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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.12.2023

durchdacht und sympathisch

Im Herzen so kalt (Ein Fall für Maya Topelius 1)
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Rezension zu „Im Herzen so kalt“ von Sandra Aslund
Sandra Aslund hat mit „Im Herzen so kalt“ eine unterhaltsame Reihe begonnen. Der Krimi findet hauptsächlich in Ostersund statt, allerdings kommend ei ...

Rezension zu „Im Herzen so kalt“ von Sandra Aslund
Sandra Aslund hat mit „Im Herzen so kalt“ eine unterhaltsame Reihe begonnen. Der Krimi findet hauptsächlich in Ostersund statt, allerdings kommend ei Ermittler aus Stockholm, sodass ein schöner Kontrast zwischen der Stadt und dem eher dunkel und kalt wirkenden Tatort entsteht.
Der Mordfall ist von Beginn an rätselhaft, was relativ lange anhält. Auch das Mordmotiv ist lange nicht klar. Inhaltlich wird sowohl die Abholzung von Wald als auch stark übergriffiges Verhalten gegenüber Frauen. Beides ist geschickt in den Krimi eingewebt.
Neben der Spannung, die der Fall an sich mitbringt, besticht der Krimi aber vor allem durch seine Figuren. Das Ermittlerteam Par und Maya ist sehr sympathisch. Der ältere, erfahrene Par und die junge, motivierte und hier und da leichtsinnige Maya ergänzen sich gut. Richtig interessant sind sie im Zusammenspiel mit den Kollegen aus Ostersund, die verschlossen und, im Vergleich zu den Stockholmern, unprofessionell mit dem Fall umgehen. Die Dynamik der Kollegen macht Spaß und ist unterhaltsam.
Wichtig sind außerdem Mayas Freundinnen aus Stockholm, die immer wieder eine Rolle spielen, sei es thematisch oder als Unterstützung mit guten Ratschlägen. Die Freundinnen sind eine nette Begleitung durch die Reihe.
Insgesamt weiß der Krimi zu unterhalten und katapultiert mit passenden Beschreibungen und schwedischen Begriffen in das ländliche Schweden. Perfekt für diese Jahreszeit. Der Krimi ist bis zur letzten Seite durchdacht.

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Veröffentlicht am 05.07.2023

Gefühlvoll

Vom Ende der Nacht
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Rezension zu „Vom Ende der Nacht“ von Claire Daverley
Claire Daverley beschreibt mitreißend die Liebe zwischen Will und Rosie. In einem sanften Erzählton begleiten wir die beiden von ihrer Jugend bis ins ...

Rezension zu „Vom Ende der Nacht“ von Claire Daverley
Claire Daverley beschreibt mitreißend die Liebe zwischen Will und Rosie. In einem sanften Erzählton begleiten wir die beiden von ihrer Jugend bis ins Erwachsenenalter. Die Autorin erzählt gefühlvoll vom Leben der beiden, ihren Entscheidungen, Fehlern und Glücksmomenten. Obwohl Will und Rosie sehr unterschiedlich sind, spürt man schnell die besondere Verbindung zwischen den beiden. Der Klappentext verrät schon, dass den beiden Geschehnisse im Weg stehen, die schnell erahnbar sind. Das tut der Spannung aber keinen Abbruch. In diesem Roman kann man sich ein Happy End vorstellen, aber auch ein Ende, in dem die zwei ihre Liebe verlieren. Im Fokus steht aber auch eher die Beziehung an sich und die Familien der beiden. Rosie ist vernünftig, zielstrebig und vom Elternhaus so erzogen, dass sie sich und ihre Bedürfnisse zurückstellt. Das Elternhaus wirkt kühl und diszipliniert. Will ist eher ein Freigeist, der gemeinsam mit seiner Schwester bei seiner Großmutter aufwächst, die sehr liebevoll ist. Diese Unterschiede zwischen den beiden machen den zusätzlichen Reiz aus. Thematisiert werden neben der Liebe der beiden also auch die Familie und der Zusammenhalt und Dynamik in der Familie, Freundschaft, und Zusammenhalt und Füreinander Dasein allgemein.
Wer Lust auf eine gefühlvoll erzählte Liebesgeschichte hat, in der die Charaktere die Höhen und Tiefen des Lebens durchleben, der sollte unbedingt zu diesem Buch greifen.

