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Veröffentlicht am 26.05.2019

Ergreifende Geschichte über eine ganz besondere Beziehung

Gelber Krokus
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Dieser Roman erzählt die ergreifende Geschichte zweier Frauen, die einander erstaunlich nahestehen, obwohl sie eigentlich ganz verschiedenen Welten angehören.
Im Virginia des Jahres 1837 ist es üblich, ...

Dieser Roman erzählt die ergreifende Geschichte zweier Frauen, die einander erstaunlich nahestehen, obwohl sie eigentlich ganz verschiedenen Welten angehören.
Im Virginia des Jahres 1837 ist es üblich, dass Säuglinge aus reichen Familien von einer Amme versorgt werden. Als dem Plantagen-Eigentümer Waynwright ein Mädchen geboren wird, wird daher die Feldsklavin Mattie ins Haus geholt, um sich um die kleine Elizabeth zu kümmern. Mattie leidet darunter, von ihrem eigenen Sohn Samuel getrennt zu sein. Trotzdem entwickelt sich zwischen ihr und Lisbeth eine enge Bindung, die weitaus längere Zeit anhält, als ein Kind normalerweise mit seiner Amme verbringen darf. Gleichzeitig muss Lisbeth lernen, sich wie eine junge Lady zu verhalten, was ihr nicht immer leicht fällt.

Ich habe mich bei der Lektüre historischer Romane schon öfters gefragt, wie es wohl für ein Kind gewesen sein muss, mit einer Amme aufzuwachsen bzw wie das Verhältnis der Ammen zu ihren Schützlingen aussah. Hier ist diese Frage noch brisanter, da Lisbeth und Mattie besonders entgegengesetzten Gesellschaftsschichten entstammen.
Ihre Erlebnisse werden lebendig geschildert. Ich konnte mich überwiegend gut in die Protagonistinnen, aus deren Perspektive abwechselnd erzählt wird, hineinversetzen. Ihre Persönlichkeiten sowie die Konsequenzen ihrer unterschiedlichen Prägungen werden dabei nachvollziehbar herausgearbeitet.
Die Handlung hat allerdings ein paar Längen und einiges ist vorhersehbar. Der Schluss wirkt dann ziemlich konstruiert, ist aber dennoch irgendwie stimmig und vor allem nicht übertrieben auf „Happy End“ gebürstet.

Schon allein wegen des interessanten und ungewöhnlichen Themas ist dieses Buch lesenswert.

Veröffentlicht am 26.05.2019

Alles Gute (und Einiges Schlechte) kommt von Osten

Licht aus dem Osten
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Der Autor möchte hier darlegen, wie sehr der „Osten“ die Geschichte Eurasiens und letztlich der ganzen Welt beeinflusst hat. Mit „Osten“ meint er das Gebiet vom östlichen Ufer des Mittelmeers und vom Schwarzen ...

Der Autor möchte hier darlegen, wie sehr der „Osten“ die Geschichte Eurasiens und letztlich der ganzen Welt beeinflusst hat. Mit „Osten“ meint er das Gebiet vom östlichen Ufer des Mittelmeers und vom Schwarzen Meer bis zum Himalaya, also Länder wie etwa Iran, Irak, Syrien, Afghanistan, Kasachstan, etc, die vielfach immer noch für regelmäßige Schlagzeilen sorgen.
Seine Ausführungen beginnen mit dem Persien des 6. Jahrhunderts v. Chr., was eigentlich etwas zu kurz gegriffen ist, gingen von der im Fokus stehenden Gegend doch bereits früher wichtige Impulse aus – man denke nur an das alte Mesopotamien oder die (vermutete) Herkunft der Indoeuropäer.
Die folgenden Jahrhunderte und Jahrtausende behandelt er dafür umso ausführlicher. Dabei werden häufig eher zu viele Details angeführt, sodass es mir bisweilen schwerfiel, das große Ganze im Blick zu behalten.
Dennoch gelingt es insgesamt ganz gut, die wesentlichen Entwicklungslinien nachzuzeichnen. So kann die Lektüre auch dabei helfen, mache Medienberichte besser einzuordnen und zu verstehen, wie historische Entwicklungen, Konflikte und gelegentlich auch bloße Zufälle bis heute nachwirken.

