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Veröffentlicht am 15.09.2016

Lässt kein Klischee aus

FLOWER
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Nachdem Grandma sich schlafen gelegt hat, schlüpfe ich unter die Laken und rufe Carlos an. Ich entschuldige mich, dass ich unsere Verabredung zum Lernen habe platzen lassen, erzähle ihm aber nichts von ...

Nachdem Grandma sich schlafen gelegt hat, schlüpfe ich unter die Laken und rufe Carlos an. Ich entschuldige mich, dass ich unsere Verabredung zum Lernen habe platzen lassen, erzähle ihm aber nichts von meinem Tag mit Tate. Ich weiß nicht, warum, aber ich möchte, dass Tate mein Geheimnis bleibt. Ich habe weder Lust, die Details unserer Beziehung zu analysieren, noch will ich alles, was Tate sagt oder tut, teilen. Ich will, dass er mir gehört. Mir allein.
Schließlich ist er das Einzige in meinem langweiligen, pflichtbewussten Leben, das nur mir gehört.
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INHALT:
Charlotte tut alles, um nicht den gleichen Fehler zu begehen, wie alle Frauen ihrer Familie: sich viel zu früh auf einen Mann einzulassen und dann schwanger zu werden. Deshalb geht sie auf keine Dates und konzentriert sich vollständig auf die Schule und ihren Nebenjob in einem Blumengeschäft. Bis eines Tages Tate in eben diesem vor ihr steht und Charlotte sofort diese Spannung zwischen ihnen bemerkt. Seinem Charme kann sie nicht widerstehen, und so lässt sie sich auf ihn ein. Doch sie ahnt nicht, dass Tate der Tate Collins ist, weltberühmter Sänger und Mädchenschwarm. Eine Tatsache, die ihre Beziehung ziemlich verkompliziert...

MEINE MEINUNG:
Die Geschichte der unberührten, unschuldigen Jungfrau, die vom Bad Boy verführt wird, scheint noch immer sehr begehrt zu sein - und um genau eine solche handelt es sich auch in "Flower". Gerüchten zufolge soll sich Shea Olsen das Ganze ausgedacht und Elizabeth Craft es dann zu Papier gebracht haben. Letztere hätte aber vielleicht lieber eine eigene Idee verwenden sollen. Der Schreibstil ist nämlich angenehm flüssig und durchaus hübsch, der Inhalt aber strotzt nur so vor Klischees und Langeweile.

Charlotte ist eine Mary Sue wie sie - wortwörtlich - im Buche steht: Sie ist gut in der Schule, sieht toll aus (wird von Tate als "das schönste Mädchen", das er je gesehen hat bezeichnet) und ist bei ihren Mitschülern nicht beliebt, aber jeder, der sie kennen lernt, mag sie sofort. Sobald sie jedoch ihrem Herzensmann begegnet, wirft sie alle Tugend über Bord: Plötzlich ist er wichtiger ihre komplette Zukunft, alle bisher geschmiedeten Pläne sind auf einmal nicht mehr gut genug und sie lügt ihre Liebsten an, um Tate zu "besitzen". Das fand ich ganz schön gruselig. Tate ist zum Glück nicht so abweisend und cool wie man das oft in solchen Romanen geboten bekommt, sondern wirbt im Gegenteil stark für Charlotte - hat aber auch diesen nervigen Charakterzug des ständigen Zurückweisens, der immer wie aus dem Nichts kommt. Die restlichen Figuren sind alle vollkommen austauschbar: Der schwule Kumpel (denn ein Mädchen muss einen schwulen besten Freund haben, der mit ihm über den heißen Typen kreischt), die strenge Großmutter und die herzensgute Blumenladenbesitzerin. Hach.