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Veröffentlicht am 17.06.2023

berührend, leise

Unsere Stimmen bei Nacht
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Rezension zu „Unsere Stimmen bei Nacht“ von Franziska Fischer
[…] denn ankommen, das sollte man mit zwanzig oder maximal noch dreißig an einem Ort, bei einem Menschen, danach gab es kein Ankommen mehr, ...

Rezension zu „Unsere Stimmen bei Nacht“ von Franziska Fischer
[…] denn ankommen, das sollte man mit zwanzig oder maximal noch dreißig an einem Ort, bei einem Menschen, danach gab es kein Ankommen mehr, nur ein Weitergehen.“ (S.41)
Franziska Fischer schlägt in ihrem Roman leise Töne an.
Eine WG in Berlin, darin lebend das Vermieter-Ehepaar (Gloria und Herbert), ein Vater mit seiner 15-jährigen Tochter (Gregor und Alissa), der Student Jay und Lou. Die Charaktere sind fein herausgearbeitet und alle auf ihre Art und mit ihren Fehlern sympathisch. Wir lernen Gloria als mütterlich und liebevoll, Herbert als etwas grummelig, Gregor als eigenbrötlerisch, Alissa als verloren, Jay als planlos und Lou als energiebündel, kreativ und Suchende kennen. Diese Vielfalt macht Spaß. Die Figuren Suchen und Finden und Suchen, sie öffnen sich und finden zusammen. Begleitet wird die Geschichte vom Winter bis in den Sommer und das passt wundervoll zusammen. Der trübe Winter, der alles zum ergrünen bringende Frühling und der Sommer mit seinen lauen Abenden begleitet die Figuren sehr harmonisch und natürlich. Alles fügt sich. Die Geschichte ist ein kleiner Ausschnitt aus dem Leben dieser Figuren, das Ende fügt sich perfekt ein. Wie die Geschichte, so mitten aus dem Leben gegriffen, ist auch das Ende offen und lässt den Leser doch mit einem entspannten Gefühl zurück. Sie bietet interessante Inneneinsichten in unterschiedlichste Leben.
Neben den Charaktere besticht das Buch auch durch seine Unaufgeregtheit und ist doch niemals langweilig. Im Gegenteil, die Schöne Atmosphäre und die Tiefgründigkeit wird hervorgehoben und sorgt für ein tolles Leseerlebnis. Große Empfehlung also für „Unsere Stimmen bei Nacht“.
Und am Ende stellt man vielleicht wie eine der Figuren fest: […] doch manche Tage wurden größer, wenn sie sie mit den richtigen Menschen teilte […].“ (S.148)

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Veröffentlicht am 30.04.2023

tragisch; sehr lesenswert

Die spürst du nicht
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Rezension zu „Die spürst du nicht“ von Daniel Glattauer
David Glattauer hat für seinen Roman eine ungewöhnliche Erzählform gewählt. Er schreibt zunächst in einem amüsant-lockeren Ton, der den Leser in ...

