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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.12.2017

Sehr spannend, verworren und interessant – Fazit: die Vergangenheit kommt immer ans Licht

Die Vergessenen
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Die Geschichte beginnt mit der jungen Frau Vera, deren Tante Kathrin wegen eines Schlaganfalls ins Krankenhaus kommt. Schnell stellt sich heraus, dass Chris, Veras Cousin und Kathrins anderer Neffe, beteiligt ...

Die Geschichte beginnt mit der jungen Frau Vera, deren Tante Kathrin wegen eines Schlaganfalls ins Krankenhaus kommt. Schnell stellt sich heraus, dass Chris, Veras Cousin und Kathrins anderer Neffe, beteiligt ist. Der Spürsinn der Journalistin ist geweckt. Zeitgleich lernt der Leser Manolis Lefteris kennen, der scheinbar ebenfalls ein Interesse daran hat, herauszubekommen, was Chris vorhatte. Manolis ist ein Mann für die „stille Problemlösung“. Er wird von seinem Freund und Mentor immer wieder dazu angestellt, unschöne Aufträge für ihn zu erledigen. In diesem Fall geht es um ein Dossier, das Manolis heranschaffen soll. Doch was ist dies für ein Dossier? Und was sind das für Erinnerungen aus den vierziger Jahren, die Kathrin in ihren Koma-Träumen an den Leser bringt?

Dieser Roman enthält viele Handlungen, die nach und nach zusammengesetzt werden. Er spielt in der Gegenwart, doch das eigentliche Thema dieses Romans ist die Vergangenheit. Genauer die braune Vergangenheit Deutschlands. Es wird die Euthanasie der Nazi 1944 in einer bayrischen Heil- und Pflegeanstalt aufgearbeitet. Der Roman ist zwar Fiktion, aber dennoch entstand er aus Fakten. Nebenbei wird auch ein Massaker, welches deutsche Soldaten in Griechenland anrichteten, beschrieben. Dieses begleitet einen der Protagonisten – Manolis Lefteris, obwohl er zu dieser Zeit noch nicht einmal geboren war. Die Vergangenheit wird Schritt für Schritt aufgedeckt. Dabei helfen vor allem die Passagen, in denen Kathrin sich während ihres Komas in die Vergangenheit zurückdenkt. Diese Passagen wurden auch in einem anderen Schrifttyp verfasst und heben sich so vom Rest ab. Die restliche Handlung wird abwechselnd aus Veras und Manolis Perspektive erzählt. Stellenweise wiederholen sich hier auch Begebenheiten, da sie eben aus beiden Blickwinkeln betrachtet werden. Die Perspektivwechsel haben mir gut gefallen. Es war zu keiner Zeit verwirrend, wer nun berichtet.

Die Charaktere sind gut dargestellt. Sie haben ein Gesicht und wirken echt. Mir hat Vera sehr gefallen. Sie ist eine zurzeit etwas frustrierte Journalistin. Eigentlich möchte sie über die große Dinge der Politik und Wirtschaft schreiben, doch sie sitzt in der Redaktion einer Frauenzeitschrift fest und schreibt Artikel über Hormon-Yoga. Auch ihre Beziehung läuft nicht so wie sie soll – der Fluch der Mändler-Frauen. Als Leser freut man sich richtig mit, dass sie nun mit diesem heiklen Thema endlich ihre journalistische Spürnase verwenden kann und sich darin stürzt, die Wahrheit zu erfahren. Auch Manolis ist sehr gut beschrieben. Sein Trauma, das er von seinem Vater übertragen bekam, beschäftigt ihn sehr. Auch wenn es ihn in seinem Handeln nicht zu beeinflussen scheint. Mir hat es gefallen, dass auch er eine Geschichte hat, die im Entfernten auch mit der Hauptgeschichte zu tun hat.

Der Schreibstil gefällt mir sehr gut. Da Ellen Sandberg das Pseudonym von Inge Löhnig ist war ich mir sicher, dass mir ihr Schreibstil auch hier gefallen wird. Er ist angenhem zu lesen, spannend und bildlich. Schmunzeln musste ich, als der Münchner Kommissar Konstantin Dühnfort kurz auftauchte. Sehr gefallen hat mir die Spannung und dass man als Leser selbst mitraten konnte, was passiert. Stellenweise kam es mir wie ein Krimi vor! Häufig endeten die einzelnen Kapitel auch mit einem Cliffhanger. Ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen und habe es trotz seiner 500 Seiten an einem Tag/Nacht durchgelesen.

Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen und ich habe nichts zu bemängeln, deshalb vergebe ich volle fünf von fünf Sternen! Mal sehen, ob Frau Sandberg/Löhnig noch mehr Romane schreiben wird. Ich wäre sicherlich wieder mit dabei.

Veröffentlicht am 28.10.2017

Interessante, lehrreiche und unterhaltende Geschichte über unser aller Brot

Brot
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Walter Mayer formuliert den Brotduft sehr gut: „Brot reicht nach Heimkommen, Erwartetwerden. Brot riecht nach Liebe und Familie.“
Die Heimat des Brotes ist wohl Ägypten. Ein gutes Brot braucht nur Mehl, ...

Walter Mayer formuliert den Brotduft sehr gut: „Brot reicht nach Heimkommen, Erwartetwerden. Brot riecht nach Liebe und Familie.
Die Heimat des Brotes ist wohl Ägypten. Ein gutes Brot braucht nur Mehl, Wasser und Salz. Interessant: in einem Kilo Mehl befinden sich 28.000 Weizenkörner.
Das Brot befindet sich stets im Wandel, genauso wie seine Esser. Im Mittelalter galt: je heller das Brot, desto wohlhabender sein Käufer. Heute geht die Tendenz eher zu dunklerem Brot. Am besten auch noch vegan und glutenfrei.
Gefallen hat mir folgende Aussage: durch Backöfen haben die Menschen die Möglichkeit Brot zu backen. Und wo gebacken wird, werden die Menschen sesshaft. Somit entstehen Dörfer, Märkte und Strukturen.

Walter Mayer stammt aus einer Salzburger Bäckerfamilie und liebt das Brot. Als er über das Thema Brot nachdenkt, wird ihm schnell klar, dass dies keinesfalls langweilig und trocken wie altes Brot ist. Aus seinen Überlegungen ist dieses wunderbare Buch geworden. Mit vielen Interviews und Reportagen schafft Mayer es dem Leser das Brot in all seinen Facetten näherzubringen. Neben Fakten finden wir auch immer wieder passend eingebaute witzige Stellen und vor allem kommen andere Menschen zu Wort und erzählen Walter Mayer und auch uns ihre Brotgeschichte. Und dies über die Welt verteilt. Er trifft unter anderem Sarah Wiener und Heiner Kamps. Er backt zusammen mit Bäckern in den albanischen Bergen Brot. In Marrakesch findet er nicht nur neue Brotrezepte, sondern auch eine zweite Heimat. Mayer sagt: „Jedes Brot hat eine Story.“ Während dem Lesen wird einem dies sehr bewusst. Wieso essen wir eigentlich das Brot, das wir essen?
Nach der Lektüre dieses Buch hat der Leser nicht nur Lust auf frischgebackenes Brot (Rezepte innenliegend), sondern kennt die Herkunft und Entwicklung des Brotes. Weiß wie sich der Brotofen entwickelte und wie er funktioniert und wie das Mehl in unsere Küchen kommt. Sogar die Kunst interessiert sich für Brot!
Walter Mayer behandelt nicht nur die schönen Seiten der Brotwirtschaft. Er zeigt auch die Schattenseiten auf. Zum Beispiel werfen wir in Deutschland jährlich 500.000 Tonnen Brot in den Müll. Dieses Brot wird als neues Heizmittel gehandelt, doch bis jetzt ist dies nicht der Fall. In Deutschland schließen immer mehr Bäckerei, um genau zu sein: jede Woche eine. Warum? Weil alle nur noch günstiges Brot wollen und dieses im Supermarkt oder beim Discounter kaufen und dieses von großen Ketten stammt. Diese Brote haben leider nie Bäckerhände gespürt.