"Flower" lässt wirklich und wahrhaftig kein Klischee aus. Angefangen von der Instant-Liebe zwischen Protagonist und Protagonistin über die bereits nach wenigen Seiten große, große Liebe bis hin zu der Jagd durch Paparazzi ist alles dabei. Überraschungen? Fehlanzeige, abgesehen von den unpassendsten Momenten, in denen er sie wegschickt, und einem verrückten Fan, dessen Auftauchen einfach keinen Sinn ergibt. Bis zum Ende nervt das Hin und Her in der Beziehung gewaltig, weil die romantischen Gefühle nie beim Leser ankommen und weil Charlotte ständig, wirklich ständig wegen ihm heult. Auf den letzten Seiten versuchen die Autorinnen dann wohl noch so etwas wie Charakterentwicklung, was gut hätte sein können - wenn sie sich damit mehr Zeit gelassen hätten. So wirkt auch der Schluss eher wie hingeschmissen und nicht sorgfältig durchdacht.

FAZIT:
Man kann es sich ja schon beim Klappentext vorstellen, dass "Flower" nichts Neues zu diesen Superstar-Liebesgeschichten beizutragen hat - aber irgendwie bin ich masochistisch veranlagt und musste mich dementsprechend auch ganz schön durchquälen. Wer auf die gängigen Klischees steht, ist hier richtig. Der Rest nicht. 1,5 Punkte.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Hoffentlich ein einmaliger Ausrutscher

Skin
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Irgendetwas Konturloses war zu sehen, das ihn auf schreckliche Weise an das Ding im Schließfach erinnerte. Ein Schemen, der auf den ersten Blick keine Struktur besaß. Es war ein Erkennen, das auf grausame ...

Irgendetwas Konturloses war zu sehen, das ihn auf schreckliche Weise an das Ding im Schließfach erinnerte. Ein Schemen, der auf den ersten Blick keine Struktur besaß. Es war ein Erkennen, das auf grausame Weise ein Wiedererkennen war.
Blau und schwarz. Und irgendwelche Flocken, die durch die Dunkelheit schwebten wie amorphe Himmelskörper in einem verwesenden Universum.
Das wurde ihm klar, was er da sah. Den verwesten Kopf einer Leiche.
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INHALT:
Christian ist endlich am Ziel seiner Träume: Er hat einen Job bei East Coast Consulting und ist damit in einer erfolgreichen Unternehmensberatung tätig, bei der er richtig Geld verdienen kann. Doch gerade als er denkt, alles wäre perfekt, beginnt der pure Terror: Er erhält per Mail - versendet von seinem eigenen Account - ein Video. Und in diesem Video ist eine Wasserleiche zu sehen, die die Polizei wenig später auch tatsächlich findet. Von da an wird es nur schlimmer. Er erhält mysteriöse SMS, ein weiteres Video und hat bald das Gefühl, verrückt zu werden. Als dann auch noch die Polizei gegen ihn als Verdächtigen ermittelt, weil seine persönlichen Gegenstände an den Tatorten gefunden wurden, weiß Christian: Irgendjemand will sich an ihm rächen. Doch wofür?

MEINE MEINUNG:
Veit Etzold ist ein bekannter Thriller-Autor, der mit seiner Clara Vidalis-Reihe viele Leser in den Bann gezogen hat. "Skin" ist nun ein Standalone, an dem ich mich als erstes versuchen wollte. Offensichtlich eine schlechte Idee, denn darf man anderen Lesern glauben, hat dieses Buch nichts mit der Qualität der anderen Werke gemein. Das will ich hoffen - denn dieses hier ist ein einziger Fehlgriff. Erzählt wird die Geschichte die meiste Zeit über aus Christians personaler Perspektive, immer wieder kommt auch der ermittelnde Kommissar zu Wort. Der Stil ist überwiegend flüssig und schnell zu lesen, wirkt aber in den Alltagsbeschreibungen und insbesondere in den Dialogen oft holprig.