Allerdings ist der Autor für meinen Geschmack zu sehr darum bemüht, alle bedeutenden Ereignisse der Weltgeschichte (einschließlich beispielsweise der Entdeckung Amerikas oder der beiden Weltkriege) letztlich auf seine Lieblingsregion zurückzuführen. Sicher kann man für all das vernünftige Argumente finden. Manche Zusammenhänge wirkten für mich aber doch ziemlich weit hergeholt bzw als Ergebnis einer ziemlich einseitigen Betrachtung. Außerdem wird diese Region zu sehr als Opfer „böser Mächte“ (zuerst vor allem der Europäer, später der US-Amerikaner) dargestellt, ohne wirklich zu hinterfragen oder zu erklären, wie es dazu kommen konnte, dass sie ihre einstige Vormachtstellung verloren hat.
Obwohl oder vielleicht gerade weil der Text bei der Aufzählung von Fakten zu sehr in die Tiefe geht, ist er hinsichtlich anderer Aspekte zu oberflächlich.

Veröffentlicht am 26.05.2019

Drei starke Frauen

Das Modehaus - Töchter der Freiheit
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Dieser Roman handelt von drei Frauen, die ihr Leben unter unterschiedlichen Bedingungen meistern müssen:
Fanny hat 1914 Georg König, den Besitzer eines der größten Modehäuser Frankfurts, geheiratet. Sie ...

Dieser Roman handelt von drei Frauen, die ihr Leben unter unterschiedlichen Bedingungen meistern müssen:
Fanny hat 1914 Georg König, den Besitzer eines der größten Modehäuser Frankfurts, geheiratet. Sie träumt davon, Modeschöpferin zu werden. Nach dem Ersten Weltkrieg scheint dieser Traum allerdings nicht in Erfüllung gehen zu können und sie trifft eine drastische Entscheidung.
Fannys Tochter Lisbeth ist in den 1940er Jahren vollauf damit beschäftigt, sich und ihre Familie im zerbombten Frankfurt durchzubringen. Sie beweist dabei viel Einfallsreichtum und ist bestrebt, das ererbte Modehaus wiederzueröffnen.
Lisbeths Tochter Rieke wiederum führt in den 1970ern ein friedliches Leben. Doch als sie sich dazu entschließt, die Leitung des familieneigenen Modehauses zu übernehmen, wird nicht nur ihre Ehe auf eine harte Probe gestellt.

Die aus Fannys, Lisbeths und Riekes Perspektive erzählten Abschnitte wechseln einander dabei ab. Meistens gefällt es mir, wenn ein Roman auf verschiedenen Zeitebenen parallel spielt. Hier hatte ich allerdings manchmal Schwierigkeiten, den Überblick über die diversen Zusammenhänge und Personen (die ja in immer unterschiedlichen Rollen auftreten) zu behalten.
Die Protagonistinnen sind aber jedenfalls gut gezeichnet. Es handelt sich um starke und durchsetzungsfähige Persönlichkeiten, die positive wie negative Eigenschaften aufweisen, die auch Fehler machen und nicht nur Sympathiepunkte sammeln. Gerade deshalb wirken sie authentisch.
Auch ihre jeweiligen Lebensumstände werden anschaulich beschrieben. Es ist dabei interessant zu beobachten, wie sich die Rahmenbedingungen im Laufe der Zeit ändern, die Schwierigkeiten, denen sich Frauen, die Freiheit und Liebe unter einen Hut bringen wollen, gegenübersehen, einander aber erstaunlich gleichen. Obwohl nicht jede Verhaltensweise immer nachvollziehbar ist und der Erzählstil außerdem manchmal übertrieben hochtrabend klingt, konnte ich mich meist doch gut in die verschiedenen Situationen hineinversetzen.
Die Handlung als solches ist allerdings großteils ziemlich vorhersehbar. Dies liegt jedoch zu einem guten Teil auch daran, dass der Klappentext zu viel über den Inhalt verrät. Ein weiterer Kritikpunkt, der sich eher an den Verlag als an die Autorin richtet, besteht darin, dass der Text relativ viele Fehler enthält.

