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Julia_Matos

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.01.2018

Spannend, aber politische Verwicklungen wirken konstruiert und Nebencharaktere bleiben eindimensional

Möge die Stunde kommen
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Band 1 und 2 fand ich exzellent, Band 3 bis 5 nicht mehr ganz so stark. Dieser Band 6 stellt aus meiner Sicht wieder eine Steigerung dar.

Schwächen (Geschmackssache und da Jeffrey Archer Bestsellerautor ...

Band 1 und 2 fand ich exzellent, Band 3 bis 5 nicht mehr ganz so stark. Dieser Band 6 stellt aus meiner Sicht wieder eine Steigerung dar.

Schwächen (Geschmackssache und da Jeffrey Archer Bestsellerautor ist, hier "Meckern auf hohem Niveau"):
1. Dass englische, deutsche und russische Politik der damaligen Zeit in einem bestimmten Umfang platziert werden soll, um die Einordnung in das Genre "Historische Romanreihe" rechtfertigen zu können, ist gut und richtig. Das geschilderte politische Geschehen hat für meinen Geschmack aber falsche Akzente gesetzt. Wie auch schon in Band 3 bis 5 wirken viele Handlungen konstruiert und wenig glaubwürdig, die Darstellungen zu Geheimdiensten und Politik sind zurechtgerückt. Hierbei räume ich ein, dass es nicht leicht ist, das politische mit dem familiären Geschehen ständig in Beziehung zu setzen. Die Ausführungen zur BRD und DDR fand ich natürlich besonders reizvoll. Jedoch fallen für meinen Geschmack eher uninteressante politische Schilderungen zu ausschweifend aus, z. B. beim Wahlkampf von Giles, den man aus vorangegangen Bänden bereits ausführlich und in ähnlicher Form miterlebt hat. Das hätte kürzer gefasst werden können, zumal man den Ausgang der Premierministerwahl kennt. Der Verzicht auf eine unmittelbare Verstrickung der Hauptfiguren und stattdessen zusätzliche Einblicke in andere politische Systeme und andere Gesellschaftsschichten durch eine Nebenfigur hätte hier eher den gewünschten Effekt erzielen können.
2. Ich hätte mir gewünscht, über Sebastians Liebes- und Gefühlsleben mehr zu erfahren. Da geschieht etwas Hochdramatisches und anstatt den Gefühlen textlich Raum zu geben, was auch zu einer höheren Sympathie der Leserschaft für den vergleichsweise kühl agierenden Banker hätte beitragen können, setzt Jeffrey Archer erst Monate und Jahre später wieder ein und widmet dem Trauma nur aus Sicht der Eltern geäußerte Nebensätze. Abgesehen davon, dass dieses Storyelement durchaus spannend und emotional war, leistet dieser anscheinend letztendlich wenig Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung und wirkt sich nicht spürbar auf Sebastians nachstehende Handlungen aus.
3. Harry und Emma sind beruflich und finanziell megaerfolreich, moralisch unfehlbar und setzen sich unermüdlich für Schwächere ein. Die bereits bekannten Bösewichte spinnen immer wieder ähnliche Intrigen - denen Freunde und Geschäftspartner von Harry/Emma/Seb in gewohnter Manier entgegentreten - und fallen damit früher oder später auf die Nase. Ich mag die eindeutige Einteilung in Schwarz und Weiß nicht. Ein paar mehr Ecken und Kanten sowie Wendungen im Sinne von "Gutmensch Harry/Emma macht etwas Fragwürdiges/Egoistisches ..." und "Bösewicht reflektiert sein Verhalten und entwickelt sich zum Besseren ..." hätten aus meiner Sicht gut getan. Es wäre zudem glaubwürdiger gewesen, wenn einer der Bösen irgendwann mal ermüdet festgestellt hätte, dass sich nicht das ganze Leben um wenig substantiierte Rachegefühle drehen muss. Zumindest eine Person sorgt im persönlichen und beruflichen Umfeld eines der Hauptprotagonisten für eine interessante Überraschung/Wendung, doch auch hier hätte der emotionalen Ebene mehr Raum gegeben werden können, um der Figur mehr Tiefe zu verleihen.
4. Schon wieder gibt es fiese Cliffhanger, die erneut im nächsten Band schnell abgehandelt werden. Das lässt sich bei Mehrteilern nicht vermeiden, wird aber von Jeffrey Archer in dieser Saga auf die Spitze getrieben. Wer 6 Bände gelesen hat, wird ohnehin den letzten Band auch noch lesen, daher völlig unnötig.