Christian ist als Protagonist eine einzige Nervensäge. Anfangs, als er sich hauptsächlich auf seine Arbeit konzentriert, geht es noch einigermaßen. Doch sobald die mysteriösen Geschehnisse beginnen, verwandelt er sich regelrecht in einen völlig konfusen und unglaubwürdig handelnden Irren. Er lügt die Polizei an, verschweigt wichtige Dinge, beschuldigt Außenstehende und manövriert sich so immer mehr in eine aussichtslose Lage - handelt insgesamt einfach so, wie das niemand in einer solchen Situation tun würde. So gehen nach und nach sämtliche Sympathien verloren. Diese kann überwiegend eher Kommissar Deckhard für sich einfahren - wenn er nicht grade völlig wilden Verdächtigungen und Schlüssen nachgeht. Am liebsten liest man eigentlich von seinen beiden Kolleginnen Sophie und Lisa, die als Gespann gut funktionieren. Leider sind aber insbesondere die Nebenfiguren so von Klischees geprägt, dass es bald keinen Spaß mehr macht: Die Hackerin Lisa sieht aus wie Lisbeth Salander, der Hacker Moonshot wie ein Asozialer, Christians Vater ist der skrupellose Anwalt und so weiter und so weiter...

Am schlimmsten ist jedoch schlicht und einfach die Geschichte. Der Autor kennt sich im Wirtschafts-Milieu aus, das merkt man und die vielen Kenntnisse und Details sind anfangs interessant. Nach kurzer Zeit hat man jedoch bereits das Gefühl, dass er viel lieber einen Roman geschrieben hätte, der sich komplett darum dreht - denn auf den ersten 100 Seiten passiert tatsächlich einfach nichts, außer dass lang und breit Christians gesamter Job erklärt wird. Die großartige Atmosphäre aus dem schaurigen Prolog ist dahin, es wird zäh und langweilig, weil nichts voran geht. Selbst als dann endlich das ominöse Video auftaucht, zieht die Spannung aber nur wenig an. Noch immer werden die unwichtigsten Dinge bis ins Detail erklärt und sich viel mehr auf die Arbeit konzentriert als auf die Aufklärung der Morde.

Erst im letzten Viertel geht es richtig voran und plötzlich werden alle Stränge zur Wirtschaft fallen gelassen und es geht nur noch um die Toten. Warum da dann vorher so viele Seiten diesem Thema gewidmet wurden, wird nie klar. Dafür gibt es nun eine Verfolgungsjagd und einige Verdächtigungen, die große Überraschung bleibt aus. Den Täter hat man ab einer bestimmten Stelle erahnt, einen Plot Twist gibt es dann nicht mehr. Stattdessen tatsächlich, kein Witz, eine Erklärung des Mörders über seine Motive und Vorgehensweise - damit man das auch ja versteht. Das ist nicht nur unglaubwürdig, es ist auch total nervig. Mit dem offenen Schluss könnte man vermuten, dass sich hier die Möglichkeit eines Folgebandes offen gehalten wird. Den würde ich aber definitiv links liegen lassen.

FAZIT:
Ich bin nicht sicher, was hier geschehen ist, dass das Buch so unausgegoren, wenig durchdacht und teilweise ziellos wirkt. Veit Etzold, das wurde mir glaubhaft versichert, schreibt sonst großartige Thriller - aber "Skin" ist für mich leider absolut kein gutes Buch. Da kann und will ich nicht mehr vergeben als 1 Punkt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Recherche
  • Schreibstil
  • Handlung
Veröffentlicht am 15.09.2016

Geht unsensibel mit einem wichtigen Thema um

Ich und Earl und das Mädchen
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Und das ist ein Teil der Hintergrundgeschichte von mir und Earl. Er wird später wahrscheinlich noch von Bedeutung sein, obwohl, wer weiß das schon so genau. Ich fasse es nicht, dass ihr immer noch dabei ...