Bei diesem Buch handelt es sich um ein Sachbuch. Dennoch war die Lektüre zu keiner Zeit trocken. Ich konnte das Buch gar nicht aus der Hand legen und habe es an einem Nachmittag/Abend durchgelesen. Mayers Schreibstil ist sehr angenehm und er schreibt leicht verständlich. Fakten werden durch persönliche Geschichten oder witzige Einschübe ergänzt. Die Illustrationen von Alexandra Klobouk sind gelungen und untermauern den Text ganz wunderbar. Auch in diesen Illustrationen findet sich gern mal ein bisschen Witz. ich kann dieses Buch wirklich jedem ans Herz legen. Man bereut die Lektüre keineswegs.

Ich vergebe für dieses Buch volle fünf von fünf Sternen, da es mich sehr gegeistert hat und es mir sicherlich lange in Erinnerung bleiben wird.

Veröffentlicht am 26.10.2017

Was steckt hinter der verworrenen Familiengeschichte?

Preiselbeertage
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Ariane ist Ende zwanzig, aufgewachsen ist sie in Schweden. Seit zehn Jahren lebt sie allerdings in Leipzig. Der Heimat ihrer Mutter und ihrer Großeltern. Eines Abends erreicht sie der Anruf ihr Vater Jörg ...

Ariane ist Ende zwanzig, aufgewachsen ist sie in Schweden. Seit zehn Jahren lebt sie allerdings in Leipzig. Der Heimat ihrer Mutter und ihrer Großeltern. Eines Abends erreicht sie der Anruf ihr Vater Jörg sei gestorben. Sofort macht sie sich auf den Weg nach Söderby in Schweden zu ihrer Mutter Ina und ihrer Schwester Jolante. Dort erfährt sie, dass Jörg ihr und Jolante ein Manuskript vererbt hat. Doch Ina streitet die Existenz eines Manuskripts vehement ab. Arianes Familie stammt aus Leipzig. Hat das Manuskript etwas mit ihrer Zeit in der DDR zu tun?

„Preiselbeertage“ ist ein sehr schöner Familienroman. Es geht um die verworrene Familiengeschichte von Ariane. Erzählt wird diese einerseits aus Arianes Sicht in der Gegenwart und andererseits durch Rückblenden aus Inas Sicht. Diese Rückblenden erzählen die Geschehnisse Ende der Achtziger Jahre in Leipzig und wie Ina sich auf den Weg zu einer Chorreise nach Schweden macht.
Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und sehr gut beschrieben. Man kann sich in sie hineinversetzen und fiebert mit ihnen mit. Ariane war mir sehr sympathisch. In sie konnte ich mich sehr gut hineinversetzen. Gefallen hat mir, dass die Charaktere sich während der Handlung etwas entwickeln. Anfangs sind die zwischenmenschlichen Beziehungen eher kühl und distanziert. Sie sind sich irgendwie alle fremd, obwohl sie eine Familie sind. Doch nach und nach lernt nicht nur der Leser die Charaktere kennen, sondern auch die Charaktere sich untereinander.
Der Schreibstil ist sehr angenehm und lebendig. Durch das verschwundene Manuskript entsteht eine gewisse Spannung, die es unmöglich macht das Buch aus der Hand zu legen. Durch die Rückblenden erfährt man als Leser Stück für Stück, was Ende der Achtziger geschah. Man hofft nun immer, dass Ariane endlich die Wahrheit erfahren wird.
Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen. Ich habe nichts an ihm auszusetzen. Es war spannend, aber auch interessant etwas über das Leben in der DDR zu erfahren. Auch die schwedische Landschaft kam nicht zu kurz. Durch die vielen Beschreibungen fühlte man sich beim Lesen nach Schweden versetzt. Ich vergebe guten Gewissens volle fünf von fünf Sternen für dieses Buch und kann es jedem nur ans Herz legen. Ein wunderbarer Roman für alle Liebhaber von Schweden und für die, die sich für die DDR interessieren.

Durch die vielen Zimtschnecken, die während der Handlung gegessen werden, bekam ich selbst Lust darauf – aber das war kein Problem, denn das Rezept steht im Schutzumschlag.

Veröffentlicht am 15.10.2017

Sehr, sehr lustig und unterhaltsam – leider viel zu wahr

Verschieben Sie die Deutscharbeit - mein Sohn hat Geburtstag!
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In diesem Buch fassen Lena Greiner und Carola Padtberg ihre Rückmeldung auf einen Aufruf bezüglich Helikoptereltern auf Spiegel Online zusammen. Das Phänomen der Helikoptereltern ist vor allem in den letzten ...