Alles in allem ist das Buch trotzdem lesenswert. Wie schon andere Rezensenten moniert haben, handelt es sich aber um keine leichte Lektüre, sondern erfordert gelegentlich eine gewisse Konzentration, kann aber stellenweise auch zum Nachdenken anregen.

Veröffentlicht am 26.05.2019

Leicht lesbarer Einblick in die Archäogenetik

Die Reise unserer Gene
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Erst seit etwa 10 Jahren ist es möglich, im großen Stil DNA aus alten Knochen und sonstigen Überresten zu gewinnen und zu analysieren. Während dieser Zeit wurde mit diversen innovativen Methoden bereits ...

Erst seit etwa 10 Jahren ist es möglich, im großen Stil DNA aus alten Knochen und sonstigen Überresten zu gewinnen und zu analysieren. Während dieser Zeit wurde mit diversen innovativen Methoden bereits eine Reihe faszinierender Erkenntnisse gewonnen, die vielfach dazu führten, dass die Geschichte der Menschheit umgeschrieben werden musste oder zumindest um wesentliche Informationen ergänzt werden konnte.

Johannes Krause war bei vielen derartigen Entdeckungen selbst an vorderster Front mit dabei. Hier gibt er (gemeinsam mit dem Journalisten Thomas Trappe) einen flott geschriebenen und allgemein verständlichen Einblick in sein Fachgebiet.
Einen Schwerpunkt nimmt dabei die Besiedelungsgeschichte Europas ein. Neben einem Abstecher zu den Neandertalern, die entgegen der landläufigen Meinung nicht wirklich ausgestorben sind, stehen vor allem die drei großen Besiedelungswellen (durch Jäger und Sammler, frühe Bauern sowie Hirten aus der kasachischen Steppe) im Mittelpunkt, welche sich noch heute in unserem Erbgut nachweisen lassen. Danach nimmt auch die Entstehung und Verbreitung diverser Krankheiten, allen voran natürlich der Pest, aber auch beispielsweise von Tuberkulose oder Syphilis, einigen Raum ein.
Am Beginn jedes Kapitels findet sich eine Landkarte, die dabei hilft, den Inhalt geographisch korrekt einzuordnen und zu visualisieren.

Es ist sehr interessant, die diversen Entwicklungen in ihrem zeitlichen Verlauf zu beobachten. Aufgrund des lebendigen Erzählstils konnte ich mich auch gut in die damaligen Bevölkerungen hineinversetzen und ihre Erfahrungen und Probleme nachvollziehen.
Daneben wird außerdem noch so mancher Blick hinter die Kulissen der Wissenschaft geworfen. Denn es werden nicht nur Ergebnisse referiert. Die Autoren beschreiben auch anschaulich, wie der Forschungsprozess vonstattengeht und wie kompliziert es manchmal ist, die Resultate verschiedener Untersuchungen richtig zu interpretieren und miteinander in Einklang zu bringen.
So wird deutlich, dass hier nur der derzeitige Kenntnisstand wiedergegeben werden kann. Jeder neue DNA-Fund könnte zu einer Überraschung führen und eine Neubewertung der Lehrmeinungen notwendig machen. Gerade das macht die Archöogenetik so spannend, steht sie doch verglichen mit anderen Forschungsrichtungen noch ziemlich am Anfang und hat sicher noch nicht ihr ganzes Potential ausgeschöpft.

Es ist schön, dass ein solch zukunftsweisendes Thema hier allgemein verständlich aufbereitet wird. An einigen Stellen hätte ich mir aber doch etwas ausführlichere oder mehr in die Tiefe gehende Erklärungen gewünscht.

