Ein echter Schorlau - diesmal in Italien
Der Tintenfischer"Der Tintenfischer" hat alles, was man von Schorlau - hier in Zusammenarbeit mit Claudio Cajolo - erwartet und lesen will. Hochaktuelle Themen (und damit meine ich nicht Corona, was im übrigen nur in einer ...
"Der Tintenfischer" hat alles, was man von Schorlau - hier in Zusammenarbeit mit Claudio Cajolo - erwartet und lesen will. Hochaktuelle Themen (und damit meine ich nicht Corona, was im übrigen nur in einer netten Zugabeschichte wirklich thematisiert wird, ansonsten als Alltag im Buch stattfindet) gepaart mit einem guten Spannungsaufbau und einer einschmeichelnden Schilderung der Örtlichkeiten nehmen die/den geneigten Leser:in mit nach Norditalien und auch wieder nach Sizilien. Hier schaffen es die Autoren, den/die Leser:in regelrecht mit in das italienische Leben zu nehmen. Wobei die Spannung ganz und gar nicht zu kurz kommt. Der eingängige Schreibstil macht es leicht, dem Geschehen zu folgen und führt dazu, dass man gerne weiterliest. Wobei sich doch der ein oder andere Wermutstropfen einschleicht, denn ab und an gibt es Stereotype, die nicht unbedingt mein Fall sind. Logkfehler leistet sich Schorlau m. E. nicht, auch wenn das der eine oder die andere Leser:in anders sehen mag. Insbesondere an einer Szene scheiden sich die Geister - Stichwort offene Autotür/ Schlüssel stecken lassen - wobei auch das nachvollziehbar ist, wenn man sich gedanklich in diese Situation begibt (sollte man wirklich sein Auto abschließen, wenn man eine schnelle Fluchtmöglichkeit braucht?).
Was dem Leser, der hier mit Band zwei der neuen Reihe einsteigt, verborgen bleibt, ist, ob Anna Klotze tatsächlich eine Deutsche ist und warum sie dann in Italien ermittelt, und, und das ist mir mit der Zeit mächtig auf die Nerven gegangen, warum sie immer mit "Anna Klotze" benannt wird, sobald sie auftaucht, und nicht einfach mit ihrem Titel oder Nachnamen oder Vornamen etc. Ich konnte dafür jedenfalls keine Erklärung finden. Aus diesen genannten Gründen reicht es dann doch nicht zur vollen Punktzahl.
Dass man sich insbesondere beim venezianischen Setting an Donna Leons Brunetti erinnert fühlt, wundert nicht. Zu ähnlich ist die Questura aufgebaut. Insbesondere die Sekretärinnen sowie der (Vize-) Questore erinnern stark an Leons Figuren. Dann ist Schorlaus Commissario Morello doch wesentlich politischer angelegt als Leons Brunetti. Und das macht dann schon einen großen Unterschied.
Zusammenfassend empfehle ich das Buch. Es bringt Spannung, Lokalkolorit, aktuelle Themen gepaart mit einer unterhaltsamen Schreibe mit. Man kann dem zweiten Band auch gut folgen, wenn man den ersten (noch) nicht gelesen hat.