Rezension zu „Die spürst du nicht“ von Daniel Glattauer
David Glattauer hat für seinen Roman eine ungewöhnliche Erzählform gewählt. Er schreibt zunächst in einem amüsant-lockeren Ton, der den Leser in eine heitere Stimmung bringt. Ein fröhlicher Sommerroman beginnt, doch durch den Klappentext wird klar: so wird es nicht bleiben und so kommt die erste Wendung überraschend. Die ungewöhnliche Erzählform folgt. Immer wieder sind Kapitel eingestreut, die sich wie in Internetforum, ein Zeitungsartikel oder ein Interview lesen. Toll gemacht!
Die Form unterstützt den Inhalt dabei sehr. Durch die Formen (Internetkommentare etc.) werden die Inhalte noch deutlicher in die Gesellschaft gehoben und auf unsere reale Gesellschaft projiziert. Schnell hat man das Gefühl, der Roman kann einen realen Hintergrund haben und unsere Gesellschaft, oder Teile davon, könnten genau so reagieren. Es geht um Flüchtlinge und den Umgang mit ihnen und die (Nicht-)Akzeptanz anderer Kulturen, darum, was ein Leben wert ist und darum, was ein Unglück mit einer Familie macht. Der Roman zeigt auf, welche Fragen unterschiedliche gesellschaftliche Schichten in diesem Zusammenhang beschäftigen und er hält uns einen Spiegel vor.
Die Charaktere sind in diesem Roman durch ihre Vielseitigkeit gut gewählt. Elisa, eine Politikerin, trägt die Themen des Romans unfreiwillig in die Öffentlichkeit im Roman. Sie ist gefangen zwischen den Ereignissen, ihrer Familie und ihrer Karriere. Ihr Mann Oskar ist ein Egoist aus der Oberschicht und unglaublich unsympathisch. Die ältere der zwei Töchter der beiden wirkt früh verloren, ihr Umgang mit dem Internet ist kritisch.
Die Freunde der Familie tauchen immer wieder auf, wobei sich immer wieder die Frage stellt, wie viel Freundschaft die vier eigentlich verbindet. Sie sind wohl eher eine Schicksalsgemeinschaft.
Es kommen wenige weitere Charaktere hinzu, die den Roman interessant machen, hier aber zu viel verraten würden.
Insgesamt ist der Roman überaus lesenswert. „Die spürst du nicht“ ist eine tragische Geschichte, die in verdichteter Form Teile unserer Gesellschaft wiederspiegelt und dadurch zum Nachdenken anregt. Der Roman bewegt und schockiert bisweilen. Er besticht außerdem mit seiner besonderen Erzählform. Bitte mehr davon!

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Veröffentlicht am 16.12.2022

spannend, aktuell

Tage voller Zorn
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Rezension zu „Tage voller Zorn“ von Tuomas Oskari
Der Thriller lässt sich von Beginn an flüssig und zügig lesen. Dazu trägt die spannenden Handlung bei. Es wird immer aus wechselnden Perspektiven erzählt, ...

Rezension zu „Tage voller Zorn“ von Tuomas Oskari
Der Thriller lässt sich von Beginn an flüssig und zügig lesen. Dazu trägt die spannenden Handlung bei. Es wird immer aus wechselnden Perspektiven erzählt, was dafür sorgt, dass sich der Fall nach und nach wie ein Puzzle zusammensetzt. Das ist gut gelungen!
Zu Beginn wird aus Lumis Perspektive erzählt, der Frau, die sich aus Protest selbst anzündet. Das ist sehr förderlich für die Spannung, weil man sie kennenlernt, aber nur sehr bruchstückhaft erfährt, was ihr Motiv war. Obwohl sie zu Beginn stirbt, begleitet sie die ganze Geschichte.
Die Protagonist Leo, Ministerpräsident Finnlands, ist ein grundsätzlich sympathischer Charakter. Man verrät schnell zu viel, wenn man ihn zu genau beschreibt. Es wird durch ihn immer wieder deutlich, dass Geld die Welt regiert, aber er mit dieser Tatsache nicht glücklich ist. Er zeigt Herz und Interesse an der finnischen Bevölkerung.
Einige weitere Figuren sind von Beginn an rätselhaft (z.B. Marten) oder werden es im Laufe der Geschichte (z.B. Pontus Ebeling, der Ziehvater Leos´)
Insgesamt geht die Geschichte rasant voran, was auch daran liegt, dass alles mehr oder weniger eines Tages passiert. Weiter angefeuert wird dies durch die Perspektivwechsel.
Gut gelungen ist ebenfalls, dass immer wieder die Abläufe und Themen der Politik detaillierter vorkommen. So wird die Geschichte mit noch mehr Hintergrund und Inhalt gefüllt. Für einen Polit-Thriller genau richtig. Außerdem ist das Thema, die Spaltung der Gesellschaft, sehr aktuell.
Man liest es schon: Ich habe mich sehr unterhalten gefühlt und wusste bis fast zum Ende nicht, in welche Richtung die Geschichte aufgelöst wird. Lesenswert!

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