen und jetzt ratet mal, wer sich seit der Lektüre mit der Haltung von Weinbergschnecken beschäftigt…