Und das ist ein Teil der Hintergrundgeschichte von mir und Earl. Er wird später wahrscheinlich noch von Bedeutung sein, obwohl, wer weiß das schon so genau. Ich fasse es nicht, dass ihr immer noch dabei seid, das hier zu lesen. Am besten, ihr haut euch gleich mal selber ein paar rein, nur um die unsäglich bescheuerte Erfahrung, die dieses Buch darstellt, vollkommen zu machen.
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INHALT:
Greg ist ein relativ normaler 17-jähriger, wenn man mal davon absieht, dass er sich in panischen Momenten gern tot stellt und mit seinem besten Freund Earl absurd-schlechte Filme dreht. Doch im neuen Schuljahr, als er endlich denkt, dass alles gut und er als Oberstufenschüler anerkannt wird, kommt ihm seine Mutter dazwischen: Denn diese zwingt ihn dazu, etwas mit Rachel zu unternehmen, einer ehemaligen Freundin, die an Leukämie erkrankt ist. Greg wehrt sich mit Händen und Füßen, gibt sich dann aber doch geschlagen. Und so verbringt er mit ihr und Earl einige aberwitzige Wochen.

MEINE MEINUNG:

SCHREIBSTIL
Ich weigere mich, Jesse Andrews hingerotzte Sätze als "Schreibstil" anzuerkennen. Das ist kein Stil, das ist keine Art und Weise, das ist einfach ein nervig-umgangssprachliches und völlig unglaubwürdiges Wirrwarr an sinnfreien Sätzen und endlosen Beschreibungen. Ab und zu wechselt der Autor in einigen keinem Muster folgenden Szenen in die Dialogform, obwohl Greg die Geschichte aus seiner Sicht erzählt, was sich einem folglich also nie erschließt. Hinzu kommt das ewige Ansprechen des Lesers, um ihm mitzuteilen, man möge doch das schreckliche Buch nun weglegen, was man darauffolgend dann auch des Öfteren tun möchte.

CHARAKTERE
Aber bei den Figuren wird es noch schlimmer: Greg ist wahrscheinlich der unausstehlichste Protagonist, der mir je untergekommen ist. Er hält sich selbst für sehr intelligent und gewitzt, denkt aber permanent in Schubladen, objektiviert jede heiße Frau als Sexobjekt und gibt nur Blödsinn von sich. Dass er das selbst merkt, macht es nicht besser. Earl kann nicht viel mehr punkten: Mit widerlichen Äußerungen und einer kranken Aggressivität bringt er einen schnell gegen sich auf - immerhin zeigt er Rachel gegenüber aber wenigstens einen Hauch des Mitgefühls. Diese selbst ist okay, ganz niedlich in ihrer Art, oft und viel zu lachen, aber was sie an den Kerlen findet, bleibt einem schleierhaft. Der Rest ist Beiwerk und besteht aus Stereotypen oder wird diskriminiert, ist also nicht weiter nennenswert.

STORY
Eine Geschichte ist im Grunde nicht vorhanden. Es geht irgendwie lose um Gregs und Earls Filme, um Gregs Masterplan, um in der Highschool nicht aufzufallen, und das sterbende Mädchen, natürlich. Aber das alles wird immer und immer wieder durchbrochen von Gregs schier endlosen Ausführungen zu a) den Cliquen seiner Schule und wie sehr er zu keiner gehören will b) seinem Kumpel Earl und wie sie sich die Zeit vertreiben c) den Brüsten irgendwelcher Mädchen d) seinen dämlichen Aussagen gegenüber Rachel/setze beliebigen Frauennamen ein. Man kann auch zusammenfassend sagen: Es geschieht die meiste Zeit über nichts. Und wenn doch, bekommt man davon im Halbschlaf dann auch nichts mehr mit.

UMSETZUNG
Ich bin normal nicht so gemein, denn jedes Werk verdient seine Leser. Aber nicht, wenn meiner Meinung nach mit einem solchen Thema so unsäglich rücksichtslos umgegangen wird. Natürlich muss nicht jedes Buch über Krebs eine poetische Liebesgeschichte à la John Green sein, denn seien wir mal ehrlich, so metaphorisch spricht auch kein Jugendlicher. Aber ein Buch über Krebs muss meiner Meinung nach wenigstens auch ein bisschen sensibel sein, denn es ist ein hartes Thema, eine schwere Krankheit und ein entsetzlicher Leidensweg für die Betroffenen. Doch hier wirkt die Leukämie von Rachel nur wie Beiwerk, etwas, um dem Ganzen den Stempel "Für Fans von John Green" aufdrücken zu können, und das stimmt ganz einfach nicht. Wie Greg selbst schreibt, er lernt aus der Geschichte nichts - obwohl da ein Mädchen stirbt. Das Ganze sollte wohl ein Versuch sein, dem Ganzen die Ernsthaftigkeit zu nehmen, aber die achtlose Weise ist mir einfach unangenehm aufgestoßen.

