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Veröffentlicht am 25.02.2020

Spannende Unterhaltung, die zum Nachdenken anregt

Echo des Schweigens
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Strafverteidiger Hannes Jansen vertritt einen Polizisten, der einen Asylbewerber in seiner Zelle ermordet haben soll. Das Gutachten von Dr. Sophie Tauber soll die Anklage untermauern. Hannes Jansen steckt ...

Strafverteidiger Hannes Jansen vertritt einen Polizisten, der einen Asylbewerber in seiner Zelle ermordet haben soll. Das Gutachten von Dr. Sophie Tauber soll die Anklage untermauern. Hannes Jansen steckt nun in einem Zwiespalt, denn Sophie Tauber ist die Frau, in die er sich verliebt hat. Nicht ahnend, dass sie die Gutachterin ist. Welchen Weg wir Hannes wählen? Doch auch Sophie Tauber steht vor schwierigen Entscheidungen, denn die Vergangenheit, dir ihre Mutter ihr immer vorenthalten hat, beginnt nun, ans Tageslicht zu drängen und Sophies Zukunft zu beeinflussen. Wo liegt der schmale Grat zwischen Recht und Unrecht?

Es handelt sich hier um einen fiktiven Roman, der vom Fall Oury Jalloh in Dessau inspiriert wurde. Der Autor versteht es vom ersten Moment an, packend und mitreißend zu erzählen. Man merkt dabei sofort, dass er genau weiß, wie es im Gerichtssaal zugeht und die Kniffe und Spitzfindigkeiten kennt, die es braucht, um ein guter Strafverteidiger zu sein. Deshalb wirkt Hannes Jansen auch sehr lebendig und seine Auftritte vor Gericht zeigen, dass er seinen Beruf versteht. Dabei verfolgt man nicht nur gespannt sein Vorgehen, sondern wird außerdem zum Nachdenken über Recht und Gerechtigkeit angeregt.

Die Handlung wird aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet. Es gibt auch einen Handlungsstrang, der in die Vergangenheit führt. Zunächst kann man nicht einordnen, wie sich alles verbinden wird, doch am Ende verknüpft sich alles schlüssig. Beide Stränge sind durchgehend interessant, sodass man früh in den Sog der Ereignisse gerät. Manchmal mag man kaum glauben, was man liest. Das sorgt allerdings dafür, dass man, neben der spannenden Unterhaltung, auch noch jede Menge Stoff zum Nachdenken erhält und dabei in sich gehen muss, um sich selbst die Frage zu stellen, in welche Richtung der eigene moralische Kompass ausschlagen würde. Zugegebenermaßen wirkt die Handlung gelegentlich arg konstruiert, aber wenn man darüber hinwegsieht, wird man durchgehend spannend unterhalten.

"Das Echo des Schweigens" bietet nicht nur spannende Unterhaltung, sondern regt den Leser dazu an, sich mit der Frage zu befassen, wo der schmale Grat zwischen Recht und Unrecht verläuft. Ein Buch, das lange nachwirkt und zum Nachdenken anregt!

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Veröffentlicht am 18.02.2020

Spannender Fall, der eine unerwartete Wendung nimmt

Du stirbst für mich
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Lorna Belling wird von ihrem gewalttätigen Ehemann drangsaliert. Nur zu gerne würde sie mit ihrem Liebhaber Greg ein neues Leben beginnen. Doch dann findet sie heraus, dass Greg nicht der zu sein scheint, ...

Lorna Belling wird von ihrem gewalttätigen Ehemann drangsaliert. Nur zu gerne würde sie mit ihrem Liebhaber Greg ein neues Leben beginnen. Doch dann findet sie heraus, dass Greg nicht der zu sein scheint, für den er sich ausgibt. Bei der nächsten Begegnung mit Greg rastet Lorna aus und droht ihm. Schon bald wird ihre Leiche gefunden. Detective Superintendent Roy Grace übernimmt mit seinem Team den Fall. Zunächst scheint der gewalttätige Ehemann der perfekte Täter zu sein, doch plötzlich entwickelt der Fall sich in ungeahnte Richtungen...