Weiters fand ich es störend, dass die Autoren aus ihren Ausführungen politische Folgerungen ableiten bzw Parallelen zur heute stattfindenden Migration ziehen wollen – dabei aber sehr oberflächlich bleiben. Abgesehen davon, dass nicht alles, was hinkt, ein Vergleich ist, scheint ein solcher generell nicht sonderlich zielführend zu sein und argumentativ auf schwachen Beinen zu stehen. Es gibt zweifellos gute Gründe für die Annahme, dass „die Mobilität in der Natur des Menschen liegt.“ Diese Aussage ist aber ungefähr so hilfreich wie etwa die ebenfalls gut belegbare Behauptung, dass ein friedliches Zusammenleben nicht in der Natur des Menschen liege. Schließlich finden sich in den historischen Hinterlassenschaften regelmäßig Hinweise auf Gewalttaten. Welchen Schluss sollen bzw wollen wir nun daraus ziehen? Dass das alles gut und richtig ist und man der Natur des Menschen einfach freien Lauf lassen sollte? Oder dass es doch manchmal sinnvoll ist, sie in geordnetere Bahnen zu lenken? Wenn man sich schon an eine derart umstrittene Materie heranwagt, dann sollte man sie wenigstens bis zum Ende durchdenken.

Veröffentlicht am 26.05.2019

Die Vielfalt des österreichischen Films

100 x Österreich: Film
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Dieses Buch bietet eine unterhaltsame Zusammenstellung von 100 Filmen, die aus Österreich kommen oder einen sonstigen relevanten Österreichbezug aufweisen. (Bezüglich letzterem gibt es durchaus einige ...

Dieses Buch bietet eine unterhaltsame Zusammenstellung von 100 Filmen, die aus Österreich kommen oder einen sonstigen relevanten Österreichbezug aufweisen. (Bezüglich letzterem gibt es durchaus einige Überraschungen, wenn beispielsweise „Casablanca“ als österreichischer Film entlarvt wird.)
Jedem dieser Filme ist eine Doppelseite gewidmet, welche neben den obligatorischen Angaben zu Regie, Drehbuch, Besetzung etc sowie ein paar Worten zum Inhalt das jeweilige Werk auch in einen größeren Zusammenhang einbettet und beispielsweise Informationen zu den Hintergründen seiner Entstehung, seinen Nachwirkungen oder dem Werdegang der beteiligten Personen anführt. Relativ ausführlich wird auch auf die Reaktion der Kritiker eingegangen, insbesondere auf verliehene Preise oder entsprechende Nominierungen.

Dabei wird ein breites Spektrum abgedeckt. Es finden sich nicht nur künstlerisch wertvolle Produktionen, sondern auch solche, die eher durch ihren Humor oder Kitsch bekannt wurden.
Die Filme sind in alphabethischer Reihenfolge aufgeführt (wobei erstaunlicherweise ganze vier Filmtitel mit einer Ziffer statt eines Buchstabens beginnen). Wie der Autor selbst im „Aufblende“ genannten Vorwort zugesteht, kann man diese Vorgehensweise kritisch sehen. Zwar ist die alphabetische Reihenfolge abwechslungsreicher, weil sie zwischen den verschiedenen Epochen und Stilrichtungen hin und her springt. Ich hätte aber doch die Ordnung nach dem Erscheinungsdatum besser gefunden, um die Entwicklung im zeitlichen Verlauf beobachten zu können.
Außerdem hätte ich mir von diesem Buch mehr „Blicke hinter die Kulissen“ erwartet. Letztlich werden hier hauptsächlich Fakten aufgeführt, die man auch mit ein bisschen Googlen leicht finden kann.

Alles in allem hat mir die Lektüre aber doch gut gefallen. Zwar haben es einige meiner Lieblingstitel (erwartungsgemäß) nicht in die Auswahl geschafft. Dafür habe ich hier jedoch auch ein paar Filme entdeckt, die ich nicht oder nur dem Namen nach kannte, und von denen ich mir vorgenommen habe, sie mir bald anzusehen.