Stärken:
1. Ich habe etwas über Lebensumstände und Politik der 70er-Jahre (lange vor meiner Geburt) dazugelernt.
2. Es werden ständig rund um Harry, Emma, Giles, Sebastian, Virginia und weitere Charaktere neue Spannungsbögen aufgebaut, die mich in ihren Bann gezogen haben, sodass ich das Buch nur ungern unterbrochen habe. Geschickt: Gestaltet sich die eine Handlungslinie nicht so fesselnd, geht es mit einem anderen Protagonisten im nächsten Abschnitt spannungsgeladen weiter (welche das sind, wird sich je nach persönlichen Neigungen unterscheiden), sodass die weniger interessanten Lebensabschnitte des einen Charakters durch einen anderen Charakter problemlos aufgefangen werden.

Trotz einiger Schwächen habe ich mich insgesamt gut unterhalten gefühlt, daher 4 Sterne.

Veröffentlicht am 26.01.2018

Brisant, berührend und beängstigend aktuell

In eisiger Nacht
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Tony Parsons nimmt sich diesmal der illegalen Einwanderung und deren dramatischen Folgen an, von der wirtschaftlichen zur sexuellen Ausbeutung bis hin zum Tod. Man erlebt im Prolog hautnah mit, wie arme, ...

Tony Parsons nimmt sich diesmal der illegalen Einwanderung und deren dramatischen Folgen an, von der wirtschaftlichen zur sexuellen Ausbeutung bis hin zum Tod. Man erlebt im Prolog hautnah mit, wie arme, hoffnungsvolle Frauen erfrieren, was ich als klaustrophobisch, berührend und erschütternd empfunden habe. Man kann sich tatsächlich vorstellen, dass diese grausige Szene irgendwo Realität ist. Auch nachfolgende Darstellungen zu Flüchtlingscamps und Profiteuren wirken intensiv und dramatisch.
Die gesamte Kriminalgeschichte erleben wir im Bewusstseinshorizont von Detective Max Wolfe. Ich mag ihn richtig gern, denn er ist nicht nur selbstbewusst und geradlinig mit Hang zur Kompetenzüberschreitung, sondern auch loyal, liebevoll und einfühlsam. Es gibt wieder einige der von mir seit jeher geschätzten herzerwärmenden Oasen des Zusammenseins mit seiner 6-jährigen Tochter Scout und seinem Hund Stan. Der Hauptgrund für mich, jeden weiteren Band zu verschlingen. Besonders Scouts Kommentierungen zu ihrem Umfeld wirken reif und gleichzeitig zuckersüß.
Und erneut finde ich es toll, Max‘ Kollegen Pat Whitestone, Edie und Billy sowie andere bereits bekannte Figuren, z. B. die undurchsichtige Ginger, wiederzutreffen. Tony Parsons gelingt es toll, diese Charaktere in jedem Band ein bisschen weiterzuentwickeln und deren private Schicksale teils auch noch in die Kriminalstory einzuflechten. Es war sehr interessant für mich, zu beobachten, wie sich die schwerwiegenden Geschehnisse aus Band 3 auf Pats Verhalten auswirken. In diesem Band 4 kommt Edie eine bedeutende Rolle zu, die bewegend war und mir insofern gefallen hat.
„Kenner“ haben naturgemäß mehr Hintergrundwissen und eine größere emotionale Bindung. Aber es ist nie zu spät, in diese Reihe einzusteigen. Dies wird dadurch vereinfacht, dass es eine überschaubare Anzahl an Figuren gibt und deren Eckdaten in den Erzählverlauf eingeflochten sind.
Die düstere, bedrohliche und kalte Atmosphäre im winterlichen London und Umgebung konnte ich gut nachfühlen. Tony Parsons offenbart sehr viel Kenntnis zu Orten und der sie prägenden Menschengruppen.