"Du stirbst für mich" ist bereits der 13. Fall der Roy-Grace-Serie von Peter James. Da die Bände in sich abgeschlossen sind, kann man den aktuellen Ermittlungen aber auch dann folgen, wenn man noch keinen Teil der Reihe gelesen hat. Wenn man allerdings an der Weiterentwicklung der Charaktere und den privaten und beruflichen Nebenhandlungen, die sich fortlaufend durch alle Bände ziehen, interessiert ist, dann empfiehlt sich die Einhaltung der Reihenfolge.

Der Einstieg in den neuen Fall gelingt mühelos, da man Lorna Belling kennenlernt und sie kurz vor ihrem Tod beobachtet. Man erlebt hautnah mit, dass sie stirbt. Dennoch kann man nicht genau zuordnen, was eigentlich passiert ist und wer für ihren Tod verantwortlich ist. Diese Ungewissheit zieht sich fast bis zum Ende durch das Buch und sorgt für durchgehende Spannung. Denn Peter James versteht es hervorragend, falsche Spuren auszulegen, denen man allzu bereitwillig folgt, um dann festzustellen, dass man in die Irre geleitet wurde und umdenken muss.

Relativ kurze Kapitel und wechselnde Perspektiven sorgen außerdem für ein hohes Tempo, sodass man früh in den Sog der Ereignisse gerät. Auch im Privatleben von Roy Grace ereignet sich einiges. Quereinsteiger, die Roy Grace noch nicht kennen, dürften keine Probleme haben, den privaten Entwicklungen zu folgen, da der Autor genug Hintergrundinformationen einstreut. Die privaten Entwicklungen drängen sich nicht zu sehr in den Vordergrund, sondern sorgen dafür, dass Protagonist Roy Grace lebendig wirkt. Im Zentrum der Handlung stehen die Emittlungen und die haben es dieses Mal wirklich in sich und halten Überraschungen bereit. Zugegebenermaßen wirkt manches arg konstruiert und nicht ganz logisch. Das beeinträchtigt aber nicht die bereits früh aufgebaute Spannung, die in einem rasanten Finale gipfelt.

Ein spannender Fall für Roy Grace, der eine unerwartete Wendung nimmt!

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Veröffentlicht am 16.02.2020

Interessanter Lübeck-Krimi

Lübsche Wut
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In der Lübecker JVA Lauerhof wird der Insasse Ralf Blum tot aufgefunden. Blum ist wahrscheinlich der bekannteste Häftling der Anstalt, da der Missbrauch und anschließende Mord an einem achtjährigen Jungen, ...

In der Lübecker JVA Lauerhof wird der Insasse Ralf Blum tot aufgefunden. Blum ist wahrscheinlich der bekannteste Häftling der Anstalt, da der Missbrauch und anschließende Mord an einem achtjährigen Jungen, für den er vor dreißig Jahren verurteilt wurde, durch alle Medien ging und die Gemüter erhitzte. Nun ist Blum tot und alles sieht nach einem Suizid aus. Birger Andresen und seine Kollegin Ida-Marie Berg nehmen die Ermittlungen auf. Denn was sollte Blum nach all den Jahren zum Selbstmord veranlasst haben? Die beiden stoßen allerdings auf eine Mauer des Schweigens und schon bald wird ihnen der Fall vom LKA entrissen. Doch das hält Andresen nicht davon ab, tiefer zu graben und was er dort entdeckt, zieht weite Kreise....

"Lübsche Wut" ist bereits der neunte Lübeck-Krimi aus der Feder von Jobst Schlennstedt. Man kann den aktuellen Ermittlungen aber auch dann problemlos folgen, wenn man noch keinen Band der Reihe gelesen hat. Denn der Autor lässt wichtige Hintergrundinformationen zu den Charakteren in die Handlung einfließen.

Der Einstieg in den Fall gelingt durch den spannungsgeladenen Prolog mühelos. Denn dadurch ist man sofort mitten im Geschehen. Danach flacht die früh aufgebaute Spannung zunächst wieder ab, da Birger Andresen und seine Kollegin Ida-Marie Berg bei den Ermittlungen ständig ausgebremst und aufs Abstellgleis geschoben werden. Doch die beiden entwickeln einige kreative Ideen, um trotzdem an Informationen zu gelangen.