FAZIT:
"Ich und Earl und das Mädchen" kann ich gerade Fans von "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" auf keinen Fall empfehlen, denn Greg ist ein so mieser Protagonist, dass ihn das Schicksal des sterbenden Mädchens herzlich wenig interessiert. Unsensibel, unlustig und unglaublich langweilig haut Jesse Andrews da seine Geschichte raus. Dafür mag ich nicht mehr als 1 Punkt vergeben.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Unverständliche Liebesgeschichte, schlecht und langweilig geschrieben

Dark Heroine - Dinner mit einem Vampir
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Ohne Vorwarnung beugte er sich hinunter, legte seinen Arm hinter meine Kniekehlen und brachte mich zu Fall. Ich landete in seinen Armen und kurz darauf strich kalte Luft über mein Gesicht. Wir flohen aus ...

Ohne Vorwarnung beugte er sich hinunter, legte seinen Arm hinter meine Kniekehlen und brachte mich zu Fall. Ich landete in seinen Armen und kurz darauf strich kalte Luft über mein Gesicht. Wir flohen aus Varnley - wohin, wusste ich nicht. Ich schloss die Augen und kämpfte gegen die aufwallenden Tränen an. Erst dann dachte ich daran zu schreien. Und genau das tat ich. Ein langer, furchtbarer, markerschüttender Schrei hallte durch die Nacht.
Doch es hatte keinen Sinn. Niemand hatte mich gehört und niemand würde kommen.
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INHALT:
Nach einem Abend mit einer Freundin befindet sich Violet allein am Trafalgar Square, als sie plötzlich den Mord an etwa 30 Männern sieht. Voller Angst will sie fliehen - aber die Täter entdecken sie und verschleppen sie kurzerhand zu ihrem Wohnsitz. Und dort erfährt sie, was sie sind: Vampire! Violet fürchtet sich vor ihnen, doch nach einiger Zeit kann sie gleichzeitig nicht leugnen, dass sie sich vom schönen Kaspar angezogen fühlt. Aber andere Wesen trachten ihr noch immer nach dem Leben...

MEINE MEINUNG:

SCHREIBSTIL
Es ist nicht schwierig zu bemerken, dass die Autorin beim Verfassen des Romans erst junge 16 Jahre alt war - denn ihre Art zu schreiben ist noch sehr weit davon entfernt, perfekt zu sein. Das erwarte ich in dem Alter auch gar nicht, aber bei einem gedruckten Buch sollte doch eine gewisse Qualität vorhanden sein. Die Beschreibungen der Umgebungen sind auch in der Tat recht gut und ansprechend gelungen, der Rest jedoch überzeugt gar nicht. Die Dialoge wirken plump und sehr unausgereift, die Jahrhunderte alten Vampire unterhalten sich wie Jugendliche, die gerade einer Reality-Soap entflohen sind. Die Gedanken der Protagonistin, die aus der Ich-Perspektive erzählt, sind naiv und sollen wohl schlagfertig wirken, verfehlen dieses Ziel jedoch weitestgehend. Und oft macht Abigail Gibbs auch den Fehler, von einem Strang zum nächsten zu springen, ohne einen guten Übergang erkennen zu lassen, was einen als Leser aus dem Fluss bringt.