Kritikpunkte: Waghalsige Undercover-Einsätze und auf Zufällen und fragwürdigen Eingebungen beruhende Ermittlungserfolge und Fehler, die die Polizei in ein schlechtes Licht stellen, sind sehr präsent. Auch sind die Fährten zu plakativ für meinen Geschmack.
Dass Max den Leser direkt anspricht, gefällt mir grundsätzlich, aber ich hätte dann doch viel darum gegeben, z. B. zeitweise in die Perspektive von Kollege Billy schlüpfen zu dürfen.
Tony Parsons möchte neben dem bereits im Klappentext offensichtlichen gesellschaftlichen Konfliktthema noch ein weiteres einbringen. Ein guter Ansatz. Aber gefühlt wird damit in das letzte Drittel des Buches zu viel Handlung hineingepresst, emotionale Tiefe muss zurückstecken. Es gibt mehrere Momente des gefühlsmäßigen Ausnahmezustands. Diese werden zu schnell abgehakt. Dort hätte ich gern länger verweilt. Ich spürte die brodelnden Emotionen, weiß gleichzeitig, dass Tony Parsons eigentlich noch viel mehr Drama erlebbar machen kann.

Band 4 hat mich erneut super unterhalten, dabei nicht ganz so sehr gefesselt wie mein Favorit „Band 3: Wer Furcht sät“.
Auch wenn der Kriminalfall streckenweise etwas konstruiert wirken mag, sind doch bis zum Schluss große Gefühle und viel Spannung vorhanden. Ich konnte in mehreren Punkten noch überrascht werden.
Die allerletzten Sätze geben einen Ausblick auf Veränderungen in Max‘ Privatleben, der die Fanbasis polarisieren dürfte. Ich bin selbst hin- und hergerissen und warte ungeduldig auf Band 5.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Spannung
Veröffentlicht am 23.01.2018

Dunkle Atmosphäre, spannend

Totenstille
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Der Roman ist flüssig geschrieben, die Handlung ist auf das Wesentliche konzentriert und schreitet zügig voran, hält sich nicht lange mit Nebenschauplätzen auf. Die Aufbereitung des Thrillers (Länge der ...

Der Roman ist flüssig geschrieben, die Handlung ist auf das Wesentliche konzentriert und schreitet zügig voran, hält sich nicht lange mit Nebenschauplätzen auf. Die Aufbereitung des Thrillers (Länge der Kapitel, wechselnde Sichtweisen) hat mir gefallen. Die Autorin schafft es, allen Figuren Raum zu geben und die Handlung für die Leser leicht erfassbar zu machen, ohne dass es zu Wiederholungen kommt, die den Spannungsbogen abflachen lassen könnten. Den Figuren wird eine gewisse Tiefe verliehen, um ihre Handlungen und Gedanken nachvollziehen zu können. Obwohl Dramatisches dargestellt wurde, habe ich leider nicht so richtig mitleiden können. Die gut recherchierte, stringente und aktionsreiche Handlung und die Erzählweise haben aber eine Spannung erzeugt, die mich wissen lassen wollte, wie der Roman für alle Figuren ausgeht.
Der Thriller ist in dunkler, beklemmender Atmosphäre gehalten, was fairerweise auch bereits im Cover und im Klappentext zum Ausdruck kommt. Es geht viel um körperliche und seelische Gewalt, düstere Geheimnisse und verratenes Vertrauen. Das ist natürlich für Thriller erstmal nicht ungewöhnlich. Hier kommt noch hinzu, dass selbst das Privatleben der im Mittelpunkt stehenden Ermittlerin durch Geheimnisse gegenüber Kollegen, Selbstbetrug und Trostlosigkeit gekennzeichnet ist. Es kam Herzerwärmendes vor, jedoch immer in tragischem Kontext (z. B. trauriger Witwer und in Gefangenschaft lebende und gefolterte Frauen, die sich anfreunden). Ich persönlich finde es schön, wenn auch in Thrillern in positivem Sinne Herzerwärmendes und/oder Humoriges vorkommt, was hier eher nicht der Fall war.