Auch wenn die Ermittlungen zunächst auf der Stelle treten und andere Ereignisse im Vordergrund stehen, kommt dennoch keine Langeweile auf, da Jobst Schlennstedt Handlungsorte und Charaktere so lebendig beschreibt, dass man sie vor Augen hat. Die ganz besonderen Umstände dieses Falls sorgen außerdem dafür, dass man durchgehend interessiert beobachtet, was vor sich geht und versucht, dabei eigene Rückschlüsse zu ziehen. Da hier nichts so ist, wie es auf den ersten Blick scheint und man sich nicht sicher sein kann, wer eigentlich die Strippen zieht, gerät man in den Sog der Ermittlungen. Dabei kann es durchaus vorkommen, dass man sich in die Irre leiten lässt und die eigenen Überlegungen überdenken muss. Das macht einen großen Reiz dieses eher ruhigen, aber dennoch interessanten, Krimis aus. Zum Ende hin überschlagen sich allerdings die Ereignisse und dann wird es nochmal richtig spannend.

Ein eher ruhiger Krimi, der dazu einlädt, eigene Ermittlungen anzustellen und durch grandioses Lübeck-Flair überzeugt!

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Veröffentlicht am 04.02.2020

Startet zunächst gemächlich, entwickelt sich dann aber zu einem wahren Pageturner

Wolves – Die Jagd beginnt (Ein New-Scotland-Yard-Thriller 3)
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Der ehemalige Polizist Finlay Shaw wird tot aufgefunden. Da der Raum von innen verschlossen und Finlay offensichtlich allein darin war, geht man davon aus, dass es sich um Selbstmord handelt. Doch William ...

Der ehemalige Polizist Finlay Shaw wird tot aufgefunden. Da der Raum von innen verschlossen und Finlay offensichtlich allein darin war, geht man davon aus, dass es sich um Selbstmord handelt. Doch William "Wolf" Fawkes kann und will nicht daran glauben, dass sein ehemaliger Mentor sich selbst getötet hat. Gemeinsam mit Emily Baxter beginnt Fawkes zu ermitteln. Zunächst bleibt die fieberhafte Suche der beiden ergebnislos, doch dann entdeckt Fawkes erste Hinweise, die tief in die Vergangenheit führen. Das, was dann ans Tageslicht kommt, ist schier unglaublich...

Nach "Ragdoll" und "Hangman" ist "Wolves" bereits der dritte Band der New Scotland Yard Reihe von Daniel Cole. Man kann diesen Teil sicher auch ohne Vorkenntnisse lesen, doch empfehlenswert ist es nicht, da fehlende Hintergrundinformationen zu den Protagonisten und den jeweiligen Beziehungen untereinander, den Einstieg sonst etwas erschweren könnten.

Die Handlung wird aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet. Dabei kommt es auch immer wieder zu Rückblicken in die Vergangenheit. Da diese aber durch Jahreszahlen gekennzeichnet sind, fällt die Orientierung leicht. Der Einstieg ins Geschehen verläuft zunächst etwas gemächlich. Es kommt durchaus zu interessanten und fesselnden Szenen, doch die dort aufgebaute Spannung kann vorerst nicht durchgehend gehalten werden, sondern flacht zwischendurch immer wieder ab. Das ändert sich ab der Hälfte des Buchs allerdings gewaltig, denn dann sorgt eine entscheidende Erkenntnis dafür, dass man den Thriller nicht mehr aus der Hand legen mag. Daniel Cole liefert ein spannendes Katz- und Mausspiel, das durch überraschende Wendungen zu einem wahren Pageturner wird.

Die Charaktere machen es einem nicht immer leicht. Dennoch gewöhnt man sich schnell an die Eigenarten und kann die Kabbeleien, die sich auflockernd durchs Geschehen ziehen, genießen. Daniel Cole beschreibt Handlungsorte und Protagonisten so authentisch, dass man sich alles lebhaft vorstellen kann. Außerdem gelingt es ihm, die unterschiedlichen Handlungsstränge am Ende schlüssig zu verknüpfen.

Nach einem eher gemächlichen Start entwickelt sich "Wolves" doch noch zu einem Pageturner, den man nicht mehr aus der Hand legen mag. Zum besseren Verständnis der privaten und beruflichen Verwicklungen empfiehlt es sich allerdings, die Bände der New Scotland Yard Serie in der richtigen Reihenfolge zu lesen.