In diesem Buch fassen Lena Greiner und Carola Padtberg ihre Rückmeldung auf einen Aufruf bezüglich Helikoptereltern auf Spiegel Online zusammen. Das Phänomen der Helikoptereltern ist vor allem in den letzten Jahren vermehrt aufgetreten. Es scheint, als würde sich diese unkontrolliert vermehren. Schlimm für ihre Umwelt, gut für unsere literarische Unterhaltung! In diesem Buch wurden sehr viele Erlebnisse dargestellt. Immer thematisch in ein Kapitel gepackt. Beispielsweise in der Kita, in der Schule oder auf dem Sportplatz. Über viele dieser Anekdoten kann man lachen. Bei einigen schmunzelt man. Doch bei anderen kann man nur den Kopf schütteln und ist schon fast entsetzt, was Eltern tatsächlich alles tun. Gerne würde ich diese Eltern mal durchschütteln. Mittlerweile kommen diese sogenannten Helikoptereltern wohl auch schon mit zur Uni oder in den Ausbildungsbetrieb. Es ist ja schön, wenn sich Eltern um ihre Kinder kümmern. Aber das ist dann doch alles zu übertrieben. Das kann ja nicht gut enden. Wie sollen diese Kinder denn zu Selbstständigkeit finden?
Im Anschluss an die Anekdotensammlung kommen noch betroffene Kinder zu Wort. Auch Helikoptereltern dürfen verraten, wieso sie sind, wie sie sind. Und im letzten Kapitel kommt der Bonner Kinder- und Jugendpsychiater Michael Winterhoff zu Wort. Und erklärt wie sich das Auftreten von Helikoptereltern erklären lässt.

Dieses Buch hat mich von der ersten bis zur letzten Seite unterhalten und ich habe es in einem Rutsch durchgelesen. Immer dachte ich: „Ach, ein Kapitel les ich noch“. Und schwupps war ich durch. Von mir erhält dieses Buch volle fünf von fünf Sternen. Ich hätte noch Stunden weiterlesen können!

Veröffentlicht am 11.09.2017

Interessant und empfehlenswert

Rumänien - der unbekannte Nachbar
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Rumänien. Die meisten denken da an Dracula, der in Transsilvanien wohnt. Doch Rumänien hat weit mehr zu bieten als diesen brutalen Fürsten Vlad Tepes. Rumänien fasziniert mit seiner vielgesichtigen Landschaft. ...

Rumänien. Die meisten denken da an Dracula, der in Transsilvanien wohnt. Doch Rumänien hat weit mehr zu bieten als diesen brutalen Fürsten Vlad Tepes. Rumänien fasziniert mit seiner vielgesichtigen Landschaft. Unendliche grüne Wiesen. Schneebedeckte Berge. Das Meer mit dem Donaudelta. Außerdem einige Großstädte in denen viel los ist. Was viele nicht wissen, in Rumänien lebten einst um die eine Millionen Deutsche. Heute sind es nur noch 36.000 (2011). Wer sich hierfür interessiert ist bei diesem Buch genau richtig. Manfred Kravatzky erzählt und erläutert die Geschichte Rumänien auf sehr interessante und auch unterhaltende Weise. Zu keiner Zeit war der Text trocken. Immer wieder gab es zwischendurch einen Witz um die Fakten aufzulockern. Oft kam es auch zu überspitzen Formulierungen.
Vor allem für Menschen ohne Vorkenntnisse über Rumänien ist dieses Buch empfehlenswert. Es beginnt mit der Gründung der historischen Provinzen Rumäniens und endet im heute. Weiter wird auf die unterschiedliche Bevölkerung eingegangen und die Gründe, wieso diese Vielfalt heute nicht mehr existiert. Das letzte Kapitel widmet sich einigen Persönlichkeiten aus Rumänien, die über die Landesgrenzen hinweg bekannt sind.
Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen. Für mich war Rumänien kein Neuland, allerdings habe ich doch noch einiges dazu gelernt. Dieses Buch eignet sich auch sehr gut dafür, um noch einmal kurz etwas nachzuschlagen! Eine klare Leseempfehlung um unseren noch recht unbekannten Nachbarn besser kennen zu lernen. Ich vergebe volle fünf von fünf Sternen.