Veröffentlicht am 02.02.2018

Kurzweilige Unterhaltung mit kreativen Ideen

Pheromon 1: Pheromon
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Um meine Eindrücke zu verdeutlichen, mache ich in dieser Rezension grobe Angaben zu Charakteren und Handlung, die aber so vage gehalten sind, dass sie ein darauffolgendes Lesevergnügen nicht schmälern.

Der ...

Um meine Eindrücke zu verdeutlichen, mache ich in dieser Rezension grobe Angaben zu Charakteren und Handlung, die aber so vage gehalten sind, dass sie ein darauffolgendes Lesevergnügen nicht schmälern.

Der Auftakt zu einer Trilogie. Ein Genremix: Thriller, Nahe-Zukunft-Thriller, Science Fiction, Jugend-/New-Adult-Roman, kombiniert mit Elementen aus Fantasy, Dystopie und Jugenddetektivgeschichten. Eine eigenständige Story, die Erinnerungen an „Spiderman“, „Super 8“ und „Krieg der Welten“ weckt. Eine Geschichte, die durch besondere Ideen und einen für die Spannung förderlichen Erzählstil begeistert und von der ich annehme, dass sie in Band 2 und 3 monumentale Züge annimmt.

Mein 1. Buch von Rainer Wekwerth, mein 20. von Thariot.
Die Einordnung in das Genre Jugendroman machte mich zunächst argwöhnisch, da nach meiner Erfahrung oft die Charaktere nicht die gewünschte Tiefe und Faszination entfachen, naiv agieren und die Handlung blutleer und vorhersehbar ist. Wie ist es mir also ergangen?

Es wird der personale Erzählstil verwendet. Zwei Perspektiven wechseln kapitelweise. Das verleiht Struktur. Die Abwechslung erhöht die Spannung sowie die Neugierde (und die Spekulationen und Analysen!) auf die Verbindung zwischen den Figuren und Zeitlinien.

Zur Sprache: Manchmal mag ich eine anspruchsvolle Sprache gern. Das kann am Ende eines harten Tages aber auch anstrengend werden. Es sind tiefsinnige Zeilen dabei, dominierend ist aber sprachlich leichte Kost, ein eingängiger Schreibstil mit kurzen Sätzen, der einen durch die Seiten fliegen und an Popcorn-Kino denken lässt.

Rainer Wekwerth übernimmt auf authentische Weise die Perspektive des normal anmutenden 17-jährigen Jake aus Illinois im Jahr 2018.
Das Anfangskapitel mochte ich nicht besonders, die Football-Begrifflichkeiten kann man auch getrost überlesen, da sie uninteressant für die weitere Handlung sind. Auch sonst war Jakes Erzählstrang in 2018 für mich keine Liebe auf den ersten Blick. Erstmal über den Inhalt des Klappentextes hinaus, zog die Spannung deutlich an, mein Interesse wuchs und ich wurde zu Spekulationen angeregt.
Verwirrung, Überfordertsein, Stress mit Mitschülern, jugendhaftes Herzklopfen – das ist glaubhaft dargestellt und man erlebt alles mit. Dadurch dass auch reale Probleme dieses Alters thematisiert werden und die Sprache direkt und modern gehalten ist, nehme ich an, dass das Identifikationspotenzial bei Jugendlichen hoch ausfallen wird.