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Veröffentlicht am 02.02.2020

Interessanter Reihenauftakt

Cold Case - Das verschwundene Mädchen
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In den frühen Morgenstunden eines stürmischen Tages wird Linnea in ihrem Haus von einem unbekannten Mann überfallen. Sie kann zunächst fliehen, wird dann aber doch von ihm aufgespürt, vergewaltigt und ...

In den frühen Morgenstunden eines stürmischen Tages wird Linnea in ihrem Haus von einem unbekannten Mann überfallen. Sie kann zunächst fliehen, wird dann aber doch von ihm aufgespürt, vergewaltigt und brutal ermordet. Schon bald hat die Polizei den Verdacht, dass es sich um einen Serientäter handelt, der immer dann zuschlägt, wenn die Männer der Frauen bereits das Haus verlassen haben. Die Angst geht um, denn niemand kann vorhersehen, wann und wo der Täter erneut zuschlagen wird. Er ist darauf bedacht, keinerlei Spuren zu hinterlassen. Durch eine Unachtsamkeit hinterlässt er bei einem Überfall allerdings doch einen Hinweis. Und genau diese Spur verknüpft sich mit dem alten, nie gelösten Fall, der damals 19-jährigen Annika, die nach einer Party spurlos verschwand. Tess Hjalmarsson ist eine Expertin für Cold Cases. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Marie Erling beginnt sie, den alten Fall erneut aufzurollen. Dabei sitzt ihnen die Zeit im Nacken, denn der Täter kann jederzeit erneut zuschlagen.....

"Das verschwundene Mädchen" ist der Auftakt zu einer neuen Cold-Case-Reihe, in der die Expertin Tess Hjalmarsson ermittelt. Der Einstieg in die Handlung gelingt mühelos, da man sich sofort mitten im spannenden Geschehen befindet und den Überfall auf Linnea beobachtet. Diese Szenen werden so eindringlich geschildert, dass man unmittelbar mit Linnea mitfiebert. Danach flacht die früh aufgebaute Spannung zwar etwas ab, doch der Autorin gelingt es hervorragend, das Interesse am Geschehen durchgehend zu schüren.

Das liegt sicher auch daran, dass man es hier gleich mit zwei Fällen zu tun hat. Denn man beobachtet sowohl die aktuellen Ermittlungen hinsichtlich des Serientäters, der sich auf die Frauen spezialisiert hat, die morgens allein im Haus sind, als auch die Ermittlungen im Fall der damals verschwundenen Annika. Da man sich nicht sicher sein kann, ob sich die Fälle tatsächlich verbinden werden, versucht man selbst beim Lesen Verbindungen zu ziehen. Damals scheint man beim Verschwinden von Annika längst nicht allen Hinweisen nachgegangen zu sein, sondern sich früh auf einen Verdächtigen, dem man dann aber doch nichts nachweisen konnte, festgelegt zu haben. Beim alten Fall ist also nichts so, wie es auf den ersten Blick scheint und das regt immer wieder selbst zum Mitermitteln an.

Da es sich hier um den Auftakt zu einer neuen Reihe handelt, werden die Hauptprotagonisten recht ausführlich eingeführt. Das geht zwar zu Lasten der bereits früh aufgebauten Spannung, lässt die Charaktere allerdings authentisch wirken. Auch wenn die privaten Nebenhandlungen manchmal die eigentlichen Ermittlungen in den Hintergrund rücken, bleibt das Interesse an beiden Fällen konstant erhalten. Der Autorin gelingt es hervorragend, die unterschiedlichen Fäden miteinander zu verknüpfen. Wenn man allerdings auf einen nervenaufreibenden Thriller hofft, der enorme, durchgehende Hochspannung liefert, dürfte man von diesem Auftakt ein wenig enttäuscht sein. Krimileser, die gerne selbst mitermitteln und es eher ruhiger bevorzugen, dürften hier allerdings voll auf ihre Kosten kommen.

Es handelt sich hier zwar nicht um einen hochspannenden Thriller, aber dennoch um einen interessanten Auftakt zu einer neuen Reihe, die ich gerne weiterverfolgen werde.

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