CHARAKTERE
Eigentlich ist Violet die ersten 200 Seiten über eine einigermaßen angenehme Protagonistin, die zwar zwischenzeitlich extrem zickig und unfreundlich sein kann, ansonsten aber Mut beweist. Sobald sie jedoch Kaspar etwas näher kommt, verwandelt sie sich in ein naives und die Augen verschließendes Dummchen, das über all seine Fehler hinweg sieht. Davon hat er übrigens reichlich. Er ist arrogant, ungehobelt, grausam und brutal - Eigenschaften, die mich persönlich bei Männern eher weniger anziehen. Hier sind seine Drohungen Frauen gegenüber und seine Bereitschaft zu töten natürlich in Ordnung, denn schließlich sieht er ja gut aus. Und das reicht. Die sonstigen Figuren bleiben sehr blass und entwickeln sich kaum weiter, außerdem tauchen einige zu Anfang genannte Personen nie wieder auf, weswegen das Ganze sehr unausgegoren wirkt. Der einzige Charakter, den ich ansatzweise leiden konnte, Fabian, wird von der Heldin derart schlecht behandelt, dass es zum Haare raufen ist. Charakterzeichnung: Mangelhaft.

STORY
Nur leider wird das Ganze bei der Geschichte nicht besser. Die Autorin musste die Hauptfigur irgendwie zum Wohnsitz der Vampire bekommen - und lässt diese das Mädchen dafür entführen, was keinerlei Sinn ergibt. Entweder hätten sie sie töten können, als es noch nicht zu spät war, oder sie mit ein paar fiesen Drohungen und/oder Schweigegeld nach Hause schicken. Das alles wäre jedenfalls einfacher gewesen, als sie bei sich festzuhalten und zu einem Vampir machen zu wollen...Abgesehen davon, dass sie Violet sogar eines Tages mit nach London nehmen, um mit ihr einen Ausflug zu machen - und sie tatsächlich nicht vor ihnen flieht, weil sie ihren Exfreund trifft, der ja schrecklicher ist als alle mordenden Vampire zusammen. Das soll einer verstehen! Den größten Teil der Geschichte nimmt natürlich auch die Liebesgeschichte ein, sodass bis Seite 350 so gut wie überhaupt nicht die Rede ist von der im Klappentext erwähnten Prophezeiung. Alles plätschert vor sich hin, nichts Nennenswertes passiert, außer dass Violet fast ermordet wird und danach alle Bedenken wegen Kaspar fallen lässt, weil er sie ja gerettet hat.

UMSETZUNG
Diese Bedenken betrafen vorher zum Beispiel den Aspekt, dass er ihr mehrmals droht, sie zu vergewaltigen, zu schlagen oder zu töten. Ebenso ermordet er vor ihr unschuldige Frauen oder reißt einen anderen Menschen blutig auseinander. Das alles wird beschönigt, mit seiner Natur erklärt - es mag ja endlich mal wieder etwas anderes sein, dass die Vampire hier grausamer sind, aber eine Beziehung, in der gedroht wird, ist für mich dennoch keine gesunde. Und da auf die "Romantik" eben so viel Wert gelegt wird, war ich beim Lesen eigentlich permanent sauer. Abgesehen davon wird das Ganze ansonsten nicht einmal wieder wirklich spannend; Violet trifft neue Personen, Freund und Feind, und lernt schließlich auch ein überaus albernes Geheimnis kennen, bei der sich die Autorin gedacht zu haben scheint, kurz vor Ende noch eben den Grund einzustreuen, weshalb es überhaupt noch mindestens ein weiteres Buch geben wird. Unnötig, unglaubwürdig - wie der komplette Rest eben.

FAZIT:
"Dark Heroine: Dinner mit einem Vampir" ist auf einer Schreibplattform von einer sehr jungen Frau geschrieben worden, was man dem Roman auch eindeutig anmerkt. Die Figuren sind schlecht ausgearbeitet, die Story ist langweilig und abstrus und die Liebesgeschichte zeichnet nur das Bild einer äußerst grausamen und von Drohungen geprägten Beziehung. Ich muss hier jedenfalls nicht weiterlesen! 1 Punkt.