Thariot schlüpft in den Bewusstseinshorizont des 68-jährigen Travis aus New York im Jahr 2118, der ein erfolgreicher Arzt und Informatiker war, aber sein Privat- und Arbeitsleben verpfuscht hat, der von Schuldgefühlen geplagt, resigniert und leidenschaftslos geworden ist.
Das Interesse an Travis in 2118 war bei mir von Beginn an groß. Es werden Mysterien um seine Person aufgebaut, die es zu entschlüsseln gilt. Es gibt von Beginn an viel Action und Dramatik, aber auch Raum, um innere Zerrissenheit aufzufangen. Zugunsten eines gereiften, düsteren Charakters kommt der für Thariot typische derb-flapsige bis sarkastische Humor diesmal kürzer. Für Thariot-Fans: Auf einen mit Scott vergleichbaren Charakter und auf lustige KIs muss man hier verzichten. Gleichzeitig habe ich erfreut festgestellt, dass der für Thariot typische Stil klar erkennbar ist.
Impressionen zur Welt in der Zukunft werden beiläufig erwähnt, sind von geringer Relevanz und Brillanz. Es hätte gern noch komplexer und detailverliebter zugehen dürfen (als Fan von Sci-Fi und Nahe-Zukunft-Thrillern bin ich verwöhnt), fließt aber in ausreichender Menge ein, um beim geneigten Leser futuristische Bilder im Kopf zu schaffen.
Im Vergleich zu Thariots Sci-Fi-Werken wird man bis dato geistig weniger gefordert und es gibt weniger Technisches. Wo dies auftritt, wird es für Laien entweder bildhaft erklärt oder in einen sinnstiftenden Kontext gestellt, sodass für Neuleser ein kleiner Lerneffekt eintritt.
Spät kommt eine dritte Perspektive hinzu, die mit geringerem Intellekt und authentisch schnodderigem Tonfall daherkommt und die ich zusätzlich als reizvoll empfunden habe.

Eine subtilere und weniger plakative Darstellung hätte mir manchmal noch besser gefallen, z. B. beim Tragen eindeutiger Embleme. Da bevorzuge ich es, eigene Analysen anzustellen und Rückschlüsse zu ziehen anstatt mit der Nase draufgestoßen zu werden. Wie sich die Fähigkeiten Einzelner zum großen Ganzen zusammenschließen, war früh absehbar. Und gefühlt waren die Figuren in mehreren teils lebensverändernden Schlüsselsituationen zu schnell motiviert oder überzeugt.

Jugendelemente nehmen mit Fortschritt der Handlung ab, durch die weitreichenden Geschehnisse und die spürbare Persönlichkeitsentwicklung. Ich nehme an, dass sich diese Tendenz mit Band 2 und 3 fortsetzt.
Die Vermittlung positiver Botschaften (wie so häufig bei Jugendromanen) hält sich in Grenzen. Der Einsatz für Freunde und die Allgemeinheit ist Thema. Die Abkehr von Oberflächlichkeit wird propagiert. Ansonsten wird nichts beschönigt, es steht Realismus im Vordergrund. Es gibt zum Beispiel einen lockeren Umgang mit Alkohol am Steuer, ungesunde Ernährung und Mobbing über soziale Medien. Sprache, stattfindende Analysen und Schlussfolgerungen, sämtliche Handlungen und Konsequenzen (Stichwort blutleer) sind keinesfalls weichgespült.
Das Werk bietet sowohl für Erwachsene als auch für jüngere Leser sehr gute Unterhaltung. Man sollte sich eben nicht alle Darstellungen zum Vorbild nehmen, die derbe Wortwahl richtig einordnen können und man sollte Gewalt ertragen können, wobei diese Szenarien nicht gewaltverherrlichend und detailliert dargestellt sind.

Das große Kapital dieses Werkes bilden die - im positiven Sinne – wahnwitzigen, kreativen Ideen (insbesondere zum Ende hin), die Spannung und der prägnante Erzählstil.
Ich meine, wahrnehmen zu können, wie sich die Autoren über bestmögliche Ideen ausgetauscht haben, das gemeinschaftliche Schreiben genossen und sich gegenseitig zu Höchstleistungen angetrieben haben.

Das Ende ist offen. Erfreulicherweise werden erste Rätsel auf überraschende Weise aufgelöst. Es fühlt sich so an, als sei die Welt nun in Stellung gebracht für ein monumentales Action-Feuerwerk.
Ein Stern Abzug, weil die Geschichte für mich persönlich zu schnell erzählt wird, um sämtliche Entwicklungen als glaubwürdig zu empfinden und mich so richtig in die Figuren und die Atmosphäre hineinzufühlen. Habe ich das Lesen genossen? Definitiv. Vergleichsweise niedrigschwellige, kurzweilige und spannende Unterhaltung. Ich freue mich auf Band 2 im Sommer 2018 und Band 3 im darauffolgenden Winter. Bis dahin gibt es noch ein paar Thariot-Bücher. Und die anderen Bücher von Rainer Wekwerth werde ich mir auch mal näher anschauen.

Veröffentlicht am 19.12.2017

Potenzial nicht voll ausgeschöpft

Darker - Fifty Shades of Grey. Gefährliche Liebe von Christian selbst erzählt
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Spoiler enthalten Es freut mich, Shades of Grey – das Werk, das Erotikliteratur salonfähig gemacht hat – hier zum zweiten Mal aus Christian Greys Perspektive erleben zu können. Die knisternde Erotik war ...

Spoiler enthalten Es freut mich, Shades of Grey – das Werk, das Erotikliteratur salonfähig gemacht hat – hier zum zweiten Mal aus Christian Greys Perspektive erleben zu können. Die knisternde Erotik war für mich gut spürbar. Aus meiner Sicht in diesem Genre nach wie vor ein positiv hervorstechendes Werk. Es als faden Abklatsch zu bezeichnen, wird dem Buch sicherlich nicht gerecht.
Christians Denkweise ist gegenüber Band 1 deutlich sanftmütiger und kompromissbereiter. Er ist weniger an egoistischen Freuden interessiert, lässt zunehmend Ana den dominanten Part einnehmen. Im Fokus steht, seine große Liebe um jeden Preis zu halten. Auch wenn ich den düsteren Dom aus Band 1 wohl unterbewusst faszinierender fand, war diese Charakterentwicklung natürlich zu erwarten gewesen. Dass die Spannung gehemmt ist, da man Interaktionen zwischen Ana und Christian sowie den Fortlauf der Handlung kennt, war auch vorher klar.
Und doch hatte ich mir von den besonders dramatischen Stellen (z. B. Hyde, Aussetzer) intensiveres Gefühlschaos erwartet. Das Helikopter-Adventure mit Nachspiel war zweifelsohne interessant und auch ein paar zusätzliche Details zu seiner Kindheit und zu seiner persönlichen Assistentin Andrea. Im Wesentlichen wurden aber doch Umstände bestätigt, die ich schon auf Grundlage von Anas Perspektive angenommen hatte. Nebenschauplätze (Kindheit, Subs, Elena, Elliot, Mia, Eltern, Job), die Potenzial mitbringen, werden nur angekratzt. Die Erwartungshaltung war hoch und ich hatte eben auf noch tiefere Einblicke und mehr Raum für zusätzliche Szenen gehofft. Trotz aller Kritik ein Leseabenteuer, das ich nicht missen möchte. Da der Wow-Effekt ausgeblieben ist, sind vier Sterne gerechtfertigt.